1. #1
    Avatar von Fritz
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    Standard Venedig wird zum Museum und die erste Stadt mit Eintritt.

    Venedig wird ab heute zum Museum. Venedig ist die erste Stadt der Welt, die Eintritt verlangt. Wer ein paar Stunden zwischen Markusplatz und Rialtobrücke verbringen will, muss zahlen.

    Kreuzfahrt-Touristen am unbeliebtesten. In Venedig lässt sich das schon längere Zeit beobachten: In der Altstadt leben aktuell noch 48.997 feste Einwohnerinnen und Einwohner, davon die meisten im Rentenalter. Vor ein paar Jahrzehnten waren es noch 175.000. Dafür gibt es mehr als 50.000 Gästebetten. Schon jetzt, weit vor der Hochsaison, ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen. An manchen Tagen sind mehr als 100.000 Touristen unterwegs. Alles in allem waren es vergangenes Jahr wohl um die 15 Millionen. In einem Kontrollzentrum auf der Tronchetto-Insel am Bahnhof wird der Besucherstrom auf riesigen Bildschirmen überwacht. Die Kameras hängen in der gesamten Stadt. So leicht entgeht den Ordnungshütern hier nichts.

    Den schlimmsten Ruf haben die Kreuzfahrt-Touristen mit Namensschild, die herdenweise hinter einem Wimpel herlaufen, sowie Tagesurlauber, die kaum länger bleiben und peinlich genau aufs Geld schauen. Der Gondoliere Andrea Gianello klagt: "Die kommen morgens mit dem Zug vom Festland, haben im Rucksack Wasserflasche und selbst geschmierte Butterbrote dabei. Damit halten sie dann bis zum Abend durch. Alles, was wir von ihnen haben, ist ihr Müll." n-tv.de

    Bisher lobte jeder Ort Tourismus als Segen, da Touristen Geld in Orte bringen die sonst keine Einnahmen haben. In manchen Städten hat der Tourismus so sehr zugenommen dass sie der Segen der Geldeinnahme zum Fluch gekehrt hat. Zu viel Tourismus kann einen Ort zerstören. Venedig braucht das Geld um Reparaturen durchzuführen oder den Abfall der Touristen zu beseitigen. Allerdings werden zusätzliche Einnahmen auch Geier anziehen die sich aus den Mehreinnahmen bereichern werden und Venedig wird Trotz Eintrittsgeld verfallen.

    Zweckgebundene Einnahmen würden dagegen lediglich für einen bestimmten Zweck verwendet werden und würden nicht in den allgemeinen öffentlichen Haushalt fließen. Die Einnahmen aus dem Eintritt müssen zur Renovierung und Instandsetzung der Stadt verwendet werden.

    Hältst du Eintritt für eine Museumsstadt für sinnvoll?
    Soll der Tourismus eingeschränkt werden? Z.B. würde dann jeder deutsche nur einmal im Jahr in den Urlaub dürfen um das Klima zu schützen.

  2. The Following 2 Users Say Thank You to Fritz For This Useful Post:

    Darkfield (28.04.2024), DMW007 (28.04.2024)

  3. #2
    Avatar von DMW007
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    Standard AW: Venedig wird zum Museum und die erste Stadt mit Eintritt.

    Zum ersten mal lese ich Beschwerden darüber, dass Menschen ihr Essen & Trinken selbst mitbringen, statt zu konsumieren - spannend!
    Aber darum geht es in dem Kontext natürlich nicht. Auch der geringe Konsum von diesem Teil der Besucher ist ebenfalls nicht das Hauptproblem. Klimaschutz (bzw. eher Schutz unseres Lebensraumes) ist insgesamt gesehen sinnvoll, wird dort aber nicht der entscheidende Punkt für die Entscheidung sein. Das Hauptproblem ist: Zu viele Touristen machen die Stadt im wahrsten Sinne des Wortes kaputt. Einheimische können sich die steigenden Preise nicht mehr leisten und überfüllte Städte sind anstrengend für alle. Insbesondere für Anwohner, die das nicht nur ein paar Wochen im Urlaub haben, sondern dauerhaft im Alltag. Anders ausgedrückt hat man hier die Erkenntnis gewonnen, dass endloses Wachstum mit begrenzten Ressourcen nicht funktioniert. Das sage ich global schon seit Jahren, hier ist es das Gleiche auf eine Stadt beschränkt. Wobei das nicht die Ersten sind, in Mallorca z.B. protestieren die Einwohner seit Jahren über die Folgen der ganzen "Sauf-Touristen". Da wohl noch mal eine Ecke schlimmer.

    Aus Paris habe ich vor wenigen Tagen ebenfalls einen Artikel gelesen, wie zehntausende Bewohner in den letzten Jahren durch steigende Wohnkosten vertrieben wurden. Im Kapitalismus regeln Angebot und Nachfrage den Preis. Die Nachfrage steigt durch Touristen, während das Angebot nur begrenzt wachsen kann. Wenn es das tut, dann gerne in dem man Mietwohnungen zu Hotels umbaut. Vorzugsweise ältere Wohnungen/Mieter, die relativ wenig Miete zahlen. Da sind die Opportunitätskosten im Vergleich zum Hotel am höchsten, mit so was vertreibt man allerdings natürlich die Einwohner. Langsam scheinen einige zu merken, dass diese Grundregel unseres Wirtschaftssystems seine Konsequenzen hat und sich die Regeln der Physik nicht mit Schultern zucken und abwarten umgehen lassen. Von dem her ist es nur Konsequent, dagegen zu steuern. Mit steigendem Preis reduziert man die Nachfrage. Zumindest theoretisch, es kommt auch auf die Höhe an. Wenn man da 1€ zahlt, wird das wohl kaum jemanden davon abhalten. Zumindest kommt damit Geld herein. Setzt man es zweckgebunden ein, kann das ebenfalls sinnvoll sein. Das fehlt leider oft und ist daher so ein Grundsatzthema, welches uns auch in Deutschland Probleme macht.


  4. The Following User Says Thank You to DMW007 For This Useful Post:

    Darkfield (29.04.2024)

  5. #3
    Avatar von DMW007
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    Standard AW: Venedig wird zum Museum und die erste Stadt mit Eintritt.

    Mittlerweile wissen wir mehr: 5€ kostet der Eintritt und die Italiener sind schnell, das ganze ist bereits seit Ende April 2024 umgesetzt. In den ersten 8 Tagen haben sie rund 700.000€ von 145.000 Menschen eingenommen. Rechnerisch fehlen dort ca. 25.000€. Ich gehe mal davon aus, das werden Ermäßigungen für verhältnismäßig kleine Minderheiten (z.B. Behinderte Menschen) sein. Es gibt ein paar Ausnahmen, auch für Menschen die dort wohnen und Arbeiten. Diese werden in der Zahl wohl nicht enthalten sein. Für eine gute Woche ist das dennoch eine stolze Summe. Vor allem wenn man bedenkt, es wurde ja nichts anders gemacht, außer Tickets für das zu verlangen, was vorher schon da war. Die Stadt hat übrigens mit dem gleichen Betrag gerechnet, allerdings in der gesamten Testphase von 29 Tagen und nicht schon nach gut einer Woche.

    Dem Artikel nach müssen sich die Touristen dort wohl vorab registrieren und personenbezogene Daten angeben. Daten sammeln die man nicht wirklich braucht, halte ich für keine gute Idee. Wer sich fragt warum, soll mal auf den stetigen Strom aus Datenlecks schauen, die wir seit Jahren regelmäßig haben: Gelegenheit macht Diebe und ernsthafte Sicherheit scheint für viele Betreiber keine große Relevanz zu haben. Am besten sind Daten geschützt, die es nicht gibt - Datensparsamkeit ist das beste Gebot. Für eine Eintrittskarte brauche ich all das nicht zwingend. Im übrigen schließt das auch Menschen endgültig aus, die dazu nicht in der Lage sind (z.B. Ältere, Menschen mit geistigen Einschränkungen usw). Sollte also maximal optional eine Alternative sein. Finde ich ziemlich dünn, dass die Tagesschau dem nur einen Satz widmet.

    Venedig hat durch diesen Erfolg nun allerdings Blut geleckt und plant bereits, den Eintritt auf 10€ zu verdoppeln sowie weitere Beschränkungen zu erlassen. Ich bin gespannt, ob der Erfolg bleibt. 10€ ist eine psychologisch wichtige Grenze. Bei dem Ansturm könnte ich mir gut vorstellen, dass genug Leute trotzdem zahlen. Wer so weit weg in den Urlaub fliegt, muss für gewöhnlich nicht jeden Euro zweimal umdrehen. Das hat Potenzial, ähnlich Schule zu machen, wie aus dem Teilen von Netflix-Konten deutlich mehr Geld raus zu holen. Netflix hat damit Geld gedruckt und die Konkurrenz will nun auch. Klar, so was ist nichts für den kleinen Bauernhof, der nebenbei noch ein paar Euro mit Urlaubern macht. Für große, sehr beliebte Urlaubsorte wie z.B. Ballermann & co. könnte das funktionieren: Wer hunderte oder gar tausende Euro für einen Urlaub ausgibt um dort zu sein, wie z.B. in Italien, der wird sich über 5 oder 10€ vielleicht ärgern. Aber nicht sagen "nee, also dann schaue ich mir Venedig nicht an".


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