Ninebot One - Die elektrischen Einräder kommen!

[Wolf]

Elektrische Einräder

Was jahrzehntelang Zukunftsmusik und Produkt der Fantasie einiger Science Fiction Autoren, wird langsam Realität: elektrische Einräder. In China sollen die Geräte schon etwas verbreiteter sein, doch auch in Deutschland werden sie zunehmenden populär. Ich habe in letzter Zeit schon mehrere davon gesehen und habe angefangen, mich über die Geräte zu informieren. Man hört viele Herstellernamen, wühlt sich durch eine Reihe von völlig unterschiedlichen Modellen in unterschiedlichen Preiskategorien, doch der Hersteller "Ninebot" sticht besonders hervor. Vielleicht liegt es daran, dass Ninebot noch in diesem Jahr Segway gekauft hat. Es gibt sehr unterschiedliche Varianten, doch ich finde die Einräder besonders interessant, die ohne Sitz sind und sich komplett ohne Hände lenken lassen. Obwohl es so viele unterschiedliche elektrische Einräder (ist das überhaupt der gängige deutsche Überbegriff?) gibt, habe ich euch hier beispielhaft ein paar Eckdaten vom Ninebot One E+ aufgeschrieben, das zu den Geräten aus der oberen Klasse zäht:

Auf dem Foto oben ist das Modell zu sehen. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 18-22 km/h und der Akku reicht normalerweise für 30-35 km. Die Geschwindigkeit sollte mit dem durchschnittlichen Fahrradfahrer recht gut mithalten können. Wenn der Akku leer ist, muss das Gerät an eine normale Steckdose angeschlossen werden, und nach 4 Stunden ist der Akku wieder voll aufgeladen und die Fahrt kann weitergehen. Es hat einen Griff, mit dem man das Gerät auch mit in die U-Bahn nehmen kann. Das Gewicht von 13,8 kg macht es noch relativ gut tragbar für kürzere Distanzen. Es hält auch bis zu 110 kg Gewicht aus. Zudem ist es ziemlich Offroad-fähig, sodass auch über Gras und im Wald damit relativ gut gefahren werden kann. Kleinere Hügel sollen auch kein Problem sein. Da das Einrad über eine integrierte Auto-Balancing Funktion verfügt, sollte man nach ein paar Stunden Übung den Dreh raus haben, sodass auch Kurven und schlechte Straßen kein großes Problem mehr darstellen sollten. Für Anfänger gibt es zudem Stützräder. Der Akkustand wird durch LED-Leuchten angezeigt. Der Ninebot One E+ lässt sich per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden, wodurch einige Einstellungen getroffen werden können und man vieles über den Status des Einrades erfährt (aktuelle Geschwindigkeit, Temperatur etc.) Es gibt einen Diebstahlschutz, der laut piept und das Gerät unfahrbar macht, wenn das Handy des Besitzers sich nicht verbindet.

Ein deutsches Review zum Ninebot One E:


Hier ein kleines Fahrtvideo durch San Francisco:


Schaut euch auch ein paar andere Einräder an. Das Firewheel F779 mit der Beleuchtung ist ganz spannend. Monorover R3 hat z.B. auch integrierte Lautsprecher, die Musik vom Handy abspielen können. Preislich liegen die Dinger in Deutschland zumindest noch so ab 1000€, aber wenn ich mich auf amazon.com umschaue, sehe ich, dass sie dort um einiges billiger sind. Vielleicht sinken auch in Deutschland demnächst die Preise.

Was haltet ihr von solchen elektrischen Einrädern (electric unicycles, self-balancing monowheels oder wie auch immer man sie nennt)? Glaubt ihr, dass die Geräte Zukunftschancen haben oder handelt es sich dabei um einen kurzzeitigen Trend? Würdet ihr euch selbst sowas kaufen?

Nachtrag:
Link zur Webseite des Hersteller in DE
http://www.ninebot-deutschland.de/ninebot-one/

[Wolf]

@derHackerLP

Danke für die Info. Dachte, das City-Wheel gäbe es nur seit 1-2 Jahren. Kannst du noch sagen, wie sehr sich der Kauf gelohnt hat und ob du zufrieden bist?

[Sroem]

Es ist eine grundlegende Spielerrei finde ich. Wie schon derHackerLP gesagt hat es gibt schon ähnliche Teile, allerdings springen die Leute nicht darauf an. Ich denke würde man sowas mit einer gezielten PR Kampagne (Wo auch ordentlich Asche im Spiel ist), dann könnte es zum Hype werden und dann holen es sich die Leute. Als Beispiel gib einem dieser Yter so nen Bike die machen nen Review dann würden sich alle Kids so nen Teil holen.

[Darkfield]

Smartphones sind auch eine grundlegende Spielerei, und dennoch sieht man diesen Crap täglich zu Hauf!
Es kommt immer darauf an wie Alltagstauglich ein Gerät ist, um dann bei der breiten Masse auf Akzeptanz zu stoßen.

Die Idee dieser Einräder ist toll, zumal mit wenig Übung auch doppelt Linksmotoriker damit zurecht kommen dürften.
ABER, die Dinger sind einfach nicht alltagstauglich - zu viele Hindernisse (Bürgersteige, Bordsteinkanten, Hindernisse, Schäden auf dem Fahrweg)
machen dem Einrad den täglichen Gebrauch dem Garaus.
Darum wird es sich, wie auch das Segway, nicht zu einem Massenprodukt entwickeln.

Da wo es eine entsprechende Infrastruktur gibt wird es häufiger zu sehen sein, keine Frage.

[avp6666]

Ich finde es sehr interessant, allerdings sollte es noch alltagstauglicher werden.
Es sieht nicht so aus, als wäre es in irgendeiner Weise gefedert, aber das sollte es sein, damit z.B. Bordsteinkanten, Gleise etc. (wie im zweiten Video) nicht mehr so ein grosses Hindernis sind. Es wäre toll, wenn man damit wie mit einem Skateboard irgendwo rüberspringen könnte. Das würde es deutlich flexibler machen.
Anscheinend braucht man für den Start auch eine Sitzgelegenheit, vielleicht reicht es auch, sich irgendwo festzuhalten. Stell ich mir etwas schwierig vor. Zwischenstops z.B. an Ampeln sind wohl auch nicht so leicht, wenn grad kein Schild zum Festhalten vorhanden ist. Da muss man wohl weitsichtig fahren.
Für das Mitnehmen zu Fuss ist es wahrscheinlich leider noch etwas zu schwer - das ist aber meiner Meinung nach essentiell. Man muss leicht hin- und herwechseln können. Da spielt leider auch rein, dass mir zu viel Kunststoff benutzt wird (ich weiss, ist halt leichter). Eine Aluminiumverkleidung wäre nachhaltiger.

Nichtsdestotrotz sehr interessant, hat durchaus Potential. Müsste ich nicht aufs Geld gucken, würde ich mir das als Spielzeug auf jeden Fall mal zulegen.

[Kreseux]

Generell würde ich Darkfield in der Hinsicht Recht geben, dass es sich nicht zu einem Massenprodukt entwickeln wird. Massenprodukt in der Hinsicht, dass in 5-10 Jahren jeder so ein Teil bei sich stehen hat.
Allerdings möchte ich meine Meinung hier ein wenig einschränken, weil ich im Gegensatz zu Darkfield von der Alltagstauglichkeit überzeugt bin.
Ich war vor wenigen Monaten in China und war überrascht wie viele von den Einrädern schon auf der Straße rumfahren. China hat ein großes Problem das ist der Platz. In den Großstädten wie Shanghai mit 30 Millionen Einwohnern ist ein Auto pro Familie eine Utopie, zumal viele Chinesen nicht das Geld haben sich ein Auto zu leisten.
Unendlich viele Chinesen fahren mit der U-Bahn oder aber mit Scootern und immer mehr auch mit diesen Einrädern.
Der Vorteil liegt auf der Hand:
Strom zum Aufladen ist extrem günstig, die Teile sind verhältnismäßig schnell, sehr sehr billig ( Dazu muss man sagen dass man diese Marken Einräder nur wenig auf dem chinesischen Markt findet. Dort gibt es die Kopien, die nicht tüv geprüft sind aber genauso schnell wenn nicht schneller fahren ) und das wichtigste klein sind. Die Dinger verbrauchen praktisch keinen Platz und im Gegensatz zu Scootern kann man die auch mit in die Ubahn nehmen.

Auch in Amerika gibt es immer mehr der Teile, auch wenn ich dort bei weitem nicht so viele gesehen habe wie in China.
Ich glaube zwar nicht das die Einräder irgendwann das Fahrrad ersetzen werden, aber im Zuge der Megacities haben sie definitiv einen Nischenmarkt für sich entdeckt, der vielleicht einigermaßen profitabel sein wird.

[stedenon]

Ich persönlich würde mir sowas nicht kaufen, da mir bei einer Vollbremsung mein E-Bike sicher mehr Sicherheit bietet. Aber jeder wie er mag...

[Wolf]

Ich gebe euch bedingt Recht. Gefedert und self-balancing sind die Geräte der neuesten Generation zumindest alle, wenn ich das richtig verstanden habe. Inwiefern das aber in der Praxis funktioniert, kann ich aufgrund mangelnder Eigenerfahrung leider nicht sagen. Zwar habe ich mir den Ninebot zur Vorstellung der elektrischen Einräder ausgesucht, der wohl etwas mehr für glatt asphaltierte Großstädte gedacht ist, aber von anderen Geräten habe ich schon das ein oder andere Kunststück gesehen. Den Monorover R3 z.B. habe ich in Videos über jede mögliche Art von Terrain fahren sehen. Egal ob Waldboden, Gras oder Pflasterstein, das Einrad scheint ein ziemlicher Allrounder zu sein. Auch über Bordsteinkanten habe ich ihn hier fahren sehen: https://youtu.be/B2RqsjDuw64?t=159

Die Specs vom Monorover gefallen mir auch. Die maximale Distanz, 15 miles (~24 km), ist etwas geringer als die beim Ninebot, es fährt ebenso so ungefähr max. 18-22 km/h, ist nach einer Stunde wieder voll aufgeladen und wiegt nur 23 lbs (~10,4 kg). Von der Distanz bin ich etwas enttäuscht und daran sollte definitiv noch gearbeitet werden, aber die eine Stunde Ladezeit kompensiert schon ganz gut. Der Ninebot One E+ fährt zwar so 10 km mehr, braucht zum Laden aber 4 Stunden. Dass das Gerät nur etwas mehr als 10 kg wiegt (mehr als 3 kg weniger als Ninebot), ist schon ein großes Plus. Für mich wären die 10 kg nicht zu schwer, aber die meisten würden sich wohl ein etwas leichteres Gerät wünschen. Vielleicht gibt es in den nächsten 1-2 Jahren mal ein Gerät mit ähnlicher Leistung und noch so 2-3 kg weniger Gewicht. Bei etwa unter 8 kg Gewicht bei gleicher / etwas besserer Leistung, sehe schon gute Chancen auf dem Markt. Gute Nachrichten: Das Gerät kostet laut dem verlinkten Video 549$ (485€) in den USA. Deutlich günstiger als Ninebot.

Für den Start braucht man nicht zwingend eine Sitzmöglichkeit. Vielleicht macht es das aber wesentlich leichter, jedoch habe ich in anderen Videos schon gesehen, dass die meisten aus dem Stand damit anfahren können. Ist halt am Anfang nicht so leicht. Bei den Zwischenstops habe ich mir auch Gedanken gemacht. Avl6666, du hast Recht. Stehen ist damit nicht so einfach wie beim Segway z.B. Zum Stehen müsste man entweder sich festhalten, ständig vor- und rückwärts fahren oder gänzlich absteigen. Die Dinger balanzieren sich aber selbst, sodass sie im Stehen nicht umkippen. Wer aus dem Stand anfahren kann, sollte auch mit Ampeln kein Problem haben. Eine ähnliche Problematik gibt es aber auch beim Fahrrad. Hüpfen damit ist anscheinend tatsächlich möglich: https://youtu.be/UP-spSwhSoY

Ein zentrales Problem sehe ich aber noch: die Straßenverkehrsordnung Deutschlands. Ich dachte ursprünglich, dass man damit auch hier fahren kann, aber anscheinend ist das (noch) nicht möglich. Ein zentrales Problem beim Segway war, dass die Rechtsgrundlage dafür jahrelang geschaffen werden musste und es immer noch viele Einschränkungen gibt, sodass Segways nie wirklich den Markt erobern konnten. Man durfte jahrelang damit auf öffentlichen Straßen nicht fahren und auch heute noch darf man einige öffentliche Verkehrsmittel damit nicht betreten. Auch der hohe Preis (5000€ je nach Modell), die Größe, das Gewicht und die lange Ladezeit spielten eine große Rolle. Das Marketing war insgesamt nicht sehr gut, und die Kommunikationspolitik setzte zu stark darauf, die Geräte als unsere "Zukunft" und "großes technisches Wunder" zu verkaufen, was im Endeffekte die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Es war einfach zu overhyped. Vielleicht schreibe ich irgendwann etwas mehr über Segway. Wäre ein interessantes Thema.

Mir stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage: Sind die Teile zu schnell, um für den Bürgersteig zugelassen zu werden? Oder müssten Besitzer Fahrradwege benutzen? Ich glaube, dass die Entscheidung über diese rechtlichen Fragen entscheidend für den deutschen Markt sein könnten.

[Darkfield]

Ich stell mir die Dinger immer in einer belebten Fußgängerpassage vor, und das erzeugt mir immer das Bild von einem Spießrutenlauf!

Und Alltagstauglichkeit fängt bei mir damit an das diese "Fahrzeuge" nicht als Fahrzeuge vom Gesetzgeber anerkannt sind,
und somit ausschließlich auf dem Fußweg zu benutzen sind (oder einem ausgewiesenen Radweg).

Problematisch finde ich auch immer Ländervergleiche, und gerade China mit Deutschland zu vergleichen hinkt gewaltig.
Während in China das Motto gilt "was nicht passt wird passend gemacht",
ist in Deutschland erst mal der deutsche Michel (von der Wiege bis zur Bare, Formulare Formulare) nötig.

Mal abgesehen davon, aus der Sichtweise eines Passanten, fände ich es nicht so toll wenn mich so ein Einrad-Rüpel
in der Fußgängerzone um nietet - hab schon aus einem Selbsterhaltungstrieb heraus einen irren Mountenbiker von seinem Drahtesel holen müssen,
der unkontrolliert fast in eine Gruppe gerauscht wäre.
Aus gutem Grund sind so auch in den meisten Fußgängerpassagen "Fahrzeuge" aktiv zu fahren nicht gestattet.

Allerdings finde ich die Einräder für befestigte Wege, zwecks Touren, durch die Landschaft oder dem Wald ganz toll.
Sind die doch leise und stören niemanden und kein Rowdy kommt auf die Idee damit quer Feld zu fahren,
wie so manch ein Vollhonk Mountenbiker gnadenlos durch die Pampa eiert.
(ob es dem Biker auch gefallen würde wer er gerade seine Alte fickt, und plötzlich radelt da so ein Arsch durch sein Zimmer?)

[Riviane]

Servus,

Also würde mir so ein Ding auch nicht kaufen. War nie so der "Freund" von Einrädern und außerdem erinnert mich das Ding ein Stück weit an das IO Hawk, welche in den USA momentan so verdammt populär sind haha. Hoffe nur, dass dieses Ding nicht in Deutschland so einschlägt wie das IO Hawk in Amerika. Am Ende fährt ja jeder auf dem Weg mit so einem elektronischen Einrad rum. Natürlich ist es eine praktische Idee und sehr innovativ, jedoch gibt es bei jedem positiven "Ding" auch ein aber..