München soll quelloffene Software in der Verwaltung einsetzen, wo dies technisch und finanziell möglich ist. Darauf haben sich die Grünen zusammen mit der SPD 2020 geeinigt. Eigene Software soll veröffentlicht werden, getreu dem Motto Public Money, Public Code - die gleichnamige Initiative fordert dies seit langem.

Kurios ist dagegen der erneute Wechsel: 2003 wollte sich München aus der Abhängigkeit zu Microsoft lösen. Ab 2006 wurden Arbeitsplätze auf die eigene Linux-Distribution LiMux umgestellt, welche von Debian abstammte. Kostenmäßig namen sich die Alternativen nicht viel. Daher entschied sich München für die freie, unabhängige Lösung auf Linux-Basis. Dies gefilel Microsoft nicht, man versuchte mit Lockangeboten und Rabattschlachten zu ködern - erfolglos.

LiMux galt Jahrelang als Vorzeigeprojekt - bis 2014 Dieter Reiter zum amtierenden Oberbürgermeister wurde, ein Microsoft-Fan. Er war auch mit Microsoft in Kontakt, deren Firmenzentrale nach München verlegt werden sollte. LiMux war beiden Parteien ein Dorn im Auge. Also wurde das Linux-Projekt schlechtgeredet: Es sei untauglich - obwohl seitens der Nutzer weder übermäßig viele Beschwerden oder Störungen bekannt waren. Ende 2017 beschloss der Stadtrat mit der Groko, bis 2020 zurück auf Windows zu wechseln.

Neben der abhängigkeit zu Microsoft verursacht diese Rolle rückwärts enorme kosten. Vergangenes Jahr entstand dann der anfangs erwähnte Koaliationsvertrag, womit rot-grün wieder von proprietärer Microsoft-Technik zu freier Software zurück wechselt.

Proprietäre vs freie Software: Wie sollte die Verwaltung grundsätzlich organisiert sein? Ist es akzeptabel, sich in Abhängigkeit eines einzelnen Hersteller zu begeben? Oder ist die Forderung der Initiative Public Money, Public Code berechtigt?