1. #1
    Avatar von Waterpolo
    Registriert seit
    26.01.2012
    Beiträge
    2.339
    Thanked 2.698 Times in 1.050 Posts

    Standard Die Weimarer Republik

    Die Weimarer Republik



    Nach der Novemberrevolution von 1918 am Ende des Ersten Weltkrieges wurde 1919 die "Weimarer Republik" gegründet. Dieser neue Staat musste ein schweres Erbe antreten und für die Folgen des Ersten Weltkrieges aufkommen. Viele Menschen konnten den Niedergang des Kaiserreichs nicht verstehen und lasteten der jungen Demokratie die Schuld an den schwierigen Lebensumständen an, die ab 1919 als Folge des verlorenen Krieges in Deutschland herrschten. In den folgenden Threads werdet ihr erfahren, warum so wenige Menschen die Demokratie in Deutschland stützten und welche demokratiefeindlichen Einstellungen zum Untergang der Weimarer Republik führten.

    Die Novemberrevolution

    Im Oktober 1918 wurde in ganz Deutschland bekannt, dass Waffenstillstandsverhandlungen eingeleitet worden waren. Die deutsche Seekriegsführung bereitete aber in Wilhelmshaven noch einen großen Angriff auf England vor. Als der Befehl zum Auslaufen kam, verweigerten Matrosen und Heizer am Abend des 29. Oktober den Gehorsam. Auf mehreren Großkampfschiffen löschten sie die Feuer unter den Kesseln und machten die Geschütze unbrauchbar. Die beginnende Meuterei wurde aber niedergeschlagen. Viele Matrosen wurde verhaftet, der Angriff abgesagt und ein Teil der Flotte nach Kiel verlegt. Die Mannschaften auf den Kriegsschiffen in Kiel solidarisierten sich aber mit ihren verhafteten Kameraden, für die sie Todesurteile befürchteten. So flammte der Aufstand am 3. November von neuem auf. Soldaten, Matrosen und Arbeiter der Kieler Werft übernahmen die Gewalt in der Stadt und bildeten einen Arbeiter- und Soldatenrat. Ihre Hauptforderungen waren: die Freilassung aller politischen Gefangenen, straffreie Rückkehr der Matrosen auf die Schiffe sowie Rede- und Pressefreiheit.

    Die Ausrufung der Republik

    Auch in Berlin hatte sich ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Er forderte die Abdankung des Kaisers, Schaffung einer sozialen Republik und Übergabe der Regierungsgewalt an die Arbeiter- und Soldatenräte. Tausende von Menschen zogen am Morgen des 9. November auf das Regierungsviertel Berlins zu, um diese Forderungen durchzusetzen. Das Herannahen der Massendemonstration setzte den kaiserlichen Reichskanzler Prinz Max von Baden stark unter Druck. Als der Kaiser sich mittags immer noch weigerte, zurückzutreten, verkünderte von Baden eigenmächtig dessen Abdankung. Aber die Massenwaren waren nicht mehr zurückzuhalten. Am Mittag des 9. November 1918 versammelte sich die Menge vor dem Reichstag. Es wurde bekannt, dass Karl Liebknecht, der Führer des Spartakusbundes, eine sozialistische Republik ausrufen wollte. Anhänger der SPD drängten ihr Vorstandsmitglied Philipp Scheidemann, dem zuvorzukommen.

    Zitat Zitat von Philipp Scheidemann
    Spoiler:
    Das war gegen 14 Uhr. Um 16 Uhr hielt Karl Liebknecht, Anführer der extremen Linken, eine Rede. Er sagte:

    Zitat Zitat von Karl Liebknecht
    Spoiler:

    „Der Tag der Revolution ist gekommen. Wir haben den Frieden erzwungen. Der Friede ist in diesem Augenblick geschlossen. Das Alte ist nicht mehr. Die Herrschaft der Hohenzollern, die in diesem Schloß jahrhundertelang gewohnt haben, ist vorüber. In dieser Stunde proklamieren wir die freie sozialistische Republik Deutschland. Wir grüßen unsere russischen Brüder, die vor vier Tagen schmählich davongejagt worden sind.[9] (…) Durch dieses Tor wird die neue sozialistische Freiheit der Arbeiter und Soldaten einziehen. Wir wollen an der Stelle, wo die Kaiserstandarte wehte, die rote Fahne der freien Republik Deutschland hissen!


    Räte und Regierung

    Am nächsten Tag, dem 10. November 1918, bildete die SPD eine provisorische Regierung: Sie nannte sich "Rat der Volksbeauftragten". Inzwischen hatte sich die Kriegslage für Deutschland noch weiter verschlechtert. So schloss die provisorische Regierung schon am 11. November den Waffenstillstand mit den Allierten. Um die Mittagszeit dieses Tages wurden die Kampfhandlungen an allen Fronten eingestellt.

    Rätekongress und Spartakusbund

    In vielen Betrieben und Truppenteilen waren inzwischen Arbeiter- bzw. Soldatenräte gewählt worden. Vom 16. bis 21. Dezember 1918 fand im preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin ihr erster Gesamkongress statt. Zwei Drittel der Delegierten gehörten gemäßigten MSPD an und ein Drittel der linksextremen USPD. Der Spartakusbund war nicht zugelassen.

    Am 18. Dezember 1918 lehnte der Rätekongress mit 344 gegen 98 Stimmen den Antrag ab, den Arbeiter- und Soldatenräten die höchste gesetzgebende und vollziehende Gewalt zuzugestehen. Das war die grunsätzliche Entscheidung für eine parlamentarische Demokratie.

    Aufstände

    Einige Beschlüsse des Kongresses zur Demokratisierung des Heeres waren sowohl bei der Obersten Heeresleitung (OHL) als auch bei linken Soldatenräten auf heftigen Widerstand gestoßen. Eine Abteilung der linksextremen Volksmarinedivision besetzte aus Protest mit Waffengewalt das Berliner Schloss. Diese Meuterei konnte der Rat nicht hinnehmen, zumal ein Regierungsmitglied als Geisel genommen worden war. So schloss der Vorsitzende des Rats, Ebert, mit dem Chef der OHL, Groener, ein Bündnis. Die Beschlüsse des Kongresses zur Heeresform wurde für unwirksam erklärt. Als Gegenleistung ließ Groener Reichswehrtruppen in Belin einmarschieren, um die gegen den Rat meuternden Matrosen niederzuwerfen. Dies führte wiederum zu einer breiten Aufstandsbewegung von Arbeitern und Soldaten gegen die Regierung Ebert/Scheidemann wegen des vermeintlichen Verrats an der gemeinsamen Sache.

    Niederschlagung

    Mit den Worten "Meinetwegen, einer muss der Bluthund werden, ich scheue die Verwantwortung nicht!" übernahm der Mehrheits-Sozialdemokrat Gustav Noske den Oberbefehl, um die Aufstände niederzuschlagen. Zu diesem Zweck wurden regierungstreue Freikorps zusammengestellt. In Berlin wüteten die Kämpfe eine Woche lang. Zu den Opfern gehörten auch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Sie wurden am 15. Januar 1919 von Freikorps-Offizieren ermordet. Auch in anderen Teilen Deutschlands kam es zu Aufständen, die auf Weisung der nun allein regierenden SPD-Regierung Ebert/Scheidemann von Militär und Freikorps niedergeschlagen wurden.

    Wahlen zur Nationalversammlung

    Am 19. Januar 1919 fanden die Wahlen zur deutschen Nationalversammlung statt. Es gingen 83 Prozent der Wahlberechtigen zur Wahl. Zum ersten Mal durften auch die Frauen wählen. 54 Prozent der abgegebenen Stimmen stammten von Frauen. Wegen der Gefahr weiterer Unruhen in Berlin wurde Weimar zum Tagungsort der Nationalversammlung bestimmt. Hier hofft man, unter dem Schutz eines Freikorps ungestört tagen zu können.

    Der nächste Teil handelt von der Weimarer Verfassung!

  2. The Following 7 Users Say Thank You to Waterpolo For This Useful Post:

    Bubble (28.06.2013), Darkfield (29.06.2013), Dbzfreak1337 (28.06.2013), DotNet (28.02.2016), Festplatte (28.06.2013), ThunderStorm (28.06.2013), x BoooM x (28.06.2013)

Ähnliche Themen

  1. Die Weimarer Verfassung
    Von Waterpolo im Forum Bildung
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 28.06.2013, 22:11
Diese Seite nutzt Cookies, um das Nutzererlebnis zu verbessern. Klicken Sie hier, um das Cookie-Tracking zu deaktivieren.