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    Standard Gedichtinterpretation Willkommen und Abschied von Wolfgang Goethe

    Eine Uralte Gedichtinterpretation von mir zu Goetes "Willkommen und Abschied". Schluss fehlt, da er nicht zur Aufgabe gehörte. Inhaltlich im Bereich gut bis sehr gut, ABER es fehlt großteils der formale Aufbau des Gedichts (Reimschema usw). Würde in dieser Form also Abzug geben, da das bei einer Gedichtinterpretation eigentlich immer automatisch vorausgesetzt wird (ich hasse das, daher hab ichs weggelassen).
    Im Anhang gibts das ganze nochmal als PDF.

    Gedichtinterpretation „Willkommen und Abschied“

    Im Rahmen der Aufklärung wollen wir uns mit dem Gedicht „Willkommen und Abschied“ beschäftigen, welches 1789 von Wolfgang Goethe geschrieben wurde. Es existiert eine frühere Version aus dem Jahre 1771, die im Folgenden jedoch keine Beachtung findet. Das vorliegende Gedicht ist klar in die Kategorie „Sturm und Dran“ einzuordnen, welche ein Bestandteil der Epoche der Aufklärung ist. Goethes Gedicht handelt von der Liebe, genauer von der vermutlich heimlichen Beziehung des lyrischen Ichs, welche hierbei wohl für Goethe selbst stehen soll.
    In den ersten beiden Strophen wird der Weg des Mannes zu seiner Geliebten beschrieben. Der Reiter nimmt diesen auf sich, obwohl er (u.a. wegen der Dunkelheit) als gefährlich beschrieben wird. Anschließend berichtet der Mann von der Begegnung zwischen ihm und seiner Geliebten.
    Die letzte Strophe handelt vom Abschied der beiden, der offenbar wider Willen Geschieht.

    Am Anfang von Zeile eins und zwei macht sich eine Anapher bemerkbar: „Es schlug […]“, „Es war getan […]“. In Zeile vier finden wir eine Metapher: „Und an den Bergen hing die Nacht […]“, womit die aktuelle Tageszeit (Nacht) dem Leser verdeutlicht werden soll. Dieses Bild eines Reiters, der nachts durch die Dunkelheit reitet macht einem bewusst, in welche Gefahr sich der Mann begibt, nur um seine Geliebte zu sehen. In den folgenden Zeilen ist von einer „Eiche im Nebel“ die Rede. Hierbei handelt es sich vermutlich um eine Person oder Kreatur, die dem Reiter Angst bereitet (Zeile 6-8 „Ein aufgetürmter Riese, da Wo Finsternis aus dem Gesträuche Mit hundert schwarzer Augen sah“).
    In der zweiten Strophe sind auffällig viele dunkle Vokale zu finden. In Kombination mit der Einleitung des Mondscheines (Zeile 9) wird dabei eine zum Text passende düstere, bedrohliche Stimmung erzeugt. Der Reiter befindet sich nun vermutlich weiter im tieferen des Waldes, der die ohnehin etwas angespannte Situation der Dunkelheit noch weiter verstärkt. Goethe lässt uns hier erkennen, dass der Reiter durchaus Angst hat: „Die Winde schwangen leise Flügel, Umsausten schauerlich mein Ohr“ (Zeile 11-12). Diese Umstände, die jemanden in dieser Situation durchaus zur Umkehr zwingen könnten, haben jedoch keine Auswirkungen auf den Reiter: Sein Mut ist immer noch „frisch und fröhlich“ (Zeile 14). In den folgenden zwei Zeilen werden über einen Parallelismus die Gefühle des Reiters näher beschrieben. „Feuer“ brennt in seinen Adern (Zeile 15) und „Glut“ befindet sich in seinem Herz (Zeile 16). Das Feuer in den Adern des Reiters könnte man als Angstgefühl deuten, das jedoch keineswegs so heiß ist wie die Glut, welche hier für die Liebe zu seiner sehnsüchtig erwarteten Geliebten symbolisiert. Die Ausrufezeichen am Ende dieser beiden Zeilen verdeutlichen nochmals seine großen Emotionen. Hier handelt es sich im gesamten Gedicht um die bisher einzigsten Zeilen, die mit einem Ausrufungszeichen beendet wurden.
    Die etwas angespannte Stimmung wird in der dritten Strophe gelockert. Im Gegensatz zur vorherigen finden wir hier eher helle Vokale: Der Reiter hat offenbar sein lang ersehntes Ziel erreicht und ist voller Freude, seine Geliebte endlich zu sehen („Dich sah ich“, Zeile 17). Seine offenbar sehr große Liebe zu dieser Frau wird in nahezu jeder Zeile deutlich: „Ganz war mein Herz an deiner Seite“ (Zeile 19), „Und jeder Atemzug für dich“ (Zeile 21). Die letzten beiden Zeilen werden besonders hervorgehoben, hier finden wir wie in der Strophe zuvor offensichtlich sehr wichtige Aussagen, die es Wert sind mit einem Ausrufezeichen beendet zu werden. Mit diesen beiden Zeilen wird die bisherige Stimmung und Wirkung verändert, insbesonders mit „Ich hofft es, ich verdient es nicht!“. Der Leser kommt sich hier in etwa wie nach dem Ende eines schönen Traumes hervor, an dem die betreffende Person erkennt, dass es sich hier nicht um die Wirklichkeit handelt.
    Die letzte Strophe belegt, dass dieser Gedanke nicht unbegründet ist: „Doch ach, schon mit der Morgensonne Verengt der Abschied mir das Herz“ zeigt klar und deutlich, dass der Reiter bereits nach sehr kurzer Anwesenheit wieder aufbrechen muss. Als aufmerksamer Leser wird man spätestens hier Vermuten, was der Grund für diesen plötzlichen Aufbruch ist. Es wird auf jeden Fall deutlich, dass beide nicht in einer normalen Beziehung zueinander stehen. In Anbetracht der geschichtlichen Epoche handelt es sich hier vermutlich um eine Beziehung, die zu damaliger Zeit nicht gewünscht oder geduldet wurde und daher in der dunklen Nacht stattfinden muss.
    Die nächsten zwei Zeilen machen jeweils mit dem letzten Wort eine Anapher deutlich („Wonne“ – „Schmerz“, Zeile 27-28). In den letzten Zeilen berichtet der Reiter über den Abschied von seiner Geliebten. Zuerst erinnert er sich an die schönen Augenblicke mit Ihr, in dem er eine Anapher verwendet („In deinen Küssen welche Wonne! In deinen Augen welcher Schmerz“). In Zeile 20 zeigt Goethe, dass nicht nur der Reiter um den Abschied trauert („Und sahst mir nach mit nassem Blick“). Am Schluss versucht er, den traurigen Abschied eher kurz zu halten und die Stimmung des Abschieds etwas zu verdrängen, in dem er die Liebe als „Glück“ ansieht.
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