Edward Snowden ist auf Twitter und folgt der NSA

Edward Snowden ist auf Twitter und folgt der NSA

Seit dem Abend des vorgestrigen Dienstags (29.09.2015) ist der bekannte Whistleblower Edward Snowden auf der Mikroblogging-Plattform Twitter vertreten. Das gleichnamige Twitter-Konto ist zweifelsfrei echt: Es wurde von Twitter verifiziert. Auf seinen ersten Post Can you hear me now? antwortete sogar Jack Dorsey, der Mitgründer von Twitter, mit einem kurzen aber prägnanten Yes.

Bereits in den ersten Stunden folgten hunderttausende Menschen seinen Posts. Zum Zeitpunkt der Publizierung dieses Artikels hat Snowden schon rund 1,2 Millionen Follower. Er selbst folgt bislang ausschließlich dem Twitter-Account der NSA – Nicht nur wegen des durch ihn bekannten Überwachungs- und Spionageskandales steckt dahinter eine gewisse Ironie: Die NSA ist mit lediglich 113.000 Followern offensichtlich weit weniger beliebt als Snowden, der bereits nach knapp 2 Tagen die Grenze von einer Million geknackt hat.

Snowden wendet sich direkt an die Öffentlichkeit

Dieses Ereignis ist gleich doppelt interessant, denn: Bisher gab es keine direkte Schnittstelle zwischen Snowden und der Bevölkerung. Stattdessen wandte er sich bislang immer über Umwege an die Öffentlichkeit – Beispielsweise in Form von Interviews, die mit Journalisten geführt wurden. Soziale Netzwerke wie Facebook lehnt Edward Snowden aus Gründen der Sicherheit und des Datenschutzes verständlicherweise ab. Aber auch sicherere, alternative Kommunikationswege wie etwa ein Blog suchte man bislang vergebens. Nun existiert durch Twitter ein direkter Kommunikationskanal mit der Öffentlichkeit.

George Pataki fordert rauswurf von Twitter

Man darf gespannt sein, wie dieser zukünftig genutzt wird. Mit George Pataki hat sich jedoch schon der erste Kritiker gefunden: Der republikanische Präsidentschaftskandidat fordert Twitter-Chef Jack Dorsey dazu auf, das Konto von Snowden zu deaktivieren. Noch absurder ist seine Begründung dazu. Bereits als Antwort auf Snowdens Can you hear me Post schrieb er, dass Snowden ein Verräter sei und er am 11. September echten Mut gesehen hat.

Twitter sei eine „großartige amerikanische Firma, die Terroristen und Verrätern keine Plattform bieten sollte“. Snowden als Terroristen zu betiteln ist gelinde gesagt grotesk. Und wer ihn als Verräter betrachtet, ist de Facto kein Befürworter von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Das scheint zumindest die Mehrheit jedoch selbst zu erkennen: Patakis Twitter-Posts stoßen nur bei wenigen Einzelnen auf Zustimmung. Viele stempeln ihn schlicht als das was er ist ab, nämlich Unsinn. Andere ärgern sich über seinen Aufruf zur Zensur, die nicht den amerikanischen Idealen und Werten entspräche.

Möglicherweise aber geht es Pataki gar nicht wirklich um Snowden, dafür aber um etwas ganz anderes: Durch seine absurde Aussage landete er nicht nur in den USA in sämtlichen großen Medien wie CNN oder Fox. Auch im Ausland wird darüber berichtet – beispielsweise vom britischen Guardian oder dem deutschen Spiegel. Hinsichtlich der Präsidentschaft sieht es nämlich gar nicht gut aus: Pataki erreicht in Umfragen landesweit nicht mal ein Prozent der Stimmen und ist damit von jeglicher Chance weit entfernt.

Es wäre also nicht verwunderlich, wenn er durch diese kontroverse Aussage schlicht seine Bekanntheit steigern möchte. Ob er sich mit dem Inhalt seiner Worte viele Wählerstimmen sichern können wird, darf allerdings stark angezweifelt werden. Allerdings ist es auch unwahrscheinlich, dass Twitter seinen Wunsch erfüllt. Schließlich hat die Plattform Snowdens Account verifiziert und ihn Willkommen geheißen.

 

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