1. #1
    Avatar von Sq252
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    Bereits 2017 zeigte ein Selbstexperiment bei der bekannten Dating-App "Tinder", wie viele Informationen das Unternehmen über seine Kunden (oder Produkte?) besitzt. Als Anfrage auf die Auskunft wurden 800 Seiten intimster Geheimnisse der Betroffenen Person zurück geschickt. Sie enthielten Informationen wie die Facebook-"Vorlieben", Links, wo Instagram-Fotos gewesen wären, wenn das zugehörige Konto nicht vorher gelöscht worden wäre,Ausbildung, den Altersrang der Männer, an denen Interesse bestand, wie viele Facebook-Freunde die Person hatte, wann und wo jedes Online-Gespräch mit jedem einzelnen Tinder-Kontakte stattfand ... die Liste geht weiter.

    "Sie werden dazu verlockt, all diese Informationen preiszugeben", sagt Luke Stark, Soziologe für Digitaltechnologie an der Universität Dartmouth. "Apps wie Tinder machen sich ein einfaches emotionales Phänomen zunutze; wir können Daten nicht fühlen. Deshalb fällt es einem auf, wenn man alles gedruckt sieht. Wir sind physische Geschöpfe. Wir brauchen Materialität."


    In der Datenschutzerklärung von Tinder steht eindeutig: "Sie sollten nicht erwarten, dass Ihre persönlichen Daten, Chats oder andere Mitteilungen immer sicher bleiben".

    Was passiert, wenn dieser Datenschatz gehackt wird, an die Öffentlichkeit gelangt oder einfach von einem anderen Unternehmen gekauft/missbraucht wird?
    Wäre es für euch kein Problem, wenn solche sensiblen Daten öffentlich werden oder habt ihr Angst?
    Geändert von Darkfield (13.09.2020 um 06:20 Uhr)

  2. The Following User Says Thank You to Sq252 For This Useful Post:

    Fritz (13.09.2020)

  3. #2
    Avatar von DMW007
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    Zukünftig möchte Tinder auch wissen, ob ein Date vorbestraft ist. Zwar dürfte eine Umsetzung in Deutschland schwieriger werden. In den USA plant der Dienst jedoch, diverse Datenbanken anzuzapfen. Damit werden aus den hunderten Seiten wohl zukünftig noch mehr Daten, die das Unternehmen über seine Nutzer sammelt. Zeitgleich steigt die Begehrlichkeit und der mögliche Schaden. Bereits jetzt kann es unangenehm werden, wenn persönliche Informationen und Vorlieben solcher Dating-Apps öffentlich werden.

    Wir erinnern uns: 2015 wurde Ashley Madison gehackt. Die Seite vermittelte Dates zu Seitensprüngen. Unter den veröffentlichten Daten waren sehr private Informationen wie Name, E-Mail Adresse und sogar die Anschrift. Nach der Veröffentlichung nahmen sich mehrere Menschen das Leben. Teils waren auch Personen aus Diktaturen darunter, denen in ihrem Land schon alleine durch Offenlegung ihrer Sexualität/Interessen eine Strafe droht.

    Man kann nun zu Recht sagen: Die haben doch ihren Partner oder ihre Partnerin bewusst betrogen. Das ist falsch und sollte bestraft werden. Ja, sehe ich auch so. Aber mit dem Tode?! Jemanden in den Selbstmord zu treiben halte ich definitiv für keine gerechte Bestrafung. Zumal diese Diskussion sich stark in Richtung Beschuldigung der Opfer bewegt. Das eigentliche Problem gerät aus dem Fokus: Die Datingseite hat massig sensible Daten gesammelt und die nicht vernünftigt geschützt. Das hat zu den Problemen geführt - die übrigens auch andere hatten. Es ist ja nicht so, als hatte das "nur" für jene Konsequenzen, die sich anschließend umgebracht haben. Das sind die Extremfälle.

    Worauf ich hinaus will: Genau DAS will Tinder jetzt ausweiten. Demnächst enthält so ein Datensatz bei Tinder zumindest in den USA wohl auch eine Liste der Vorstrafen. Damit wird sich das Problem nicht bessern, sondern nur verschärfen. Wird interessant, wie Tinder das genau umsetzen will. Hat der Nutzer eine theoretische und effektive Wahl? Das muss auch nicht zwingend zusammen hängen. Wenn ich als Nutzer zwar auswählen kann, aber jeder seine Vorstrafen drin hat und ich damit bei den Leuten als unseriös gelte, ist das ggf. nur eine Pseudo-Wahl - weil der Dienst sich dann kaum sinnvoll nutzen lässt. Ähnlich wie mit einer Testpflicht: Die gibt es zwar derzeit nicht. Schon für einen Friseurbesuch brauche ich aber einen negativen Test, somit besteht durchaus ein impliziter Zwang.


  4. #3
    Avatar von itundtechnik
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    Standard AW: Was weiß Tinder über dich? 800 Seiten intimste Informationen!

    Puh, kontroverses Thema, was ihr da ansprecht. Das Konzept finde ich persönlich auch eher fragwürdig. Auf der Straße - wo man ebenfalls fremde Leute kennenlernt - trägt ja auch keiner zur Selektierung ein Schild mit seinen Vorstrafen um den Hals. Wie DMW007 schon sagte: Auch wenn das Ganze keine Pflichteinstellung wird, sieht es doch automatisch verdächtig aus, wenn man nichts angegeben hat - somit entsteht eine indirekte Pflicht.

    Viele Grüße
    Phantom der Technik: Angesichts der Computermasken verlieren die Benutzer ihr Gesicht.
    © Jürgen Wilbert (*1945)

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