1. #1
    Avatar von DMW007
    Registriert seit
    15.11.2011
    Beiträge
    6.142
    Thanked 9.130 Times in 3.005 Posts
    Blog Entries
    5

    Standard

    Mehrere Studien und IT-Experten schlagen Alarm: Staatliche Behörden sind zunehmend von einigen wenigen großen Software-Anbietern abhängig - allen voran Microsoft. Dies verursacht verschiedene Probleme: Von eingeschränkter Flexibilität, über Innovationsbremsen, Datenschutz- und Sicherheitsprobleme bis hin zu unkalkulierbaren Kosten. Nicht nur Deutschland ist betroffen: Die IT-Landschaft in Europa bestehe fast ausschließlich aus Microsoft-Programmen. Es gebe nur wenige Open Source Inseln, die unter ständigem Rechtfertigungsdruck gegenüber der Microsoft-Lobby stehen. Das Wettbewerbsrecht werde untergraben, weil Alternativen oft gar nicht zur Debatte stehen.

    Microsofts Modell wird mit dem eines Drogendealers verglichen: Schüler, Studenten und Lehrer erhalten die Software als Lockangebot kostenlos. Nach der Ausbildung sind sie die Programme gewöhnt, es werden Lizenzgebühren fällig. Wie diese Abhängigkeit enden kann, zeigt aktuell das CERN. Nachdem es jahrelang Microsoft-Kunde war, wurden die Lizenzkosten plötzlich um den Faktor 10 erhöht. Das CERN hat daher die Reißleine gezogen und wechselt zu offenen Alternativen.

    Habt ihr darüber nachgedacht, welche Folgen der Einsatz proprietärer Software einiger weniger Unternehmen für unser Land bedeutet?
    Sollte der Staat mehr tun, um Alternativen, ggf. sogar freie Software einzusetzen?
    Wenn ihr Windows-Nutzer seid: Wie findet ihr es, ständig überwacht zu werden? Alleine Office 365 sammelt über 25.000 Ereignisse.
    Welches Betriebssystem wurde bzw. wird an eurer Schule eingesetzt? Haben euch Lehrer über die Nachteile und mögliche Alternativen informiert?

  2. #2
    Avatar von Darkfield
    Registriert seit
    24.04.2013
    Beiträge
    3.064
    Thanked 1.788 Times in 1.276 Posts

    Standard AW: "Drogendealer-Modell" Microsoft: Eine Gefahr für Deutschland?

    Da fragt man sich ernsthaft was wir in Deutschland für ITler ausbilden?
    Man könnte echt annehmen das jeder WOW-Zocker mehr Ahnung hat,
    als das "Fachpersonal" unserer Regierung - oder haben auch die schon Hände so groß wie Salatschüsseln?
    Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren. (Benjamin Franklin)
    Die zwei häufigsten Elemente im Universum sind Wasserstoff und Blödheit. (Yonathan Simcha Bamberger)
    Wer schweigt, stimmt nicht immer zu. Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren. (Albert Einstein)
    Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. (Dante)
    Es gibt Besserwisser, die niemals begreifen, dass man recht haben und ein Idiot sein kann. (Martin Kessel)
    Doofheit ist keine Entschuldigung.

  3. The Following User Says Thank You to Darkfield For This Useful Post:

    DMW007 (20.01.2020)

  4. #3

    Registriert seit
    04.03.2015
    Beiträge
    74
    Thanked 17 Times in 15 Posts

    Standard AW: "Drogendealer-Modell" Microsoft: Eine Gefahr für Deutschland?

    Es war schon immer so das einige wenige das Terrain beherrschen - Das ist jetzt nichts neues, das Microsoft jetzt das Geschäftsmodell, welches von Anderen Firmen bereits seit langem erfolgreich betreiben nachmacht.
    Adobe, Autocad ... haben es vorgemacht Microsoft folgte jetzt, und weitere werden kommen, für die Firmen ist ein Leihmodel besser kalkulierbar und auch ein Ansporn für die Betriebe sich und Ihre Produkte ständig zu verbessern.
    Mit ausreichend geschultem Personal ist der Ausweg auch möglich.

    Was die Kosten betrifft, so dauert es 1-2 Jahre und die Menschen und Firmen sehen was der Spaß auf Rate kostet, spätestens wenn sie merken sie haben mehr ausgegeben als sie normalerweise in 2 Jahren bezahlen für die selben Produkte und die Anderen können es verkraften.
    Bei Telefontarifen ist es ja das selbe Prinzip.

  5. #4
    Avatar von DMW007
    Registriert seit
    15.11.2011
    Beiträge
    6.142
    Thanked 9.130 Times in 3.005 Posts
    Blog Entries
    5

    Standard

    Zitat Zitat von Darkfield
    Da fragt man sich ernsthaft was wir in Deutschland für ITler ausbilden?
    Ich habe vor gar nicht all zu langer Zeit eine FiAE Ausbildung in einem mittelständischen Betrieb absolviert: In der Berufsschule war das so gut wie gar kein Thema. Dafür haben wir uns intensiv mit Themen wie z.B. ISDN-Anschlüssen oder dem Aufbau der TAE-Dose beschäftigt. Der Lehrplan ist halt von 1997. Eine Reform ist im Gange, aber wenn man im IT-Bereich knapp alle 20 Jahre mal reformiert, hat das natürlich auch wenig Wert. Den Lehrplan selbst sehe ich auch nur bedingt als verantwortlich an, da er überraschend oft recht allgemein gehalten ist. Da steht nirgendwo drin, man muss ein MS AD nutzen. Die Lehrer sind meist davon geprägt und geben das dann eben entsprechend weiter. Zu begrüßen wäre allerdings, wenn der Lehrplan explizit vorschreibt, auch offene Alternativen anzuschauen.

    Das meiste war bei uns auch Windows. Ein einziger Lehrer war innovativ und hat sich für die Ausstattung eines Raumes mit Debian-PCs eingesetzt. Der hat auch wenig Frontalunterricht gemacht, sondern meist Arbeitsaufträge verteilt. Sprich es gab ein Thema (z.B. HTTP-Protokoll), zu dem sollte man selbst recherchieren und eine Ausarbeitung schreiben. Dazu gab es einige Fragen/Punkte, die man als Leitfaden beantworten bzw. behandeln soll. Das wurde eingesammelt und gab eine Note. Anschließend hat man es gemeinsam durchgesprochen.

    Fand ich sehr sinnvoll und praxisnah, weil genau das ein guter ITler können sollte: Sich in ein Thema selbstständig einarbeiten, das er bisher noch nicht (tiefgehend) kennt. Lustigerweise gab das von einigen Schülern aus der Klasse negatives Feedback, darunter von einem Klassensprecher: Der Unterricht wäre zu unstrukturiert und der Lehrer wäre nur zu faul, "richtigen" Unterricht zu halten. Ein gutes Beispiel das zeigt, wohin unser Schulsystem Jugendliche erzieht: Stupide Fragen nach Schema F bearbeiten, die man am besten für die nächste Klassenarbeit auswendig lernen kann. Sich selbst mit einem Thema beschäftigen wurde nie gelernt und ist daher fremd - obwohl der Lerneffekt dabei nachweislich höher ist. Schade, dass dadurch die Linux-Thematik einen faden Beigeschmack bei manchen bekommen hat.

    Aber auch dort im Unterricht hat mir die Thematik zum MS-Monopol direkt gefehlt: Der Lehrer war ein Fan von Linux und offenen Systemen. Aber es gab nicht eine Stunde, in der das Thematisiert wurde. Generell wurden einige Themen nicht behandelt, die in meinen Augen heutzutage wichtig sind: Anfangen von Grundlagen in der Teamzusammenarbeit über Versionsverwaltung, Software-Deployment bis hin zu Automatisierung, Containern oder gar Cloud-Systemen. Wenn ein ausgebildeter Softwareentwickler in der Schule nicht mal von Git und Konsorten gehört hat, geschweige denn eine Grundlageneinführung erhalten hat, ist das in meinen Augen ein Armutszeugnis.

    Wie soll man da erwarten können, dass diese Leute sich kritisch mit proprietärer bzw. MS Monopol-Software auseinandersetzen? Oder beurteilen, wann z.B. Clouds sinnvoll sind und welche? Die Berufsschulen reden sich gerne damit raus, sie können ja nicht alles machen, der Betrieb soll sich darum kümmern. Da sieht es aber nicht besser aus! Ich war der Erste in unserem Team, der sich mit Linux und freier Software wie z.B. Apache auskannte. Die anderen sind froh, mit ihren Windows-Servern klar zu kommen. Die werden natürlich alle von Hand mit GUI administriert.

    Ich war auch der Erste, der die Installation eines kompletten Software-Stacks mit quelloffenen Standard-Werkzeugen wie z.B. Ansible automatisiert hat. Das läuft jetzt in ca 1,5h vollautomatisiert und konsistent durch. Zum Vergleich: Unser Consultant braucht dafür von Hand mindestens einen Arbeitstag - und der macht das seit bald 20 Jahren tagtäglich, hat von diesem Stack also wesentlich mehr Ahnung als ich. Das sind aber alles keine Themen, die ich in der Ausbildung gelernt habe - bestenfalls im Gegenteil: In der Ausbildung habe ich teils den händischen Weg gelernt bekommen, war damit unzufrieden und hab dann auf eigene Faust nach besseren Alternativen geschaut.

    Und es ist keineswegs so, dass sämtliche Kollegen dafür dankbar sind. Ich muss mich bis heute rechtfertigen, warum ich bevorzugt freie Software nutzen möchte. Beispiel Loadbalancer: Ich habe HAProxy vorgeschlagen. Seit etlichen Jahren unter sehr hoher Last erprobt. Der wird unter anderem von Stackoverflow, Thumblr, Instagram und sogar Youporn genutzt. Kann kostenfrei genutzt werden, optional auch mit bezahltem Support. Reaktion des zuständigen Kollegen: "Warum kaufen wir da nicht einfach einen F5 oder so was?".

    Überwiegend sind das ältere Kollegen. Mein Eindruck ist: Die haben von Anfang an proprietäre Software genutzt - was ich noch verstehen kann, vor 20+ Jahren waren OS-Projekte definitiv noch eine Nische, die nicht vergleichbar mit dem heutigen Stand ist. Dann haben die nie wieder über den Tellerand geschaut. Das betrifft nicht nur andere Systeme, sondern auch ihre eigenen. Selbst die proprietären Systeme werden z.B. manuell deployt, nicht automatisch wie das heutzutage üblich ist.

    Oder bei den SAP-Entwicklern, da wird bei uns noch steinzeitmäßiger entwickelt. Als ich da konstruktive Vorschläge gemacht habe (z.B. Einführung einer Versionsverwaltung, statt riesiger Kommentarblöcke mit "Changelogs" am Dateikopf), bekam ich eins auf den Deckel, dass das ja frech sei, als Azubi mehr als nur ja und ahmen zu sagen... Die Liste mit Beispielen könnte ich noch weiter führen. Fakt ist: Wir haben in verschiedenen Bereichen eine Abhängigkeit von wenigen proprietären Softwareanbietern. Das Problem ist vielen nicht bewusst bzw. sie verschließen die Augen davor. Alternativen die das Problem lösen können werden gar nicht wahr genommen - man beschäftigt sich wenn dann damit, wie man das Problem etwas weniger problematisch machen kann. Oder es heißt gleich: "Das ist leider so Vorgabe von MS, da können wir nichts machen".

  6. #5
    Avatar von Darkfield
    Registriert seit
    24.04.2013
    Beiträge
    3.064
    Thanked 1.788 Times in 1.276 Posts

    Standard AW: "Drogendealer-Modell" Microsoft: Eine Gefahr für Deutschland?

    Ist mir bekannt, hier in DE sind die Ausbilder so etwas wie die kleinen Könige - und Azubis/Assistenzen/Studierende die Fußabtreter/Wasserträger der Obrigkeit!
    Dieses abartige gehabe ist Wiederwärtig.

    Gerade im IT-Bereich, anders wie in handwerklichen Berufen, kommen viele Menschen als Seiteneinsteiger oder durch eigeninitiative vorgebildet in die Ausbildung.
    Oftmals sogar erheblich besser aufgestellt als die Ausbilder selbst.

    Erinnert mich ein bisschen an den EDV-Unterricht den ich in der Techniker-Schule genossen habe!
    Dort gab es für den EDV-Unterricht KEINE PCs, wir haben DOS-Kommandos an der Tafel gamecht - als die Flachpfeife damit angefangen hatte hab ich laut schallend
    in der Klasse gesessen (und damals schon einen 80286/80287er Rechner mein Eigen genannt - ist halt über 30 Jahre her).

    Wenn ich jetzt mit bekomme was wir für IT-Spezialisten in der Fahndung sitzen haben,
    möchte ich schreiend weg laufen.
    Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren. (Benjamin Franklin)
    Die zwei häufigsten Elemente im Universum sind Wasserstoff und Blödheit. (Yonathan Simcha Bamberger)
    Wer schweigt, stimmt nicht immer zu. Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren. (Albert Einstein)
    Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. (Dante)
    Es gibt Besserwisser, die niemals begreifen, dass man recht haben und ein Idiot sein kann. (Martin Kessel)
    Doofheit ist keine Entschuldigung.

  7. The Following User Says Thank You to Darkfield For This Useful Post:

    DMW007 (09.02.2020)

  8. #6
    Avatar von DMW007
    Registriert seit
    15.11.2011
    Beiträge
    6.142
    Thanked 9.130 Times in 3.005 Posts
    Blog Entries
    5

    Standard

    Auch an den Punkten hat sich leider nicht all zu viel geändert. Bei uns ist die IT auch recht jung. Und da wir kein IT-Dienstleister sind, sondern "nur" primär für die IT im eigenen Hause zuständig sind, werden die IT-Azubis bei den kaufmännischen "nebenher" mit betreut. Die Fachinformatiker machen somit den normalen Abteilungsdurchlauf. Bei dem sind sie überwiegend in Nicht-IT Abteilungen. Da ist dann z.B. auch das Lager dabei, in dem man 6 Wochen Produkte ins Regal ein- und ausräumt.

    Generell sind die 6 Wochen ein Problem. Wenn man Berufsschule, sonstige innerbetriebliche Termine und vereinzelt noch Feiertage/Urlaub abzieht, bleibt effektiv wenig übrig. Viele Abteilungen machen sich daher gar nicht die Mühe, Azubis in interessante Projekte einzuarbeiten. Nach dem Motto: Ein paar Tage nachdem er produktiv was machen könnte, ist er ja schon wieder weg. Das führt dann selbst in den IT-Abteilungen teils zu interessanten Tätigkeiten. Im IT-Support ist man beispielsweise nur damit beschäftigt, Bildschirme und Mäuse auszuliefern. Da man sich nicht die Mühe machen will, den Zugriff aufs Ticketsystem extra einzurüchten, druckt der Ausbildungsbeauftragte einem die Tickets dafür auf Papier aus...

    Was in der IT übrig bleibt sind meist kleinere Skripte, die in dem Zeitfenster problemlos durchführbar sind. Das ist aber natürlich nicht mit richtigen Projekten vergleichbar. Ich habe auch schon mehrfach größere Projekte vorgeschlagen. Diese könnten dann von mehreren Azubis zusammen durchgeführt werden. Da hätte man auch gleich gute Anwendungsbeispiele für Versionsverwaltung, Konventionen etc. Antwort: Lohnt sich ja bei den 4 Wochen nicht, außerdem seien die Azubis immer unterschiedlich weg. Aber dann beschweren sich Unternehmen, dass die ausgelernten nicht im Team arbeiten können?

    Eine Abteilung hat das Aufsetzen einer Testumgebung mit mehreren VMs eingeführt. Prinzipiell keine schlechte Idee. Aber die Liste der Systeme bestand aus AD, AD DNS, MS DHCP, Fileserver, IIS usw. Also ein Microsoft-Stack. Kein Dnsmasq, nginx oder sonstige nicht-proprietäre Alternativen. Und damit sind wir wieder zurück beim Thema: Die Kern-Admins sind im Windows-Umfeld tätig. Andere Systeme kommen erst langsam mit neuen Mitarbeitern, neuen Anforderungen, neuen Sichtweisen.


    Zitat Zitat von Darkfield Beitrag anzeigen
    Dort gab es für den EDV-Unterricht KEINE PCs, wir haben DOS-Kommandos an der Tafel gamecht
    Gab es bei uns an der Berufsschule teilweise auch: SQL auf dem Papier. Ist natürlich beides sehr produktiv und realitätsnah... Hab auch darüber mal mit dem Lehrer gesprochen. Wenn er die Klassenarbeiten dann an den PCs schreiben würde, müsste er zu viel Arbeit investieren, damit die Schüler nicht Schummeln können. Außerdem sieht man doch ohne Editor/IDE viel besser, wer es wirklich ohne Hilfsmittel kann.


    An dem Punkt kann man eine Grundsatzdiskussion über unser Schulsystem beginnen: Wer ist in der IT tätig und weiß alles auswendig? Oder programmiert in Notepad? Keiner, weil es auch gar nicht nötig oder sinnvoll ist. Wenn ich tatsächlich mal wieder SQL Abfragen schreibe und den Namen einer Funktion vergessen habe, schaue ich das kurz im Netz nach. Oder behebe den Vertipper, wenn mich das Tool darauf hinweist. Damit arbeite ich nicht schlechter wie ein Kollege, der das auswendig kennt. Problematisch wird es nur, wenn die Grundlagen derart mager sind, dass man ständig nur am recherchieren und testen ist. Dann habe ich aber auch in der Klassenarbeit ein Problem.

  9. The Following User Says Thank You to DMW007 For This Useful Post:

    Darkfield (10.02.2020)

Diese Seite nutzt Cookies, um das Nutzererlebnis zu verbessern. Klicken Sie hier, um das Cookie-Tracking zu deaktivieren.