1. #1
    Avatar von DMW007
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    Standard Sollten wir das technisch machbare begrenzen?

    Die Technik und Wissenschaft entwickelt sich immer weiter. Das hat in unserem alltäglichen Leben viele Vorteile: Schnelle und einfache Kommunikation, Arbeitserleichterung und so weiter. Aber es bringt auch Schattenseiten mit sich, die wir aus Gründen der Freiheit, Moral oder teilweise auch Religion nicht unbedingt möchten. Ein paar Beispiele, die mir diesbezüglich gerade einfallen:

    Gentechnik/Klonen von Menschen
    Tiere zu klonen ist bereits seit den 90er Jahren möglich. Mittlerweile gibt es auch Fortschritte beim Menschen. Doch wie sollte diese Technik angewendet werden? Muss man dafür besondere Leistungen erbringen? Soll sich gar jeder Klonen können? Wie gehen wir damit um, wenn z.B. Freunde/Verwandte oder gar die Freundin/der Freund sich klonen lässt? Führt man dann eine 3er-Beziehung? Oder Betrügt man die "originale" Freundin, wenn man z.B. mit dem Klon Sex hat? Woran erkennt man überhaupt, welcher Mensch das Original und welches der Klon wird? Würde uns eine solche Situation wie dass man z.B. durch Klonung 2 Freundinnen hat nicht total überfordern?

    (Menschliche) Roboter
    Es gibt bereits Roboter die wie Menschen aussehen und erstaunlich menschlich interagieren können. Sie sollen so nah wie möglich an echte Menschen herankommen, und könnten damit schon bald als (sogar sexueller) Ersatz für einen menschlichen Partner dienen. Aber wollen wir wirklich, dass man echte Menschen von Robotern nicht mehr unterscheiden kann? Birgt eine künstliche Intelligenz langfristig nicht auch das Risiko, dass diese Technik eine Eigendynamik entwickelt, und sich so menschlicher Kontrolle entzieht? Wir würden damit immerhin eine Art Parallel-Mensch erschaffen.

    Massenüberwachung und Spionage
    Snowden hat bewiesen, dass umfangreiche Massenüberwachung seit Jahren Realität ist. Obwohl etliche Millionen Menschen ausspioniert werden, trägt diese Technik nur zur Aufklärung von sehr wenigen bis gar keinen schweren Verbrechen bei. Außerdem bieten diese Daten großes Missbrauchspotenzial, wie es in Großbritannien z.B. bereits stattfindet: Man verwendet diese Daten gar um harmlose Ordnungswidrigkeiten zu ahnden. Auch falsche Verdächtigungen sind alltäglich. Verlieren wir durch diese ständige Massenüberwachung nicht unsere Freiheit? Ist diese riesige Unverhältnismäßigkeit es für sehr wenige Erfolge wert? Gewinnen wir durch die Aufgabe von Freiheit überhaupt Sicherheit? Oder betrügen wir uns damit selbst, wie Benjamin Franklin so schön sagte: "Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren"?

    Zunehmende Datenerhebung im Alltag
    Nicht nur die Geheimdienste haben es auf unsere Daten abgesehen: Insbesondere Versicherungen sind daran interessiert, möglichst jeden Schritt nachweisbar zu protokollieren. Schon heute gibt es Versicherungen, die Kunden bei Totalüberwachung ihres Autos mit Rabatten locken. Oder Krankenkassen, die Nutzer von Fitness-Armbändern belohnen wenn sie damit belegen, etwa regelmäßig Sport zu treiben. Bisher werden die Kunden dadurch nur belohnt. Der Schritt, die restlichen Kunden welche diese Nachweise nicht erbringen durch z.B. höhere Beiträge zu bestrafen, ist allerdings nicht weit. Von diesen Nachteilen wären nicht nur Menschen betroffen, die sich absichtlich für einen ungesunden Lebensstil entscheiden. Auch z.B. Rentner die häufig den Arzt besuchen könnten höhere Beiträge erhalten, da sie altersbedingt häufiger zum Arzt gehen. Selbst leichtes Fehlverhalten wie z.B. leichte Geschwindigkeitsübertretungen blieben dann nicht mehr unbemerkt, sondern hätten unabhängig von Blitzern einen Strafzettel zur Folge. Wollen wir das wirklich?




    Gerne könnt ihr noch weitere nennen, aber ihr merkt worauf ich hinaus will: All das sind technische Neuentwicklungen, die sich derzeit in eine Richtung entwickeln, welche wir nicht unbedingt gut finden bzw. die sogar gefährlich werden könnte. Natürlich lässt sich der technische Fortschritt nicht aufhalten, und ich möchte damit auch nicht auf die "Früher war das alles besser" Schiene rutschen. Mir geht es vielmehr darum, wie wir mit solchen Dingen in der Zukunft umgehen sollten. Denn diese Dinge können ja zumindest großflächig eingeschränkt werden, in dem wir z.B. Gesetzliche Restriktionen einführen.

    Sie sich selbst zu überlassen halte ich für keine vernünftige Option, da gerade Politik und Wirtschaft oft ganz andere wenn nicht sogar gegensätzliche Interessen verfolgen wie wir normale Bürger. Eine Versicherung etwa profitiert davon, wenn das Auto des Kunden total überwacht wird. Der Kunde nicht unbedingt, weil er so gläsern ist und jeder noch so kleine Fehler unmittelbare Konsequenzen hat. Außerdem besteht bei Daten immer die Manipulations- und sogar Missbrauchsgefahr.

    Was ist eure Meinung zu dem Thema? Ihr dürft gerne auf meine Beispiele eingehen, euch allgemein äußern oder auch selbst Beispiele nennen. Es gibt sicher noch andere Bereiche in denen diese Fragestellung angebracht ist, welche mir spontan nicht direkt einfallen.

  2. #2
    Avatar von Darkfield
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    Standard AW: Sollten wir das technisch machbare begrenzen?

    Ohne eine Weiterentwicklung von Technik und Technologie würden wir immer noch in der Höhle hausen,
    ob man das dann so restriktiv betrachten kann, also jeglichen Fortschritt begrenzen, halte ich für Anmaßend.

    Und betrachtet man die Fortschritte, wann die größten Sprünge bei den Entwicklungen gemacht wurden, dann
    waren das meist Auseinandersetzungen und Kriege die hier der Antrieb dafür waren.
    Demnach, wenn man es logisch betrachtet und konsequent umsetzen würde, müsse man Kriege verbieten,
    dann würde im Umkehrschluss sich die Entwicklung von Technologie selbst ausbremsen.

    Ebenfalls sollte man beachten wer denn heute von Fortschritt und Weiterentwicklung profitiert!
    Gerade in den Bereichen Pharmazie und Waffentechnik sind es Großkonzerne, bei Überwachung und Spionage
    sind es die Regierungen und bei Robotik/Automation sind es weltweit ebenfalls Unternehmen und Konzerne.

    Missbrauch wird es immer geben, dass kann man versuchen zu unterbinden - aber kaum schaffen gänzlich ab zu schaffen.

    Wir wissen nicht was die Zukunft bringen wird, welcher technologische Fortschritt als Waffe missbraucht wird,
    oder diese Entwicklung sich gegen uns richtet (aka Atomkraft).
    Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren. (Benjamin Franklin)
    Die zwei häufigsten Elemente im Universum sind Wasserstoff und Blödheit. (Yonathan Simcha Bamberger)
    Wer schweigt, stimmt nicht immer zu. Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren. (Albert Einstein)
    Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. (Dante)
    Es gibt Besserwisser, die niemals begreifen, dass man recht haben und ein Idiot sein kann. (Martin Kessel)
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  3. #3
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    Standard AW: Sollten wir das technisch machbare begrenzen?

    Das ist mir klar, daher möchte ich auch nicht nach dem Motto "Böse Technik, die muss verboten werden" argumentieren. Denn ich selbst nutze moderne Technik auch gerne. Wenn ich alleine überlege, was man heutzutage mit z.B. Smartphones alles anstellen kann - dagegen ist mein altes Nokia mit 2-Farben Display ein Kinderspielzeug.

    Kriege halte ich generell für Verachtenswert und keine vernünftige Lösungsoption für Konflikte. Zumal gerade die USA noch mehr Öl ins Feuer gießen, in dem sie z.B. mit Uran angereicherte Munition verwenden. Das Kriegsgebiet ist Jahre nach dem der Krieg vorbei ist weiterhin verseucht, und sorgt für Elend in der Bevölkerung (Sinkende Lebenserwartung, Totgeburten, extreme Fehlgeburten wie man sie noch nicht gesehen hat). Ein Verbot für Kriege würde ich daher grundsätzlich befürworten, ganz unabhängig von dieser Thematik.

    Mein Gedanke ist, dass wir solchen modernen Technologien Beschränkungen in unserem Sinne auferlegen. Beispielsweise könnte man das Klonen von Menschen gesetzlich ganz klar regeln. Oder Roboter mit künstlicher Intelligenz die Auflage erteilen, sie dürfen einem Menschen nicht zum verwechseln ähnlich sein (sprich z.B. eine mit der Haut ähnliche Außenhülle). Mir geht es wie gesagt nicht darum, nun Roboter zu verbieten und damit den Fortschritt zu blockieren. Solche Regelungen sollen nur sicherstellen, dass diese Technologie sich nicht entgegen unseren Interessen entwickelt.

  4. #4
    Avatar von Darkfield
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    Standard AW: Sollten wir das technisch machbare begrenzen?

    Zitat Zitat von DotNet Beitrag anzeigen
    dagegen ist mein altes Nokia mit 2-Farben Display ein Kinderspielzeug.
    So mögen auch die Leute aus dem Kontroll-Center der NASA denken, wenn die über ihre damaligen Computer
    nachdenken - im Verhältnis zu einem TI30!

    Name:  220px-TI45.jpg
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    Man kann mit einem TI30 aber auch Berechnungen für Waffen machen!
    Hätte man also den TI30 verbieten sollen, oder die Benutzung des Taschenrechner nur für ethisch saubere Personen zu lassen?

    Wie sieht es mit Beton, also dem Baustoff, aus?
    Einige perfide Verbrecherorganisationen benutzen diesen Werkstoff um unliebsamen Mitmenschen entsprechende Schuhe zu verpassen.
    Steht demnächst auf dem Sack Estrichbeton "Bitte nur Verwendungsgemäß anwenden" (also Warnhinweise ähnlich der auf Zigarettenpackungen).
    Und wenn man das mit Beton weiter spinnt, ironischer Weise, hätte man die Verwendung verboten wären keine Autobahnen im 3. Reich gebaut
    werden können.
    Hätte man so den WW2 verhindern können?

    Und dann zum Thema KI.
    Dazu hat "Isaac Asimov" 1942 eine nette Kurzgeschichte geschrieben, darin verfasste er die drei Gesetze der Robotik:
    1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen (wissentlich) verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen (wissentlich) Schaden zugefügt wird.
    2. Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidieren.
    3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Robotergesetze

    Aber, was nützt und die Begrenzung des technisch Machbaren, wenn sich kriminelle Elemente darüber hinweg setzen?
    Getreu dem Gesetz nach Murphy "Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen", kann man dieses Gesetz umformulieren in "Was machbar ist, wird gemacht".
    Und wer bitte kontrolliert die Kontrolleure?
    Das die Kontrolle komplett versagt sehen wir doch an dem Paradebeispiel der NSA-Affäre hier in DE, wie unsere Kontrolle über den BND
    in ganzer Linie versagt hat.

    Naive Wissenschaftler, kompromittierte Politiker, geldgeile Industrielle, verblendete Patrioten, diese Liste lässt sich endlos fortsetzen.
    Alle diese Elemente werden sich immer über eine Begrenzung hinweg setzen und sich jeglicher Kontrolle entziehen.
    Geändert von Darkfield (26.09.2015 um 05:59 Uhr)
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  5. #5

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    Standard AW: Sollten wir das technisch machbare begrenzen?

    Das technisch Machbare rauszuholen bietet in vielen Bereichen eine Bereicherung für die Menschheit, z.b. durch Medizin-Forschung und IT-Forschung.
    Allerdings gibt es auch sehr viele Sachen die Besorgniserregend sind, z.b. die hohen Militärausgaben und die damit verbundenden Entwicklungen -> z.b. Massenvernichtungs-Waffen. atomarer, biologischer und chemischer Art.
    Auch durch die Gentechnik und den heutigen Möglichkeiten Spionage zu betreiben und dessen Entwicklung ist mit einem kritischen Auge zu betrachten. Es werden viele Grundrechte verletzt. z.b. die Intimsphäre und auch das Post- und Briefgeheimnis.
    Free your mind and your ass will follow...

  6. #6
    Avatar von Darkfield
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    Standard AW: Sollten wir das technisch machbare begrenzen?

    Ohne die Entwicklung der Militärtechnik würden wir heute, und hier, nicht miteinander reden/schreiben!
    https://de.wikipedia.org/wiki/Arpanet
    Das mündete dann im NSFNET
    https://en.wikipedia.org/wiki/Nation...dation_Network
    (was dann, zum Glück, nicht mehr unter der Fuchtel der Militärs steht - aber unter staatlicher Fuchtel)
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  7. #7

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    Standard AW: Sollten wir das technisch machbare begrenzen?

    Ich denke, dass man bei der Bewertung des technisch Machbaren, auch die Einflüsse der Privatwirtschaft mit berücksichtigen müsste. Eine profitorientierte Wirtschaft treibt zwar den Motor der Entwicklung an, hat aber nicht unbedingt z.B. die Volkswirtschaft oder den Fortschritt der Menschheit insgesamt im Blick.
    Vielleicht könnte man die Kontrollen über die Technik lockern, wenn der negative Einfluss der Börsen kontrolliert werden würde. Eine Forschung und Entwicklung, die von Fonds und andere stark gewinnorientierte Strukturen zu moralisch verwerflichen Entwicklungen getrieben wird, führt uns in eine Sackgasse, bzw. unweiglerlich zu unfreien Strukturen (totalitäre Regime o.ä.). Eine Kontrolle der Börsen (Kopplung an die Realwirtschaft, Verbot des "Zockens") würde die Aufgabe des moralischen Einsatzes der Technik erleichtern.
    Just my 5 cts
    Geändert von omoClean (27.09.2015 um 12:42 Uhr)

  8. The Following User Says Thank You to omoClean For This Useful Post:

    Darkfield (28.09.2015)

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