Wolf (13.09.2015)
Umfrageergebnis anzeigen: Soll Deutschland mehr Flüchtlinge aufnehmen?
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10.09.2015, 13:15 #131
AW: Diskussion: Mehr Flüchtlinge in Deutschland
Das ist die schwachsinnigste Behauptung, die ich je von einem Flüchtlingsgegner gehört habe. Gratuliere, du hast gerade alles, was ich bisher gehört habe, übertrumpft. Dein Fehler liegt darin, dass du die Zahlen vollkommen falsch interpretierst und das Gesetz so liest, wie es für die Aufrechterhaltung deiner Meinung notwendig ist. Wir haben es hier mit maßloser Ignoranz zutun. Wenn bei Asylbewerbern Art. 16a GG keine Anwendung findet, was bei der überwiegenden Mehrheit der Fall ist, heißt das nicht, dass diese nicht politischer Verfolgung ausgesetzt sind, wie du es hier fälschlicherweise behauptest. Lass es mich noch deutlicher sagen: Du liegst VOLLKOMMEN daneben, wenn du behauptest, dass wenn Bewerbern kein Grundrecht auf Asyl gewährt wird, diese nicht politisch verfolgt werden. Ich werde dir gleich sagen, wieso du dich gewaltig täuschst und wie diese geringe Zahlen der „politisch Verfolgten“ nach Art. 16a GG tatsächlich entstehen. Zuerst aber werde ich für alle Interessenten und für dich kurz noch zusammenfassen, wie sich das Asylrecht im GG gewandelt hat.
In den 80er-Jahren begann eine intensive, zum Teil auch sehr polemische, Debatte zum Frage der wachsenden Flüchtlingsströme, die graduell immer weiter eskalierte. Schon zu Beginn der 80er wurden gesetzliche Änderungen und Erweiterungen vorgenommen, die Deutschland unattraktiver für Flüchtlinge machen sollten. Wie du richtig erkannt hast, wurde auch 1982 das Asylverfahrensgesetz eingeführt, das die gerichtlichen Entscheidungen beschleunigen sollte, Gemeinschaftsunterkünfte vorschrieb und es den Asylbewerbern verbot, den von der Behörde festgelegten Bereich zu verlassen. Es folgten in den nächsten weitere Einschränkungen, bspw. wurde auch ein fünfjähriges Arbeitsverbot eingeführt. Viel weiter werde ich nicht ins Detail gehen. Gibt's auf Wikipedia zu lesen. Was wichtig ist, dass die Asyldebatte immer weiter in Gewalt eskalierte, vor allem nach der Wiedervereinigung.
Höhepunkt der Gewalt waren schließlich die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 1992, während derer zuerst eine Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber, später dann tagelang ein Ausländerwohnheim von mehreren hundert Rechten, teilweise sogar bis zu 1.000 gleichzeitig, angegriffen und mit Molotowcocktails beworfen worden ist – all das unter dem Jubel von 3.000 Zuschauern. Trotz eines Großangebots der Polizei, konnten die Gewalt tagelang gegen die Menschen, die im brennenden Gebäude eingeschlossen waren, nicht aufhalten werden. Fast 200 Polizisten wurden verletzt, einige davon von Rechtsextremisten brutal zusammengeschlagen. Am dritten Tag der Ausschreitungen konnten dann die Bewohner der ZAst evakuiert werden, jedoch blieben über 100 Vietnamesen, auch Kinder darunter, im anliegenden Wohnheim zurück. Die Polizei war trotz mehrerer Hundertschaften überfordert. Das Gebäude wurde mit Steinen und Molotowcocktails beworfen, der Eingangsbereich wurde gestürmt, Türen eingetreten und Fenster eingeworfen, unter Rufen wie „Wir kriegen Euch alle!“ und „Gleich werdet ihr geröstet!“ Der Feuerwehr wurde der Durchgang zum brennenden Gebäude versperrt. Die Vietnamesen hatten Todesangst bevor sie am dritten Tag endlich aus dem Gebäude evakuiert werden konnten. 3 Tage waren sie in dem Gebäude gefangen, während es mit Steinen und Molotowcocktails beworfen wurde. Es ist sogar gestürmt worden. Überall tobte Gewalt um das Gebäude herum. Als sie endlich durch die Hilfe der Polizei entkommen konnten, wurde sie von der wütenden Menge heftig beschimpft. Am 4. Tag folgten weitere gewalttätige Ausschreitungen, bei der sich die Gewalt gegen die Polizei dann richtete.
Im gleichen Jahr, nur vier Monate nach Rostock-Lichtenhagen, wurde von der Regierung Kohls dann beschlossen, das Grundrecht auf Asyl einzuschränken. Ein Schandfleck deutscher Geschichte und Politik, sich von der Gewalt Rechtsextremer sich dermaßen unter Druck setzen zu lassen. Wenn du behauptest, dass „Medien“ erzählen, dass jeder Flüchtling ein Grundrecht auf Asyl hat, dann liegst du weitestgehend falsch. Kannst du mir vielleicht ein paar Beispiele für diese Behauptung geben? Ist mir in letzter Zeit nicht wirklich aufgefallen. Es kann sein, dass der ein oder andere sagt, dass jeder Flüchtling ein Grundrecht wahrnimmt (Menschenrecht eher), wenn er nach Deutschland kommt, aber vor 1992 war dieses Grundgesetz auch noch schrankenlos. Daher vielleicht die Verwirrung. Aber ansonsten höre ich das gar nicht so häufig, wie du es hier behauptest. Kommen wir nun zu deiner Behauptung zurück, Flüchtlinge, bei denen Art. 16a GG keine Anwendung findet, sind nicht politisch verfolgt.
1992 wurde Art. 16a GG so verändert, dass sich politisch Verfolgte nur dann auf diesen berufen können, wenn sie nicht über ein EU-Land oder einen „sicheren Drittstaat“ eingereist sind. Ich zitiere Art. 16a Abs. 1f:
(1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.
(2) Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften oder aus einem anderen Drittstaat einreist, in dem die Anwendung des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten sichergestellt ist. Die Staaten außerhalb der Europäischen Gemeinschaften, auf die die Voraussetzungen des Satzes 1 zutreffen, werden durch Gesetz, das der Zustimmung des Bundesrates bedarf, bestimmt. In den Fällen des Satzes 1 können aufenthaltsbeendende Maßnahmen unabhängig von einem hiergegen eingelegten Rechtsbehelf vollzogen werden.
Da Flüchtlinge nach der EU-Richtlinie, 2001/51/EU praktisch fast nie per Flugzeug nach Deutschland gelangen können, sondern den Landweg nutzen, ist es nicht sonderlich erstaunlich, dass sich niemand auf das Grundgesetz berufen kann, obwohl er politisch verfolgt wird. Deine Schlussfolgerung ist so dermaßen falsch, dass es mir wehtut, den Schwachsinn zu lesen. Die von dir erwähnten Zahlen sind nicht deshalb so gering, weil nur so wenige von den Flüchtlingen tatsächlich politisch verfolgt werden, sondern weil fast ausnahmslos nachweisbar ist, dass sie Deutschland über ein EU-Land oder die Schweiz betreten haben. Oder hast du was von Schleppern gehört, die Flüchtlinge per Schlauchboot durch das ganze Mittelmeer transportieren, damit den Ozean durchqueren und dann durch die ganze Nordsee paddeln, um dann irgendwo am Bremerhaven (oder sonst wo) zu stranden? Träum weiter! Es ist so gut wie unmöglich, nicht nachweisen zu können, dass nicht über ein EU-Land oder Drittland eingereist wurde.
Das was du da in den Raum stellst ist eine fatale Mischung aus Ignoranz und Respektlosigkeit der Menschen gegenüber, die vor Verfolgung flüchten. Art. 16a GG gilt einfach so gut wie nie, was aber nicht heißt, dass alle anderen nicht verfolgt werden. Würdest du einem syrischen Kurden ernsthaft ins Gesicht sagen, dass er definitiv nicht politisch verfolgt wird, weil er nachweislich über Österreich eingereist ist und sich daher nicht auf das GG berufen kann? Die Zahlen beziehen sich auf Menschen, bei denen politische Verfolgung festgestellt wurde UND nicht nachweisbar ist, dass Deutschland nicht über einen EU-Staat bzw. die Schweiz betreten wurde. Wenn du in Zukunft solche Lügen aus Ignoranz verbreitest, lies doch bitte auch den zweiten Absatz des Gesetzes, auf das du dich beziehst. Mir gehen solche Leute auf den Keks, die nie eine juristische Vorlesung besucht haben und mit ihrem Küchenjura versuchen, ihren irrsinnigen Standpunkt zu vertreten. Deine Schlussfolgerungen haben generell weder Hand noch Fuß.
Du stellst hier eine Behauptung nach der anderen auf. Sind die von dir erwähnten Zahlen ernsthaft ein Beleg dafür, dass die Mehrheit nicht "politisch verfolgt" werden, weil das GG nicht greift? In welchem Paralleluniversum lebst du denn bitte? Gibt es in deiner Welt Art. 16a Abs. 2 etwa nicht oder kannst du selbst nicht lesen? Wo sind deine Belege? Welche Länder sind für dich ungefährlich? Nenne mir bitte diese Länder! Redest du von den Balkanländern? Zeige mir mal doch bitte, in welcher aktuellen Flüchtlingsstatistik Menschen aus den Balkanländern die Mehrheit darstellen. Nur zu. Du wirst in keiner Statistik eine Mehrheit finden. Wie dem auch sei, ich könnte dir auch gerne beweisen, dass es auch unter den Balkanflüchtlingen nicht nur wenige Menschen gibt, deren Leben im Heimatland bedroht ist und die Prüfung der Umstände genauer erfolgen sollte. Zur Zeit werden Asylanträge aus den Ländern aber leider fast grundsätzlich abgelehnt. Du laberst auch von einer hohen Analphabetenquote. Bis jetzt kenne ich keine Studie, die dazu durchgeführt wurde. Woher weißt du das so genau? Hast du die Studie selbst durchgeführt? Oder sagt dir das dein Bauchgefühl?
Studien der Bundesagentur für Arbeit aus diesem Jahr ergeben, dass jeder Fünfte der Flüchtlinge einen Hochschulabschluss besitzt, davon jeder Zehnte in einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Fach. Informiere dich doch ein bisschen darüber, wieviele Akademiker Deutschland hat und vergleiche mal die Zahlen. Du wirst erstaunt sein. Jeder Dritte hat zudem eine Qualifikation, die einem deutschen Facharbeiter entspricht. Ich glaube lieber einer Statistik der Arbeitsagentur als einem Typen aus dem Internet, der Gesetze und Zahlen nicht lesen kann. In Deutschland herrscht Fachkräftemangel - das wirst du überall lesen. Die Lösung ist doch da. Wenn aber weiterhin Häuser in Brand gesteckt werden und Flüchtlinge Schimpftiraden und Gewalt ausgesetzt sind, heißt es: "Gute Nacht!"Geändert von Wolf (10.09.2015 um 19:50 Uhr)
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10.09.2015, 14:02 #132
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@Logan,
zunächst einmal... Die Legende, "Zigeuner" leite sich von "ziehende Gauner" ab, ist falsch. So heißen Zigeuner in Frankreich tsiganes (in Spanien Gitanes), und dieses Wort leitet sich nicht aus dem Deutschen ab, sondern es ist umgekehrt... Zigeuner ist eine Eindeutschung von tsiganes. Ansonsten halte ich es nicht für praktikabel, alle Wörter verbieten zu lassen, die entweder von den Nationalsozialisten mit abfälliger Konnotation gebraucht wurden, oder bei denen sich sonstwie ein abfälliger Unterton eingeschlichen hat. Ich halte es nämlich nicht für ein Resultat einer Bösartigkeit, wenn die Menschen bestimmte Vorstellungen beim Wort Zigeuner entwickeln, sondern das hat was, wie Du es auch sagst, mit den Erfahrungen der Menschen zu tun. Wenn man nun "Zigeuner" verbietet, und etwa durch "Roma" ersetzt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich beim Begriff "Roma" die gleichen unterschwelligen Negativ-Konnotationen eingeschlichen haben, wenn die Erfahrungen der Menschen mit den "Roma" die gleichen sind wie mit den "Zigeunern"... Und was will man dann machen? Den Begriff "Roma" verbieten, und durch wieder einen anderen, unbelasteten ersetzen? Ich meine, daß es jetzt ja schon der Fall ist, daß der Begriff "Roma" von den Menschen nicht mehr positiver empfunden wird als "Zigeuner"... bzw. ich würde sogar sagen, daß er eher negativer empfunden wird. Mit "Zigeuner" ist etwa auch eine bestimmte, durchaus positive Vorstellung eines romantisch ungebundenen Lebens verknüpft... oder es ist etwa die Idee unter Zigeunern verbreiteter musikalischer Hochtalente damit verbunden, von denen z.B. Django Reinhardt nur einer von vielen war. "Roma" hingegen hat diese positiven Konnotationen nicht, jedenfalls nicht bei mir. Mit "Roma" verbinde ich nur Menschen, die verbreitet entweder Betteln (aber bitterarm bleiben, weil sie das Erbettelte abends an im Merzedes vorfahrende Clanchefs abgeben müssen, die sich in den Heimatländern von dem Geld Paläste bauen), oder von Sozialsystemen leben, und ansonsten dort, wo sie sich aufhalten, alles zumüllen... weil ich selber diese Erfahrungen gemacht habe, und nicht zuletzt weil "Roma" auch nicht in anderen Kontexten in Medien auftauchen als genau diesen, problembehafteten... sodaß ich mir sage, daß das, was ich selber an Erfahrungen gemacht habe, nicht so völlige Ausnahmeerscheinungen sein können... wie viele Gutmenschen es mir ja einreden wollen.
Ansonsten gibt es keine Alternative, das Geld für Flüchtinge auszugeben oder für Griechenland. Die Griechenlandhilfe ist beschlossene Sache, und kann nicht rückgängig gemacht werden, um das Geld dann doch lieber Flüchtlignen zu geben. Das Geld für Flüchtlinge ist eine ZUSÄTZLICHE Belastung der öffentlichen Haushalte Deutschlands. Es wird also entweder auf eine Schuldenaufnahme hinauslaufen (die gesetzlich festgelegte Schuldenbremse erlaubt das Schuldenmachen in Krisensituationen, und mittlerweile kann man glaube ich, guten Gewissens von einer solchen Krisensituation sprechen), oder um die Kürzungen von Ausgaben, zu denen Deutschland international nicht verpflichtet ist (wie etwa staatliche Zuschüsse zu den Sozialsystemen, oder staatliche Ausgaben für Bildung, Infrastruktur, Verteidigung usw... oder auf Steuererhöhungen. Die ersten Gemeinden haben wegen der Flüchtlinge schon Steuern bzw. Abgaben erhöht. In einem Fall war die Gemeinde so unvorsichtig, die Erhöhung der Steuern mit den hohen Ausgaben für Flüchtlinge zu begründen. Prompt kam die Anschuldigung, die Gemeinde würde Ausländerfeindlichkeit schüren wollen... und prompt zog sie daher diese Erklärung wieder zurück. Soweit sind wir schon... jemand, der sagt, daß die Flüchtlingsflut die Bürger was kostet, will Ausländerfeindlichkeit schüren... Resultat ist natürlich, daß alle, die nicht als Ausländerfeinde dastehen wollen, den Bürgern nicht mehr sagen, was auf sie zukommt... und weiteres Resultat ist, daß viele nicht wissen, was auf sie zukommen wird, weil es ihnen kaum jemand mehr zu sagen wagt... jenseits solchem Gemeinplätze-BlahBlah wie: "Es wird schwer, aber wir schaffen das".
Was die Integration angeht... sicher sind Menschen, die sich integrieren, kein Problem, wenn sie auch noch Arbeit finden. Aber Menschen, die sich nicht integrieren, sind ein Problem. Und eine Sache, die Du angedeutet hast, ist sehr wichtig: Je mehr Menschen schon in den Einwandererghettos leben, wo sie eine Integration in die deutsche Gesellschaft besonders gut vermeiden können, desto attraktiver wird es für Neueinwanderer, sich ihnen zuzugesellen, um eine Änderung ihres gewohnten Lebensstils zu vermeiden. Es besteht also eine große Gefahr, daß der Anteil der künftig nicht Integrierten unter den Einwanderern nicht einfach nur fix bleibt, sondern mit der Zeit noch ansteigen wird, und zwar nicht einfach nur linear, sondern immer schneller.
Die Vorschläge "Jeder Bürger sollten doch Flüchtlinge in seiner privaten Wohnungen oder seinem Eigenheim aufnehmen!" sehe ich auch zwiespältig, aber nicht durchweg negativ. Die Kosten für Flüchtlinge für die Allgemeinheit zu vermindern, indem Privatpersonen sich bereit erklären, sie zu tragen, finde ich sehr vernünftig. Das wäre zu begrüssen, wenn es nicht leider so ist, daß natürlich die Kosten eines Flüchtlings nur ganz teilweise privat getragen werden, wenn die Flüchtlinge zwar privat aufgenommen werden, aber die Lebenshaltung, Krankenversicherung usw. dann doch der Staat bezahlen muß. Wenn die Aufnahme von Flüchtlingen in Privatwohnungen dazu führt, daß Deutschland viel mehr Flüchtlinge aufnimmt als ohne diese Aufnahme (weil es mehr Unterbringungsangebote gibt), so werden sich trotz dieser teilweisen privaten Kostenübernahme die Gesamtkosten für die Allgemeinheit natürlich STEIGERN gegenüber dem Fall, daß weniger Flüchtlinge aufgenommen werden können, weil private Unterbringungen nicht zur Verfügung stehen.
Noch ein Wort zur Kriegsflucht der Syrer. Es gibt nicht nur Syrer, die in unser Land vor dem Bürgerkrieg flüchten, sondern es gibt auch offensichtlich "Syrer", die aus wer weiß welchen arabischen Ländern nach Deutschland flüchten, obwohl dort keine Kriegszustände herrschen. Der Spiegel berichtete kürzlich, daß der Zoll mehrere Pakete mit gefälschten und echten Ausweisen aus Syrien abgefangen hat. Ägypter, Marokkaner, Tunesier, Algerier, Jordanier, Palästinenser usw. usf. können sich solche Pässe kaufen und sich anschließend mit fast garantierter Erfolgsquote zum Flüchtling und damit hier Aufenthaltsberechtigten erklären lassen.Geändert von freulein (10.09.2015 um 20:28 Uhr)
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10.09.2015, 22:25 #133
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@Wolf,
nun reg dich mal ab. Natürlich werden Flüchtlinge, die hierzulande Art. 16a GG NICHT zuerkannt bekommen, auch NICHT politisch verfolgt. Daß ist doch der eigentliche Hintergrund des von Dir zitierten Absatzes 2, nämlich daß eine Anerkennung von Art. 16a GG nicht stattfindet, wenn der Flüchtling aus einem Land kommt, in dem er nicht politisch verfolgt wird. Daß dies sein Heimatland sein muß, behauptet doch keiner.
Das Recht auf Asyl wurde meines Erachtens niemals eingeschränkt, auch nicht durch die Regierung Kohl. Wer vor politischer Verfolgung nach Deutschland flieht, bekommt Art. 16a GG anerkannt. Wer aber vor politischer Verfolgung in ein anderes Land flieht, in dem er nicht mehr politisch verfolgt ist, und in dem die Anerkennungsregeln von Flüchtlingen die gleichen wie in Deutschland sind, dem wird nicht das Recht auf Asyl verweigert, nur weil Deutschland es ihm nicht gewährt, wenn er nach Deutschland weiterreist... sondern dem wird allenfalls die Möglichkeit verwehrt, in der Welt herumzureisen, bis er sein persönliches Wunschland gefunden hat, z.B. das reichste Land mit den besten Sozialsystemen. Ich habe Dich aus anderen Posts als Menschen kennengelernt, der auch sehr klar denken kann... daß Du in dieser einfachen Angelegenheit unfähig bist, klar zu denken, erstaunt mich daher ziemlich.
Ich würde also einem syrischen Kurden, der aus Österreich nach Deutschland kommt, selbstverständlich ernsthaft ins Gesicht sagen, daß er in Österreich nicht politisch verfolgt wird. Neulich behauptete ein britischer Politiker, die Lage der Flüchtlinge in Calais sei ein Beweis dafür, wie schändlich Großbritannien mit politisch Verfolgten bzw. Kriegsflüchtlingen umgeht. Die meisten Briten hatten aber kein Problem, den Irrsinn dieser Behauptung zu durchschauen, denn in Frankreich wird natürlich keiner der Betreffenden politisch verfolgt, oder muß unter Kriegsauswirkungen leiden... der britische Politiker scheint also irgendwie unter Wahnvorstellungen zu leiden.
Ganz am Rande will ich darauf hinweisen, daß die Asylanerkennungsrate VOR Inkrafttreten von Abs. 2 auch nicht so berauschend war... sie lag in den 4 Jahren davor zwischen 3,2% und 6,9%. Damals gab es aber keinen Abs. 2 als Sündenbock. Die gängige Erklärung war also damals eine andere: Die Behörden irren sich halt einfach... Hahaha, jau, das kann man ja immer sagen. Ich aber würde es so formulieren: Schon damals war kaum jemand derjenigen, die es behaupteten, politisch verfolgt. Wie sagte Fritz? "Ich habe Vertrauen in die deutschen Behörden". Ich auch.
Daß der Asylkompromiss auch veranlasst wurde, um die Aufregung in der Bevölkerung zu besänftigen, ist überhaupt nichts Schlimmes. So zu tun, als wären nur Rechtsradikale aufgeregt gewesen, passt ja gut zur heutigen Lage, in der ja angeblich auch nur Rechtsradikale gegen die Flüchtlingseinwanderung sind, und alle anderen dafür. Es ist trotzdem eine Lüge... damals wie heute gibt es auch unter der konservativ denkenden Bevölkerung, die nicht rechtsradikal ist, große Vorbehalte. Die unbedingt in einen Topf mit Rechtsradikalen stecken zu wollen, die Flüchtlingsheime anstecken, ist wohl der Hintergrund für die Behauptung, Kohl hätte sich den Rechtsradikalen gebeugt. Daß Kohl sich denjenigen gebeugt hat, die seine Partei gewählt haben, diese Idee scheint Dir nicht zu kommen? Rechtsradikale wählen aber nicht CDU, bzw. wenn sie es tun, sind sie noch größere Idioten als ohnehin schon.
Die konkrete Maßnahme Abs. 2 ist aber auf ein konkretes Phänomen zurückzuführen... auf den Asyltourismus. Eine große Anzahl von Flüchtlingen reiste von Land zu Land, und beantragte in jedem Land Asyl. Wurde das abgelehnt, reiste man weiter ins nächste Land, um wieder Asyl zu beantragen usw. usf. So konnten relativ wenige Asylbewerber in den Behörden vieler Länder eine Menge Arbeit schaffen. Dies konnte mit Abs. 2 abgestellt werden, ohne daß das Recht der Menschen auf Asyl dabei eingeschränkt wurde.
Ansonsten verstehe ich nicht, wieso ich Länder nennen soll, die ich in #125 schon ausführlich genannt habe.
Daß ich gesagt hätte, daß die Mehrheit der Flüchtlinge vom Balkan kommt, stimmt auch nicht. Ich kann überhaupt nicht genau sagen, wieviele Flüchtlinge vom Balkan kommen, weil die mir bekannten Statistiken immer nur die 10 häufigsten Flüchtlingsländer nennen. Welche Länder sich unter "Andere" verbergen, weiß ich nicht. Alle Zahlen, die ich hier nannte, basierten auf den Zahlen zu den Asylentscheidungen im ersten Halbjahr 2015, wie sie hier publiziert wurden:
https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlag...ublicationFile
Aus ihnen ergibt sich, daß 39% der Antragsteller, deren Erstanträge im 1. Halbjahr 2015 entschieden wurden, aus den Ländern Kosovo, Albanien, Selbien und Mazedonien kamen... aber mit Sicherheit sind noch weitere Balkanländer dabei, die aber nicht quantifiziert wurden (etwa Montenegro), sodaß die korrekte Zahl wohl eher bei 40% oder höher liegt.
Ich habe allerdings in #119 gesagt, daß die Mehrheit der Flüchtlinge aus Ländern kommen, in denen kein Krieg und kein Bürgerkrieg herrscht. Auch das geht aus der genannten Statistik eindeutig hervor.
Was die Analphabeten angeht, so zitierte ich in #127 Bundesinnenminister De Maiziere. Wenn Du meinst, Dein Bauchgefühl sei besser als die Erfahrungen der "Verantwortlichen vor Ort" des Bundesinnenministers, will ich Dich in Deinem Glauben gern belassen.
Aus welchem Jahr die Studien sind, die so Tolles über die Ausbildung von Einwanderern vermelden, ist weniger interessant als das Jahr, aus dem die Daten der Studien stammen. Bis kurz vor der Flüchtlingskrise waren die Asylzahlen eher gering, und die Einwanderung wurde dominiert von EU- Wirtschaftsmigranten, z.B. viele aus Spanien. Dies führte natürlich zu positiveren Zahlen über Bildung und Ausbildung der Einwanderer als man es aus den Zeiten gewohnt war, als Armutseinwanderung über Asyl dominierte. Es ist ausgesprochen frech, diese Studien über die Bildung und Ausbildung von überwiegend EU-Migranten ausgerechnet in einer Zeit zu lancieren, in der das mehr als zehnfache der untersuchten Einwanderung eine Armutseinwanderung aus ganz anderen Ländern ist, davon viele außerhalb Europas... wenn man gleichzeitig nicht deutlich darauf hinweist, daß man Zahlen über Bildung & Ausbildung von EU-Wirtschaftsmigranten nicht verwenden kann, um Vorstellungen von Bildung & Ausbildung von Kriegsflüchtlingen aus Afghanistan und Armutsflüchtlingen aus Nigeria zu entwickeln. Aber dieser Hinweis erfolgt oft nicht... Man redet diffus von "Einwanderern", aber daß man nicht von Eritreern redet, sondern von Spaniern, behält man für sich. Die übliche Schönfärberei also, überhaupt nichts Neues.
Klare Worte über diese Propagandakampagnen spricht mal wieder Joachim Steinhöfel, und zwar hier:
Die Migranten sind schlauer als Du! « Joachim Nikolaus Steinhöfel – BLOGGeändert von freulein (10.09.2015 um 22:36 Uhr)
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11.09.2015, 20:20 #134
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Thanked 22 Times in 9 PostsAW: Diskussion: Mehr Flüchtlinge in Deutschland
Bis vor eins zwei Wochen habe ich direkt bei mir von den Flüchtlingen nichts bemerkt. Nur in den Medien. Aber dann kam auf einmal ein Zug in unserem Bahnhof an und die ganzen Flüchtlinge wurden in meiner Schule untergebracht.
Ansich habe ich nichts gegen Flüchtlinge aus Kriegsgebieten. Wären bei uns regelmäßige Bombeneinschläge, würden wir auch versuchen mit aller Macht wegzukommen. Was aber extrem auffällig ist: unter den Flüchtlingen sind überdurchschnittlich viele junge Männer. Größtenteils die am besten qualifizierten, viele haben studiert. Was dadurch jetzt passiert: die letzten klugen Köpfe, die in ihrem Land etwas bewegen könnten, verschwinden nun auch noch. Frauen und Kinder sind auch dabei, aber deutlich in der Unterzahl!
Ein weiterer Punkt ist der, dass Deutschland innerhalb der EU schon verhältnismäßig sehr viele Flüchtlinge aufgenommen hat. Dann kommt noch Schweden, aber sehen wir uns dochmal auf der Statistik an, wieviele Flüchtlinge von Frankreich, oder Italien, oder Österreich aufgenommen wurden. Und dann setzen wir das in Relation zu den Flüchtlingen in Deutschland. Ich glaube, da brauch man dann nicht mehr viel zu sagen!
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12.09.2015, 10:15 #135
AW: Diskussion: Mehr Flüchtlinge in Deutschland
Liebe auch- deutsprachige Nachbarn – das habt Ihr euch, oder besser es wurde euch von eurer Kanzlerin längst auf die eigenen Fahnen geschrieben – kommt alle zu uns, wir werden euch helfen – und ich finde es klasse. Klasse, dass endlich ein reiches Land Europas die Eier hat zu teilen, obwohl absehbar ist, dass das nicht nur Freunde im eigenen Land bringen wird, sondern einfach weil es das Richtige ist, das auch mal getan werden muss.
Also Respekt an euch, oder eure Kanzlerin, dass auch die richtigen Entscheidung wenigstens ab und zu einen Weg an die Oberfläche des Politischen Wirrwars finden.
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12.09.2015, 10:55 #136
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Thanked 458 Times in 313 PostsAW: Diskussion: Mehr Flüchtlinge in Deutschland
Kannst Du mir mal sagen, wodurch es auffällig ist, daß "unter den Flüchtlingen größtenteils die am besten qualifizierten sind, viele studiert haben"?
Fällt Dir das bei Deinen persönlichen Begegnungen mit Flüchtlingen auf, oder entwickelst Du diese Idee, weil Journalisten, die gerne schönfärben wollen, es von anderen Journalisten, die sich das Schönfärben auf die Fahne geschrieben haben, abschreiben, und schönfärbende Politiker es den anderen Schönfärbern nachbrabbeln, sodaß wir einer Flut von Schönfärbereien ausgesetzt sind, die dich überzeugt hat?
Es gibt manchmal Umstände, da hören Menschen mit der Schönfärberei mal auf. So etwa Bundesarbeitsministerin Nahles. Die ist natürlich eher links, d.h. hat ja auch nichts gegen Schönfärberei und würde gerne mitmachen dabei. Auf der anderen Seite kennt sie natürlich die Realität, und weiß, daß Arbeitslosigkeit und Hartz IV-Bezug bald dramatisch in die Höhe schnellen werden. Es ist ja absehbar, daß man ihr später Vorwürfe machen wird, wenn sie jetzt auch nichts anderes tut als Schönzufärben, das übliche Blabla abzugeben, wie wunderbar alles durch die Flüchtlinge wird, man muß sich nur ein wenig anstrengen. Deswegen ist sie gezwungen auch mal hier und da ganz kurz die Realität zwischen all den Schönfärbereien durchblitzen zu lassen:
"Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles prognostiziert Auswirkungen auf die Arbeitsmarktstatistik durch die Vielzahl der ankommenden Flüchtlinge. Nicht einmal jeder Zehnte bringe die Voraussetzungen mit, um direkt in eine Arbeit oder Ausbildung vermittelt zu werden, sagte die SPD-Politikerin. "Nicht alle, die da kommen, sind hoch qualifiziert. Der syrische Arzt ist nicht der Normalfall." Dies werde sich auch in der Arbeitslosenstatistik niederschlagen. Das sei dann kein Zeichen einer gescheiterten Arbeitsmarktpolitik, sondern ein Zeichen, "dass wir eine andauernde Aufgabe bewältigen müssen"."
Flüchtlinge: Nahles rechnet mit steigender Arbeitslosenzahl | ZEIT ONLINE
Die große Zahl junger Männer bedeutet nichts anderes, als daß die Frauen und Kinder nachkommen werden, wenn die jungen Männer im Heimatland verheiratet sind und/oder Kinder haben... denn wird der Asylantrag eines Asylbewerbers anerkannt, ist er berechtigt, Ehepartner und minderjährige Kinder nachkommen zu lassen. Wenn jetzt schon davon geredet wird, daß bis zu einer Million dieses Jahr einreisen werden, so wird gern vergessen, daß hinter dieser Zahl noch eine andere große Zahl steht, nämlich die der nachzugswiligen Familienangehörigen. Da kann man nur froh sein, daß 2016 dann niemand weiteres mehr kommen wird, sodaß es lediglich bei der Zahl 1 Mio. + X bleiben wird...Geändert von freulein (12.09.2015 um 11:29 Uhr)
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12.09.2015, 13:18 #137
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Thanked 43 Times in 30 PostsAW: Diskussion: Mehr Flüchtlinge in Deutschland
Viele Politiker haben inzwischen Angst, dass sich unter den Flüchtlingen auch Terroristen und ISIS-Kämpfer gemischt haben könnten.
Meiner Meinung nach nur eine schlechte Ausrede, nicht mehr Flüchtlinge aufnehmen zu sollen.
Die Terroristen würden sicher nicht die Mühe machen, unter so "beschissenen" Bedingungen nach Deutschland oder nach Europa zu kommen - schneller würde das einfach per Flugzeug gehen.
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12.09.2015, 22:48 #138
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Was wird sich durch die Flüchtlinge ändern?
Da jeder eine Krankenkassenkarte bekommen hat, könnten die Kosten der Krankenkassen steigen. Da der Arbeitgeberanteil festgeschrieben ist, würde der Arbeitnehmeranteil an dem Krankenkassenbeitrag steigen. Das bedeutet, auch der Flüchtling der Arbeit gefunden hat, würde höhere Beiträge bezahlen.
Sollten viele Flüchtlinge Sozialleistungen beziehen, werden die Beiträge für die Arbeitslosenversicherung steigen. Auch die wenigen, die dann eine Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben werden, sich an den höheren Beiträgen beteiligen.
Vermutlich wird aber die Wirtschaft diese Menschen über Leiharbeitsfirmen, zu günstigen Lohnkonditionen beschäftigen. Dass diese Menschen dann einen niedrigen Lohn haben und damit wenig in die Sozialkassen ein bezahlen ist die Schuld der Betriebe.
Durch die Kinder der Flüchtlinge erhöhte sich an manchen Schulen die zahl der Schüler und es wurden mehr Lehrer eingestellt. Diese Lehrer bezahlen Steuern und Sozialabgaben.
Flüchtlinge werden vermutlich ihr Geld in Konsum investieren. 19% MwSt. gehen an den Staat zurück.
Im Augenblick bezahlt der Bund die Kosten für die Flüchtlinge mit steigenden Steuereinnahmen.
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13.09.2015, 00:53 #139
AW: Diskussion: Mehr Flüchtlinge in Deutschland
Wer behauptet denn, dass du frei nach Belieben den Begriff „politisch Verfolgter“ so definieren darfst, dass er zu deiner ursprünglichen Aussage („Flüchtlinge[] [bei denen] tatsächlich der Tatbestand der politischen Verfolgung festgestellt wurde“ in #125) passt? Ich denke, es wäre hilfreicher in dem vorliegenden Fall uns anzuschauen, wie das BAMF den Begriff definiert, da eben dieses schließlich für die Bearbeitung der Asylanträge verantwortlich ist. Können wir uns darauf einigen, dass uns die Definition des BAMF eher weiterbringt als deine persönliche?
Für diese Definition berufe ich mich auf die Broschüre „Das deutsche Asylverfahren - ausführlich erklärt“ des BAMF vom 17.11.2014, das auch sämtliche Kriterien der Entscheidungsfindung über den Status eines „politisch Verfolgten“ auflistet. Ich zitiere:
“Asylberechtigter und demnach „politisch Verfolgter“ im Sinne des Art. 16 a Abs. 1 GG ist, wer im Falle der Rückkehr
• in das Land seiner Staatsangehörigkeit oder als Staatenloser in das Land seines gewöhnlichen Aufenthalts
• einer schwerwiegenden Menschenrechtsverletzung ausgesetzt sein wird, die wegen
• seiner Rasse, Nationalität, politischen Überzeugung, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe erfolgt,
• und der Eingriff vom Staat ausgeht,
• ohne eine Fluchtalternative innerhalb des Heimatlandes oder anderweitigen Schutz vor Verfolgung zu haben.“ (S. 20)
“Als Asylberechtigter wird nicht anerkannt, wer über einen „sicheren Drittstaat“ in die Bundesrepublik Deutschland eingereist ist. Als „sichere Drittstaaten“ gelten die Mitgliedstaaten der Europäischen Union und (nach gesetzlicher Regelung) Norwegen und die Schweiz“ (ebd.)
Das Recht auf Asyl wurde meines Erachtens niemals eingeschränkt, auch nicht durch die Regierung Kohl.
Wer aber vor politischer Verfolgung in ein anderes Land flieht, in dem er nicht mehr politisch verfolgt ist, und in dem die Anerkennungsregeln von Flüchtlingen die gleichen wie in Deutschland sind, dem wird nicht das Recht auf Asyl verweigert, nur weil Deutschland es ihm nicht gewährt, wenn er nach Deutschland weiterreist... sondern dem wird allenfalls die Möglichkeit verwehrt, in der Welt herumzureisen, bis er sein persönliches Wunschland gefunden hat, z.B. das reichste Land mit den besten Sozialsystemen.
Wir können uns gerne darüber streiten, wieviele Flüchtlinge Deutschland aufnehmen sollte bzw. wie man „fair“ und intelligent Flüchtlinge in Europa verteilen könnte, aber bitte erzähl mir nicht davon, dass Deutschland mithilfe des Dublin-Verfahrens bzw. der Drittstaatenreglung jeden Flüchtling an eines der genannten Länder verweisen sollte. So ganz nach dem Motto: „Ist ja nicht unser Problem! Sollen sich die Mittelmeerländer um die Flüchtlinge kümmern!“ Gerade diese Länder haben mit anderweitigen Problemen zu kämpfen, die die Aufnahme von ALLEN Flüchtlingen unmöglich macht. Auch du solltest mit etwas gesundem Menschenverstand verstehen, wie unsinnig das Verfahren ist. Du siehst ja jetzt schon, wie überfordert diese Länder sind, obwohl die meisten Flüchtlinge weiterreisen möchten.
Neulich behauptete ein britischer Politiker, die Lage der Flüchtlinge in Calais sei ein Beweis dafür, wie schändlich Großbritannien mit politisch Verfolgten bzw. Kriegsflüchtlingen umgeht. Die meisten Briten hatten aber kein Problem, den Irrsinn dieser Behauptung zu durchschauen, denn in Frankreich wird natürlich keiner der Betreffenden politisch verfolgt, oder muß unter Kriegsauswirkungen leiden... der britische Politiker scheint also irgendwie unter Wahnvorstellungen zu leiden.
Ganz am Rande will ich darauf hinweisen, daß die Asylanerkennungsrate VOR Inkrafttreten von Abs. 2 auch nicht so berauschend war... sie lag in den 4 Jahren davor zwischen 3,2% und 6,9%. Damals gab es aber keinen Abs. 2 als Sündenbock. Die gängige Erklärung war also damals eine andere: Die Behörden irren sich halt einfach...
(Quelle: http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlage...ublicationFile (S. 117))
Warum verschweigst du das? Ahhh, ich weiß: Es passt wieder nicht in dein Weltbild, dass es viele Menschen gibt, die "tatsächlich" politisch verfolgt werden. Die Abnahme der "politisch Verfolgten" in den Jahren nach 1985 lässt sich zum einen mit der Asyldebatte erklären, zum anderen aber vor allem aber auch mit einer Veränderung der Herkunftsländer. 1985 war das 1. Hauptherkunftsland Sri Lanka, wo die tamilische Minderheit von der Regierung vor allem ab 1983 Repressalien ausgesetzt war und flüchten musste. Nach 1986 kamen dann vermehrt Flüchtlinge aus den Staaten des Ostblocks, der zu bröckeln begann. Der Niedergang des Ostblocks hatte massive Folgen, namentlich den Balkankonflikt. Der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, aus dem nach 1986 zunehmend mehr Flüchtlinge kamen, war nicht mehr mit "politischer Verfolgung" gleichzusetzen. Bürgerkriege und Kriege sind schließlich kein Grund für politisches Asyl, solange keine zusätzliche politische Verfolgung erfolgt, weshalb die überwiegende Mehrheit der Asylanträge abgelehnt wurde. Die Flüchtlinge wurden "nur so lange geduldet bis der Krieg wieder vorbei war", da man sie aus Menschenrechtsgründen nicht in ein Kriegsgebiet abschieben konnte. Schade, ne?
Der Asylkompromiss, der kein Kompromiss war, sondern praktisch die Abschaffung eines Artikels des Grundgesetzes bedeutete, führte dazu, dass die Zahlen der politischen Verfolgten nie wieder über 10% kamen. Seit der EU-Richtlinie 2001/51/EG wurde in Deutschland nicht einmal die 2% Grenze überschritten. Zum Glück gibt es die Genfer Flüchtlingskonvention.
Ansonsten verstehe ich nicht, wieso ich Länder nennen soll, die ich in #125 schon ausführlich genannt habe.
Daß ich gesagt hätte, daß die Mehrheit der Flüchtlinge vom Balkan kommt, stimmt auch nicht. Ich kann überhaupt nicht genau sagen, wieviele Flüchtlinge vom Balkan kommen, weil die mir bekannten Statistiken immer nur die 10 häufigsten Flüchtlingsländer nennen. Welche Länder sich unter "Andere" verbergen, weiß ich nicht. Alle Zahlen, die ich hier nannte, basierten auf den Zahlen zu den Asylentscheidungen im ersten Halbjahr 2015, wie sie hier publiziert wurden:
Aus ihnen ergibt sich, daß 39% der Antragsteller, deren Erstanträge im 1. Halbjahr 2015 entschieden wurden, aus den Ländern Kosovo, Albanien, Selbien und Mazedonien kamen... aber mit Sicherheit sind noch weitere Balkanländer dabei, die aber nicht quantifiziert wurden (etwa Montenegro), sodaß die korrekte Zahl wohl eher bei 40% oder höher liegt.
Ich habe allerdings in #119 gesagt, daß die Mehrheit der Flüchtlinge aus Ländern kommen, in denen kein Krieg und kein Bürgerkrieg herrscht. Auch das geht aus der genannten Statistik eindeutig hervor.
Das ist, was eine Mehrheit der Flüchtlinge angeht, eindeutig falsch. Ich habe das oft genug hier mit Zahlen aus der Asylstatistik belegt. Die Mehrheit der Flüchtlinge kommt aus Ländern, in denen niemand der Tod droht... ausgenommen natürlich der Tod durch Altersschwäche.
Bei Eritrea werden wir uns hoffentlich einig sein, dass Menschen um ihr Leben fürchten. Vielleicht werden wir uns bei Nigeria und Pakistan uneinig sein, aber die Tatsache, dass die Menschen von so weit entfernt und zu sehr hohen Kosten per Landweg anreisen, sollte dir zeigen, in welcher Not die Menschen sind. Sie riskieren ihre Leben nicht umsonst. Und auch in diesen beiden Ländern werden wir eine Reihe bewaffneter Konflikte finden, die die Furcht vor dem Tod gerechtfertigt. Da wirst du mir sicher zustimmen. Zynisch von der Angst vor dem "Tod durch Altersschwäche" zu sprechen ist respektlos.
Aus welchem Jahr die Studien sind, die so Tolles über die Ausbildung von Einwanderern vermelden, ist weniger interessant als das Jahr, aus dem die Daten der Studien stammen. Bis kurz vor der Flüchtlingskrise waren die Asylzahlen eher gering, und die Einwanderung wurde dominiert von EU- Wirtschaftsmigranten, z.B. viele aus Spanien. Dies führte natürlich zu positiveren Zahlen über Bildung und Ausbildung der Einwanderer als man es aus den Zeiten gewohnt war, als Armutseinwanderung über Asyl dominierte. Es ist ausgesprochen frech, diese Studien über die Bildung und Ausbildung von überwiegend EU-Migranten ausgerechnet in einer Zeit zu lancieren,[bla bla bla]
Klare Worte über diese Propagandakampagnen spricht mal wieder Joachim Steinhöfel, und zwar hier:
Die Migranten sind schlauer als Du! « Joachim Nikolaus Steinhöfel – BLOG
1. Er schließt von der Abiturquote der Türkei auf Syrer und Albaner. Wieso? Hat er Zahlen? Nö! Die Begründung ist einfach: "[B]ei Syrern und Albanern dürfte es kaum besser aussehen". Steinhöfel sagt's, also muss es richtig sein! Schenkst ihm ernsthaft so blind dein Vertrauen? Da kannst du diese Aussage doch nicht ernsthaft für bare Münze nehmen ohne diese Behauptung hinterfragt zu haben. Albanien hat als Folge der kommunistischen Ära ein sehr gutes Bildungssystem, das sich mit dem türkischen System überhaupt nicht vergleichen lässt. Bei Syrien werde wir es uns gleich näher anschauen. Ich habe ernsthafte Zweifel an dieser irrsinnigen Schlussfolgerung. Wir schauen uns mal die Daten an.
Ein kleiner Vergleich zwischen Albanien, Syrien und der Türkei:
- Zwischen 2008-2012 haben in der Türkei laut Unicef 51.6% der Jungen und 43% der Mädchen (in der Altersgruppe) die Sekundarstufe besucht.
- Zwischen 2008-2012 haben in Albanien laut Unicef 84.3% der Jungen und 82.4% der Mädchen die Sekundarstufe besucht.
- Zwischen 2008-2012 haben in Syrien laut Unicef 62.8% der Jungen und 63.1 der Mädchen die Sekundarstufe besucht.
(Quellen: Statistics | Turkey | UNICEF, Statistics | Albania | UNICEF, Statistics | At a glance: Syrian Arab Republic | UNICEF)
Die Werte findest du auch in der Executive Summary des "THE STATE OF THE WORLD’S CHILDREN 2015" Report ab S. 60 von Unicef aus diesem Jahr. Download hier: http://www.unicef.org/publications/f...and_Tables.pdf
In allen drei Ländern werden mit "Sekundarstufe" (Übersetzung), oder auf Englisch "secondary school", die letzten 3 regulären Jahre vor dem "Abitur" (jeweiliges Äquivalent zum high school diploma in den Ländern) bezeichnet. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass in Albanien, aber auch in Syrien, die Abiturquote höher sein muss als in der Türkei. In Albanien müsste schon unrealistisch viele Schüler von der Schule gehen, damit die Abiturientenquote geringer ist als in der Türkei. In Syrien ist der Unterschied zwar kleiner, aber trotzdem hat Syrien einen großen Vorsprung, vor allem bei den Mädchen. In beiden Ländern ist es schwer vorstellbar, dass so viele Schüler von der Sekundarstufe gegangen sind oder die Endprüfung nicht bestanden haben, dass die Abiturquote unter die türkische sinken könnte. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich leugne nicht unbedingt, dass das womöglich einige gemacht haben, nur gibt es keine konkreten Zahlen dazu und die Besuchszahlen der Sekundarstufe sprechen eindeutig gegen diesen wahnsinnigen Vergleich. Die Zahlen sind ein ziemlich guter Beweis dafür, dass das Schulsystem in Syrien und in Albanien (vor allem da) besser funktioniert als in der Türkei. Es ist sehr unwahrscheinlich bis total unrealistisch, dass wesentlich (vor allem in Albanien) mehr frühzeitig von der Schule gegangen sind als in der Türkei. Wir haben hier riesige Unterschiede. Wir sehen auch eindeutige Hinweise darauf, dass die jungen Flüchtlinge aus Syrien und Albanien mehrheitlich die Sekundarstufe besucht haben (unabhängig vom Abschluss). Die Zweifel an seiner Schlussfolgerung ("bei Syrern und Albanern dürfte es kaum besser aussehen") sind also alles andere als unbegründet. Mich würde es sehr stark wundern, wenn du mir Daten präsentierst, die seine Gleichsetzung stützen. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Vielleicht gibt es im Internet irgendwo die aktuelle Abiturquote für Syrien und Albanien und ich bin nur nicht fündig geworden. Bis dahin bleibt diese Gleichsetzung bescheuert.
2. Das ist eigentlich der springende Punkt. Du kannst danach nicht darauf schließen, dass Migranten (vornehmlich wohl aus islamischen Ländern) in Deutschland die gleiche oder sogar ähnliche Abiturientenquoten haben wie die der gesamten Türkei, die da einfach so als "Maßstab" genommen wird. Das ist sowohl statistischer als auch logischer kompletter Humbug. Geh zu 'nem Statistikprofessor mit den Zahlen und er wird dir sagen, dass das totaler Stuss ist. Geh zu zu irgendeinem Migrationsforscher, und der wird dir sagen, dass das totaler Stuss ist. Selbst wenn wir mal so die Türkei als "Maßstab" für alle islamischen Länder nehmen würden (und selbst da wird mir schlecht), kannst du nicht pauschal sagen, dass Flüchtlinge (oder auch Migranten generell) eine repräsentative Stichprobe für die Grundgesamtheit "Maßstab Türkei" bzw. ihr Heimatland sind. Das kannst doch nicht ernst meinen? Ich glaube in jeder Statistik wirst du finden, dass bei Flüchtlingen junge Männer überrepräsentiert sind. Das ist schon mal nicht unbedingt repräsentativ, da ich mal gehört habe, dass es in Syrien auch Frauen geben soll. Das Geschlechterverhältnis ist vielleicht sogar annähernd gleich. Vielleicht sind es auch nur Gerüchte, man weiß es nicht. Andere Gerüchte besagen auch, dass die Flucht recht teuer ist. Mehrere tausend Euro für die gesamte Flucht sollen es angeblich sein. Wer kann sich sowas leisten? Die Mittelschicht! Was ist denn die Mittelschicht? Besser gebildet, besser betucht, besser situiert. Ist die Mittelschicht repräsentativ für die Grundgesamtheit der Population des Landes? Ganz und gar nicht! Flüchtlinge und Migranten bilden unmöglich eine Zufallsstichprobe, da dafür jeder Einwohner eines Landes die gleiche Wahrscheinlichkeit haben müsste, nach Deutschland zu gelangen. Das Ganze ist also nicht repräsentativ. Daher ist es durch die vielen Hindernisse (körperlich, finanziell usw.) nicht möglich, von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit (türkische Abiturquote) zu schließen. Rückwärts (von der Grundgesamtheit zur Stichprobe) ist das logischerweise genauso irrsinnig.
Wie kann ein erwachsener Mensch sowas behaupten? Ich scheue mich davor, das als „Propaganda“ zu bezeichnen. Vielleicht ist Dummheit das bessere Wort dafür. Das sind schließlich Grundlagen der allgemeinen Schulbildung. Vielleicht hinterfragst du auch mal die Blogs, die du liest. Ich staune immer noch darüber, dass jemand so eine Milchmädchenrechnung (türkische Abiturquote = syrische/albanische/islamische Abiturquote = Abiturquote der Migranten in Deutschland) aufstellen konnte. Ist der Blog-Eintrag eine Satire?
Boaaah, ich habe zu viel geschrieben. Und ich möchte auch sehr viel mehr schreiben, da ich den Unsinn widerlegen muss, den du in jedem neuen Beitrag fabrizierst. Ich komme ja kaum mit. Vielleicht schreibst du in deinem neuen Post weniger Unfug, sodass ich nicht so viel Arbeit habe. Vor allem dein Zitat von Nahles müsste ich in einem neuen Beitrag unbedingt richtigstellen. So wie es da steht, kann ich es unmöglich stehenlassen.Geändert von Wolf (13.09.2015 um 11:53 Uhr)
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13.09.2015, 03:01 #140
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Thanked 37 Times in 24 PostsAW: Diskussion: Mehr Flüchtlinge in Deutschland
Solange die Medien darüber nichts berichten, nein.
Du scheinst ein Faible dafür zu besitzen, Aussagen zu verdrehen und für deines Selbst recht zu formen.
Dass es Analphabete gibt, soll nicht implizieren, dass sie überhaupt nichts lernen wollen. Schließlich sorgen manche Menschen mit der schlechtesten Vergangenheit für die beste Zukunft. Vor allem hierzulande.
Merkst du nicht, wie jeder gegen dich argumentiert, weil deine Behauptungen nicht akzeptabel sind?
Naja.. ich investiere keine Energie in jemanden, der Flüchtlinge (oder auch generell Ausländer) nicht mal dem Arsch anschauen würde.
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