1. #1
    Avatar von DotNet
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    Standard Inflationsausgleich durch Lohnerhöhungen

    Hallo,

    ich befasse mich gerade mit dem Thema Inflation, da ich das noch nie getan habe aber es meiner Meinung nach ein wichtiger Punkt für alle Leute ist die Arbeiten gehen und somit Lohn erwirtschaften, man muss schließlich wissen wo die Moneten bleiben. Auf Statistika habe ich ein Diagramm über die monatliche Entwicklung der Inflationsrate gefunden.

    So wie ich das sehe sind die Preise letzten Monat um 0,7% gestiegen. Also müsste ich als Arbeitnehmer ja eine Lohnerhöhung um 0,7% erhalten. In meinem Fall erhalte ich 735€ Ausbildungsvergütung, das entspräche einem Plus von 54,45€. Mein Gehalt wird sich aber erst im September erhöhen. Das hat mich erschrocken, dass ich mal die Bilanz für dieses Ausbildungsjahr gezogen habe:


    Oktober 2014: 0,8% = 58,80€
    November 2014: 0,6% = 44,10€
    Dezember 2014: 0,2% = 14,70€
    Januar: -0,3% (gleicht März mit +0,3% aus)
    Februar: 0,1% = 7,35€
    März: - (gleicht Januar aus)
    April: 0,5% = 36,75€
    Mai: 0,7% = 51,45€
    -----------------------------------------------
    Zusammen: 213,15€

    Und die ist ja nicht mal vollständig, da noch Monat 7+8+9 von diesem Jahr fehlen. Da die Inflation zuletzt gestiegen ist dürfte 0,4% im Schnitt realistisch sein, also schätzungsweise noch mal 90€ mehr. Somit wären wir bei ca 303,15€ in nur einem Jahr!

    Für mich heißt das, dass ich TROTZ Lohnerhöhung in Monat 9 WENIGER verdienen werde als bisher, da die Erhöhung der Ausbildungsvergütung nicht mal die Inflation ausgleicht!
    Das lässt mich zwei Fragen stellen:

    1. Wie kann und soll das langfristig funktionieren? Wenn man diesen Prozess mal auf mehrere Jahrzehnte hochrechnet kommen da ja Unsummen zusammen, sodass man sich am Ende nicht mal mehr die notwendigsten Ausgaben leisten kann
    2. Wie läuft das bei "normalen" Arbeitnehmern, also ausgelernten? Wenn man sagen wir 2000 Euro im Monat verdient sind die Verluste doch wesentlich größer. Dieser Mensch hätte letzten Monat 140€ verloren! Hier geht es aber ja nicht nur um den Inflationsausgleich sondern auch darum dass mit zunehmender Erfahrung der Mitarbeiter wertvoller ist und somit auch besser bezahlt werden muss. Also müsste hier doch jedes Jahr eine dicke Gehaltserhöhung fällig werden?!

  2. #2
    Avatar von KIMO
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    Standard AW: Inflationsausgleich durch Lohnerhöhungen

    Ja, und Nein! Inflation ist ein so kontrovers diskutiertes Thema und spaltet natürlich auch die ökonomischen Schulen in Verfechter verschiedener Lösungsansätze auf. Die einen erhöhen Löhne, die anderen senken (sehr verallgemeinert und auch nicht ganz korrekt)... Ich interpretiere die Situation zur Zeit aber ein wenig anders: So wie ich das sehe, ist zur Zeit kaum von Inflation zu sprechen, wenn überhaupt mit einer der niedrigsten Raten seit Jahrzehnten. Tatsächlich ist eine Deflation zur Zeit das gefährlichere und realistischere Übel, aber darüber lässt sich ja bekanntlich streiten.

  3. #3
    Avatar von Fritz
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    Standard AW: Inflationsausgleich durch Lohnerhöhungen

    Die monatlichen Inflationsangaben beziehen sich immer auf ein Jahr. Wenn du 12 zusammenhängende Monatswerte addierst und durch 12 teilst erhältst du den Jährlichen Inflationswert.

    Mit dem Inflationsrechner kannst du berechnen, wie viel Lohn du nach einem Jahr mehr Verdienen musst um die Inflation auszugleichen. Wenn man bedenkt, dass in vielen Branchen die Löhne über Jahre nicht angehoben wurden, Menschen aber dennoch beschäftigt blieben, weiss man warum die Kaufkraft in Deutschland zurückgeht.

    Beispiel bei 1% Inflation:
    Lohn 1000,-€ - Handwerker Stunde 50,-€ = Lohn entspricht 20 Handwerkerstunden
    nach einem Jahr bleibt der Lohn gleich, der Handwerker passt aber seinen Stundensatz der Inflation an.
    Lohn 1000,-€ Handwerker Sunde 50,-€ + 1% Inflation=50,50€ = Lohn entspricht 19,8 Handwerkerstunden.

    Wer von seinem Chef nicht jährlich mindestens die Inflation zu seinem Lohn fordert, verdient immer weniger. Deshalb finden jährlich Streiks statt.

  4. The Following User Says Thank You to Fritz For This Useful Post:

    Max899 (26.07.2015)

  5. #4

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    Standard AW: Inflationsausgleich durch Lohnerhöhungen

    Wie Fritz schon andeutete, hast Du "Vorjahresmonat" und "Vormonat" verwechselt. Es ist schon ein Unterschied, ob sich die Preise zwischen Juni 2015 und Juni 2014 um 0,3% erhöhen, oder ob sie sich zwischen Juni 2015 und Mai 2015 um 0,3% erhöhen. Letzteres ist nicht der Fall, aber so hast Du gerechnet.

    Ansonsten ist folgendes anzumerken: Die Preiserhöhungen werden aus einem sog. "repräsentativen Warenkorb" berechnet, in dem Waren und Dienstleistungen enthalten sind, die für den täglichen Bedarf für eine typische Durchschnittsfamilie (2,3 Personen) wichtig sind. Das muß aber nicht bedeuten, daß Du persönlich auch all diese Waren und Dienstleistungen konsumierst. So ist in diesem Warenkorb z.B. auch Benzin enthalten, und eine allgemeine Benzinpreiserhöhung geht somit auch in die Inflation ein. Es kann aber sein, daß Du selber gar kein Auto fährst. D.h. die Benzinpreiserhöhung geht an Dir weitgehend vorbei, bzw. ist für Dich nur insoweit relevant, wie sich andere Waren, die Du konsumierst, deswegen verteuern. Zweitens sind Lohnerhöhungen einer der wichtigen Faktoren, die die Inflation überhaupt bewirken. Denn wenn die Produzenten höhere Löhne zahlen müssen, schlagen sie diese höheren Kosten auf die Preise ihrer Waren und Dienstleistungen drauf. D.h. zwar ist es einerseits natürlich wünschenswert, daß die Inflation durch Lohnerhöhungen ausgeglichen wird, andererseits bewirken Lohnerhöhungen noch mehr Inflation. Die Tarifpartner müssen aufpassen, daß es hier nicht zu einer lawinenartigen Spirale kommt, mit einer Explosion der Inflation. Es ist meine Vermutung, daß ein wichtiger Faktor für die anhaltend geringe Inflation die Globalisierung ist, d.h. die Tatsache, daß sich Deutschland gegen die plötzlich auftauchende Konkurrenz von Niedriglohnländern (Osteuropa, China usw.) behaupten musste. Das passierte durch große Lohnzurückhaltung und Ausbau der Niedriglohnsektoren. Auch Einwanderung in die Niedriglohnsektoren fand massiv statt. Die Löhne entwickelten sich dadurch äußerst moderat bzw. gingen sogar, bezogen auf die Produktivität, zurück. Dies dämpfte die Preisentwicklung erheblich. In den letzten Jahren allerdings gab es wieder größere Schlucke aus der Pulle, d.h. die Lohnzurückhaltung bröckelt langsam... nicht zuletzt auch wegen dem politischen Druck aus dem Ausland, das es natürlich gerne hätte, wenn Deutschland seine Konkurrenzfähigkeit reduzieren und seinen Aussenhandelsübschuß verringern würde. Mit einem leichten Anstieg der Inflation ist also künftig m.E. zu rechnen.
    Geändert von freulein (26.07.2015 um 17:52 Uhr)

  6. #5

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    Standard AW: Inflationsausgleich durch Lohnerhöhungen

    Um eine stabile Währung zu garantieren ist von der EZB eine Inflationsrate von 2% angepeilt. Dies soll als Puffer vor einer möglichen Deflation gelten. Die aktuelle Inflation ist sozusagen eher niedrig. Die EZB steuert der Teuerungsrate auch mit ihrem Zinssatz entgegen. Steigt die Inflation kann der Zinssatz auch bis ins astonimische wachsen >12%. Dadurch wird die im umlauf stehende Geldmenge reduziert.
    Aber du hast schon recht: Es muss ein Inflationsausgleich geben. Sonst wäre das Realeinkommen immer weniger und die Leute könnten sich nichts mehr kaufen. macht dein Chef da nicht mit solltest du nach einiger Zeit um einen Arbeitgeberwechsel nachdenken. Gerade kleinere Firmen können sich in Krisenzeiten keine Lohnsteigerungen leisten. Wirst du nach Tarif bezahlt regelt das die Gewerkschaft. Nicht ohne Grund gibt es ständig Streiks, die Leute wollen ihren Lebensstandard sichern.
    Aber du bist noch sehr jung auf dem Arbeitsmarkt. 735 Euro sind als Azubi nicht schlecht. Da gibt es Berufsgruppen wo wesentlich weniger bezahlt wird. Daher mach dir erstmal keine Sorgen über Inflation. Aber schau auch dass du in deinem späteren Berufsleben eine Stelle findest wo du nicht ausgenutzt wirst und eine Inflation dann tatsächlich dein sauer erarbeitetes Geld auffrist.

  7. #6

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    Standard AW: Inflationsausgleich durch Lohnerhöhungen

    "Steigt die Inflation kann der Zinssatz auch bis ins astonimische wachsen >12%."

    12% ist zwar schon katastrophal, aber es gab in der Geschichte der Menschheit noch wesentlich höhere Inflationen. Die höchste jemals beobachtete Inflation gab es 1945/46 in Ungarn, die Wikipedia im Artikel "Hyperinflation" so beschreibt:

    "die höchste jemals erreichte Inflation mit einer maximalen monatlichen Rate von 41,9 Trillionen Prozent (Verdreifachung der Preise pro Tag)"

    Es müssten also täglich die Gehälter verdreifacht werden, um da noch mitzuhalten.
    Geändert von freulein (26.07.2015 um 22:50 Uhr)

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