Fritz (16.08.2016)
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13.08.2016, 19:13 #1
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Thanked 9.403 Times in 3.239 PostsLiefern News Information oder Desinformation?
Jeder kennt News, die Informationen kurz und kompakt liefern. Ein Beispiel dafür ist die Tagesschau. In der Schule wird gepredigt, man solle zumindest einmal pro Tag die Nachrichten im Fernsehen anschauen, um über das aktuelle Geschehen informiert zu sein. Damals fand ich das sinnvoll. Enttäuscht hat mich, dass entgegen meinen Erwartungen das Thema Medienkompetenz praktisch überhaupt nicht behandelt wurde. Weder in der Realschule auf der ich anfangs war, noch nicht mal auf dem Gymnasium. Daher habe ich mich mittlerweile selbst damit beschäftigt und sehe sowohl die News als auch die Empfehlung meines damaligen Geschichtslehrers zum Anschauen von Nachrichten kritischer.
Im wesentlichen sehe ich zwei Kritikpunkte bei solchen News:
- Sie können einseitig Berichten, wodurch eine große Gefahr für Manipulation besteht
- Es werden keine Zusammenhängenden Informationen geliefert, sondern zig Themen in wenigen Minuten, die jeweils nur kurz und kompakt behandelt werden
Was die einseitige Berichterstattung angeht erübrigt sich wohl die Diskussion, dass ein informierter und mündiger Bürger mit Medienkompetenz sich nicht auf eine einzige Quelle verlassen darf. Stattdessen müssen mehrere Quellen konsultiert und die Aussagen möglichst verifiziert werden. Ansonsten ist man sehr leicht manipulierbar, weil es genügt, lediglich diese eine Quelle zu manipulieren.
Das Problem mit den nicht zusammenhängenden Infos lässt sich nicht so einfach lösen. Es entsteht meiner Meinung nach erst durch dieses News-Format. Das menschliche Gehirn ist aber nicht wirklich in der Lage, diese vielen verschiedenen Informationen zu verarbeiten. Wer das nicht glaubt, kann ja mal den Selbsttest machen: Einmal die Tagesschau ansehen und danach aufschreiben, welche Informationen über die Sendung noch im Kopf sind. Das Fazit wird lauten: Man wird sich nicht mehr an alles erinnern, und die Dinge welche man noch weiß sind nur oberflächlich. Dies birgt natürlich die Gefahr, effektiv für Desinformation statt Information zu sorgen. Insbesondere dann, wenn die Berichterstattung nicht neutral erfolgte, und der Zuschauer diese Informationen einfach nur konsumiert hat, ohne sie zu überprüfen.
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15.08.2016, 12:26 #2
AW: Liefern News Information oder Desinformation?
Diesem Phänomen wird bei geisteswissenschaftlichen Studiengängen entgegengewirkt. Dabei wird beim wissenschaftlichen Arbeiten eine angemessene und vielseitige Literaturrecherche gefordert. Im Folgenden beschreibe ich diese kurz, um die darauffolgende Problematik zu verdeutlichen:
Das Verfahren bei der Literaturrecherche: Ein Überblicksbuch beinhaltet meist die Konsultation verschiedener Literatur. Der Student muss in der Lage sein, die für ihn wichtigen Monographien und Aufsätze aus den Fußnoten herauszulesen, diese nochmals aus dem Literaturverzeichnis zu entnehmen und aus der Bibliothek oder einem Archiv auszuleihen. Dieses Verfahren wird mit der anfangs gefundenen Literatur ebenfalls getätigt, bis man sich in einem "Teufelskreis" befindet, d.h. keine weitere Forschungsliteratur vorzufinden ist, als schon vorhanden. Das Ergebnis ist, dass der Student sich mit der Konsultation der gefundenen Literatur auf dem neusten Forschungsstand befindet, sich über verschiedene Probleme und Diskussionen im Klaren ist und letztlich über die jeweilige Thematik eine Seminar-, Hauptseminar-, Bachelor- oder auch Masterarbeit schreiben kann.
Problem bei der heutigen TV-Berichterstattung: Die Tagesschau oder auch andere TV-Nachrichtensendungen haben einen bestimmten Zeitraum, in dem ausgewählte Informationen an den Zuschauer gebracht werden sollen. Vorab findet daher eine Selektion statt. Dabei entscheiden einzelne oder mehrere Personen über die Themen und den Zeitraum, der für die jeweilige Nachricht verwendet werden soll sowie die Tiefe (d.h. Erklärung, Erläuterung und Bergründung). Die Nachrichten beschränken sich meist auf die Aufzählung von Fakten, d.h. eine ausführliche Recherche, wie im Studium normalerweise gelernt und oben von mir beschrieben, findet nicht statt. Dabei stellt sich natürlich die Frage, welchen Sinn und Zweck das Erlernen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung besitzt, wenn sich die Recherche des Öfteren eher im unteren Leistungsbereich befindet. Die Aufzählung von Fakten oder eine Berichterstattung, die eher dem "Beschreiben" statt dem "Erläutern" zuzuordnen ist, sollte einem mündigen Bürger den Anstoß geben, sich bei Interesse selbst mit der Thematik zu beschäftigen. Bei einer vernünftigen Recherche entwickelt eine Person eigene Ansichten oder auch Interpretationen, wie in unserem Forum tagtäglich zur Schau gestellt wird.
Im Fokus liegt eine Berichterstattung, die eher einen Überblick vorzeigen soll. Bei privaten Medienhäusern spielt der Konkurrenzkampf eine große Rolle. Die BILD setzt dabei auf reißerische Titel, ihre Wirkung auf den eigenen Social Media-Kanälen und der Benutzung wirkungsvoller Bilder, während "Der Spiegel" oder auch "Die Welt" des Öfteren einen längeren Essay veröffentlicht, in dem bestimmte Thesen, die von verschiedenen Medien oder auch Lesern aufgegriffen wurden, nochmals diskutiert werden.
Zitat von DMW007
Zitat von GerMaN-DeLuXe
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15.08.2016, 13:36 #3
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Thanked 18 Times in 10 PostsAW: Liefern News Information oder Desinformation?
Das Thema ist immer eine zwischneidiges Schwert. Wie Waterpolo schon richtig erleutert hat, sind Nachrichtenbeiträge oft nicht ausführliche recherchiert und liefern deshalb oft falsche Inforamtionen. ABer die Medien sind da nicht alleine Schuld. Sobald was passiert, wollen alle sofort genaue Informationen. Und das nicht in ein paar Stunden, wenn genau gecheckt wurde, was da denn war, sondern jetzt. Das hängt meiner Meinung nach mit unserer Gesellschaft zu tun, in der man gewohnt ist alles sofort zu bekommen.
Dazu kommt natürlich auch wie oben schon erwähnt wurde die Quoten und Auflagen die erfüllt werden müssen, damit Gewinn gemacht wird. Und je interessanter der Artikel desto mehr lesen ihn. Da ist die BILD ganz vorne mit dabei: Oft nur Spekulationen, Fehlinformationen und Panikmache aber dafür ne geile Schlagzeile. Ich muss auch immer schmunzeln, wenn Luete die Bild als Quelle angeben
Zu sagen ist also, dass die Medien nicht alleine Schuld sind, sondern auch wir als Konsumenten dazu beitragen. Ob man das lösen kann? Ich denke nicht, da wir Menschen von Natur aus neugierig und auf so Schlagzeilen abfahren die uns "schocken". Die einizge Möglichkeit ist, auf die Qullen zu achten (falls diese angegeben sind), auf unterschiedliche Quellen zurück zu greifen und auch einfach mal ein paar Tage warten, bevor man dem allen Glauben schenkt.
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16.08.2016, 11:08 #4
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Thanked 458 Times in 313 PostsAW: Liefern News Information oder Desinformation?
Ich meine, kurze Nachrichtensendungen wie die tagesschau sollten um Gottes Willen nicht anfangen, Hintergründe zu vermitteln, denn das kann doch nur in die Hose gehen, in Anbetracht der Kürze der Zeit. Solche Sendungen sollten sich auf das Berichten von Fakten beschränken, die nicht bezweifelbar sind... also etwa: "Staatsoberhaupt xyz weilt zu Besuch im Land abc", oder "Der Bundestag beschloß Gesetz Nummer 35 mit folgendem Inhalt". Mit großer Sorge sehe ich das Umsichgreifen einer besonderen Berichterstattungsmasche (die ganz oft zu reiner Propaganda genutzt wird), die leider inzwischen extrem verbreitet ist: Die Schilderung des Einzelfalls. Da eine Berichterstattung z.B. über das Flüchtlingsproblem als zu abstrakt angesehen wird, greift man sich einen Einzelfall raus, also z.B. den Asylbewerber Yussuf X., der dann natürlich ein ganz schlimmes Schicksal schildert. Das ist Desinformation vom Feinsten, denn es wird dem Zuschauer vorgespiegelt, als wäre dieser Einzelfall repräsentativ für alle Fälle, ja mehr noch wird dem Zuschauer suggeriert, daß es andere Fälle, wie etwa Fälle, in denen "Flüchtlinge" nicht leiden, sondern nur wirtschaftliche Vorteile anstreben, gar nicht gibt. So wird also der Fall von Asylbewerber Ali. A., der in Beirut seinen gutgehenden Laden verkauft, um die jetzige Gelegenheit zu ergreifen, nach Deutschland überzusiedeln, indem er sich hier fälschlich als flüchtender Syrer ausgibt, oder ähnlich gelagerte Fälle, komischerweise niemals als Einzelfall gebracht. Es gibt auch Einzelfälle im Negativen, die gebracht werden, um zu verhetzen... In der Berichterstattung über etwa eine PEGIDA-Demo wird dann natürlich der trotteligste O-Ton als Einzelfall gesendet. JournalistInnen, die das tun, bekommen Fernsehpreise. Daher stammt der Vorwurf "Lügenpresse", weil die Medien bestimmte Aspekte der Realität völlig ausblenden, z.B. gerade durch die völlig einseitige Selektion der ständig gebrachten Einzelfälle. Leider ist dies auch schon in der Tagesschau angekommen. Die Tagesschau bringt es nicht fertig, abstrakt über etwa Geschehnisse in der Ost-Ukraine zu berichten, nein, sie muß zu Olga S. in die Wohnung, um deren Erlebnisse anzuhören und über den Sender zu verbreiten. Niemand weiß, wie repräsentativ diese Erlebnisse für die aller Menschen dort sind, wie die Erlebnisse anderer Menschen dort waren, ob das nicht ganz andere Erlebnisse waren usw. usf. Also Leute: Sobald ihr in der Berichterstattung Einzelfälle auftauchen seht, wisst hier: Achtung, Propaganda! Das ist keine seriöse Berichterstattung mehr.
Geändert von freulein (16.08.2016 um 11:17 Uhr)
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