Chrissy (29.07.2016)
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23.07.2016, 00:18 #1
Kein Kommentar = indirektes Schuldeingeständnis?
Wird jemand eines Sachverhaltes beschuldigt, leugnet dieser meist die Anschuldigung. Immer wieder kommt es aber auch vor, dass dieser ausdrücklich keinen Kommentar abgibt. Damit meine ich nicht, dass noch keine Rückmeldung eingegangen ist. Sondern dass ein Statement angefragt wurde, aber die Zielperson diese Abfrage ablehnt. Ist dies nicht als indirektes Schuldeingeständnis zu werten?
In Deutschland hat man unter bestimmten Umständen das Recht, die Aussage zu verweigern. Beispielsweise eben dann, wenn man sich selbst damit belasten würde. Nicht selten ziehen die Betroffenen es vor, in dieser Situation zu lügen. "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen" ist wohl eines der bekanntesten Beispiele. Eben so wie Clintons "I did not have sexual relations with that woman, Monica Lewinsky". Es erscheint daher logisch die Schlussfolgerung zu ziehen: Wer zu Vorwürfen schweigt, hat etwas zu verbergen und ist zumindest nicht unerheblich am Vorwurf beteiligt.
In der Alternative der Leugnung besteht dann eine 50:50 Change, ob dies tatsächlich die Wahrheit ist oder eine Lüge. Was davon zutrifft lässt sich rein am Umstand der Leugnung nicht ermitteln. Rein Politisch erscheint es mir daher unklug, zu schweigen. Besser eine Lüge ausdenken bzw. die Wahrheit großzügig auslegen, sofern diese nicht offensichtlich falsch ist. Moralisch sollte man natürlich immer die Wahrheit sagen. Dies soll auch keine Handlungsempfehlung sein sondern eher eine Analyse, wie z.B. ein Politiker denkt, von denen die Meisten schlicht den reinen Nutzwert sehen und auch gerne mal zur Lüge greifen, falls sie sich davon mehr versprechen.
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23.07.2016, 07:02 #2
AW: Kein Kommentar = indirektes Schuldeingeständnis?
Verstehe nun konkret Deine Fragestellung nicht?
Willst Du eine Rechtsberatung oder die Meinung der User hier?
Rechtsberatung geht nicht, dürfen wir auch nicht abgeben!
Meiner Meinung nach hat Schweigen nichts damit zu tun, ob es jemand war oder nicht!
Reden wir von einem Strafverfahren, dann kann es durchaus von Nachteil gereichen wenn man zum Sachverhalt nicht beitragen will,
dann urteil ein Richter/Richtergremium/Schöffen ggf. nach den vorliegenden Indizien.
Man sollte dann besser auf seinen Verteidiger hören, und Reden oder Schweigen.
In einem Zivilprozess sieht es dann komplett anders aus, hier den großen Schweigsamen spielen geht meist nach hinten los.
Aber zurück zur Fragestellung, was genau willst Du wissen?Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren. (Benjamin Franklin)
Die zwei häufigsten Elemente im Universum sind Wasserstoff und Blödheit. (Yonathan Simcha Bamberger)
Wer schweigt, stimmt nicht immer zu. Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren. (Albert Einstein)
Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. (Dante)
Es gibt Besserwisser, die niemals begreifen, dass man recht haben und ein Idiot sein kann. (Martin Kessel)
Doofheit ist keine Entschuldigung.
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23.07.2016, 10:18 #3
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Thanked 458 Times in 313 PostsAW: Kein Kommentar = indirektes Schuldeingeständnis?
Ich denke, daß das nicht auf Politiker beschränkt ist... ALLE Menschen lügen, wenn sie sich mehr von der Lüge versprechen als vom Schweigen oder von der Wahrheit. Ein Problem entsteht, wenn das Lügen zu bestimmten Dingen um sich greift, etwa weil zusätzliche Verstärker für das Lügen entstehen. Viele Menschen haben z.B. Angst, sozial ausgegrenzt zu werden, wenn sie etwas anderes meinen als die Mehrheit, oder als das, was allgemein akzeptiert ist. Sie meinen dann immer noch etwas anderes als die Mehrheit, aber laut sagen tun sie dann was anderes, eben was die Mehrheit sagt. Das ist Lüge aus Angst vor sozialer Stigmatisierung. Eine andere Art des Lügens kann durch finanzielle Vorteile zustandekommen... warum sollte etwa Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments - Jahresgehalt 206.200 Euro, plus Tagegeld 304 Euro * 365 Tage = 111.000 Euro = insgesamt 317.200 Euro (wobei das Tagegeld nicht versteuert werden muß!), plus 35 Mitarbeiter, die ihm direkt zuarbeiten, darunter sechs Presseleute, zwei Fahrer und zwei Kammerdiener - sagen, daß die EU eine einzige riesige Geldverschwendungsmaschine ist? Ich will ihm nicht unterstellen, daß seine zur Schau gestellte Begeisterung für die EU gelogen ist, aber bei manchen Menschen kann man eben nicht wissen, ob die Menschen sagen, was sie selber meinen, oder ob sie lügen, weil das nicht zu ihrem Schaden ist, während die Wahrheit ihnen doch eben schaden würde.
Es ist bei den Menschen das unangenehme Gefühl beim Lügen unterschiedlich entwickelt. Manche haben es gar nicht, sie können problemlos jede Lüge erzählen, andere sind so erzogen worden (evtl. hat das auch genetische Anteile), daß Lügen ihnen unangenehm ist... große Lügen vermeidet man, bei kleineren kommt es darauf an. Menschen, die nicht fähig zu kleinen Lügen sind, wird es wohl nicht viele geben, denke ich.
Es gibt Fälle, zu Vorwürfen zu schweigen, die nicht schon gleich suspekt sind... und zwar wenn die Vorwürfe entweder inhaltlich absurd sind, oder wenn es einfach unter der Würde des betreffenden ist, darauf einzugehen. Wenn ich etwa über Bundespräsident Gauck behaupte, daß der ein Kannibale ist, der jede Woche zwei Kinder verspeist, ist gleich beides erfüllt: Erstens ist der Vorwurf absurd, und zweitens kann es einem Bundespräsidenten egal sein, was ein kleines Würstchen namens freulein behauptet. Gauck würde also zu meinem Vorwurf schweigen, ohne daß man gleich meinen müsste, daß dies ein Schuldeingeständnis ist.Geändert von freulein (23.07.2016 um 10:30 Uhr)
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23.07.2016, 10:21 #4
AW: Kein Kommentar = indirektes Schuldeingeständnis?
Rechtlich stellt sich die Frage so wie ich das sehe gar nicht. Denn man hat ja wie gesagt das Zeugnisverweigerungsrecht. Selbst wenn die Anschuldigungen wahr sind darf man Schweigen. Sicher kann sich das nachteilig auswirken. Alleine schon deswegen, weil ein Geständnis praktisch immer strafmildernde Wirkung hat. Aber rein rechtlich wird ein Schweigen für den Prozess erst einmal neutral gewertet. Also eben nicht im Rahmen der von mir auferlegten These, dass dies ein indirektes Schuldeingeständnis sein könnte.
Mir geht es aber auch eher um die Frage, was ich als Bürger davon halten soll, wenn jemand eines Sachverhaltes beschuldigt wird und dazu schweigt. Beispielsweise ein Unternehmen oder Politiker. Wenn diese nicht wahr sind, spricht meiner Ansicht nach doch überhaupt nichts dagegen dies in einem öffentlichen Statement zu bekunden, im Gegenteil. Schweigt man jedoch hat dies für mich einen Faden Beigeschmack, nach dem Motto: Man will lieber nichts sagen, damit einem später kein Strick daraus wird, wenn man den Sachverhalt leugnet, und dann doch Beweise heraus kommen die das Gegenteil belegen.
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23.07.2016, 18:29 #5
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Thanked 1.498 Times in 960 PostsAW: Kein Kommentar = indirektes Schuldeingeständnis?
Pauschal über das Schweigen zu urteilen ist schwierig.
Wird jemand vor Gericht beschuldigt und macht keine Aussage, muss das Gericht die Vorwürfe beweisen um den Angeklagten zu bestrafen.
So geschehen im Fall Zschäpe. Für das was man ihr nicht nachweisen konnte, wurde sie nicht bestraft.
Eine Politikerin schwieg zu den Vorwürfen, die ihr gemacht wurden. Annette Schavan. Sie wartete ab, was man weis. Würde sie zu den Vorwürfen etwas sagen, könnte sie etwas erzählen, das noch gar nicht bekannt ist.
Schlussendlich stellte sich heraus, die Vorwürfe waren gerechtfertigt. Quelle
Einer großen Geflügelschlächterei werden schwere Vorwürfe gemacht, dass sie die Hygiene vernachlässigt hätten. Quelle. Die beschuldigte Geflügelschlächterei schweigt zu den Vorwürfen. Würde die Firma sich rechtfertigen und erklären wie sie ihren Betrieb reinigen und mit welchen Reinigungsmitteln, könnte das ein Mitbewerber erfahren und für sich nutzen.
Wer in einer Beziehung Schweigt, kann damit den anderen ärgern. Quelle
So hat Schweigen nicht immer die selbe Bedeutung. Schweigen wird Taktisch, der Situation angebracht eingesetzt und hat nicht immer die selbe Bedeutung.
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23.07.2016, 20:18 #6
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Thanked 384 Times in 258 PostsAW: Kein Kommentar = indirektes Schuldeingeständnis?
Ohne jetzt alles zu lesen wollte ich mal in den Raum werfen ,, man hat das Recht die Aussage zu verweigern" und dies darf einem nicht negativ ausgelegt werden.!
Aber
Laut Bundesverfassungsgericht darf den Beschuldigten nur sein komplettes Schweigen nicht negativ belasten. Redet er dagegen teilweise ist der Schluss auf das Nichtgesagte zulässig.Geändert von Chrissy (23.07.2016 um 20:20 Uhr)
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24.07.2016, 11:41 #7
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Thanked 458 Times in 313 PostsAW: Kein Kommentar = indirektes Schuldeingeständnis?
Ganz am Rande, weil es zufällig hierzu gerade eine schöne Liste einer Top 10 der SPD-Lügen gibt:
http://www.achgut.com/artikel/spd_ta...gen_die_top_10
Ich bin sicher, daß man da eine Menge Anschauungsmaterial finden kann, wie Aussitzen in die Hose geht, und Lügen sowieso.
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24.07.2016, 23:23 #8
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Thanked 3 Times in 2 PostsAW: Kein Kommentar = indirektes Schuldeingeständnis?
Hallo,
grundsätzlich gibt es hier so viele themen, dass ich gar nicht weiß , wo ich anfangen zu schreiben soll- denn alle sind für mich interessant. vile zum Lesen, viele helfen mir weiter. bei einigen bin ich der gleichen Meinung , kann aber nichts mehr dazu schreiben, da es sonst ein Doppelpost wäre.
Aber nun zum Thema:
Dem Statement kann ich ein klares JA abgewinnen. Denn alles was du sagst landet früher oder später in Erklärungsnot und wird dir "zur Last" gelegt. Das klingt vielleicht nun härter als ich es ausdrücken wollte.
Aber insgeheim sollte man doch auf eine Frage eine antwort geben . Wenn auch nur JA oder NEIN. oder zumindest wie es der Bayaernspieler Thomas Müller oft macht: eine ausweichende Antwort mit viel bayrischem Dialekt. Passt nicht zur Frage, aber man muß darüber lachen, und das Thema hat einen nicht mehr so wichtigen Grund.Geändert von irgendwas (24.07.2016 um 23:26 Uhr)
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28.07.2016, 17:55 #9
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Thanked 4 Times in 3 PostsAW: Kein Kommentar = indirektes Schuldeingeständnis?
Eine Antwort zu haben ist sicherlich nicht schlecht. Man könnte ja theoretisch auch nur 'die halbe Wahrheit' erzählen. Sprich, alles was nett ist sag ich, alles was mich belasten könnte lass ich erst einmal weg. Das wäre dann vielleicht nicht so misstrauen erweckend wie 'kein Kommentar'. Immerhin ist 'kein Kommentar' sehr häufig auch selbsterklärend, etwa wenn es um das doofe Verhalten einer Freundin geht, wobei man darauf angesprochen wird und nur ganz trocken' kein Kommentar' antwortet. Das dürfte dann wohl so zu deuten sein, dass man von eben diesem Verhalten nicht sonderlich begeistert ist. Man umgeht die Situation damit eben nur halb so elegant, als hätte man eine andere gewählt.
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29.07.2016, 00:00 #10
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Thanked 1.498 Times in 960 PostsAW: Kein Kommentar = indirektes Schuldeingeständnis?
Wer nach einem Verkehrsunfall keine Aussage macht, gewinnt Zeit um seine Aussage mit einem Rechtsanwalt zu besprechen um so Nachteile für sich zu vermeiden die ihm durch eine Aussage am Unfallort entstehen könnten. Die verweigerung der Aussage am Unfallort wird später nicht als Schuldanerkentniss gewertet.
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