Was haltet ihr von der Drogenpolitik in Deutschland?

[Axiom]

Es stellt sich natürlich auch die Frage, was zuerst war: Nehmen diese gewissen Personen THC ein, um die ersten Symptome ihrer latenten Schizophrenie zu unterdrücken oder lösen sie sie damit aus.

Interessante Frage!
Ich habe mal gelesen, dass Schizophrene parallel zur Schizophrenie eine Suchterkrankung "besitzen". Die meisten Personen rauchen z.B. Cannabis und die anderen Personen haben mal in der Vergangenheit etwas mit Cannabis zu tun gehabt. Eine Suchterkrankung kann, so gesehen, auch ein Kompensationsversuch sein. Da kann ich mir tatsächlich vorstellen, dass sie durch den Konsum die Symptome kompensieren wollen. Durch den Konsum von Cannabis können aber auch Symptome induziert werden. Also irgendwie ein Spiel mit dem Feuer.

Mir ging es hier darum, dass man bei illegalen Drogen meistens (!) schon Kontakt zu einer gewissen Szene hat, wo auch einige weiter gehen und - einfach als Beispiel: Heroin spritzen - und man dann von THC schnell auch dazu kommt, weil andere den "Kick" so super gut beschreiben.
Ob man von Alkohol und Tabak auch auf härtere Sachen umsteigt, ist ohne Frage auch möglich.

Ich weiß nun was du meinst. Aber ich sag's mal so: Es kommt auf die jeweilige Person an, ob diese Person dann auch noch zu härteren Sachen tendiert. Ich beispielsweise kenne jahrelange Kiffer, die lediglich nur gekifft haben. Am Wochenende zwar Alkohol, aber in guten Maße. Von daher finde ich die mediale Behauptung, dass man nach dem Konsum von Cannabis zu härteren Sachen tendiert, absolut schwachsinnig - weil es eben auf die Person ankommt. Nicht jeder tickt gleich, finde ich.

Durch die Legalisierung würde THC ein Lifestyle-Produkt werden (wie z.B. Nikotin, Ethanol), welches dann frei käuflich erworben werden kann und man so vielleicht nicht in ein "typisches Umfeld" hinein rutscht, was möglicherweise sonst geschehen wäre.

Ja, da hast du absolut recht! Das allein wäre schon ein Argument für die Legalisierung; damit man letztendlich nicht in solche Szenen abrutscht.
Paradox finde ich, dass gerade die toxischen Sachen legal sind. Cannabis hingegen ist illegal und wirkt nicht auf einer toxischen Ebene, wie zum Beispiel das Trinken oder das Rauchen. Aber klar: wie wir wissen, kann Cannabis, das zu viel THC besitzt, bei einigen sogar schlimme Symptome verursachen, weil der Hauptbestandteil (THC) eben psychoaktiv ist.

Mich interessiert gerade die Frage, warum man behauptet, dass man beim Cannabis-Konsum zu härteren Sachen greift.

Ja, das wollte ich nicht bestreiten. Ich meine nur, dass man hier Riesen mit Zwergen vergleicht. Solch eine Statistik ist viel repräsentativer, wenn Cannabis wirklich so verbreitet wie Alkohol ist.

Das ist schon so eine Sache für sich, finde ich. Wie will man denn z.B. Cannabis mit Alkohol vergleichen? Beim Alkohol ist ja klar, dass das Volk Alkohol konsumiert. Da braucht man keine Statistiken. Aber wie macht man Kiffer-Statistiken fest, wenn jeder Dritte nicht behauptet, dass er kiffen würde. Allein in Deutschland gibt es mehr Kiffer, als in den Niederlanden. Daher finde ich, dass man Alkohol und Cannabis nicht miteinander vergleichen kann.

Eine Frage am Rande: Warst du in der Psychiatrie als Pfleger tätig? Wenn ja, wie sind denn deine Erfahrungen?

Gruß!

[xJesajax]

Also ich selber rauche nicht kiffe nicht und trinke ab und zu mal gerne was Alkohol.
Ich selbst hab mal probiert zu kiffen jedoch kam nie drauf klar. Ich mag die Wirkung nicht.
Auch wenn viele dies lustig finden, empfand ich dies nicht so.
Natürlich jeden das seine.
Nun zum Thema hier kann ich nur sagen ich find es gut so wie es ist ich finde besser sich ein Bierchen zu geben als ne Lunte zu rauchen.
Egal wie alle immer haten ich finde Deutschland macht es genau richtig und das weed Illegal ist kann ich nur zu gut verstehen!

[campkudd]

In meinen Augen einfach nur heuchlerisch. Könnte meiner Meinung nach noch härter sein. Auch wenn ich mich jetzt sicher hier unbeliebt mache, aber mal ganz ehrlich. In dem Land wird doch weggeschaut wo es nur geht wenn es um Drogen geht. Leider wird Drogenmissbrauch teilweise noch immer als Kavaliersdelikt gesehen.

Ich bin da für härtere Strafen.

[gelaofo]

Eine Frage am Rande: Warst du in der Psychiatrie als Pfleger tätig? Wenn ja, wie sind denn deine Erfahrungen?

Ich war in der Psychiatrie in meiner Studienzeit (Medizin) tätig (als Famulant) auf ärztlicher Ebene. Es war eine offene Psychiatrie, wo ich viel Kontakt mit Jugendlichen Cannabis-Rauchern hatte und auch Alkoholikern. Deshalb sehe ich das alles natürlich eher von der negativen Seite, da ich die "Dunkelziffer" (Gelegenheits-"Kiffer", etc.) nicht so gesehen habe. Dort kamen die Jugendlichen hin, die schizophren sind und (fast) alle gaben an, THC konsumiert zu haben. Darum auch meine Aussage dazu.

Einige Konsumenten schafften es, sich in einen Cannabis-Entzug zu begeben, freiwillig, bevor sie zu "Down" und "depressiv" waren, um es noch zu schaffen. Viele haben die Schule aufgegeben oder zu härteren Sachen gegriffen.

Ein Patient berichtete, er habe sich mit THC beruhigt und sich immer mehr zurückgezogen. Auf Partys dann aber zu Aufputsch-Mitteln wie Alkohol, Amphetaminen gegriffen, um in Stimmung zu kommen. Das ist gar nicht mal so selten, wie mir Kollegen gesagt haben. Bei schweren depressiven Episoden kamen bei diesem Patienten noch "Benzos" dazu. Er war gerade einmal 16 Jahre alt und hatte schon ein breites Substanzspektrum. Er ist durch seinen Cousin dahingekommen, der ihm das Cannabis beschafft hat. Dieser hatte dann auch Kontakt zum Drogenmilieu und ist bereits an einer Überdosis verstorben.
Ich habe viel Respekt vor diesem jungen Mann gehabt, dass er freiwillig in die Klinik gekommen ist. Er hat es auch durchgezogen. Wie es ihm jetzt nach all den Jahren ergangen ist, weiß ich leider nicht.

Natürlich ein extremes Beispiel, aber in etwas milderer Form habe ich hunderte von diesen jungen Menschen gesehen.



Gruß
gelaofo

[stedenon]

Man sollte auf jeden Fall verhindern das Leute Substanzen nehmen die sie dazu bringen anderen den Kopf einzuschlagen. Die Frage ist allerdings: Wie verhindert man sowas?

[DMW007]

Das Bundesverfassungsgericht muss sich seit kurzem mit einem Richter beschäftigen. Er ist der Ansicht, das Verbot von Cannabis verstößt gegen die Verfassung. Ähnliche Fälle gab es zwar bereits in der Vergangenheit. Allerdings ist das aktuellste Urteil, dass ein Verbot für rechtskräftig hält, aus dem Jahre 1994. Der Richter möchte damit eine erneute Prüfung erzwingen. Schließlich hat sich in den letzten 26 Jahren einiges getan. Die Wissenschaft hat neue Erkenntnisse gesammelt. Und auch Erfahrungen aus anderen Ländern wie z.B. den USA sprechen mittlerweile für eine Legalisierung.




Ob die Klage erfolgreich sein wird?