Sind wir besser oder schlechter informiert als frühere Generationen?

[snakesplane]

Ich möchte hier mal eine kleine Diskussion eröffnen: Sind wir in Zeiten des Internet besser oder schlechter informiert als die Generation unserer Eltern und Großeltern?

Einerseits haben wir mit Fernsehen, Radio und Internet wesentlich mehr Möglichkeiten der Informationsbeschaffung als beispielsweise unsere Großeltern und deren Eltern, für die eine Zeitung und gegebenenfalls noch das Radio, als einzige Informationsmedien herhalten mussten. Andererseits habe ich das Gefühl, dass wir uns viel weniger mit den Informationen auseinander setzen als früher und somit ungebildeter sind.

Ein paar Beispiele:
Ein Schüler braucht für eine Hausaufgabe das Datum des Ausbruchs des 2. WK. Heutzutage gibt er bei Google "Beginn 2. WK" ein und erhält den 1.9.1939 als Antwort. Fertig!
Früher musste der Schüler in ein Lexikon schauen, den Begriff 2. Weltkrieg nachschlagen und zur Beantwortungen seiner Frage zumindest einen oder zwei Sätze dazu lesen, bzw. kam vielleicht sogar in Versuchung etwas mehr als nur dieses Datum, zu dem Thema aufzunehmen.
- Ich glaube die Wahrscheinlichkeit sich intensiver mit einem Thema auseinander zu setzen, war früher größer.

Heutzutage darf jeder ins Internet schreiben was er möchte, ohne dass seine Informationen nachgeprüft werden oder er sich in irgendeiner Form als für dieses Thema qualifiziert ausweisen müsste. Früher hatten meist nur ausgebildete Journalisten die Möglichkeit Einfluss auf das Meinungsbild der Gesellschaft zu nehmen. Ihre Artikel wurden in Redaktionen von mehreren Kollegen gegengeprüft und erst nach umfassender Recherche der Fakten freigegeben.
- Ich glaube die Qualität der Informationen war früher (in der Breite) besser.

Früher nahmen sich die Menschen Zeit, um in Ruhe die Zeitung zu lesen oder planten die Tagesschau als festen Bestandteil Ihres Alltags mit ein. Die Nachrichten wurden intensiv verfolgt und in einigen Familien und Freundeskreisen sogar diskutiert. Heutzutage starten wir kurz die Nachrichten-App auf unserem Handy und lesen die Headlines, im seltensten Fall noch die Aufmacher durch und schon haben wir uns eine Meinung zu einem Thema gebildet.
- Die Informationsflut sorgt dafür dass wir nur noch Schlagzeilen aber keine Hintergründe mehr kennen.

Und die Frage die sich daraus ergibt:
Wie sehr verändert diese Entwicklung auch unsere Umwelt? Gerade wurde Donald Trump zum nächsten Presidenten der USA gewählt. Die Harvard Universität hat eine Studie veröffentlicht, laut der 75% der von Donald Trump im Wahlkampf getätigten Aussagen und Behauptungen, einer genauen Überprüfung nicht standhalten. Der Mann hat also ständig gelogen, übertrieben oder Fakten verdreht. Es wäre für jeden amerikanischen Bürger ein leichtes gewesen diese Lügen zu enttarnen, aber nichts der gleichen ist geschehen.
Das gleiche passiert gerade hier in Europa, wo zum ersten mal seit 70 Jahren wieder rechtsgerichtete Parteien, Länderübergreifenden Zuspruch erhalten.
- Ich behaupte die Informationsflut sorgt dafür, dass unser Denken in "schwarz / weiß" in "gut / böse" in "richtig / falsch" immer extremer wird und die Wahrheit - die sich vermutlich irgendwo in der Grauzone befindet - immer mehr verschwindet.

Nun seid Ihr gefragt. Ich freue mich auf eure Meinung.

[Sisco30M]

Ich finde wir sind was Technik betrifft besser informiert, aber was die Handwerkkskunst und die Natur betrifft sind wir meiner Meinung nach schlechter informiert als die Leute früher. Früher gab es mal Heimatkunde, da lernte man die ganzen Baumarten kennen und deren Blätter zu bestimmen, heute ist das so weit ich weis gar nicht mehr im Lehrplan für die Schüler enthalten, stattdessen anderes Zeug was man eigentlich gar nicht braucht im Leben.

[gelaofo]

Ich glaube, das Internet hat sehr viel Potenzial.
Ich kann nicht nur etwas über ein sehr spezielles Thema herausfinden, Fachliteratur durchstöbern, wissenschaftliche Themen nachschlagen, usw., sondern sogar digitalisierte Bücher genießen und darin sogar suchen.
Ich bekomme News aus ganzer Welt, von verschiedenen Nachrichtenportalen. Erfahre, was die USA zum Beispiel über Deutschland berichtet, was die Presse hier vielleicht für unwichtig hält.
Ich könnte sogar meiner Oma Ratschläge zum Einmachen von Gurken geben, wenn ich bei Google danach suche.
Außerdem sinkt die Hemmschwelle gewisse Themen einfach mal bei Google einzugeben, sei es "Wann war denn nochmal der Mauerfall?", "Wieso ist der Himmel blau?"
Ohne das Netz ist man da auf die Hilfe fremder Personen angewiesen, die dabei dann gleichzeitig über einen urteilen (mglw. verurteilen?)

Als negative Seite ist natürlich die Fehlinformation zu nennen, die Rechtspopulisten und sogar der IS sich zunutze machen, um leichtgläubige Menschen zu verunsichern und für sich zu gewinnen. Auch die Aussagekraft von einigen Websites ist natürlich alles andere als hoch oder standfest.

[scofield]

Beiläufig an Informationen zu gelangen ist heutzutage durch schnelles Internet und den weit verbreiteten mobilen Online Geräten, sprich wie Smartphone und Tablet deutlich einfacher und man bekommt diese ja quasi schnell aufs Auge gedrückt. Zu meiner Zeit in den 90ern musste man wirklich sich Abends vor die Nachrichten hocken um im Geschehen zu bleiben bzw. man hat halt das mitbekommen was die Leute im Dorf gehört und weitererzählt haben.

Heut reicht es schon bei WEB.de sein Email Postfach zu checken und schon hat man auf der Startseite die neues Meldungen und News. Also die Art und Weise an Informationen zu gelangen ist schon deutlich einfacher und angenehmer, es liegt also nur noch an einem selber, was interessiert einen und was hält man für wichtig, was schnapp ich auf und was vergesse ich gleich wieder
Aber im großen und ganzen muss man schon sagen, dass sich Informationen deutich schneller verbreiten und die Leute hinterher beim Kaffeeklatsch auch darüber auch Sprechen.

[sean]

Die Frage ist ja aber auch, ob es gut ist, ständig alle Informationen zu erhalten und ob diese nicht aufgrund der vorschnellen "ich muss der erste sein, der davon Berichtet"-Berichterstattung einiges verdreht wird. Und ob man immer alles wissen und gesehen haben muss, bezweifle ich auch.

[DotNet]

Ich denke nicht, dass man Schlussfolgern kann, früher wurde sich mehr mit den Informationen beschäftigt. Klar sind häufig gesuchte Fragen wie z.B. der Beginn des 2. Weltkriegs mittlerweile direkt über Google einsehbar, sodass man den Wikipedia-Artikel gar nicht mehr lesen muss. Aber würde sich der Schüler intensiver damit beschäftigen, wenn dies nicht so wäre? Das Datum steht doch oft im ersten oder zweiten Satz, wie bei diesem Beispiel auch im Wikipedia-Artikel. Das dürfte in einem gedruckten Papierlexikon nicht groß anders sein. Der desinteressierte Schüler ließt also den ersten Satz und schlägt das Buch wieder zu, dadurch weiß er auch nicht mehr. Wobei ich das Beispiel ungeschickt gewählt finde. Der zweite Weltkrieg wurde bei mir sowohl auf der Realschule als auch auf dem Gymnasium ausführlich durchgenommen, in letzterer Schule sogar mehrere Wochen. Am Ende stand eine Klassenarbeit, die sich fast ausschließlich mit dem Nationalsozialismus sowie 2. WK beschäftigte.

Es war also fast gar nicht möglich, nicht zumindest halbwegs über dieses Thema informiert zu sein. Aber ich verstehe natürlich worauf du hinaus wolltest: Man hat die Info die man braucht, also sieht man keinen Sinn dahinter, den kompletten Artikel zu lesen um mehr zum Thema zu erfahren. Ich denke nicht, dass man dies verallgemeinern kann. Wer mehr Infos wollte, hatte früher schon die Möglichkeit, mehr als nur die erste Zeile des Buches zu lesen. Heute ist es eben das Anklicken eines Google-Links.

[Nuebel]

Wir sind heute über-informiert aber nicht aufgeklärt.
Früher waren wir beides nicht.

[stedenon]

Durch das Internet haben wir natürlich die Möglichkeiten uns besser und schneller zu Informieren. Allerdings muß man sich mehr als Früher vor Falschmeldungen in acht nehmen.

[zorro6019]

Wir sind heute besser informiert wie früher allein das man überall Internet hat und dadurch alles nachschlagen kann was man wissen will ob das vom Vorteil ist , ist fraglich .

[olwel]

Es gibt viel mehr Informationen. Diese werden allerdings immer weniger geprüft. Und zwar nicht nur ihrem relativen Antteil nach, sondern z.B. durch das Zeitungssterben auch absolut.

Ich beobachte eine immer größere Unsicherheit bzw. Unfähigkeit, Wahres von Zweifelhaftem oder Unwahrem unterscheiden zu können. Daraus ergibt sich der Teufelskreis, dass man komplexe Zusammenhänge scheut und somit immer leichter belügbar wird.

Dabei könnte es so einfach sein: Von der Quantität und Qualität der Wikipedia konnten selbst Besitzer des Großen Brockhaus früher nur träumen, komplexe Fragestellungen erforderten den Gang zu einer gut sortierten Bibliothek - die dann dennoch selten aktuell war. Wer so etwas nicht intensiv nutzt, ist m.E. selbst dran schuld.

Ich habe hingegen nicht viel Verständnis dafür, seine Fragen nur in Google einzugeben. Da erhalte ich doch jede beliebige Antwort, die ich haben möchte (Ist Manuel Neuer schwul? Sind Impfungen schädlich? Werden wir durch Chemtrails vergiftet?)

Ich bin ja immer noch ein Fan der alten Medien, die in vielen Jahrzehnten aufgezeigt haben, welchen Wert ihre Informationen besitzen. Da kann sich weder bei der Tagesschau noch bei der Bild-Zeitung jemand rausreden, die könne man nicht einschätzen. Bei einem Facebook-Account sieht das schon etwas anders aus ...