Seite 3 von 3 Erste 123
  1. #21
    Avatar von Nuebel
    Registriert seit
    23.11.2013
    Beiträge
    446
    Thanked 361 Times in 236 Posts

    Standard AW: Gerechterer Kapitalismus

    Zitat Zitat von olwel
    aber der angeblich evolutionäre Vorteil - dank Kapitalismus - will mir in diesem Punkt nicht einleuchten.
    Vielleicht möchtest du es ja auch gar nicht. Vielleicht weil es schwer ist, sich einzugestehen, dass der Kapitalismus kein Problem darstellt, obwohl doch seit Jahrzehnten linker Hass auf das "schreckliche System" geschürt wird. Und links ist doch immer gut, weil nicht rechts, oder nicht?

    Krank + dumm mit Kapital hat gegenüber gesund + clever ohne Kapital einen initialen Vorteil: das Kapital, das zur Existenzgründung genutzt werden kann. Denkst du, nur weil eine ausreichende Menge an Eigenkapital zur Verfügung steht, wird das Ding ein Selbstläufer? Die Dummheit wird ihm langfristig (oder kurzfristig, je nach Schweregrad) zum Verhängnis. Der Clevere wird möglicherweise eine längere Anlaufzeit brauchen, wird sich am Ende aber durchsetzen können. Und da es keine Region gibt, in der besonders viele intelligente oder besonders viele dumme Menschen geboren werden, sieht das für mich ziemlich fair aus. Dass die Herkunft trotzdem ggf. als eine zu nehmende Hürde angesehen werden kann, liegt daran, dass die Erziehung stark von der Familie (und der vorherrschenden Kultur) abhängt.

    Krank + dumm könnte auch auf die Existenzgründung pfeifen und einfach die Füße hochlegen wenn das Kapital dazu ausreicht. Das wäre ihm jedenfalls anzuraten und es sei ihm gegönnt. Damit verliert seine Figur im Kapitalismus aber an Relevanz und macht Platz für gesund + clever. Produzenten sind höher zu bewerten als Konsumenten.

    Ich wollte die Lottogewinner, die sich kurze Zeit nach ihrem Gewinn wieder in ihrer Ausgangslage befinden, nicht als Verprasser, unvernünftig oder sonstwas hinstellen. Sie besitzen in der Regel einfach nicht den nötigen Bildungsstand über Finanzen, um den Gewinn zu erhalten oder gar zu erhöhen, wie die meisten reichen Menschen (reich durch Erfolg, nicht durch Erbe). Diese Bildung bekommt man leider auch nicht serviert im Sinne von Pflicht, sie muss man sich selber aneignen. Und wer schon einmal einen Blick in die Finanzwelt gewagt hat, der weiß, dass sehr vieles vermutlich absichtlich verkompliziert wird. "Sich mal schnell einen Überblick verschaffen" ist so gut wie unmöglich. Möglicherweise traut man sich einem Finanzberater an, der nicht zuletzt auch seine eigenen Interessen verfolgt, denn das Beraten von Ahnungslosen kann sehr lukrativ für ihn werden.

    Einer der Grundgedanken, wieso der Kapitalismus angeblich so schlecht und ungerecht sein soll, ist ja die nicht zu leugnende größer werdende Kluft zwischen arm und reich. Ich versuche hier zu erörtern, dass die Ursache dieser Kluft nicht in der scheinbar ungerechten Natur des Kapitalismus liegt, sondern daran, dass zum einen die prozentuale Reproduktionsrate unter den Armen deutlich höher ist als unter den Reichen und zum anderen die Armut durch Erziehung weitergegeben und weitergelebt wird. Die Schuld liegt hier aber eindeutig nicht beim Kapitalismus.

    Die einzige Ungerechtigkeit, die man dem Kapitalismus vorwerfen kann, ist, dass er aktuell auf Wachstum basiert (das muss er aber nicht zwangsläufig) und dadurch gesellschaftlicher Druck aufgebaut wird, immer mehr zu konsumieren. Die meisten sind leider nicht in der Lage, diesem Druck ausreichend und stetig Widerstand zu leisten. Und da es unendliches Wachstum nur in der Mathematik gibt, nicht aber in der Natur, ist er in seiner jetzigen Form zum Scheitern verurteilt. Vielleicht erfreut wenigstens das den ein oder anderen Kapitalismushasser.
    Geändert von Nuebel (15.03.2017 um 19:04 Uhr)

  2. #22

    Registriert seit
    31.03.2014
    Beiträge
    321
    Thanked 120 Times in 91 Posts

    Standard AW: Gerechterer Kapitalismus

    Nur mal zur Klarstellung: Um mich als "links" zu sehen, muss man weit rechts stehen. Sehr weit.

  3. #23
    Avatar von Fritz
    Registriert seit
    18.08.2013
    Beiträge
    2.486
    Thanked 1.395 Times in 882 Posts
    Blog Entries
    1

    Standard AW: Gerechterer Kapitalismus

    So wie es einerseits sehr reiche Menschen gibt, gibt es sehr viele Menschen die von der Gesellschaft unterstützt werden. Z.B. Schüler oder Studenten. Unsere Gesellschaft unterstützt diese Menschen während ihrer Ausbildung, später haben diese ein hohes Einkommen. Die ungerechtigkeit dabei ist, dass diese Menschen während ihrer Ausbildung Förderung nehmen. Wenn sie später Einkommen haben und über die Einkommensbesteuerung die Förderung an die Gesellschaft zurückbezahlen sollen, sie sich sehr viele Gedanken über Steuersparmodelle machen.

    Unternehmen schöpfen Förderungen ab, versteuern aber im Ausland. Z.B. Automobilfabriken, Amazon.

    Die Ungerechtigkeit wird von den Menschen selbst gemacht, da sich jeder einen Vorteil für sich verspricht. Versucht man über Regeln/Gesetzte zu regulieren, suchen Menschen eine Möglickeit es zu umgehen, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

  4. #24
    Avatar von Fritz
    Registriert seit
    18.08.2013
    Beiträge
    2.486
    Thanked 1.395 Times in 882 Posts
    Blog Entries
    1

    Standard AW: Gerechterer Kapitalismus

    "Der globalisierte Kapitalismus durchläuft eine Zeitenwende. Er muss sozial dazulernen" Sigmar Gabriel, SPD
    „Die Globalisierung darf die Reichen nicht noch reicher und die Armen nicht noch ärmer machen“ Martin Schulz

    Offensichtlich hat die SPD erkannt, das ein Umdenken notwendig ist. Die Globalisierung hat nicht nur vielen Reichtum sondern noch viel mehr Menschen Armmut gebracht. Dieses möchte nun diese Partei ändern. Da es nur noch zwei Monate bis zur Bundestagswahl sind, ist schlecht zu sagen ob ein Umdenken statt gefunden hat oder die Partei sich neu ausrichtet um mehr Wähler zu erreichen.

    "Wir setzen uns dafür ein, den Arbeitnehmern in Deutschland größeren finanziellen Freiraum zu geben, damit sie mehr von ihrem Arbeitseinkommen für sich behalten können." Alice Weidel, AfD
    Offensichtlich hat die AfD ebenfalls entdeckt, dass es in Deutschland ungerecht zugeht und nun möchte sich die AfD auch für mehr Gerechtigkeit in Deutschland einsetzen.

    Verwunderlich ist, dass zwei Monaten vor der Bundestagswahl politische Parteien die Soziale Schieflage in Deutschland erkennen und verändern wollen.

  5. The Following User Says Thank You to Fritz For This Useful Post:

    Jokuu (13.08.2017)

  6. #25
    Avatar von Jokuu
    Registriert seit
    08.03.2014
    Beiträge
    263
    Thanked 108 Times in 74 Posts

    Standard AW: Gerechterer Kapitalismus

    SPD und CDU setzen sich dafür ein, die Schere zwischen Arm und Reich zu reduzieren? Das wäre ja mal was neues. Ich denke nur an Merkels Erhöhung der Mehrwertsteuer... In der Diskussion war bislang höchstens mal eine Senkung der Einkommenssteuer. Das ist total Schwachsinnig, es entlastet nämlich wieder die reicheren! Bestenfalls noch die Mittelschicht. Aber niemand der Arm ist profitiert davon, weil er durch seine geringen Verdienste ohnehin wenig Einkommenssteuer bezahlt. Wesentlich sinnvoller ist es, die Mehrwertsteuer zu senken. Davon profitiert jeder, egal ob im Jahr 10.000 Euro oder 300.000 Euro auf dem Konto landen. Aber wie schon gesagt wurde: Dank Merkel wurde die MwSt von damals 16 auf heute 19% ANGEHOBEN! Hatte sie davor übrigens versprochen nicht zu tun, wie auch bei der Maut. Mit Gerechtigkeit hat all das wenig zutun!
    Meine Tochter neulich im Zoo in der Arktisabteilung: "Guck mal Papi, da sind Linuxe!"

  7. #26
    Avatar von Spiel und Spaß
    Registriert seit
    05.05.2016
    Beiträge
    13
    Thanked 4 Times in 4 Posts

    Standard

    Zitat Zitat von Nuebel Beitrag anzeigen
    Sie besitzen in der Regel einfach nicht den nötigen Bildungsstand über Finanzen, um den Gewinn zu erhalten oder gar zu erhöhen, wie die meisten reichen Menschen (reich durch Erfolg, nicht durch Erbe)
    Das ist richtig. Ich finde deine Gedanken interessant und stimme mit dem Großteil überein. Aber ein Punkt fehlt in meinen Augen: Der Gemeinschaftssinn. Wir leben ja nicht nur im Kapitalismus, sondern in einem Sozialstaat. Wäre es dann nicht Aufgabe des Staates, die schwächeren an die Hand zu nehmen und diese zu unterstützen? Die Grundzüge sind mit z.B. Arbeitslosengeld, Kindergeld usw. bereits vorhanden. Würde man das etwas ausbauen (Stichwort Hartz 4 und Menschenwürde), wäre der Kapitalismus doch schon deutlich gerechter - ganz ohne massive Einschränkungen von Unternehmern.

  8. The Following User Says Thank You to Spiel und Spaß For This Useful Post:

    Fritz (08.05.2020)

  9. #27
    Avatar von DMW007
    Registriert seit
    15.11.2011
    Beiträge
    6.081
    Thanked 9.119 Times in 2.996 Posts
    Blog Entries
    5

    Standard AW: Gerechterer Kapitalismus

    Bereits 2021 wurde festgestellt: Die Corona-Pandemie geht vor allem zu Lasten der Ärmeren Menschen und verschärft die gesellschaftliche Spaltung. Gutverdiener und Reiche profitieren dagegen sogar noch, ihr Vermögen hat sich auch in Krisenzeiten deutlich vermehrt. Deutschland ist kein Einzelfall. Weltweit steig das Vermögen der reichsten Menschen auf einen Rekordwert. Die Mitte der Gesellschaft schrumpft, weil zwar einige den Aufstieg von der Mittelschicht zur Oberschicht schaffen - aber weniger Menschen aus der Unterschicht in die Mittelschicht "nachrücken".

    Das scheint zudem Auswirkungen auf die Politik und damit auch die Gesellschaft zu haben: Die Wahlbeteiligung ging bei Menschen die wenig verdienen deutlich stärker zurück, als beim Rest der Bevölkerung. Zeitgleich ist bereits seit Jahren zu beobachten, wie immer mehr Menschen den (etablierten) politischen Parteien misstrauen. Sei es in Form von nicht wählen, oder aber auch durch die bewusste Wahl extremistischer Parteien. Von der moralischen Frage abgesehen sollte es daher im Sinne einer Gesellschaft sein, dass eine gewisse soziale Gerechtigkeit statt "Raubtierkapitalismus" herrscht.


Seite 3 von 3 Erste 123
Diese Seite nutzt Cookies, um das Nutzererlebnis zu verbessern. Klicken Sie hier, um das Cookie-Tracking zu deaktivieren.