1. #1
    Avatar von DMW007
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    Mit dieser Frage mussten sich das AG München beschäftigen. Hintergrund ist die Klage eines Piloten, der sein Auto für wenige Minuten verließ. Als er zurückkehrte, wurden mehrere Koffer aus seinem Fahrzeug gestohlen. Spuren von Gewalt gab es allerdings keine. Er habe das Auto verschlossen und geht daher davon aus, dass der Dieb das "Keyless Go" System des Autos gehackt hat. Hierbei handelt es sich um eine Komfortfunktion, die das Fahrzeug automatisch öffnet, wenn sich der Besitzer in der Nähe befindet. Damit entfällt das manuelle aufschließen per Knopfdruck oder Schlüssel.

    In der Versicherungsklausel werden Schäden "durch Aufbrechen eines verschlossenen Kraftfahrzeuges" mit eingeschlossen und bei Verlust ersetzt. Der Kläger sah in seinem Fall eine Art digitales Aufbrechen gegeben. Die Versicherung verneinte, mit der Klausel sei das klassische aufbrechen gemeint. Obwohl der digitale Hack das gleiche Ergebnis liefert, sei er aufgrund der fehlenden Aufbrechspuren nicht mit der analogen Variante vergleichbar. Das Gericht bestätigt die Entscheidung: Die Anwendung von Gewalt sei erforderlich, um von "Aufbrechen" zu sprechen. Der Versicherung entstünden unkalkulierbare Risiken, wenn sie das Fälschen eines Funksignales ebenfalls entschädigen müsste.

    Originalquelle zum Urteil: Hausratversicherung: Unbefugtes Öffnen eines Autos mittels Funksignal kein "Aufbrechen"

    Haltet ihr das Urteil für fair oder werden die Verbraucher dadurch unangemessen benachteiligt?
    Sollten die Versicherungen für moderne Autos entsprechende Risiken ebenfalls versichern oder nicht eher den Hersteller für seinen Murks in Haftung nehmen?

    Keyless-Go: Wenn der Dieb schon mit einem Bein im Auto sitzt
    Immerhin ist das Keyless-Go System bereits seit Jahren als sehr unsicher bekannt. Und zwar nicht nur für einzelne Modelle oder Hersteller: Der ADAC konnte bei allen getesteten Autos verschiedener Modellen problemlos das Funksignal zur Öffnung mitschneiden. Mit einem Fake-Sender kann der Dieb bei Abwesenheit des Fahrers dieses Signal einfach erneut senden. Das Auto denkt, der Fahrer wäre in der Nähe und öffnet sich. Nicht nur der Inhalt des Fahrzeuges kann geklaut werden. Viele Autos entsperren damit auch die Zündung, sodass der Dieb einfach damit wegfahren kann.

    Alternativ geht es sogar noch einfacher: Ein Störsender verhindert, dass das Signal zum Abschließen nach dem Aussteigen an das Auto gesendet wird. Somit bleibt das Auto einfach offen. Ein Dieb muss nur etwas warten und kann dann Wertgegenstände oder sogar das Automobil selbst klauen. Im schlimmsten Falle ist ein teures Fahrzeug mitsamt Inhalt weg und die Versicherung weigert sich, den Schaden zu ersetzen. Denn die unsicheren Systeme sind nicht nur in günstigen Kleinwagen vorhanden. Auch hochpreisige Limousinen lassen sich eben so einfach überlisten.

    All das sind keine neuen Informationen. Auch der ADAC-Test stammt aus dem Jahre 2016. Und selbst damals war das Problem in einschlägigen Kreisen schon bekannt. Trotz dieser mehr als bedrohlichen Lage zeigen die Autohersteller erstaunlich wenig Bereitschaft, das Problem zu lösen. Stattdessen wird es auf die Kunden abgewälzt. Diese sollen nun den Schlüssel zuhause weit weg von Tür oder Fenster aufbewahren. Auch die Verwendung von Alufolie, Blechdose oder gar Lenkradkralle wird empfohlen.

    Brauchen wir vielleicht eine bessere Produkthaftung, wenn alle Hersteller ein offensichtlich völlig unausgereiftes Produkt anbieten und die Kunden damit im Regen stehen lassen?
    Teils mussten die Käufer dafür sogar einen Aufpreis bezahlen.

  2. #2
    Avatar von Darkfield
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    Standard AW: Ist ein gehacktes "Keyless Go" mit einer Versicherung gegen "Aufbrechen" geschützt?

    - Keyless
    - Bluetooth
    - WLAN
    - CAN-Bus

    Alles Funktionen in modernen Fahrzeugen die löchrig wie ein Sieb - nur die Hersteller stecken den Kopf in den Sand, schuld ist immer nur der blöde Käufer!

    Ja, es wird Zeit für eine Novellierung der Produkthaftung.
    Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren. (Benjamin Franklin)
    Die zwei häufigsten Elemente im Universum sind Wasserstoff und Blödheit. (Yonathan Simcha Bamberger)
    Wer schweigt, stimmt nicht immer zu. Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren. (Albert Einstein)
    Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. (Dante)
    Es gibt Besserwisser, die niemals begreifen, dass man recht haben und ein Idiot sein kann. (Martin Kessel)
    Doofheit ist keine Entschuldigung.

  3. #3
    Avatar von AFU
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    Also ich habe selbst seit 2 Jahren in meinem BMW Keyless und ich kaufe kein Auto mehr ohne. Der Vorteil ist einfach, dass der Schlüssel immer in der Tasche bleiben kann. Einziger Nachteil bei meinem etwas älterem Auto ist, dass es sich nicht von alleine zusperrt. Aber das wurde in neueren Versionen auch schon hinzugefügt.

    Aus meiner Sicht MUSS die Versicherung zahlen, wenn ein Auto geklaut wird, wenn es Keyless hat und keine Einbruchsspuren vorhanden sind.
    Wobei die Diebe ja keine 2-3 Jahren alten Autos klauen. Die klauen hauptsächlich aktuelle, sehr teure Modelle, 5er und 7er um die 100k, wo es sich auszahlt, das Risiko einzugehen und die Teile zu verscherbeln.
    Geändert von AFU (12.11.2020 um 17:01 Uhr) Grund: -

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