DVB-T2 Fluch oder Segen?

[phazer0815]

2017 ist es also soweit. Das alte analoge DVB-T wird abgeschaltet und durch das Digitale DVB-T2 ersetzt. Vorbei ist es also, mit den freien TV Genuß über die Hausantenne. Mit DVB-T2 bleiben einen nur noch die ÖR Programme, die man frei empfangen kann. Die Werbefinanzierten Programme lassen sich ihre Ausstrahlung bezahlen. Und genau da liegt der Knackpunkt. In meinen Fall, wo TV bisher über DVB-T empfangen wurde heist das, entweder neuen Receiver für mind. Euro oder ein CI+ Modul für 80 Euro und die Freischaltung der Privatenprogramme für 69,00 Euro im Jahr.

Nun kann man natürlich der Meinung sein, wer HD will, soll auch dafür zahlen. Richtig. Nur wer kein HD will, muss trotzdem zahlen
Also für mich eher Fluch statt Segen.

[CDLF]

Vorweg: DVB-T war digital, nicht analog, daher auch der Name Digital Video Broadcasting – Terrestrial.

Im Osten Österreichs wurde DVB-T bereits am 27. Oktober eingestellt. Meines Erachtens ist das vor allem ärgerlich für alle, die sich erst vor 5 Jahren (2011) statt ihrem bis dahin funktionierendem Analog-Receiver eine DVB-T-Empfänger kaufen mussten. Die analoge Ausstrahlung abzuschalten war nach der langen Zeit, die es sie gab, durchaus in Ordnung. Aber mit der DVB-T-Abschaltung haben wir jetzt wieder nur ein paar wenige Jahre alten Elektro-Schrott - was noch mehr weh tut, wenn man bedenkt, wie lange so manche Analog-Receiver gehalten haben.

Mein Monitor zu Hause hat einen DVB-T-Tuner eingebaut. Ich habe ihn zwar nur recht selten verwendet, aber er ist somit nun auch nutzlos.


Wer vor hat auf DVB-T2 umzustellen, dem würde ich fast raten, auch über DVB-S2 ("gewöhnlicher Digital-Receiver") nachzudenken. Da gibt es bis heute die meisten Sender in SD-Qualität kostenlos.

[phazer0815]

Das ist auch noch so eine Sache. Noch gibt es wohl u.a. keine DVB-T2 USB Sticks für den PC. Und wenn dann kommt noch dazu, dass für jedes Empfangsgerät DVB-T2 extra freigeschaltet und bezahlt (69,00 Euro im Jahr) gezahlt werden muss.

Garnicht mal so günstig, wenn ich je im Wohnzimmer, Kinderzimmer, PC usw. jedesmal die Jahresgebühr zahlen muss.

[stedenon]

Für mich ist DVB-T2 die einzige Möglichkeit mit geringem Aufwand im Garten HD Fernsehen sehen zu können. Eine Satanlage wäre da viel zu aufwändig.

mfg
Stedenon

[BugStar5000]

Für mich ist es mehr Fluch als Segen. Kam bis jetzt fürs Schlafzimmer und Gästezimmer mit DVB-T gut klar. Allerdings überlege ich jetzt nicht doch eine Baustelle aufzumachen und durch den Schacht neue Kabel zu ziehen und meine Sat Anlage zu erweitern. Eine Frage stellt sich mir. Wie lange bleibt das frei empfangbare SD Singnal der Privaten Sender noch über Sat. Lohnt sich dann der Aufwand oder doch einfach nur neue DVB-T2 Reciever kaufen.

[Knut67]

Für mich bedeutet Terrestrisch eher eine Notlösung. Wenn man schon mal gezwungen ist, so nur diese paar Sender empfangen zu müssen/können, dann habe ich da meine Zeifel daß das mit dem HD(mehr Datenmenge)-gedöns dann wirklich DIE Erfüllung ist

[freulein]

Außerhalb der Ballungsgebiete bzw. größerer Städte haben die Privaten bisher ihre Programme auch nicht über den Vorgänger DVB-T ausgestrahlt. Die Umstellung ist dann also, sobald DVB-T2 erstmal landesweit verfügbar ist, ein Gewinn für diese Menschen, denn vorher konnten sie die Privaten überhaupt nicht empfangen, danach wenigstens gegen Gebühr. Ein Rückschritt ist es für alle anderen, das stimmt. Die konnten die Privaten vorher umsonst sehen, und jetzt nur gegen Gebühr.

Dann gibt es noch jene, für die sich praktisch nichts ändert, wie etwa mich... ich habe die Privaten vorher nicht gesehen (obwohl ich es hätte tun können), und ich werde sie auch künftig nicht anschauen. Diesen Mist tu ich mir nicht an. Ich sehe allerdings die eine oder andere US-Serie... allerdings im Original im Internet und nicht in den katastrophalen Synchronisationen, die die Privaten anbieten... und auch kurz nach der US-Ausstrahlung, und nicht zwei Jahre später bei den Privaten. Würden die Privaten morgen gesammelt ihren Sendebetrieb komplett einstellen... ich hätte nichts dagegen.

@phazer0815, USB-Sticks für DVB-T2 gibt es schon... allerdings soweit ich weiß nur für unverschlüsselte Programme, also nicht die Privaten.

@Knut67, wieso sollte den Zuschauer "mehr Datenmenge" stören? Die führt doch zu einem viel besseren Bild, und darüber kann sich der Zuschauer nur freuen. Ich verstehe also Deinen Einwand überhaupt nicht. Im übrigen ist die Datenmenge nur nach der Dekomprimierung des Bildes größer. Die Datenmenge, die versendet wird, d.h. die Datenmenge des verschlüsselten HD-Bildes bei DVB-T2 ist kleiner als die Datenmenge des SD-Bildes bei DVB-T. Das liegt daran, daß das bei DVB-T2 verwendete Komprimierungsverfahren H.264 HEVC viel effizienter ist als das bei DVB-T verwendete MPEG2.

[Knut67]

@freulein Ich frage mich ob sich der Aufwand überhaupt lohnt. Mag sein, daß das Bild nun noch besser ist für denjenigen, für den der HD-Hype auch nach einigen Monaten noch wichtiger ist als die Auswahlmöglichkeiten in der Programmvielfalt - vorausgesetzt die extreme Komprimierung kommt auch lückenlos/störungsfrei durch den gesättigten Äther. Auf scharfe Standbilder, abstrakte Clusterbildung und gewöhnungsbedürftige Tonwiedergabe würde da mancher vllt. lieber verzichten.

[freulein]

@Knuth67,

also ich glaube nicht, daß DVB-T2 nur in den Standbildern schärfer ist... die Auflösung ist allgemein höher, und damit die Bilder schärfer, auch im Bewegtbild. Der Unterschied ist enorm. Ich habe zwar noch kein DVB-T2 Empfangsgerät, habe es aber im Laden sehen können... ein Riesen-Unterschied. Ich weiß nicht, was Du mit "abstrakter Clusterbildung" meinst, aber die "Klötzchen", die man von DVB-T gut kennt, müssten jetzt eigentlich verschwunden sein... MPEG2 war nämlich ein ähnliches Kompressionsverfahren wie JPEG, d.h. es bildete x mal x-Pixel-Quadrate und komprimierte die separat... bei starker Kompression bzw. einem komplexen Bild oder schnellen Bewegungen konnte man diese Quadrate gut sehen. Das dürfte bei H.264 HEVC nicht auftreten, weil das Verfahren anders funktioniert. Hier können dann allenfalls verschwommene Gebiete im Bild entstehen, wenn die Datenmenge die Bandbreite überschreitet, sodaß die Kompression erhöht werden muß. Was Du mit "gewöhnugnsbedürftiger Tonwiedergabe" meinst, weiß ich nicht.

Und was den gesättigten Äther angeht... gerade dadurch, daß die Kompression jetzt viel höher ist, passen in ein begrenztes Frequenzspektrum viel mehr Sender hinein. Das Frequenzspektrum wird also entlastet, Frequenzen können für andere Zwecke freigegeben werden, bzw. theoretisch könnten die Zahl der Sender, die über DVB-T2 empfangbar sind, erhöht werden... es müssen eben nur die Sender sagen: Ja, das wollen wir. Daß die Privaten jetzt Geld für ihren Müll verlangen, hat mit der Technik nichts zu tun. Das hätten sie so oder so irgendwann gemacht. Wenn DVB-T2 für sie ein Erfolg ist, d.h. sehr viele Menschen ihren Müll abonnieren, dann werden sie garantiert irgendwann auch über Sat ihren Gratis-Müll abschalten und auf Abo umstellen. Der Umstieg von Werbefinanziert auf Abo-Modell ist ein weltweiter Trend (in entwickelten Länder) im TV-Bereich.

P.S. Ich sehe gerade, daß sich bei den ÖR das Programmangebot mit DVB-T2 teilweise schon vergrößert hat, und zwar im Bereich der Regionalprogramme. In vielen Ländern im Norden ist z.B. ein neues drittes Programm dazugekommen, nämlich BR HD (Bayern).

[Knut67]

gewöhnugnsbedürftiger Tonwiedergabe: Ein bekannter von mir hat einen KabelDeutschland-Anschluß natürlich mit HD Programmen etc. und relativ neuem TV. In leisen passagen wo Z.B. nicht gesprochen wird sondern eigentlich nur ein Hintergrundrauschen sein sollte, wird das Audiosignal abrupt komplett weggelassen(eingespart). Mit einem guten Gehör nimmt man sowas natürlich wahr. Wenn ich in so einem Moment gerade mal nicht zum TV schaue, denke ich immer das Gerät wurde soeben ausgeschaltet