1. #1
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    Standard Einlagensicherung für Guthaben bei der Bank

    Ich habe heute von meiner Bank eine Info-Nachricht erhalten, dass alle Einlagen gemäß §23a Abs. 1 des Kreditwesengesetzes mit mindestens 100.000 Euro abgesichert sind. Sehe ich es richtig, dass es sich dabei um eine gesetzliche Schutzmaßnahme vor Bankenpleiten durch zu viel Buchgeld handelt? Wie allgemein ja mittlerweile bekannt sein sollte, verleihen Banken nicht das Geld der Anleger. Sondern schaffen stattdessen selbst Geld. So können die Anlagen X-Fach in Form von Krediten verliehen werden. Das wiederum bringt logischerweise satte Profite. Oder mit anderen Worten: Es wird Geld verliehen, dass es eigentlich gar nicht gibt. Das Bankensystem funktioniert also nur auf der Annahme, immer nur ein kleiner Teil der Schuldner verlangen ihr Geld tatsächlich zurück.

    Das Problem dahinter sollte klar sein: Verlangen zu viele ihr echtes Geld zurück, also in physischer Form, bricht die Bank zusammen. Weil sie Kredite über z.B. 1 Million Euro vergeben hat, aber im Tresor der Bank tatsächlich nur z.B. 50.000 Euro liegen. Die Einlagesicherung verpflichtet die Banken also, dieser versteckten Gelddruckerei Einhalt zu gebieten? Oder anders gesagt: Wenn ich 100.000 Euro auf dem Konto liegen habe, kann mir die Bank diese 100.000 Euro voll ausbezahlen. Selbst dann, wenn theoretisch alle ihr Geld in Bar abheben würden, und es somit zum oben genannten Problem käme. Hätte ich dagegen 150.000 Euro Sparguthaben, würde ich in diesem Szenario lediglich 100.000 Euro erhalten, weil die 50.000 Euro im GAU-Fall gar nicht existieren.

    Sollte ich es richtig verstanden haben, ist das Bankensystem immerhin nur halb so perfide, wie ich zuerst dachte. Dennoch fragwürdig, in wie weit es fair und sinnvoll ist, den Banken eine indirekte Lizenz zum Geld drucken zu geben.

    Im Krieg gibt es keine Gewinner, nur Verlierer!

  2. The Following User Says Thank You to DotNet For This Useful Post:

    olwel (18.02.2017)

  3. #2
    Avatar von Nuebel
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    Standard AW: Einlagensicherung für Guthaben bei der Bank

    Ja, Guthaben bis 100.000€ sind zu 100% geschützt. Und Wertpapiere bis 25.000€ zu 90% meine ich.
    Die 100.000€ Einlagesicherung sind seit 2010 gesetzlich. Die meisten (europäischen) Banken bieten aber auch private Einlagesicherungsfonds an, die i.d.R. weit über die gesetzlichen 100k hinausgehen.
    Zitat Zitat von DotNet
    Es wird Geld verliehen, dass es eigentlich gar nicht gibt.
    Richtig, und das ist auch gut so, sonst wären wir in der Finanzwelt immer noch im Mittelalter. Diese Kreditschöpfung ist übrigens reguliert. Beispielsweise kann eine Bank nicht - wenn sie von einem Kunden 100.000€ erhält - Kredite für 10.000.000€ vergeben. Es gibt das Mindestreserve-System, das diese Geldschöpfung beschränkt. Die EZB hat 2012 den Reservesatz von 2% auf 1% herabgesetzt, damit stieg die Liquidität der Geschäftsbanken. Dieser Reservesatz wird mit der Mindestreservebasis multipliziert, um die tatsächliche Mindestreserve zu ermitteln. Die Mindestreservebasis sind alle reservepflichtigen Positionen aus der Bilanz des entsprechenden Geldinstitutes.

    Das Bankensystem hat so eine schlechte Reputation, weil es dort, wie in jeder anderen Branche auch, das ein oder andere schwarze Schaf gibt. Und manchmal spielt auch Inkompetenz eine Rolle, wie in der letzten Finanzkrise, in der Schrottimmobilien utopisch bewertet wurden.

  4. #3

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    Standard AW: Einlagensicherung für Guthaben bei der Bank

    Nach meinen rudimentären Erinnerungen zur Geldpolitik hat die Einlagensicherung erst mal nix mit der Geldmengensteuerung bzw. der Beschränkung von Buchgeld zu tun. Dafür gibt es andere Instrumente, hauptsächlich die Zinspolitik.

    Richtig ist hingegen, dass damit verhindert werden soll, dass Banken durch einen "Bank Run" in Schwierigkeiten geraten. Findet ein solcher Bankensturm statt, lässt sich die Insolvenz auch einer gesunden Bank sonst nur schwer verhindern, da sie ja nur einen geringen Teil der Einlagen als liquide Mittel vorliegen hat. Bei einem allgemeinen Bankensturm ließen sich auch keine weiteren Mittel beschaffen, da ja alle betroffen sind. Durch die Einlagesicherung wird für die Masse der Kunden ein Bankensturm objektiv unnötig - unabhängig davon, ob die Bank gesund ist.

    Während der Finanzkrise 2008 hatten z.B. verschiedene Regierungen, auch Deutschland, Einlagen unbegrenzt garantiert, als das Kind - wegen mangelhafter Kapitalausstattung der Banken - schon lange im tiefen Brunnen lag.

    Um einen Zusammenbruch von Banken aufgrund verfehlter Geschäftstätigkeit zu verhindern, gibt es direkte Vorschriften zur Eigenkapitaldeckung und Risikobewertung, Stichwort Basel I-III.

  5. #4
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    Standard AW: Einlagensicherung für Guthaben bei der Bank

    In einem gewissen Rahmen wird damit aber doch das Buchgeld beschränkt: Die Bank muss bei allen Kleinkunden mindestens deren Einlagen als echtes Geld auszahlen können, bis 100.000 Euro. Würde dieses Gesetz nicht existieren, könnten die Banken noch weit mehr Buchgeld verleihen. In wie weit das insgesamt etwas ausmacht, kann ich nicht beurteilen. Vermutlich sind solche Kleinkunden bis 100.000 Euro eher kleine Fische für die Banken, an denen nicht die großen Gelder verdient werden.

    Zitat Zitat von Nuebel Beitrag anzeigen
    Richtig, und das ist auch gut so, sonst wären wir in der Finanzwelt immer noch im Mittelalter.
    Aus welchen Gründen soll das gut sein? Ich sehe daran nur schlechtes: Die Banken verdienen viel Geld, ohne einen wirklichen Beitrag zur Wertschöpfung geleistet zu haben. Die Bank ist ja kein Dienstleister wie man es sich als Kind vorgestellt hat, dass meine 1.000 Euro Anlagen an jemanden verliehen werden, der gerade einen Kredit benötigt. Und die Bank kassiert Zinsen für den Vermittlungs- und Verwaltungsaufwand, was meiner Meinung nach angemessen wäre. Stattdessen wird eigentlich nur ein Geldbetrag in einer Datenbank geändert: Wenn Person X 1000€ Kredit bekommt, erhöht sich die Zahl seines Kontostandes um 1.000 Euro. In Wirklichkeit fließt aber kein physisches Geld hin- und her, sodass effektiv kaum Aufwand entsteht (ähnlich wie bei SSL-Zertifizierungsstellen).

    Noch schlimmer finde ich die Tatsache, dass damit effektiv der Wertverlust des Geldes beschleunigt wird. Das Buchgeld existiert ja eigentlich gar nicht. Anders ausgedrückt haben die Banken damit eine Lizenz zum Geld drucken, obwohl dabei nie eine Banknote auf Papier abgedruckt wird. Reservesätze von wenigen Prozenten bringen da auch nicht viel. Die Banken können immer noch das X-Fache des Geldes verleihen, dass sie tatsächlich besitzen. Es scheint mir wesentlich sinnvoller, die Geldmenge anhand reeler Ressourcen zu begrenzen. Wie beispielsweise in den USA mit der Goldpreisbindung, bevor Nixon diese aufhob, um ihre massive Verschuldung durch die Kriege auszugleichen.

    Dieser Schritt scheint mir der wohl fatalste im letzten Jahrhundert gewesen zu sein. Er hat die Finanzmärkte destabilisiert, und dadurch erst die Grundlage für verschiedene Finanzkriesen gelegt. Ich bin wirklich gespannt, was an diesem Schritt deiner Meinung nach sinnvoll sein soll. Ich denke, mit der Goldpreisbindung ließe sich auch die Inflation deutlich senken. Ein Hauptgrund für den Wertverlust einer Währung ist ja, dass es schlicht mehr Geld gibt.

    Im Krieg gibt es keine Gewinner, nur Verlierer!

  6. #5
    Avatar von Nuebel
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    Standard AW: Einlagensicherung für Guthaben bei der Bank

    Zitat Zitat von DotNet
    Die Bank ist ja kein Dienstleister wie man es sich als Kind vorgestellt hat, dass meine 1.000 Euro Anlagen an jemanden verliehen werden, der gerade einen Kredit benötigt. Und die Bank kassiert Zinsen für den Vermittlungs- und Verwaltungsaufwand
    Doch, ziemlich genau so funktionieren die Geschäftsbanken. Nur, dass sie in dem Fall mehr als 1.000€ als Kredit vergeben können.

    Zitat Zitat von DotNet
    Reservesätze von wenigen Prozenten bringen da auch nicht viel.
    Ich glaube, du unterschätzt das Mindestreservesystem hier gewaltig. Ohne dieses System wären Bankenpleiten wie 2008 Lehman Brothers ein jährlich zu beobachtendes Spektakel, was letztendlich zu einem vollkommenen Zusammenbruch des Finanzsystems (und damit auch ein sehr großer Teil der Wirtschaft) führen würde. Es sei denn, alle Banken würden nur Kredite in der Höhe verteilen, die sie auch tatsächlich als Geldmenge besitzen. Damit wäre aber die Unter- und Mittelschicht vollständig vom Bankgeschäft ausgeschlossen, denn die Banken müssten in diesem Fall horrende Zinsen verlangen, um überlebensfähig zu bleiben. In heutigen Maßstäben wären solche Zinssätze mehr als nur sittenwidrig.

    Apropos Zinsen, bei Interesse kannst du mal hier vorbeischauen und etwas lesen:
    Meudalismus - Der Zins und der angebliche Wachstumszwang

  7. #6

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    Standard AW: Einlagensicherung für Guthaben bei der Bank

    Zitat Zitat von DotNet Beitrag anzeigen
    In einem gewissen Rahmen wird damit aber doch das Buchgeld beschränkt
    Ja, natürlich findet dabei auch eine gewisse Beschränkung statt. Aber diese ist eher unbeabsichtigt. Zumal die Einlagensicherung ja nicht bei der Bank im Tresor liegt, sondern durch einen Dritten erfolgt, im Normalfall eines Einlagensicherungsfonds. Da es bei einer Bank ja schließlich fast ausschließlich um Kapital und Liqidität geht, hängt natürlich alles irgendwie zusammen.

    Ich habe aber noch mal nachgedacht bzgl. der Buchgeldbeschränkung als mögliches Ziel der Einlagensicherung. Meines Erachtens darf das gar kein Ziel sein aus folgendem Grund: Die Geldmengensteuerung soll unabhängig von der Politik erfolgen und fällt somit in den Aufgabenbereich der Notenbanken bzw. der EZB. Die Einlagensicherung fällt jedoch in die Zuständigkeit der Gesetzgebung, namentlich des - wusste ich vorher auch nicht - Einlagensicherungsgesetzes gemäß entsprechender EU-Richtlinie.

    Puh, ganz schön schwerer Stoff ...
    Geändert von olwel (18.02.2017 um 22:18 Uhr)

  8. #7
    Avatar von Sido
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    Standard AW: Einlagensicherung für Guthaben bei der Bank

    Wäre es in der Hinsicht nicht einfacher, die Geldmenge staatlich zu regulieren? Beziehungsweise gezielt Kleinkredite zu subventionieren, um auch den weniger gut verdienenden Schichten Teilhabe an Krediten zu ermöglichen. Damit besteht keine Notwendigkeit, die Banken selbst Geld erschaffen zu lassen. Mir erscheint diese Möglichkeit wesentlich sinnvoller und sicherer, wie wenn die Banken darüber die Kontrolle haben.
    Eine Demokratie vertraut ihren Bürgern, eine Diktatur nicht.

  9. #8
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    Standard AW: Einlagensicherung für Guthaben bei der Bank

    Einlagensicherung bedeutet, dass wenn deine Bank zahlungsunfähig wird, du dein Geld bis zu der abgesicherten Summe, hier 100.000,- Euro, sicher ausbezahlt bekommst. Wertpapiere sind sind nicht abgesichert. Lediglich Bareinlagen.

    Im Ausland ist das nicht üblich. Das bedeutet ist eine Bank zahlungsunfähig, muss der Kunde sehr schnell zu seiner Bank gehen um sein erspartes Geld abzuheben. Kommt der Kunde zu spät, hat die Bank kein Geld mehr und der Kunde verliert sein gesamtes Erspartes.

  10. #9

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    Standard AW: Einlagensicherung für Guthaben bei der Bank

    Zitat Zitat von Sido Beitrag anzeigen
    Wäre es in der Hinsicht nicht einfacher, die Geldmenge staatlich zu regulieren?
    Die Geldmenge wird ja vom Staat reguliert, durch die Notenbanken bzw. die Zentralbank. Diese sind staatlich. Aber sie sind unabhängig von der Regierung, um nicht politisch missbraucht werden zu können.

    Welche Kredite subventioniert werden sollten, ist eine Frage des politischen Standpunktes. Wenn Kleinkredite gefördert werden, wirkt sich das unmittelbar auf den Konsum aus und erhöht die Nachfrage. Wenn aber sowieso Überkapazitäten bestehen, verpufft das gesamtwirtschaftlich => das Geld steht dann in Form von Waren in den Haushalten herum. Großkredite fließen in Investitionen und erzeugen - wenn es denn klappt - Wachstum und Beschäftigung. Damit dieser Menchanismus funktioniert, muss dann aber auch entsprechende Nachfrage entstehen. Die alte Geschichte halt mit Henne und Ei: Was muss zuerst wachsen?

    Es ist also eine sehr feine Justierung notwendig. Deshalb hält man auch die Politiker fern von sowas, weil die ja nur ihre nächste Wahl im Kopf haben

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