1. #1
    Avatar von DMW007
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    Auf Empfehlung der Kartellbehörde plant Australien ein neues Mediengesetz. Lokale Medien sollen vergütet werden, wenn Facebook oder auch Google durch die Verbreitung fremder Inhalte Geld verdient. Denn laut der australischen Kartellbehörde erwirtschaften die Tech-Gigantenden meisten Umsatz, obwohl sie keinerlei eigene Inhalte liefern: Von 100 US-Dollar die für Internetwerbung ausgegeben werden, gehen 81$ an Google und Facebook. Lokale Medien sollen daher an einem Teil dieser Einnahmen beteiligt werden, so der Gedanke. Die Konzerne argumentieren dagegen mit dem Vergleich einer Geschäftsempfehlung: Wenn ich ein Café an einen Freund empfehle, müsste ich dieser Logik nach dafür etwas an das Café bezahlen - dies sei weder logisch noch realistisch.

    Sperrandrohungen bereits umgesetzt
    Sowohl Google als auch Facebook wurden in Australien zumindest teilweise abgeschaltet. Bereits wenige Tage später ruderte Google zurück, nachdem Microsoft anbot, mit seiner Suchmaschine Bing gerne einen Google-Ersatz in Australien anzubieten. Facebook blockiert nach wie vor Nachrichten für alle Nutzer in Australien. Und sogar noch vieles mehr: Wetterdienste, Hilfsorganisationen, Gesundheitsämter und sogar die Feuerwehr wurde ebenfalls gesperrt. Diese Institutionen informieren u.a. über Corona-Themen oder Waldbrände.

    Dies führte zu massiver Kritik, teils wird es als Kriegserklärung gegenüber Australien gedeutet. Selbst der ehemalige Facebook-Mitarbeiter Stephen Scheeler verurteilt das Vorgehen: Man habe den Unternehmen zu viel Freiraum gelassen. Facebook seie zu sehr auf Geld und Macht fixiert - doch es gibt keine Wahlen um Zuckerberg dafür abwählen zu können.

    Was ist davon zu halten?
    Wenn man rein die Links betrachtet, kann ich Facebooks Argumentation folgen: Prinzipiell sollte ein reiner Link nicht vergütungspflichtig sein. Allerdings haben gerade diese zwei Unternehmen extrem viel Macht. Und wie sich schon mehrfach gezeigt hat, schrecken sie nicht davor zurück, diese für die eigenen Interessen zu missbrauchen. Im Gegenteil, alles hat sich um jeden Preis dem Gewinnstreben unterzuordnen. Das ist zusammen mit der Monopolstellung eine ernste Gefahr für unsere Gesellschaft.

    Und gerade wenn es ums Informieren geht, sehe ich das sehr kritisch: Ein Facebook-Algorithmus entscheidet was "wichtig" und "wahr" ist. Wohlgemerkt nicht mal mit dem Anspruch, die Inhalte qualitativ (wie auch immer das gehen sollte) auszuwählen. Sondern man will die Leute möglichst lange auf der eigenen Plattform halten, damit sie viel Werbung sehen und die Kassen klingeln. Gerade weil ein nicht unerheblicher Teil der Menschen viele Infos aus sozialen Netzwerken bezieht, hat das Unternehmen großen Einfluss auf die Meinungsbildung. Medienkonpetenz ist ja leider auch im Jahre 2021 Mangelware und noch nicht mal ein Pflichtfach an Schulene.

    Auch wenn ich auf der anderen Seite durchaus Gefahren für das freie Internet sehe: Ich tendiere eher zur Position von Australien. Vorausgesetzt, das ganze bleibt wie aktuell vorgesehen auf Großkonzerne beschränkt. Denn wenn das ganze im Sinne von der EU-Urheberrechtsreform auch auf kleinere Unternehmen ausgeweitet werden soll, überwiegen die Nachteile für das freie Internet. Es muss daher sichergestellt werden, dass wirklich nur solche Goßkonzerne davon betroffen sind.

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    Darkfield (20.02.2021)

  3. #2
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    Standard AW: Facebook sperrt viele Seiten in Australien - Eine Kriegserklärung?

    Tja, es gibt auch noch ein Paraleluniversum, liebes Google!
    Es muss ja nicht gleich Bing sein, Duck Duck Go tut es auch.
    Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren. (Benjamin Franklin)
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  4. The Following User Says Thank You to Darkfield For This Useful Post:

    DMW007 (20.02.2021)

  5. #3
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    Genau, die Alternativen gewinnen massig Nutzer weil die Leute gezwungen sind, sich nach etwas anderem umzusehen. Da wird sich der eine oder andere auch datenschutzfreundlichere Suchmaschinen anschauen. Den Aspekt habe ich in im Thread oben vergessen zu erwähnen. So mächtig wie die Großkonzerne bereits sind, ist das nicht nur datenschutztechnisch ein Zugewinn. Auch dem Markt tut es gut, wenn Alternativen gestärkt werden. Obwohl diese wachsen, gibt es noch immer keine ernstzunehmende Konkurrenz zur Google-Suche. Damit geht natürlich auch ein hohes Missbrauchspotenzial einher: Wer - aus welchen Gründen auch immer - in Google nicht oder nur weiter hinten (was gar nicht fast gleichkommt) gelistet ist, der existiert für die breite Masse an Menschen schlichtweg nicht...

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