Keyless go - Schlüsselloses öffnen von Fahrzeugen fördert Diebstahl?

[Fritz]

Fahrzeughersteller bieten ihren Kunden jeden Komfort an. Keyless go, erstmalig 1998 von Mercedes-Benz angeboten, bietet den Komfort an das Fahrzeug ohne Fahrzeugschlüssel zu öffnen und zu starten. Sobald der Fahrer in der Nähe des Fahrzeugs ist entriegelt das Fahrzeug selbsttätig und lässt sich starten.

Im Jahr 2014 wurde über Probleme Berichtet. Fahrzeuge aller Hersteller, auch Premium Marken, lassen sich unberechtigt öffnen und wegfahren. Es gibt Geräte zu kaufen, mit deren Hilfe sich Fahrzeuge mit keyless go Problemlos und ohne Kratzer oder Beschädigungen zu verursachen, öffnen lassen. Da diese Schlüssel immer und überall Signale senden, werden die Frequenzen "verlängert" indem man die Frequenz beim Schlüssel aufnimmt und zum Auto überträgt. Für Kriminelle ist es sehr leicht diese Fahrzeuge zu öffnen, ausrauben oder sogar zu entwenden. Wurde das Fahrzeug einmal gestartet, lässt es sich auch außerhalb des Frequenzbereiches des Schlüssels fahren.

Fahrzeughersteller sind zurückhaltend bei der Bearbeitung dieses seit 1998 bestehenden Problems. Mercedes-Benz weist nicht auf bestehende Probleme hin. Volkswagen weist nicht auf Probleme hin. Renault weist seine Kunden auch nicht auf Probleme hin. Die Fahrzeughersteller unternehmen auch nichts, um die Probleme zu beheben.

Fahrzeugbesitzern wird empfohlen, das Signale Aussenden des Schlüssels mithilfe einer Alufolie oder einer Blechdose zu unterbinden.

Kunden bezahlen Aufpreis für ein Extra das ihnen einen Nachteil bringt. Die Fahrzeughersteller wurden auf die Probleme hingewiesen, unternehmen aber nichts um die Probleme abzustellen.

Ist diese Situation von den Fahrzeugherstellern gewollt? Warum stellen die Fahrzeughersteller die Probleme nicht ab? Was ist eure Erfahrung oder Meinung?
Bei Fahrzeugdiebstahl bezahlt die Vollkaskoversicherung. Wird das Problem auf die Gemeinschaft der Versicherten verschoben? Bei Diebstahl bezahlt die Versicherung, die gestiegenen Kosten der Versicherung wird auf die Gemeinschaft der Versicherungsnehmer umgelegt.

[capqin35]

Solange es keinen Super-Mega-GAU mit 3 Wochen anhaltenden Berichten von den Medien wird sich das nicht ändern. Solange es die Masse nicht weiss, ist es denen den Aufwand nicht Wert. Erst wenn die große Masse weiss das genau so ein Problem existiert wird daran gearbeitet.
Das war so, ist so und wird auch so bleiben.

[Signify]

Hallo
Naja die Masche mit dem sich viele Zutritt zu Autos verschaffen ohne Spuren zu hinterlassen, sind probemlos auch bei ganz normalen Zentralverriegelten Autos möglich. Denn es gibt schon seit langem Sender auf dem Markt, mit denen es möglich ist, die Sendefrequenz des Originalschlüssels zu lesen während der Besitzer diesen Betätigt um sein Fahrzeug zu öffnen. Nach dem der Sender diesen einmal eingelesen hat, kopiert dieser Mühelos das Signal und öffnet das Fahrzeug wie der Hauptschlüssel, schnellerhand Navigationsgerät, Geldbeutel, Handy entwendet, Fahrzeug wieder abgeschlossen und siehe da ohne Spuren zu hinterlassen eingebrochen.

Da macht es nun wirklich kein größeres Sicherheitsrisiko aus, ob nun Keyless-Go oder eben nicht. Wenn man sich vor solchen Dingen bewahren möchte, gibt es nur eine Möglichkeit, kein Sender, Starrer schlüssel zum Öffnen des Fahrzeuges!

Durch die Technisierung aller Dinge, wird automatisch das Sicherheitsrisiko in vielen Bereichen stark erhöht, damit muss man sich nunmal abfinden. Wo ein System, da auch ein Hacker, der eindringen möchte.

Vg Sig

[Cherry Lou]

Wundern tut mich das nicht.


Schon zu meiner Zeit als Praktikant (vor über 10 Jahren) hab ich folgendes erlebt: Ich sollte einen Botengang machen und habe dazu das Auto eines Mitarbeiters benutzen sollen. Er hat mir den "Schlüssel" in die Hand gedrückt und gemeint: Parkhaus, Parkdeck X, dunkelblauer Golf (wenn mir meine Erinnerung keinen Streich spielt jedenfalls). Sehr genau waren die angaben nicht, und tatsächlich standen, wie der Zufall so spielt, zwei der Autos derselben Marke und vom selben Typ auf dem Parkdeck. Und als ich den Knopf auf der Chipkarte gedrückt habe, habe ich tatsächlich das falsche Auto geöffnet. Ich weiß noch wie ich drin saß und mir dachte: Irgendwas stimmt nicht.

Also starten konnte ich den Motor nicht. Aber ich kam umstandslos rein und hätte alle Wertsachen locker mitnehmen können, seitdem sehe ich die Technisierung der Autos auch eher skeptisch fürchte ich.

Vor kurzem hat ja diese Geschichte mit den HAckern die Runde gemacht, welche recht problemlos die Kontrolle über wichtige Funktionen AAC, Scheibenwischer und dann Bremse und Gas übernehmen konnten. (Oder was heißt "vor kurzem"? War das echt schon wieder im Juli? Kinder wie die Zeit vergeht...) Die Vorstellung, dass ich in einem Auto sitze, dass andere wie so ein - im wahrsten Sinne des Wortes - ferngesteuertes Auto lenken können, finde ich nicht so berauschend. Ganz zu schweigen davon, dass natürlich viele LKW unterwegs sind, die Benzin und werweisswas transportieren.

Dass die Autohersteller nicht uaf die Probleme hinweisen - wundert das aber nun jemanden? VIelleicht wird ja fieberhaft nach dem Sicherheitssystem gesucht, es aber einfach nicht gefunden, weil die Hacker immer einfach schneller sind als alle technische Weiterentwicklung? Im Fall des Gaspedal-Hacks könnte man sich natürlich sowas fragen wie (ich überspitze absichtlich und vereinfache natürlich grob): Hey, vielleicht muss man einfach die bestehende Elektronik selbst etwas modifizieren (Pedalbox, anybody?) und dann funktionieren die je nach Marke vorkonfigurierten Hacks nicht mehr...? Aber zugleich muss ja klar sien, dass jeder eigene Eingriff wiederum der VErsicherung nicht gefallen wird...

Wie immer: das Dilemma ist total und der Kunde ist sowieso verloren. Hat ja auch VW gezeigt ...


LG
Cherry

[DMW007]

Die Einsicht, dass die derzeitige Lösung unzureichend ist, sowie die anschließende Investition in ein vernünftiges System werden wohl die tatsächlichen Probleme sein. Wenn das System 1998 vorgestellt wurde, ist es noch mal ein paar Jahre älter. Mitte der 90er war das Sicherheitsbewusstsein von technischen Anlagen noch recht gering. Da war in erster Linie wichtig, dass die Systeme tun was sie sollen. Mich würde es nicht wundern, wenn dieses System seit 1998 nicht mehr großartig angefasst wurden. Technik ist nicht grundsätzlich per se unsicher, nur wenn es herausgefordert wird wie hier. Zu verurteilen ist daher nicht die Technik sondern vielmehr die grob fahrlässige Haltung der Hersteller, die nicht eingreifen.

Das geht schon in die Richtung der Update-Problematik, die mit zunehmender Vernetzung aller Systeme immer interessanter wird. Denn die große Frage ist ja: Wer wartet diese Systeme, vor allem nach ihrem End of Life? Die Spielereien wie z.B. Apps mit denen sich unkritische Funktionen steuern lassen sind da ja noch das kleinste Problem. Ich denke eher an brisante Sicherheitslücken in der Software, die gerade so etwas ermöglicht wie z.B. das Auto zu entriegeln oder sogar fernzusteuern. Und das ist kein SF: Es gibt bereits jetzt Autohersteller die keinerlei Sicherheitsbewusstsein haben und Gas/Bremse/Lenkung NICHT schützen.

Aus technischer Sicht müsste man dem Hersteller unterstellen, komplett wahnsinnig zu sein: Das Radio kann man fernsteuern okay, aber lebensgefährliche Elemente wie Bremse oder Lenkung? Die gehören von einem extra System gesteuert, dass physisch komplett vom Rest getrennt ist! Alles andere ist grob Fahrlässig und führt früher oder später zu Missbrauch. Meiner Meinung nach fehlt da noch ein vernünftiges Sicherheitsbewusstsein. Das betrifft aber nicht nur Autos sondern generell die IT. Snowden hat da zwar ein wenig Umdenken ausgelöst, aber es macht nicht den Eindruck, als wäre die Problematik dahinter so richtig angekommen...