Der Präsident des Handwerks findet, das neue Bürgergeld wird für Demotivierung bei Geringverdienern und Arbeitslosen sorgen: Wer im Niedriglohnsektor arbeitet, würde lieber kündigen und das Bürgergeld nehmen, wenn er mit seinem Vollzeitjob nur wenig mehr bekommt als mit Bürgergeld. Statt die Hartz 4 Konditionen zu verbessern, sollte man seiner Meinung nach mehr tun, damit Langzeitarbeitslose ihr Leben selbst finanzieren können.

Ähm wie bitte? Der fordert ernsthaft, wir sollen den ohnehin Armen gefälligst weniger geben, damit die Kluft zu denen die kurz vor der Armut steht ausreichend groß bleibt? Und das noch dazu in Zeiten, in denen alles massiv teuer wird? Ein schlechterer Zeitpunkt für so eine asoziale Aussage ist dem wohl nicht eingefallen. Ich stimme ihm ja so weit zu, dass wir ein Problem haben, wenn jemand Vollzeit so wenig verdient, dass er kaum mehr bekommt als mit Arbeitslosengeld. Das Problem liegt aber ganz woanders. In dem Fall ist schlichtweg der Lohn viel zu gering! Wo bleibt also die logische Forderung nach höheren Gehältern? Damit würde sich übrigens auch das Fachkräfteproblem ein ganzes Stück weit entschärfen. Der Trend zum Studium kommt ja nicht, weil die Konditionen fürs Handwerk so unglaublich attraktiv sind. Sondern weil die Leute sich da Körperlich meist nicht so kaputt machen und dazu meist deutlich mehr verdienen.

So lange diese Dinge nicht deutlich besser werden, sehe ich da wenig Chancen fürs Handwerk. Und das ist eine schlechte Prognose für uns alle. Wer soll denn die Schreinerei, Flaschnerei, Bäckerei etc. betreiben? Das sind nur Beispiele von handwerklichen Branchen, die sich seit Jahren problematisch sind. Der Studierte Informatiker will sein Brot sicher nicht vom Discounter kaufen. Zumindest wenn er einigermaßen intelligent ist weiß er, dass da zig Zusatzstoffe drin sind. Und aus Verbrauchersicht will man kein Oligopol oder gar Monopol. Großkozerne sind nicht gerade für ihren Wohlwollen gegenüber der Allgemeinheit bekannt. Kleinere Betriebe denken da oft anders. Die wollen nicht reich werden. Sondern ihren Beruf ausüben, genug Geld für ihren Betrieb haben und am Ende sollte noch was übrig bleiben, um einigermaßen vernünftig davon leben zu können.

Hubertus Heil plant übrigens, Hartz 4 durch ein Bürgergeld zu ersetzen. Nur falls ihr es noch nicht mitbekommen habt. Es geht um eine Reform, die gerechter sein soll: Etwas mehr Geld (gleicht die Inflation aus), zukünftig bei höherer Inflation schnellere Erhöhungen, höhere Toleranzschwellen, mehr Investition in langfristige Weiterbildung statt kurzfristige Aushilfstätigkeiten und andere Dinge sind Bestandteil davon. Das ganze wird kritisch von vielen Seiten gesehen: Die einen finden die minimalen Verbesserungen ein Witz und nennen es Hartz 4 unter neuem Name. Anderen wie z.B. dem Lindner geht das schon viel zu weit. Er mahnt, dass eher gespart werden müsse, statt neues Geld auszugeben.