1. #1
    Avatar von DotNet
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    Standard Warum Internet in Klausuren verbieten?

    Niedersachsen plant als erstes Bundesland einen revolutionären Schritt in der Schulgeschichte: Smartphones/Tablets sollen in Klausuren erlaubt werden. Vorerst nur offline, um etwa Taschenrechner oder spezielle Nachschlagewerke zu nutzen. Professor Jürgen Handke, Experte für digitale Lehre/elektronische Prüfverfahren, geht das nicht weit genug: Seiner Ansicht nach muss Schülern und Studenten alles erlaubt werden, was sie auch im (späteren) Alltag verwenden. Er hält es sogar für "absurd", Schülern das Internet zu verbieten: Schließlich könnte man im Arbeitsalltag problemlos etwas nachschlagen, und sei nicht auf auswendig lernen angewiesen.

    Klassische Fragen zum auswendig lernen sind damit nicht mehr möglich. Handke sieht diese aber als falsch an: Statt Wissen sollte Kompetenz vermittelt werden. Hier können die Schüler selbst mit Internet gar nicht abschreiben. Sie benötigen Kompetenz, um etwa eine Analyseaufgabe oder Recherchetechnik durchzuführen. Grundsätzlich sei die heutige Prüfungsform veraltet. Die heutzutage gängige digitale Zusammenarbeit ist in Klausuren nicht vertreten. Die Debatte, ob Internet in Klausuren genutzt werden solle, hält er für von Vorgestern. Prüfungen müssen sich nahe an der Realität bewegen.

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    Ich finde seinen Gedankengang sinnvoll und unterstütze ihn. Meiner Ansicht nach ist das der Grund für viele schulische Probleme und auch die Beschwerden der Firmen: Vieles muss schlicht auswendig gelernt werden für die Klassenarbeit, dann ist es nicht mehr Relevant. Wirkliches Verstehen steht nicht im Vordergrund. Und der Praxisbezug schon gar nicht. Kein Mensch muss im Alltag alles auswendig wissen, oder führt Berechnungen rein händisch durch.

    Vor allem bei Studenten ist das häufig zu beobachten. Im Studium haben sie sich fast ausschließlich mit theoretischen Problemen beschäftigt. Diese können viele nicht in die Praxis übertragen, und stehen daher im Arbeitsalltag wie der Ochse vor dem Berg. Es fehlt die Kompetenz, das gelernte Wissen in einer Form anzuwenden, die in der Realität benötigt wird. Es bringt nichts die Zusammensetzung des Materials eines Autos zu kennen, wenn man dieses Wissen nicht nutzen kann, um das defekte Auto zu reparieren.

    Wie denkt ihr darüber? Gibt es überhaupt noch sinnvolle Gründe, in Klausuren das Internet zu verbieten?

    Im Krieg gibt es keine Gewinner, nur Verlierer!

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    Chrissy (12.05.2017), Nuebel (12.05.2017)

  3. #2
    Avatar von DasEtwas
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    Standard AW: Warum Internet in Klausuren verbieten?

    Zu aller Erst: Ich schreibe hier aus Sicht eines Schülers, der dieses Jahr sein Abitur in NRW ablegt.

    Zitat Zitat von DotNet Beitrag anzeigen
    Vorerst nur offline, um etwa Taschenrechner oder spezielle Nachschlagewerke zu nutzen.
    Schon Schwachsinn. Ich als Abiturient musste mir bereits vor zwei Jahren einen grafikfähigen Taschenrechner für etwa 80€ zulegen. Inwiefern das für jemanden, der Mathematik nicht als Abiturfach gewählt hat, sinnvoll ist, sei dahin gestellt. Fakt ist, dieser Taschenrechner musste angeschafft werden. Wieso sollte man zusätzlich sein Handy als Taschenrechner benutzen, wenn man bereits eine "eierlegende Wollmilchsau" als Taschenrechner hat. Dieser darf inzwischen sogar im Bio- und Chemieabitur genutzt werden. Genau wie in jedem Fach ein Duden benutzt werden darf.

    Zitat Zitat von DotNet Beitrag anzeigen
    Schließlich könnte man im Arbeitsalltag problemlos etwas nachschlagen, und sei nicht auf auswendig lernen angewiesen.
    Stimmt schon. Aber inwiefern muss man im Arbeitsalltag schon diverse Graphen unendlich ins Negative laufen lassen? Oder die Verwandschaft von Chamäleonarten analysieren? Oder von mir aus Gedichte analysieren? Wenn man nicht gerade Lyriker, Mathematiker oder Fachbiologe ist, muss man dies gar nicht.

    Zitat Zitat von DotNet Beitrag anzeigen
    Hier können die Schüler selbst mit Internet gar nicht abschreiben.
    Abschreiben vielleicht nicht. Aber die Vorgehen von z.B. Analysen nachschlagen, was eigentlich gelernt werden sollte.

    Zitat Zitat von DotNet Beitrag anzeigen
    Grundsätzlich sei die heutige Prüfungsform veraltet.
    Dem kann ich so nur zustimmen. Besonders bei G8 wird einem nur noch Stoff reingeprügelt.

    Zitat Zitat von DotNet Beitrag anzeigen
    Ich finde seinen Gedankengang sinnvoll und unterstütze ihn. Meiner Ansicht nach ist das der Grund für viele schulische Probleme und auch die Beschwerden der Firmen: Vieles muss schlicht auswendig gelernt werden für die Klassenarbeit, dann ist es nicht mehr Relevant. Wirkliches Verstehen steht nicht im Vordergrund. Und der Praxisbezug schon gar nicht. Kein Mensch muss im Alltag alles auswendig wissen, oder führt Berechnungen rein händisch durch.
    Da geb ich dir vollkommen Recht, keine Frage. Aber so gibt es bereits viele Hilfsmittel, die in Klausuren genutzt werden können. Vielleicht gehen diese Mittel nicht mit der Zeit, beispielsweise der Duden, so können diese trotzdem genutzt werden. Generell wird heutzutage schon genug der Umgang mit der Technik und Medien "gelernt". Selbst 10 Jährige laufen heutzutage mit iPhones durch die Gegend. Was natürlich im Hintergrund deines angesprochenen Punktes sehr positiv ist. Es muss eben mit der Zeit gegangen werden, und ein neues Bildungssystem muss sowieso her. Dennoch sollte man es den Schülern nicht allzu einfach machen. Ich merke selbst, dass "Abitur machen" gleich "Büffeln" bedeutet. Meist auch unnötigen Stoff, den man so nicht mehr benötigen wird, da man meist eine ganz andere Berufsrichtung einschlagen will. Aber dem Schüler die Möglichkeit zu geben, im Prinzip alles eigentlich per Unterricht vermittelte Wissen nachschlagen zu können, ist meiner Meinung nach der falsche Weg.
    Geändert von DasEtwas (12.05.2017 um 00:24 Uhr) Grund: kleinere Fehler korrigiert

  4. #3
    Avatar von Nuebel
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    Standard AW: Warum Internet in Klausuren verbieten?

    Geändert von Nuebel (12.05.2017 um 09:36 Uhr)

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