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  1. #21
    Avatar von DMW007
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    Auch wenn es nicht direkt vergleichbar ist, wird es zunehmend zu einem weiteren Spaltungskriterium. Bisher wurden dafür überwiegend meist Länder, Religionen, Klassen/Lebensstandard und Politische Parteien/Ansichten genutzt. Wohin das im Extremfall führen kann, sieht man aktuell z.B. in Afghanistan. Nun bricht dadurch natürlich nicht gleich ein Krieg in der Dimension aus. Aber letztendlich schadet das uns als Gesellschaft. Wobei das an sich überhaupt nichts neues ist. Schon vor Corona waren wir ein gespaltenes Land. Beispielsweise in der Flüchtlingsfrage, was der AfD geholfen hat.

    Um das Thema impfen kommt man gerade im Kontakt mit anderen kaum herum. Wenn man sich nicht gerade privat zuhause trifft, ist das ein Thema und wird es mit 2G auch zunehmend werden. Es gibt bereits Familien, in denen das zu massiven Konsequenzen geführt hat: Die Eltern radikale Impfskeptiker, der Sohn das komplette Gegenteil. Führte dazu, dass man getrennte Wege geht, weil beide keinen Millimeter von ihrer extremen Position abweichen wollen. Teils haben wir da aber auch unabhängig von Corona schon eine kaputte Diskussionskultur gehabt. Im Sinne von: Du bist z.B. Mitglied einer bestimmten Partei? Dann brauchen wir gar nicht erst diskutieren, weil das sind ja eh alles Vollidioten.

    Zitat Zitat von Grammatikfehler Beitrag anzeigen
    Also gibts Einschränkungen damit solche Situationen gar nicht erst vorkommen können.
    Das ist ein Argument. Allerdings sollten wir uns an der Stelle auch die Frage stellen, warum unser System denn so schnell vor dem Kollaps steht. Nicht nur die Pandemie hat ihren Anteil daran. Bereits weit davor wurde das Gesundheitssystem stetig privatisiert und damit ökonomisiert. Hierzulande vor allem zu Lasten des Personals. Die Gesundheitsversorgung betrachtet man unter den Umständen aus der BWL-Brille: So viel wie möglich abbauen, damit es so billig wie möglich wird. Als Kollateralschaden ist die Qualität dann nicht unbedingt die Beste und wenn was ungeplantes kommt, besteht entsprechend wenig Luft nach oben.

    Ist alles nichts neues, schon vor etliche Jahren wurde mehr als einmal davor gewarnt. Nun könnte man meinen: Na gut, mit Corona haben wir alle eine große Klatsche bekommen und daher erst mal für alle Pflegekräfte geklatscht, nun wird alles besser. Also mehr Krankenhäuser, Personal, Gehalt, bessere Arbeitsbedingungen - mehr von allem was fehlt. Tatsächlich gab es Einmalzahlungen als Taschengeld und selbst die nur für einen Teil der Pflegekräfte. Wir haben oben von Spaltung gesprochen, genau das spaltet hervorragend. Ich frage mich wie man als Politiker unter den Umständen auf so eine Idee kommt.

    Aber es kommt noch besser: Kliniken wurden geschlossen, weitere sollen folgen. Nicht mal "nur" normale Kliniken. Sondern ironischerweise sogar welche, die sich wenige Monate zuvor auf Corona spezialisiert haben und ausgebaut wurden. Der dortige Oberbürgermeister hat auch gesagt, warum: "Drastische Unterfinanzierung" bei kleineren Krankenhäusern. Jedes Krankenhaus bekommt einen fixen Behandlungspreis. Kleinere Kliniken können ihre Grundkosten auf weniger Patienten umlegen. Die Klinik im Zentrum macht also Profit, während ein kleineres Krankenhaus trotz Sparflamme in den roten Zahlen bleibt. Zahlt das keiner, kommt die Insolvenz - selbst mitten in einer Pandemie.

    Da kann sich ja jeder selbst mal fragen, ob das seinem Anspruch an das Gesundheitssystem eines der reichsten Länder der Welt ist. Meiner wäre, dass Gesundheit und Wohl des Patienten an erster Stelle stehen. Leitende Ärzte sollten in diesem Sinne über Verbesserungen nachdenken, statt zu kalkulieren, wie viele Gelenk-OPs sie dieses Jahr noch unterbringen müssen, um die erwarteten Quoten zu erfüllen. Im Laufe des Lebens werden die meisten mal darauf angewiesen sein. Und dann möchte man doch wohl die im Sinne der eigenen Gesundheit optimalste Behandlung, unabhängig davon ob die dem KH mehr oder weniger Geld einbringt. Und zwar nicht nur bei Corona, sondern generell. Andere Krankheiten (außer derzeit die Grippe) sind ja nicht ausgerottet.

    Gerade deswegen müssten wir da doch bei einem Punkt sein, für den sich zumindest eine klare Mehrheit einsetzt. Unabhängig von Rechts, Links und anderen Ansichten, die viele individuell anders betrachten als andere.

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    Darkfield (29.08.2021), Grammatikfehler (29.08.2021)

  3. #22
    Avatar von Grammatikfehler
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    Standard AW: Deutschland wird geteilt in geimpfte und ungeimpfte Menschen

    Bei der Spaltung der Gesellschaft weiß ich nicht so recht, spalten tut man in der Mitte, bei der AfD reichts aber nur für so um die 10%.
    Und wenns Familien gibt in denen es ein Problem ist, dann ist es vielleicht besser wenn man sich dann nicht mehr unterhält. Bei 2 so extremen Standpunkten hat man wahrscheinlich überhaupt keine Gemeinsamkeiten, also klingt für mich nicht nach nem großen Verlust.

    Ansonsten kann ich den Post so unterschreiben, seh ich genauso.
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  4. #23
    Avatar von DMW007
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    Die Mitte ist da sicherlich am meisten betroffen. Gerade am Beispiel der AfD kann man sehen, dass nicht wenige aus der Mitte kommen. Einige sogar mit Studium bzw. Doktortitel. Zwar ist die AfD noch nicht auf dem Niveau der führenden Parteien. Aber bei der Bundestagswahl 2017 waren sie bereits drittstärkste Kraft. Verglichen mit der vorherigen Wahl (2013: 4,7%) ist das eine beachtliche Steigerung um knapp 8%. Man darf ja nicht vergessen, dass sich so ein Wandel nicht unbedingt über Nacht vollzieht. Sondern eher in Form einer Entwicklung. Und wenn die Tendenz weiter geht, kann die Lage ein paar Wahlen später schon anders aussehen.

    In anderen Bereichen ist es ja ähnlich: Die zunehmende (Massen-)Überwachung z.B. ist eine langsame, aber stetige Entwicklung. Bis auf einige "Hammer" sind das oft kleinere Maßnahmen. Einzelne davon schaffen noch keinen Überwachungsstaat. Wenn das jedoch noch einige Zeit in dem Tempo weiter geht, ist weniger die Frage ob wir einen Überwachungsstaat haben, sondern eher ab wann wir davon sprechen. In der Hinsicht scheint sich auch das Maß zu verändern, je mehr in diese Richtung getrieben wird. Zuletzt beispielsweise die [url=https://u-labs.de/forum/internet-technik-136/private-clearingstelle-urheberrecht-sperrt-internetseiten-ohne-richterliche-kontrolle-40427Clearingstelle Urheberrecht im Internet (CUII)[/url], die im Namen des Urheberrechts Internetseiten sperrt. "Zensursula" hat so was im vergangenen Jahrzehnt versucht. Da ging es immerhin noch um KiPo. Trotzdem wurde das ganze nach einer massiven Kritik- und Empörungswelle eingestellt. Einige Jahre später wird das ganze nicht nur mal eben Realität, sondern sogar noch mit niedrigeren Beweggründen.

    Wenn das Schule macht, wird es in einiger Zeit die nächste Aufweichung geben. Hier greifen ja auch die Dinge ineinander. Denn wenn in einigen Jahren eine in irgend einer Form extremistische Partei in die Regierung kommt, freut die sich natürlich über solche Werkzeuge. Und den Worst-Case braucht es nicht einmal. Gelegenheit macht Diebe, wie man z.B. am Maskenskandal der Union gesehen kann.

    Zu den Problemen in Familien durch stark verschiedene Meinungen:
    Nur weil man in einem oder mehreren Punkten die Dinge sehr unterschiedlich sieht, muss das ja nicht mit allem so sein. Das würde ich auch auf den Freundes- und Bekanntenkreis erweitern. Bei mir in der Familie hat jemand z.B. einen recht radikalen, pauschalen Standpunkt gegenüber Flüchtlinge - so nach dem Motto "Die kommen alle nur her, um entweder unser Geld und unsere Arbeitsplätze zu klauen, oder um uns zu Islamisieren". Oder im Freundeskreis jemand mit der Einstellung "Ich habe nichts zu verbergen, lass mal lässig alle Daten in alle öffentlichen Clouds packen, die bei 3 noch online sind". Das sind beispielhaft zwei Standpunkte, die wenig mit meinen eigenen zutun haben.

    Am Ende komme ich mit beiden dennoch gut aus - und zwar aus zwei Gründen:
    1. Weil wir möglichst sachlich diskutieren und fair bleiben
    2. Jeder den anderen Respektiert

    Das halte ich für essenziell, aus ebenfalls zwei Gründen: Der offensichtlichste ist, dass man trotzdem miteinander auskommt - weil man eben nicht den anderen herab würdigt im Sinne von "Wenn du jenes glaubst oder wählst, bist du viel zu dumm als das ich mit dir noch reden brauche, weil ich habe ja die einzige Wahrheit begriffen". So eine Herabwürdigung spaltet nicht nur, sondern hat ein weiteres Problem: Wenn man sich für eine Position entschieden hat, bewertet man Argumente die diese stärken höher. Andererseits neigt man dazu, alles was dagegen spricht kritischer zu sehen. Das ist menschliches Verhalten und geschieht oft unbewusst. Es bringt aber keinen Erkenntnisgewinn, wenn ich mich nur von Leuten auf die Schulter klopfen lasse, die das genau so sehen.

    Bei einer Diskussion mit jemandem der das anders sieht besteht dagegen die Möglichkeit für beide Seiten, ihren Horizont zu erweitern. Aber eben natürlich nur, wenn beide fair bleiben. Mit der Einstellung werden sie das tun, weil das Ziel nicht darin besteht, Recht zu bekommen. Dazu gehört dann eben auch mal dazu, dem anderen zustimmen zu können, wenn er Recht hat - statt aus Prinzip irgendwas zu konstruieren, womit man den anderen als doof hinstellt. Hat man allerdings zwei Leute denen es gar nicht um Erkenntnisgewinn geht, sondern jeder will nur dass der andere den eigenen Standpunkt übernimmt ohne zu hinterfragen, geht das ganze natürlich in die Hose.

    Gefühlt ist das aber etwas, wo oft schon in der Kindheit falsche Anreize gesetzt werden: Du musst alles komplett wissen, um eine 1 zu bekommen. Wenn du einen Fehler eingehst, ist das eine Schwäche und damit gibts eine minderwertige Note. Was lernt der Schüler daraus? Fehler sind was schlechtes und es sollte zumindest so aussehen, als ob man keine macht. Das kann dann z.B. im Beruf zur absurden Diskussion darüber führen, wer an einem Problem schuld hat, statt gemeinsam zu analysieren was schief lief und es zukünftig besser zu machen. Solch eine Fehlerkultur ist in anderen Bereichen wie eben auch politischen Diskussionen nicht gerade hilfreich.

    Im Gegenzug kenne ich auch vereinzelt Leute, bei denen das nicht funktioniert. Das führt zwar nicht unbedingt zum Köpfe einschlagen. Aber die Diskussion endet dann schnell, wenn ein Argument entkräftig ist und die andere Person das wenig interessiert, á la "Ja aber trotzdem, nur weil ich blind irgendwelche Schreckensmeldungen geteilt habe ist das Problem doch nicht weg, die anderen 999 sind doch eindeutig böse!!!". Damit sind wir halt wieder beim Thema selektive Informationswahrnehmung und Erkenntnisgewinn. Letztendlich ist das ein Thema, worauf die Leute selbst kommen müssen.

    Mit noch mehr Spaltung denke ich nicht, dass wir beim Impfen insgesamt etwas positives für die Gesellschaft erreichen - abgesehen von einem gewissen Teil, der sich statt aus gesundheitlichen Gründen nur deswegen impfen lässt, um seine Freiheiten wieder zu erhalten. Einige wird das in ihrem Standpunkt eher stärken. Es gibt ja auch schon z.B. erste Veranstaltungen für ungeimpfte. Ganz abgesehen von gefälschten Impfpässen. Das Geschäft läuft gut, weil immer mehr Anreize für einen Impfpass mit Covid-Impfung geschaffen werden. Pandemietechnisch ist so was ein wohl noch schlimmerer GAU, als die Mitarbeiterin, die aus Protest Kochsalz statt Impfstoff gespritzt hat. Der digitale Impfpass scheint in der Hinsicht eine Verschlimmbesserung zu sein. Den (massiven) Sicherheitslücken nach hat das ein BWL-Student als Strafaufgabe unbezahlt zusammenbasteln müssen.

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