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    Avatar von Fritz
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    Standard Afghanische Flüchtlinge werden abgeschoben - Zu Recht?

    Am 15.12.2016 wurden 34 Afghanen aus Deutschland nach Kabul abgeschoben. Quelle:Bundesregierung In einer kleinen Anfrage mit der Drucksachenziffer18/10336 stellte der Bundestag fest, dass sowohl die EU als auch die Bundesregierung Vereinbarungen mit den Afghanischen Behörden über die Rückführung getroffen haben. Pressesprecher (BMI) der Bundesregierung, Dr. Johannes Dimroth sagte, dass In Deutschland sich zum 30.09.2016 insgesamt
    12 539 ausreise pflichtige Afghanen aufhielten. Quelle

    Der Fluechtlingsrat-Bayern hält die Abschiebung nach Afghanistan für Menschenunwürdig. In einer Petition wird berichtet, dass in Afghanistan seit 40 Jahren Krieg herrsche und dass Afghanistan über vier Jahre verteilt 13 Milliarden Euro erhält die in den Taschen der Eliten verschwinden werden und nimmt im Gegenzug 80.000 afghanische Flüchtlinge zurück, ein großer Teil davon aus Deutschland. Ein unmenschlicher Deal, staatlich abgesegnetes Unrecht, Menschenhandel in großem Maßstab. Weiter wird von Schikane und unmenschlicher Behandlung in den Abschiebelagern berichtet. Quelle. Es wird von Müttern mit Kindern berichtet, die durch die Situation psychisch Krank geworden seien. Selbst das Auswärtige Amt bezeichnet Afghanistan als unsicher und empfiehlt beispielsweise Überlandfahrten nur mit bewaffneter Begleitung zu machen oder berichtet von einer unsicheren Versorgung von Medikamenten.

    In Afghanistan gibt es tatsächlich reiche Menschen. Die Taliban verdienen sehr viel Geld mit dem Opiumanbau. Quelle. Afghanistan ist reich an Bodenschätzen. Quelle. Sinnvoll wäre es, den Wohlstand in Afghanistan umzuverteilen, so könnten die Menschen in ihrem Heimatland bleiben und müssten nicht nach Europa flüchten.

    Wäre es nicht sinnvoller, statt Menschen auf die Flucht durch Armut zu schicken, wenn die Bundesregierung mit der Afghanischen Regierung einen Plan zur Umverteilung des Wohlstandes erarbeiten würde?
    Wie ist die Situation mit dem Gewissen vereinbar, Schutz suchende in ein Kriegsgebiet ohne Soziale Infrastruktur abzuschieben?
    Müssen wir diesen Menschen helfen oder sind sie an ihrem Schicksal selbst schuld?

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  3. #2

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    Standard AW: Afghanische Flüchtlinge werden abgeschoben - Zu Recht?

    Ich kann nur dringend davon abraten, seine Informationen über Fluchtländer von Organisationen zu beziehen, die mit der Betreuung von Flüchtlingen Geld verdienen. Solche Organisationen werden die Situationen in ALLEN Ländern als untragbar schildern, aus denen Flüchtlinge zu uns kommen... im eigenen Interesse. Genausogut könnte man die Waffenlobby fragen, wie man Waffenhandel am besten verhindern kann.

    Afghanistan wurden nicht 13 Mrd. Euro für die Rücknahme der Wirtschaftsflüchtlinge versprochen, sondern das ist ein Hilfspaket der EU für Aufbau und Entwicklung, wie es schon in vergangenen Jahren welche gab. Der Großteil dieses Geldes wird in den Aufbau einer funktionierenden Polizei gesteckt, um die Taliban zu bekämpfen. Die EU hat Bedingungen an diese Zahlungen geknüpft, etwa eine wirksame Bekämpfung der Korruption, die auch überprüft wird. Es ist nicht auszuschließen, daß von den 13 000 Mio. das eine oder andere Milliönchen irgendwo versickert, aber zu behaupten, daß das gesamte Geld in den Taschen der Eliten verschwinden wird, ist völlig unseriös.

    Was die Sicherheitslage in Afghanistan angeht... der Unruhefaktor in Afghanistan sind die Taliban. Die kontrollieren bei weitem nicht das gesamte Staatsgebiet, sondern nur etwa 20%... weitere 20% sind umkämpft. Die restlichen 60% des Landes sind von den Taliban nur insofern betroffen, daß es in größeren Städten gelegentlich Selbstmordanschläge/Bombenattentate gibt. Hieran kann man anschaulich erkennen, daß praktisch alle Afghanen, die nach Europa flohen, eigentlich Wirtschaftsflüchtlinge sind. Sie hätten auch innerhalb ihres Landes fliehen können, und manche machen das auch. Manche machen es aber nicht, weil sie lieber in den vermeintlichen "Reichtum" Europas fliehen wollen.

    Stellen wir uns Deutschland vor, nur viel ärmer. Stellen wir uns weiterhin vor, in Mecklenburg-Vorpommern bricht ein blutiger Bürgerkrieg aus. Bayern ist nicht betroffen. außer vielleicht daß es vereinzelte Terrorattentate gibt. Einzelne Bewohner Deutschlands fliehen daraufhin ins reiche Saudi-Arabien und wollen da unbedingt wohnen, geben an, vor dem "Krieg in Deutschland" zu fliehen. Die saudi-arabische Regierung will diese Flüchtlinge nach Bayern abschieben, aber irgendein depperter Flüchtlingsrat der Provinz Mekka fängt an herumzujammern, daß Bayern nicht sicher sei. Genau so eine Lachnummer ist das, nur umgekehrt. Es geht hier um Armutsflüchtlinge. Deutschland zerstört sich selbst durch die massenhafte Aufnahme von Armutsflüchtlingen, indem es seine Sozialsysteme zerstört, und indem es große Teile seiner Großstädte auf diese Weise in Slums verwandelt.

    Die Behauptung, die Armutsflüchtlinge würden in ein "Kriegsgebiet" abgeschoben, ist also schonmal falsch... sie werden in ein Land abgeschoben, in dem es in Teilen bewaffnete Konflikte zwischen Staat und Taliban gibt, in großen Teilen diese Konflikte aber auch nicht gibt. Im übrigen... wenn junge Männer (und das sind auch hier wieder mal die Flüchtlinge ganz überwiegend) aus ihrem Land fliehen, das gegen die Gefahr religiöser Fundamentalisten kämpft, um in reichere Weltgegenden umzusiedeln, macht das auf mich keinen guten Eindruck. Das macht auf mich den Eindruck, daß die lieber im Reichtum leben wollen, als Mütter und Väter und Schwestern und Brüder gegen die islamistische Gefahr zu verteidigen. Einen besonders edlen Eindruck macht das nicht. Wäre ich Nachbar von denen, der der Polizei beigetreten ist, um die eigene Gegend gegen die Taliban abzusichern, unter großen eigenen Opfern und Riskien, würde ich sagen: Pfui!

    "Ohne soziale Infrastruktur" ist eine Lachnummer insofern, daß viele arme Länder wie Afghanistan, praktisch fast ganz Afrika sowieso, "ohne soziale Infrastruktur" im Sinne einer staatlichen Organisation sind. Wenn erstmal alle Menschen in den zahlreichen Ländern Afrikas und Asiens "ohne soziale Infrastruktur" erführen, daß sie nach Deutschland umsiedeln können, und niemand würde sie zurückschicken, weil es hier ein paar depperte Gutmenschen gibt, die meinen, ein Zurückschicken in Länder "ohne soziale Infrastruktur" wäre unzumutbar, dann könnten wir schnell zig Millionen Umsiedelungswillige vor der Tür haben. Die Rolle der "sozialen Infrastruktur" übernimmt in vielen Ländern übrigens die Familie, weswegen es so häufig auch Großfamilien sind (Kinderreichtum in der dritten Welt)... die Lasten verteilen sich dann auf mehrere Schultern. Insofern stimmt es auch nicht, die jungen Männer müssten in ein Land "ohne soziale Infrastruktur" zurück... sie können in die soziale Infrastruktur zurück, aus der sie weggegangen sind... zurück zur Familie.

    Die Frage "Müssen wir diesen Menschen helfen oder sind sie an ihrem Schicksal selbst schuld?" ist unsinnig. Die Hilfe ist schon beschlossen, ein Teil der 13 Mrd. Euro muß für Integrationsmaßnahmen für rückkehrende Flüchtlinge ausgegeben werden. Mehr als 30 Millionen Afghanen haben das Schicksal, in Afghanistan zu leben. Sind diese 30 Millionen Afghanen an ihrem Schicksal, in Afghanistan zu leben, schuld? Ich verstehe diese Frage nicht. Oder welches Schicksal meinst Du?
    Geändert von freulein (13.01.2017 um 02:38 Uhr)

  4. #3

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    Standard AW: Afghanische Flüchtlinge werden abgeschoben - Zu Recht?

    Jeder der behauptet Afghanistan sei ein sicheres/ teilweise sicheres Herkunftsland in das man unbekümmert Flüchtlinge abschieben darf, sollte dazu gezwungen werden, seinen nächsten Jahresurlaub in diesem Land zu verbringen. Ich war schon einmal dort und kann nur versichern, dass sowohl die Landschaft als auch die Kultur (was davon Heute auch noch übrig sein mag) eine Reise wert ist. Trotzdem könnte man mir eine kostenlose 3 Wochen Rundreise, mit einer lediglich im Bikini bekleideten Reiseleiterin namens Scarlett Johannson anbieten, ich würde trotzdem nicht noch einmal einen Fuß in dieses seit 4 Jahrzehnten vom Krieg gezeichnete Land setzen.
    Zu behaupten große Teile des Landes seien abgesehen von "gelegentlich[en] Selbstmordanschläge[n]/Bombenattentate[n]" sicher, grenzt in seiner Formulierung schon an Monty Python Humor.

    "Mehr als 30 Millionen Afghanen haben das Schicksal, in Afghanistan zu leben. Sind diese 30 Millionen Afghanen an ihrem Schicksal, in Afghanistan zu leben, schuld? Ich verstehe diese Frage nicht. Oder welches Schicksal meinst Du?"

    - Ich glaube die Fragen die wir uns stellen müssen sind:
    Was haben diese Menschen verbrochen, in einem seit Jahrzehnten vom Krieg gezeichneten Land auf die Welt zu kommen?
    Was haben wir bitte richtig gemacht, damit wir uns das Recht verdient haben, in einem reichen Land mit guter sozialer Infrastruktur geboren zu werden?
    Und was gibt uns das Recht zu entscheiden, ob und wenn ja, wann Menschen die (aus welchen Gründen auch immer) aus einem Land geflohen sind, in dieses zurückgeschickt werden?

  5. #4

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    Standard AW: Afghanische Flüchtlinge werden abgeschoben - Zu Recht?

    Mögliche Antworten:
    - wahrscheinlich nichts Besonderes, aber darum geht es ja nicht beim Thema Geburt. Ausser man glaubt an Karma - davon gibt es auch in Afghanistan nicht viele.
    - wahrscheinlich nichts Besonderes, aber darum geht es ja nicht beim Thema Geburt. Ausser man glaubt an Karma - davon gibt es auch in Deutschland nicht viele. Man könnte noch anmerken, dass wir diese soziale Infrastruktur von unseren Eltern geerbt haben, die das auch für uns gemacht haben. Sicherlich in den wenigsten Fällen für Leute aus Afghanistan.
    - Genau das: das Asyl-Recht. Das gibt es auch, um die Leute zu schützen, die wirklich unsere Hilfe benötigen. Wenn Afghanistan - zumindest in Teilen - sicher ist, dann sollte man die Leute zurückschicken und sich stattdessen um die Leute kümmern, für die es überhaupt keine sichere Rückkehr gibt.
    Man muss auch bedenken, dass unser so wertvolles und lang erkämpftes Sozialsystem auch nicht unerschöpflich ist und wir nicht alle Armen der Welt "durchfüttern" können, ohne das irgendwann alles kollabiert. Und davon hat dann keiner was!

  6. #5

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    Standard AW: Afghanische Flüchtlinge werden abgeschoben - Zu Recht?

    @snakesplane,

    ich habe einen guten Bekannten, einen Afghanen (der allerdings kein Flüchtling ist, sondern vor mehr als 25 Jahren als Student hierherkam), der jedes Jahr seine Eltern in der Heimat besucht. Ich weiß jetzt nicht, ob er das Urlaub nennt oder nicht, aber er macht es und hat kein Problem damit. Es ist übrigens auch von Flüchtlingen aus Syrien, Irak usw. bekannt, daß sie in der Heimat, aus der sie wegen angeblicher Verfolgung fliehen mussten, auch schon mal Urlaub machen. Denn auch in Syrien gibt es Gegenden, in denen man sich gefahrlos aufhalten kann. Unter irakischen Flüchtlingen gab es einen Trend, wieder in den Irak zurückzufliegen, weil die betreffenden die Zustände in den Flüchtlingsheimen nicht zufriedenstellend fanden. Soviel zur "Gefahr in der Heimat". Das sind alles reichlich primitive Ideen aus Tausendundeiner Nacht, daß Länder wie Syrien, Irak oder Afghanistan flächendeckend die reine Hölle sind, in der das Leben für jeden völlig unzumutbar ist, sodaß als Ausweg nur die Flucht nach Deutschland bleibt. Genährt wird diese Fantasievorstellung durch eifriges Zurschaustellen von Bildern aus Aleppo oder ähnlichen Brennpunkten des Krieges in unseren Medien, bis auch der letzte "begriffen" hat: Aha, so sieht Syrien heute aus. Auch all jene haben in meinen Augen einen Husch weg, die meinen, Menschen sollten aus all jenen Weltregionen hierher umsiedeln können, in denen ihre persönliche Sicherheitslage schlechter ist als in Wanne-Eickel oder Buxtehude.

    Was Afghanistan angeht... hier ist eine Karte mit Stand Oktober 2016, der die Verteilung der Provinzen anzeigt, in denen die Taliban die Kontrolle haben (grau), in denen die Regierung die Kontrolle hat (durchsichtig), und in denen die Kontrolle umkämpft ist (rot):

    https://www.google.com/maps/d/viewer...5051109522&z=6

    Wie man sieht, gibt es zahllose Provinzen, in denen die Regierung die Kontrolle hat. Ich bleibe dabei, daß in den Gebieten, in denen die Regierung die Kontrolle hat, ein zumutbares Leben möglich ist, und auch gelegentliche Anschläge/Attentate in den jeweiligen Provinzhauptstädten oder anderen größeren Städten dem nicht entgegenstehen. Es wird auch kein Berliner auf die Idee kommen, in irgendein anderes reiches Land dieser Welt mit großzügigem Sozialsystem zu flüchten, weil in Berlin neuerdings durchaus die Möglichkeit besteht, bei einem islamistischen Terroranschlag zu sterben.

    Zu Deinen Fragen: "Was haben diese Menschen verbrochen, in einem seit Jahrzehnten vom Krieg gezeichneten Land auf die Welt zu kommen?
    Was haben wir bitte richtig gemacht, damit wir uns das Recht verdient haben, in einem reichen Land mit guter sozialer Infrastruktur geboren zu werden?"

    Beide dieser Fragen sind hirnrissig. Das kann man am besten anhand der Nazi-Diktatur illustrieren. Wer würde fragen: Was haben die Deutschen verbrochen, daß sie in eine solche Diktatur hineingeboren wurden, daß sie in ein vom zweiten Weltkrieg gezeichnetes Land hineingeboren wurden? Was Babies, Kleinkinder, oder Kinder angeht, mag das ja noch eine halbwegs sinnvolle Frage sein. Für alle anderen aber wird die Frage absurd. Die Menschen eines Landes gestalten die Verhältnisse in diesem Land. Es ist irrsinnig, zu behaupten, die Menschen kämen als 25-Jährige von irgendwoher am Himmel herabgeregnet und finden sich auf einmal in einem Land wieder, mit dem sie ansonsten nichts zu tun haben. Die Afghanen sind für die Verhältnisse in ihrem Land selber verantwortlich. Daß diese Verhältnisse nicht so katastrophal sind, wie sie unter der Totalherrschaft der Taliban einst waren, ist Eingriffen von außen zu verdanken. Jetzt müssen aber die Afghanen ihre Verhältnisse (weiterhin mit fremder Hilfe) selber zum Besseren wenden, und das gelingt nicht, indem jeder sich in reiche Länder am anderen Ende der Welt verdrückt.

    Maleficios Anmerkung, daß unsere Eltern unseren Wohlstand erarbeitet haben, will ich noch hinzufügen, daß wir selber es auch machen. Auch hier ist diese Idee, ein 25-Jähriger würde von irgendwoher am Himmel herabregnen, und, was für ein völlig zufälliges Glück, im Wohlstand landen, absurd. 25-Jährige haben schon eine ganze Menge getan, eine ganze Menge Opfer gebracht, die den Wohlstand in Deutschland sichern. Kinder wollen sicher gerne spielen, was und wann sie möchten, aber vom Alter von 6 Jahren an geht das, zumindestens einen halben Tag lang, nicht mehr. Dann herrscht Schulpflicht. Später dann wird eine Ausbildung absolviert. Auch das ist nicht immer die reinste Freude, sondern bedeutet, Opfer zu bringen. Schon früh greift in das Leben der Menschen hierzulande eine Fremdbestimmung ein, die notwendig ist, um Wohlstand überhaupt zu ermöglichen. Diese Fremdbestimmung bedeutet, Opfer zu bringen. Sie wird mit Wohlstand belohnt. Jemand, der frei von dieser Fremdbestimmung ist, braucht diese Opfer nicht zu bringen. Wenn alle in seiner Gesellschaft frei von dieser Fremdbestimmung sind, dann wird es keinen Wohlstand geben.

    "Und was gibt uns das Recht zu entscheiden, ob und wenn ja, wann Menschen die (aus welchen Gründen auch immer) aus einem Land geflohen sind, in dieses zurückgeschickt werden?"

    Dieses Recht leitet sich aus einem wichtigen Grundprinzip staatlicher Hilfe ab. Dieses gilt nicht überall, aber in den allermeisten Fällen, in denen der Staat hilft: Hilfe wird nur gewährt, wenn der Hilfesuchende nicht aus eigener Kraft seine Hilfsbedürftigkeit vermeiden kann. Das ist z.B. im sog. Hartz IV völlig klar: Hilfe, d.h. Hartz IV, wird nur gewährt, wenn der Arbeitslose entweder arbeitsunfähig ist, oder arbeitsfähig, aber ohne Angebot einer zumutbaren Arbeit. Ist der Arbeitslose arbeitsfähig und wird ihm eine zumutbare Arbeit angeboten, dann muß er diese annehmen, andernfalls verweigert der Staat die Hilfe, d.h. die Hartz IV-Zahlungen (zumindest in der Theorie). Dazu hat er nicht nur das Recht, sondern die arbeitende Bevölkerung, die für die Hartz IV-Zahlungen aufkommt, verlangt dies sogar mehrheitlich.

    In einem Land, in dem es gefährliche Regionen gibt, aber auch ungefährliche Regionen, können Hilfesuchende in gefährlichen Regionen ihre Hilfebedürftigkeit selber abstellen, durch Umzug in ungefährliche Regionen. Ist das möglich, entfällt das Recht auf Anerkennung als Flüchtling nach Deutschland. Das verlangt die Mehrheit der Bevölkerung Deutschlands, die für die Belastungen durch Flüchtlinge finanziell aufkommt, ganz einfach.

    Es stimmt, was Maleficio sagt, daß unser Sozialsystem kollabieren würde, wenn wir alle Armen und Unzufriedenen der Welt aufnehmen würden. Nun sagen natürlich manche: Es kommen ja aber doch nicht alle Armen und Unzufriedenen der Welt. Ich würde es daher anders sagen, deutlicher: Unser Sozialsystem wird kollabieren, wenn Deutschland alle Menschen aufnehmen würde, die aufgrund unserer Asyl- und Flüchtlingsgesetze das eindeutige Recht haben, nach Deutschland umzusiedeln. Auch hier stimmt es natürlich wieder, daß nicht alle, die dieses Recht haben, schon vor der Tür stehen, und es einfordern. Das mag zum Teil an einer Liebe zur Heimat liegen, bei ganz vielen liegt es aber einfach nur an einem Informationsdefizit... die Betreffenden kennen gar nicht ihr Recht, nach Deutschland umzusiedeln (Die Araber etwa haben es in großer Anzahl erst Anfang 2015 über ihre Medien erfahren, daß Deutschland Syrern und Irakern aus dem Norden dieses Recht generell einräumt). Würde man es ihnen mitteilen, wären sie wenig später hier. Als dritte Gruppe gibt es natürlich noch jene, die die finanziellen Mittel für eine Reise nicht haben, an deren Ende das Einfordern ihres Rechts steht. In einem solchen Szenario, in dem schon die laut Recht und Gesetz zulässigen Übersiedlungen auf Dauer Deutschland ruinieren werden, jetzt auch noch hinzugehen und zu fordern, Deutschland müsse großzügig sein in Fällen, in denen die Menschen sich auch auf anderem Wege als mit einer Übersiedelung nach Deutschland, nicht ohne Aufwand und Opfer, aber mit VERTRETBAREM Aufwand und Opfern selber aus ihren schwierigen Situationen befreien können, und Menschen in solchen Fällen dennoch das Recht auf Übersiedelung nach Deutschland einräumen, erscheint mir völlig verrückt.
    Geändert von freulein (14.01.2017 um 18:24 Uhr)

  7. #6
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    Standard AW: Afghanische Flüchtlinge werden abgeschoben - Zu Recht?

    Hier wird von einer geschiedenen Frau berichtet, deren Asylantrag abgelehnt wurde und nun Deutschland verlassen muss. Die Frau berichtet, dass wenn sie nach Afghanistan zurückgeht, ihr Gefahr durch ihren ex-Ehemann droht.
    Hier wird von einem durch die Rückführung ausgelösten Traumata berichtet, allerdings werden die Rückkehrhilfen nicht erwähnt.

    Das bamf schildert Afghanistan als sicheres Herkunftsland, während Menschen die zurück sollen von Gefahren berichten. Es ist schwer zu verstehen, dass ein Mensch nicht in sein Heimatland zurück kehren will, obwohl er bei einer freiwilligen Rückreise sogar Finanzielle Hilfe bekommen würde. Quelle: IOM. Nach Bericht des bpb hat das Engagement Deutschlands in Afghanistan eine lange Tradition.

    Andererseits wird berichte, dass die hier ankommende Flüchtlinge in Afghanistan ca. 10.000,-€ an Schlepper bezahlt haben. Bein einem Durchschnittlichen Jahreseinkommen von 550,- entspricht das dem Einkommen von ca. 20 Jahren in Afghanistan.

    Wie ist es möglich, den Menschen in ihren Heimatländern zu helfen und eine Perspektive zu entwickeln? Sogar die AfD ist sich über die Abschiebung nach Afghanistan uneinig. Quelle. Politiker könnten Kontakt zu den örtlichen Politikern aufnehmen und Lösungen erarbeiten. Würden Menschen nicht Flüchten müssen, könnten sie mit dem an die Schlepper bezahlten Geld gut in ihrem Heimatland leben. Oder gibt es andere Gründe für die Flucht? Oder ist die Flucht tatsächlich eine Armutswanderung?

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  9. #7

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    Standard AW: Afghanische Flüchtlinge werden abgeschoben - Zu Recht?

    Armutswanderung ist vielleicht nicht das richtige Wort, denn was hier eine ganz wichtige Rolle spielt, ist der REICHTUM Deutschlands (zumindest relativ zu den Herkunftsländern). Dieser Reichtum lockt die Menschen. Von ihm berichten die zahlreichen Afghanen, die schon länger in Deutschland sind, in die Heimat. Dort hören das die Menschen und wollen auch im Reichtum leben. Wäre der Lebensstandard in Deutschland vergleichbar mit dem in Afghanistan, würde kein einziger Afghane nach Deutschland "fliehen" wollen. Unabhängig davon, daß es auch in Afghanistan viele Regionen ohne Lebensgefahr für die Menschen gibt, gibt es auch im Westen Pakistans große Gebiete, in denen die Bevölkerung aus Pashtunen besteht und pashtunisch spricht. Krieg gibt es dort nicht. Aber es ist schon klar, warum die Afghanen nicht in diese Nachbarregion zu ihren kulturellen Brüdern umsiedeln wollen... dort ist der Wohlstand ähnlich niedrig wie in Afghanistan. Dann doch lieber nach Deutschland...

    Man stelle sich mal vor, Deutschland, Österreich und die Schweiz wären arme Länder und die Mongolei ein reiches Land. Wenn es dann in Teilen von Deutschland eine bürgerkriegsähnliche Situation gäbe, würde es jeder, der einigermaßen gesunden Menschenverstand hat, für logisch halten, daß die Menschen sich entweder in friedliche Regionen Deutschlands begeben oder ins friedliche Nachbarland Österreich oder in die friedliche Schweiz... weil dort die Menschen eine ähnliche Kultur haben und auch deutsch sprechen. Man stelle sich aber vor, daß auf einmal viele Deutsche aus den unfriedlichen Regionen sagen: Nein, in die Schweiz oder nach Österreich wollen wir nicht, und auch nicht in friedlichere Regionen in der Heimat... (und in die Armee eintreten und für Frieden im eigenen Land sorgen wollen wir auch nicht)... wir wollen in die Mongolei! Wieso das denn... in ein Land am anderen Ende der Welt, mit anderer Kultur und anderer Religion? Dreimal darf man raten...

    Diese Massenumsiedelung auf eine andere Seite der Welt ausgerechnet nach Deutschland und nirgendwo anders... also wer da nicht realisiert, was da wirklich dahintersteckt, der ist - sorry - ganz schön naiv.

    Was die Schleppergelder angeht... Ich habe immer wieder in Interviews mit Flüchtlingen (Syrer und Afghanen) gehört, wie diese berichteten, sie hätten diese beträchtlichen Summen durch Verkauf ihrer Häuser locker gemacht. Auf der anderen Seite aber sollen sie angeblich aus zerbombten Städten fliehen... jetzt frage ich mal, wer kauft ein zerbombtes Haus? Oder wer kauft ein Haus, in dem aufgrund von Bürgerkrieg derart große Lebensgefahr besteht, daß alle Menschen dort nur wegmöchten? Niemand. Aber das waren nicht solche Häuser. Das waren Häuser, in denen andere Menschen, andere Afghanen und andere Syrer gerne leben wollen, weswegen sie sie gekauft haben. Da werden uns also ziemliche Märchen erzählt, was die angebliche "Lebensgefahr" angeht. Kein Syrer oder Afghane kauft ein Haus mitten in einer Kriegszone für 10.000 oder 20.000 Euro... Daß Uwe Junge, Partei- und Fraktionschef der AfD in Rheinland-Pfalz, auf diese Märchen jetzt auch noch hereinfällt, ist erschreckend.

    P.S. Ich habe einen Bekannten, der aus Afghanistan stammt, aber schon seit Anfang der 80er hier ist (allerdings auch regelmäßig in die Heimat fährt, um seine Eltern zu besuchen, also die aktuelle Situation dort auch aus eigener Anschauung kennt). Der sieht das 100%-ig genauso wie ich.
    Geändert von freulein (19.03.2017 um 01:21 Uhr)

  10. #8
    Avatar von BitNet
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    Standard AW: Afghanische Flüchtlinge werden abgeschoben - Zu Recht?

    Nicht jeder Afghane ist so. (Zwar mehr als bei unseren Nachbarländern oder so, aber nicht alle).
    Jeder hat das Recht in Deutschland zu wohnen.
    Refugees Welcome!
    hihihi

  11. #9

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    Standard AW: Afghanische Flüchtlinge werden abgeschoben - Zu Recht?

    Die Süddeutsche, garantiert kein rechtes Blatt, sondern ein ausgesprochen linkes Blatt, überraschte mich vor wenigen Minuten mit folgendem Artikel:

    "Ich bin zu afghanisch für Deutschland" - Politik - Süddeutsche.de

    Bitte folgendes beachten:

    1. Kein Gejammer, daß an jeder Stelle und in jeder Ecke Afghanistans akute Lebensgefahr besteht. Das ist eine Propaganda von Flüchtlingsindustrie und anderen, die davon profitieren, die Lage dort so katastrophal wie möglich darzustellen.

    2. und wichtiger... die Afghanin Sarah Faseli lässt keinen Zweifel, was die Motivation der afghanischen jungen Männer ist, die hier als "Flüchtlinge" ankommen:

    "Frage:Seit Wochen werden junge Männer nach Afghanistan ausgeflogen. Nicht schlimm?
    Antwort:Sie tun mir leid. Wer Glück hat, findet Gnade bei seiner Familie, darf wieder einziehen. Trotzdem kommen die Rückkehrer als Gescheiterte zurück, die Familie wollte ja vom neuen Leben des Sohnes ihren Teil abhaben. Gegangen sind sie als Leuchtfeuer der Hoffnung, nun kommen sie mit leeren Händen zurück."

    Von Krieg und Verfolgung ist hier erst gar nicht die Rede, sondern es geht um die Erlangung von Wohlstand. Es gibt hier praktisch keinen Unterschied zu afrikanischen jungen Männern, die von ihrer Familie nach Deutschland geschickt werden oder das selber entscheiden, um hier reich zu werden (oder Fußballstars). Auch die sträuben sich natürlich gegen eine erzwungene Rückkehr... aber nicht, weil sie anderswo verfolgt werden o.ä., sondern weil sie von den Angehörigen, die sie nach D schickten, um eine Einkommensquelle für die Familie zu werden, bei der erfolglosen Rückkehr als versager abgestempelt werden. Die Enttäuschung ist dann groß. So viele andere haben es doch geschafft, warum du nicht?

    Ich habe nichts daran auszusetzen, daß die Menschen so handeln... es ist sehr verständlich. Deutschland kann aber nicht für jeden Armen aus der Dritten Welt offen sein, der wohlhabend werden will, aber leider nur Voraussetzungen mitbringt, über seine Alimentierung im Sozialstaat Deutschland arm zu machen (Peter Scholl-Latour: "Wer halb Kalkutta aufnimmt, rettet nicht Kalkutta, sondern der wird selbst Kalkutta."). Offizielle Zahlen zu den afghanischen Flüchtlingen in unserem Land etwa besagen, daß mehr als jeder Vierte nicht nur keinen Schulabschluß hat, sondern überhaupt NIEMALS eine Schule besuchte! Er ist Analphabet, kann nicht schreiben und nicht rechnen... wie soll so jemand, der in unserem Land einen Anspruch auf Hartz IV hat, aber wohl kaum einen vernünftigen Arbeitsplatz erhalten kann, in eine Lage kommen, in der er selber für seinen Lebensunterhalt sorgen kann?

    Wie gesagt, diese Menschen kritisiere ich nicht, aber sehr kritisiere ich jene (überwiegend politisch links orientierten) Gutmenschen, die die eigentliche Motivation dieser Menschen systematisch vertuschen, und uns über Verfolgung und Lebensbedrohung Märchen erzählen... in erster Linie, um sich selber als "gute Menschen" zu produzieren, um die entsprechende Anerkennung zu kassieren. Sicher, Verfolgung und akute Lebensbedrohung mag in gewissen Einzelfällen vorliegen. Es ist dann Aufgabe der Asylbehörden, diese Einzelfälle herauszufinden. Aber pauschal eine Lebensbedrohung für alle Afghanen zu behaupten, das ist schon kriminell. Wie sehr das jenseits aller Realitäten ist, zeigt u.a. der verlinkte Bericht... die Afghanin Sarah Faseli hat kein Problem damit, freiwillig (und ohne Bestechungsgelder, wie deutsche Behörden sie Flüchtlingen oft bezahlen!) in ihre Heimat zurückzukehren.
    Geändert von freulein (21.03.2017 um 15:10 Uhr)

  12. #10
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    Standard AW: Afghanische Flüchtlinge werden abgeschoben - Zu Recht?

    Eine kurze Tour durch Kabul zeigt eine lebendige, schöne Stadt voller Menschen in der es allerdings noch Kriegstrümmer hat. Hier die Sicht einer westlichen Touristischen Frau auf Afghanistan. Sieht man beide Berichte, stellt man sehr schnell fest, dass wenn man genug Geld hat, auch in Afghanistan leben kann. Stellt sich nun die Frage, warum wehren sich die Flüchtling gegen die Rückreise nach Afghanistan?

    Manche bezeichnen sich selbst als Talibankämpfer, folglich Terroristen um nicht abgeschoben zu werden. Quelle. Es ist nicht nachvollziehbar, dass sich jemand, um nicht abgeschoben zu werden, des Terrorismus bezichtigt. Stellt sich die Frage, was befürchten diese Menschen in ihrem Heimatland tatsächlich?

    Vermutlich ist es so, wie die Auslandsreporterin Antonia Rados Berichtet: "Wenn du kein Geld hast, hast du keine Chance" Quelle. Allerdings ist das ein Weltweites Problem, auch in Deutschland, dass man ohne Geld keine Chance hat.

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