Anwendungsentwicklung oder Systemintegration? (Fachinformatiker)

[Gameboy9]

Hi!
Ich kann mich nicht entscheiden, mich als Systemintegration oder Anwendungsentwicklung als Fachinformatiker zu bewerben.
Ich hab mir meinen Pc selber zusammengebaut und kann ein bisschen Hardware, hab aber auch schon kleine Seiten mit PHP, HTML und CSS programmiert und sorge für Freunde auf einen Windows Server mit Version 2008.
Ich möchte daher eure Meinung hören: Was seid ihr bzw was findet ihr besser und wieso? Am liebsten wäre mir wenn Leute schreiben die selbst die Ausbildung machen oder gemacht haben von Snees habe ich hier vor ein paar Tagen schon ein Thread gesehen in dem er etwas zu Anwendungsentwicklung fragt, wäre nett wenn ihr mir antworten würdet

[patlux]

Empfehlung für dich: Systemintegration. Da du anscheinend kein rießen Spaß am Entwickeln hast, rate ich dir davon ab.

[Sky.NET]

Hä?
Fragst du uns jetzt allen Ernstes was WIR besser finde damit DU dann eine Ausbildung in dem Bereich anfängst?

DU musst doch wissen, was dich mehr interessiert.
Eine Ausbildung setzt keine Vorkenntnisse voraus, nur das Interesse muss da sein.

Wenn das Interesse da ist, dürfte aus deiner Sicht wohl nur noch interessant sein, wie abwechslungsreich ein Bereich ist und wie viel man dort verdienen kann.
Da kann ich dir sagen, dass ein Anwendungsentwickler wesentlich mehr Auswahl an verschiedensten Projekten hat und auch mehr verdient als ein Systemintegrator.

Als Systemintegrator bist du eher handwerklich unterwegs, als Anwendungsentwickler eher intellektuell.
Da musst du wissen, was dir mehr liegt, das kann doch keiner für dich entscheiden.

Zum Gehalt:
Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung - Gehalt und Verdienst
Fachinformatiker für Systemintegration - Gehalt und Verdienst

Da sieht man schon die Unterschiede, das maximale Gehalt eines FiSi's liegt noch unter dem minimalen Gehalt eines FiAe's, wenn dir also Geld wichtig ist und du lieber intellektuell tätig bist, sollte dir FiAe besser stehen, wenn du nicht so viel Wert auf viel Gehalt legst und lieber handwerklich tätig bist, wirst du FiSi.

Wieso informierst du dich denn nicht selbst über diese Berufe im Internet? Es gibt dazu hunderte Internetseiten, dazu muss man nur die Berufsbezeichnung bei Google eingeben und wird mit Infos zugeschissen.

Btw. ich habe die Ausbildung zum Systemintegrator gemacht und arbeite jetzt als Anwendungsentwickler...
Hab damals halt die andere Fachrichtung nicht bekommen, war mir doch egal, mache jetzt AE weil ich schon vor der Ausbildung programmiert habe, und die Ausbildung eig. nur gemacht habe, weil ich nen Schein haben wollte.
Es juckt später keinen mehr was du mal gelernt hast, wichtig ist das was du KANNST (das ist dann meist auch das was du WILLST xD).

[Sanrasaa]

Hallo Gameboy9

Ich selbst bin ausgebildeter Informatiker und werde im nächsten Jahr mit meinem Studium zum Technischen Informatiker anfangen.
Dieses legt ein hohes maß an Anwendungsentwicklung und ich persönlich liebe den Bereich des Programmierers sehr.
Wer allerdings selbst keine große lust hat sich da durch zu kämpfen diverse Programmiersprachen zu meistern und ein ganz neues Denkschema (das eines Programmierers eben) erlernen zu müssen.
Es ist ein recht komplizierter weg, ähnlich dem wenn man eine neue Sprache lernen möchte. Wichtiger aber ist, dass ein Programmierer (oder Anwendungsentwickler) zu erst wirklich "Sprechen" erneut lernen muss.
Das klingt recht eigenartig, aber ich erkläre den Unterschied immer so das es ja ein unterschied ist Englisch sprechen zu lernen oder überhaupt sprechen zu lernen.

Wenn du wirklich etwas mit Informatik machen möchtest (und das nicht nur willst weil du so wie so den ganzen Tag am PC sitzen magst) und das was ich eben alles erzählt habe dir nicht so ganz bekommt, dann solltest du den Systemintegrator wählen.
Hier geht es nahezu ausschließlich um die Hardware. Alternativ gibt es auch noch den Datenbank- oder den Netzwerktechniker welche ebenfalls sehr interessante Zweige des Informatiker-Berufs sind.

Ich hoffe ich konnte dir gut helfen, denn auch mich hat es sehr viel und lange beschäftigt was ich machen möchte.
Im Endeffekt kann ich dir auch ein Duales-Studium nahelegen, da ein Informatiker erst dann richtig gutes Geld macht wenn er Studiert hat :-)

Gruß: Sanrasaa

[Sky.NET]

da ein Informatiker erst dann richtig gutes Geld macht wenn er Studiert hat :-)

Was heute zählt, sind praktische Referenzen, die man in einem dualen Studium ja auch sammelt, aber die Grundaussage ist Müll.
Es gibt nur 3,5 Parameter, die entscheiden ob du einen Job als Entwickler nur gut oder eben besser bezahlt bekommst:

1. Fachliche Qualifikation (Ausbildung, Selbststudium, Studium, irgendwas nachweisbares halt)
2. Ernst zu nehmende, ungewöhnliche Referenzen (Eigene Projekte oder z.B. einen MVP gemacht oder eine Ausbildung bei einer besonders renommierten Firma wie Siemens/SAP/etc. gemacht)
3. Man muss sich selbst gut verkaufen können
3,5. Berufserfahrung (0,5 --> das ist relativ, weil man die bei Punkt 1 und 2 schon sammeln kann, was ich (und die Arbeitgeber) hiermit meine ist aber eher z.B. 5 Jahre durchgehend in einer Firma tätig gewesen zu sein)

Wenn einer der Punkte 1-3 fehlt, kannst du schon mal mindestens 5000 Öcken pro Jahr vom Durchschnittsgehalt abziehen
Btw. habe ich nicht studiert und verdiene 200€ (Brutto/Monat) über dem Branchenschnitt und steigere mich jedes Jahr um etwa 100€

Noch dazu sollte man die Möglichkeit einer Gewerbegründung nicht unterschätzen, aber dafür braucht man weit mehr als nur ne Ausbildung oder ein Studium im IT-Bereich, z.B. auch Eier und Risikobereitschaft xD
Gerade in der IT gibt es 230456239485 Nischen wo man richtig fett absahnen kann mit den richtigen Kunden an der Hand.

[freulein]

Ich bin mir nicht so sicher, ob Systementwicklung noch eine Zukunft hat in Deutschland. Das Gebot der Stunde scheint ja immer noch Outsourcing zu sein, d.h. die großen Firmen entwickeln sowieso überwiegend nur noch im Ausland (Stichwort: Indien)... und kleinere Firmen entwicklen gar nicht, sondern kaufen Software von der Stange. Wenn Du Dich z.B. bei T-Systems, der IT-Tochter der Telekom, als Anwendungsentwickler bewerben willst, werden die nur müde abwinken, und dir sagen: Von denen haben wir noch viel zu viele... die werden nämlich massiv abgebaut, wegen dem Outsourcing, was diese Firma (wie viele andere) aus Kostengründen betreibt.

Eine Chance haben allerdings weiterhin Systemanalytiker bzw. Systemarchitekten... d.h. um irgendwelche Entwicklungsprojekte ins Ausland vergeben zu können, müssen ja die Anforderungen bei den Anwendern gesammelt werden, Software-Architekturen determiniert werden, und abschließend die entsprechenden Spezifikationen erstellt werden, die dann die Vorgaben für die Programmierer im Ausland sind. Und damit hätte ich auch schon die Haupt-Aufgaben von Systemanalytikern bzw. Systemarchitekten aufgezählt.

Ich weiß allerdings nicht, wie die formalen Berufsbezeichnungen hierfür momentan genau lauten. Versuche einfach, eine entsprechende Ausbildung zu finden, die Dir die oben genannten Fertigkeiten auch vermitteln... dann hast Du auch bei großen Firmen gute Chancen.

Ansonsten scheint mir ein Fachinformatiker-Systemintegration auch überwiegend mit Aufgaben beschäftigt zu sein, die nicht ohne weiteres outgesourct werden können. Wenn du eine Systemanalytiker/Systemarchitekten-Ausbildung also nicht findest, würde ich, was Zunkunftssicherheit angeht, eher zum Fachinformatiker-Systemintegration neigen als zum Anwendungsentwickler... obwohl ich selber viel lieber entwickle... nutzt halt nur nix, wenn dir die Firmen alle sagen: das brauchen wir leider nicht mehr so oft.

[Sky.NET]

@freulein
Auf welchen Erhebungsdaten basieren deine Aussagen?
Bist du selbst berufstätig als Softwareentwickler?

Hier mal einige direkt aus der Wirtschaft gezogenen Erfahrungen meinerseits (Region Frankfurt und Umgebung):

Ich arbeite als Entwickler/Consultant bei einer relativ kleinen Firma (ca. 50 Mitarbeiter) und mache einen Job der Outgesourced wurde, ich sitze bei einer Investmentgesellschaft mit mehr als 2500 Mitarbeitern und einem verwalteten Vermögen von über 200.000.000.000€ (200 Milliarden).
Davor habe ich bei einem StartUp mit grade mal 30 Mitarbeitern gearbeitet (die immer noch Entwickler im PHP-Bereich suchen).
Davor (ebenfalls als Externer Mitarbeiter) bei einem Unternehmen mit 2500 Mitarbeitern in einem (!) Projekt in das während der Entwicklung über 100 Entwickler involviert waren, über einen Zeitraum von etwa 7 Jahren, später braucht man natürlich keine 100 Entwickler mehr um die Software zu pflegen.

Und als ich mich dieses Jahr bei einigen Firmen beworben habe, habe ich einige Angebote ablehnen müssen, weil mir die Firma nicht zugesagt hat, wäre die Situation so extrem wie du es darstellst, hätte ich mir das wohl kaum erlauben können.

Meine Ausbildung habe ich zu 1/3 bei Siemens (Professional Education) absolviert, zusammen mit über 100 anderen Azubis im IT-Bereich, die, welche bei Siemens direkt angestellt waren, wurden ausnahmslos übernommen.
Es wurde den Systemintegratoren sogar anfangs noch vorgeschlagen, die Fachrichtung auf Anwendungsentwickler (Schwerpunkt Automatisierungstechnik) zu wechseln, weil dort noch einige Plätze frei waren.

Wenn Du Dich z.B. bei T-Systems, der IT-Tochter der Telekom, als Anwendungsentwickler bewerben willst, werden die nur müde abwinken, und dir sagen: Von denen haben wir noch viel zu viele... die werden nämlich massiv abgebaut, wegen dem Outsourcing, was diese Firma (wie viele andere) aus Kostengründen betreibt.

Angebote für Fach- und Führungskräfte bei der T-Systems Multimedia Solutions GmbH

Sehe ich gleich 5 ausgeschriebene Stellen direkt als Anwendungsentwickler, so wie weitere Jobs die du als AE machen kannst (Consultant, Softwaretester usw.).
Also ist deine obige Aussage totaler Quatsch, bitte vorher Quellen überprüfen.
Genau das GEGENTEIL ist nämlich der Fall xD.

Die Wahrheit ist, dass die große Fernost-Outsourcing Welle vorbei ist, die Unternehmen haben gemerkt, dass wenn sie nur in Fernost produzieren lassen, und die Software anschließend InHouse eingesetzt wird, dass es umso schwerer bis unmöglich ist, diese dann irgendwie zu verändern, zu pflegen, zu fixen.

[freulein]

@ Sky.NET,

ich kenne die Lage bei T-Systems, weil ich dort bis vor kurzem gearbeitet habe. Ich war dort Anwendungsentwickler, und bin mit drei Jahresgehältern Abfindung gegangen. T-Systems würde nicht Anwendungsentwicklern anbieten, mit 3 Jahresgehältern zu gehen, wenn sie Anwendungsentwickler dringend brauchen würden. Ich bin auch nicht der einzige... diese Abfindungsangebote waren Teil eines Programms, das den Abbau von vielen tausenden von Stellen vorsah... und das ganz besonders einen großen Haufen Anwendungsentwickler abbauen sollte, den T-Systems von der Telekom übernommen hatte.

T-Systems hat 27.000 Mitarbeiter, da bedeutet es nicht viel, wenn gerade mal 5 Entwickler gesucht werden. Daß für irgendwelche relativ spezialisierten Themen auch immer noch mal jemand gesucht wird, weil man für solche Spezialthemen auch in Indien die Programmierer selten finden wird, ist schon klar (z.B. im von Dir genannten Link: "Softwareentwickler (m/w) PTC Integrity" oder "Softwareentwickler (m/w) Medical Device Development"). In solchen Spezialbereichen wird man aber als Berufsanfänger garantiert nicht landen können... Zu sagen, "ja Softwareentwickler hab ich gelernt, aber was PTC Integrity ist, weiß ich nicht, nie gehört" wird da nicht ausreichen, und schnell mal einlesen wird auch nicht funktionieren.

Daß Softwaretester nicht gefragt sind, habe ich nicht gesagt. Gerade wenn die Softwareerstellung nach Indien o.ä. ausgelagert wird, und irgendwann dann einmal die Software zurückkommt, muß sie ja hier auf ihre Funktionsfähigkeit getestet werden... die Abnahme kann man ja nicht auch noch nach Indien auslagern. Für einen Softwaretester ist es sehr vorteilhaft, wenn er mal selber mal programmiert hat (das war jedenfalls immer meine Erfahrung mit unseren Testern), aber streng genommen ist ein Softwarentwickler fürs Softwaretesten doch ein wenig überqualifiziert. Aber eine Möglichkeit für einen Entwickler, dennoch unterzukommen, wenn direkte Entwicklerstellen Mangelware sind, ist es schon, da hast Du recht.

Consultant hingegen geht über die reine Anwendungsentwicklung hinaus und geht in den Bereich, den ich mit Systemanalytiker und Systemarchitekt meinte. Für den Consultant mit den Aufgabenbereichen, wie sie T-Systems im Link beschreibt, ist der reine Anwendungsentwickler eher unterqualifiziert.

Ich muß aber zugeben, daß ich die Lage außerhalb der großen IT-Beratungs- und Systemintegrationsunternehmen wie etwa T-Systems, IBM, Capgemini, Accenture und HP nicht besonders gut kenne. Ich bin nur mit vielen Kunden im Mittelstand zusammengekommen, die nie auf die Idee gekommen wären, sich Lösungen entwickeln zu lassen... sondern fast durchgängig immer die fertigen Lösungen suchten. Diese werden aber zunehmend im Ausland entwickelt, selbst wenn der Auftraggeber eine deutsche Firma ist. Damit will ich aber nicht behaupten, daß es für Anwendungsentwickler als Berufanfänger unmöglich ist, einen Job zu bekommen. Es macht es halt nur meiner Meinung nach schwieriger.

[Sky.NET]

Es gibt in jedem Beruf Widrigkeiten, die beim AE die du genannt hast würde ich jetzt nicht als so extrem darstellen wie du es anfangs getan hast.
Eine Entlassung kann Jeden jederzeit treffen, es kann sogar sein dass man 100 Entwickler in einer Firma entlässt, die anschliessend 200 neue einstellt, ganz einfach Projekt oder Standortbezogen.

Es kommt auch immer sehr auf die Firma an, als was du angestellt bist, und was du dann schlussendlich im Büro machst, ich war schon als Consultant in der Testautomatisierung tätig, wo ich überhaupt keine Sachen gemacht habe, die ein Consultant normalerweise macht xD
Es kommt sowieso immer auf die Firma an, in ALLEN Belangen, das ist das gute an IT, du hast deutschlandweit so eine krasse Auswahl an völlig verschiedenen Arbeitsumgebungen, versuch diese Vielfalt mal in einem anderen Berufsfeld zu finden, da wirds dann aber echt eng... Politik, Soziales, Kunst, Musik und Schauspielerei fallen mir da spontan ein, mit den Sachen verdienst du aber nicht annähernd das Geld wie als ITler xD

Und der Mittelstand kann sich Customentwicklung schlichtweg nicht leisten, und das ist auch gut so, oder willst du nem Mittelständler mal eben ne ERP oder OR oder CRM Software schreiben, nur weiler Bock drauf hat, dann müsstest du 5€/Stunde nehmen und selbst dann wirds noch zu teuer...

Was ich aber noch erwähnen wollte, ist dass viele Firmen in den nächsten Jahren und mit steigender Komplexität der Systeme ganz schnell und schmerzhaft lernen werden, was es heißt externe Devs einzustellen, wenn da nämlich ein externer nach 5 Jahren einfach von irgendeinem Wirtschaftsheini von der Liste gestrichen wird, sind auch 5 Jahre KnowHow weg ausm Unternehmen, ich denke dahingehend wird es also sogar eher einen Aufschwung geben in den nächsten Jahren.

[Jokuu]

Etwas in der Art ist bei uns auch passiert. Eine über 10 Jahre alte Software die noch in VBS geschrieben war, wurde von einem externen Dienstleister entwickelt und zu einem gewissen Rahmen auch gewartet. Nun ist vor kurzem aber der Entwickler gestorben. Der Code ist nicht nur alt, sondern auch mager bis gar nicht dokumentiert. Durch den großen Umfang wäre es also ein sehr großer Aufwand, sich da reinzuarbeiten. Da es sich um eine 1-Mann Firma handelte, gibt es niemanden, der sich sonst damit auskennt. Als Konsequenz muss die gesamte Software nun neu geschrieben werden. Auch das sind Kosten, die man sich hätte sparen können, wenn die Software InHouse entwickelt worden wäre, und das auf einem gewissen professionellen Niveau, sodass ausreichend Dokumentation etc. vorhanden ist, und selbst im Todesfall ein Kollege die Software zu moderatem Aufwand weiter pflegen kann.