1. #1
    Avatar von Festplatte
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    Standard Streiken wir zu wenig?

    Da ja gerade an mehreren Stellen gleichzeitig gestreikt wird, geht in den Medien teilweise sogar schon die Frage herum, ob Deutschland zu einer Reikrepublik wird. Ich wollte mir eine eigene Meinung davon Bilden wie die Lage in anderen Ländern aussieht um festzustellen, wie denn Deutschland dasteht.

    Das Resultat hat mich überrascht: In Deutschland wird weltweit fast am wenigsten gestreikt! von 2000 bis 2008 waren es 5 Arbeitstage pro 1000 Angestellte. Italien hat 88 und Frankreich sogar 102 zum Vergleich. Der Vorwurf ist also als übertrieben zu bewerten, da bei uns relativ wenig gestreikt wird. Es macht höchstens einen subjektiven Eindruck, weil eben sonst kaum gestreikt wird und jetzt an mehreren Ecken gleichzeitig.

    Ich frage mich daher das Gegenteil: Streiken wir zu wenig? Lassen wir uns zu vieles gefallen?
    In anderen Ländern ist es ja offensichtlich üblicher, dass die Leute wenn sie mit etwas nicht zufrieden sind streiken. Hier dagegen scheint es sich kaum jemand zu trauen. Oder wann habt ihr zuletzt von einem Streik mitbekommen, außer aktuell gerade die Bahn und Kitas? Ich kann mich nicht erinnern!

    Edit
    Beleg für meine Aussage oben: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtscha...story/16604143
    Geändert von Festplatte (19.05.2015 um 04:31 Uhr) Grund: Nachweis editiert

  2. #2

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    Standard AW: Streiken wir zu wenig?

    Von einem Streik nichts mitzubekommen heißt nicht, daß er nicht stattfindet. Streiks, in denen ganze Branchen lahmgelegt werden, sind selten, das stimmt, aber Warnstreiks finden schon häufiger statt. So gibt es fast regelmäßig Warnstreiks im Öffentlichen Dienst. Für die Zukunft sind z.B. Warnstreiks in der Süßwarenindustrie angekündigt. Im Februar gab es massive Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie. Erste Warnstreiks gab es auch schon im Groß- und Außenhandel für die Tarifrunde 2015. Im Vorfeld bald stattfindender Tarifverhandlungen für den Einzelhandel kam es auch schon zu ersten Warnstreiks, in Bayern und Hessen.

    Streiks werden in D üblicherweise von Gewerkschaften organisiert. Die Frage wäre also: Lassen sich die Gewerkschaften zu viel gefallen? Diesen Eindruck habe ich nicht. Die Abschlüsse der Tarifrunden 2014 sowie 2015, soweit stattgefunden, liegen nur in Krisenbranchen im Bereich des Inflationsausgleichs, ansonsten grundsätzlich darüber. Natürlich ist klar, daß die Gewerkschaften kaum jemals die Maximalforderungen abschließen können, mit denen sie in die Verhandlungen gehen. Das ist aber so wie auf dem Flohmarkt, wo man auch erstmal vorger eine "Herunterhandlerspanne" einpreist. Ansonsten ist den Gewerkschaften schon ein relativ hohes Verantwortungsbewußtsein zu attestieren, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen... d.h. sie wissen genau, daß es nichts nützt, überzogenen Lohnforderungen durchzusetzen, wenn dies am Ende in Firmenpleiten und höherer Arbeitslosigkeit resultiert. Auch der Zusammenhang von Lohnerhöhungen und Inflationssteigerung ist dort nicht unbekannt.

    Was Frankreich angeht, habe ich den Eindruck, daß es dieses verantwortliche Denken und Handeln bei den Gewerkschaften oft nicht gibt. Dort wird der Arbeitgeber weniger als Partner verstanden, mit dem die Arbeitnehmer zusammenarbeiten, um die gemeinsame Unternehmung zum Erfolg zu führen, sondern als Feind, den es zu bekämpfen gilt, koste es was es wolle. In einer solchen Atmosphäre spitzt sich die Lage natürlich häufiger zu, insbesonder in allgemeinen Wirtschaftskrisenlagen, wie sie F jetzt durchlebt... in diesen sind nämlich Reformen dringender denn je, um Wettbewerbsfähigkeit zurückzuerhalten, werden aber von den Gewerkschaften als unzumutbar zurückgewiesen... ja man stellt sogar ihre Notwendigkeit in Frage. Das Resulktat sind natürlich häufige Streiks, Demonstrationen und sonstige Proteste.

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    Festplatte (29.05.2015)

  4. #3
    Avatar von qmiq
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    Standard AW: Streiken wir zu wenig?

    Du kannst nicht einfach Streiktage vergleichen. Den Deutschen geht es doch auch wesentlich besser und es gibt eigentlich nur wenige Gewerkschaften. Die Arbeitsbedingungen sind in Deutschland vermutlich besser als in Ländern, in denen mehr gestreikt wird und ich denke hier verdient man auch deutlich mehr als in anderen Ländern. Wir streiken also nicht zu wenig, es streiken eher die falschen. Ich bin kein Bahn-Hater, aber die Lokführer verdienen bestimmt nicht allzu schlecht. Klar werden die sich keine Ferraris leisten können, aber wenn jemand nen Grund zum Streiken hat, dann sind das Frisöre, Putzfrauen, Verkäufer.
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  5. #4
    Avatar von Festplatte
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    Standard AW: Streiken wir zu wenig?

    Das kann ich mir vorstellen, gerade bei Friseuren. Manche haben da ja echte Schleuderpreise wo man sich fragt wie von dem Geld alleine der Friseur selbst bezahlt werden soll, vom Gewinn für den Ladeninhaber ganz zu schweigen.
    Dann stellt sich aber die Frage wieso sie das nicht machen? Wenn die tatsächlich noch deutlich ärmer dran sind wie die Lokführer was mir plausibel erscheint wäre es doch an der Zeit dort mal die Arbeit niederzulegen. Bei unseren extrem unterdurchschnittlichen Streiktagen pro Jahr sollte das ja kein all zu großes Thema sein. Nicht böse nehmen aber ich habe den Eindruck als ob denen einfach die Eier in der Hose fehlen. Ich habe schon Firmen gekündigt die der Meinung waren mich mit einer fälligen Gehaltserhöhung nur hinzuhalten. Das lasse ich mir nicht gefallen, meine Kosten werden jedes Jahr mehr. Das absolute Minimum ist dass der Lohn gleich steigt und es somit wenigstens auf 0 herausläuft. Auf Dauer ist das aber auch nicht akzeptabel, schließlich steigt mit jedem Jahr meine Berufserfahrung und damit auch mein wert, das heisst der Lohn muss auf Dauer steigen.

  6. #5
    Avatar von Jats
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    Standard AW: Streiken wir zu wenig?

    Natürlich streiken wir zu wenig. Das Problem ist nur, dass nahezu alle Niedrigverdiener die an der Existenzgrenze leben nicht in der Lage sind zu streiken, weil diese sich das im wahrsten Sinne des Wortes nicht leisten können. Klar, sollte man nicht für jeden Scheiß auf die Straße gehen, aber ich kann schon verstehen, dass es nen Haufen Demos gegen NSA Spionage, Atomenergie & Co. gibt.

    Nur leider sind viele Menschen zu bequem geworden und beschweren sich lieber mit ausgelassenen Posting in asozialen Netzwerken über ihre Probleme, weil sie damit ihren Job nicht (so extrem) riskieren, obgleich auch rein gar nichts erreichen.

  7. The Following User Says Thank You to Jats For This Useful Post:

    DiscoDieter (01.06.2015)

  8. #6
    Avatar von Tony Montana
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    Standard AW: Streiken wir zu wenig?

    Das Problem ist ja, dass es diese "haufen Demos gegen NSA, Spionage & co" nicht gibt. Dies ist eine Minderheit. Meist sind diese Leute im jeweiligen Bereich versiert. Der Ottonormalverbraucher interessiert sich weder für Atomenergie noch für Massenüberwachung. Gerade letzteres wird nicht selten einfach mit der unqualifizierten Aussage, man hätte ja nichts zu verbergen, abgehakt. Dass sich dieser Irrtum nur daraus ergibt weil die Leute nicht ausreichend um die Tragweite ihrer Daten informiert sind, wissen sie natürlich nicht.

    Ich sehe daher generell eine Tendenz dazu, dass Deutsche zu bequem sind ihre Rechte und Werte zu verteidigen. Man könnte meinen alle sind auf Drogen, nehmen die Geschehnisse zur Kentniss und lächeln darüber weil sie völlig dicht sind. Wie ist sonst zu erklären, dass seit 2 (!!!) Jahren der NSA Spionageskandal nicht aufgeklärt wurde und unsere Kanzlerin eine Politik der Vertuschung und Verdrängung betreibt, aber sie immer noch im Amt ist geschweige denn irgendwelche Konsequenzen gefolgt sind? Eine halbwegs mündige Gesellschaft hätte hier schon längst so massiv protestiert, dass diese Frau in ihrem Amt nicht mehr haltbar ist. Und das schon seit mindestens einem Jahr.

    Mit den Streiks scheint es nicht anders zu sein. Die Leute nehmen das hin, jammern vielleicht noch darüber, aber keiner kommt auf den Gedanke dass dies nichts bringt und es vielleicht mal an der Zeit wäre Nägel mit Köpfen zu machen um an der Situation tatsächlich etwas zu verändern. Einen Misstand zu erkennen und anzuprangern ist gut und wichtig, aber das ist nur der erste Schritt. Wenn man sich nicht aktiv dagegen wehrt wird sich nichts nachhaltig verändern, zumindest nicht zum eigenen Wohle.

  9. #7
    Avatar von Fritz
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    Standard AW: Streiken wir zu wenig?

    Viele Deutsche sind nicht Mitglied einer Gewerkschaft. Das bedeutet, wenn die Gewerkschaft streikt, bezahlt sie ihren Mitgliedern den Lohn weiter. Nichtmitglieder haben einen Lohnausfall. Um keinen Lohnausfall zu haben werden Mitarbeiter die nicht Gewerkschaftsmitglied sind nicht streiken.

  10. #8

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    Standard AW: Streiken wir zu wenig?

    Schon erstaunlich. Deutschland ist zum einen eins der Länder mit dem wenigsten Streik-aufkommen und trotzdem stand ich ewig an der Bahn und habe gewartet.
    wenn man dazu noch weiss, dass zB Baden Württemberg der Bereich Deutschlands mit der niedrigsten Arbeitslosenzahl Deutschlands ist, jammern die Südländer teilweise auf einem sehr hohen Niveau, wie eig ganz Deutschland! Was wiederum vielleicht erklart wieso wir weltweit gesehen so ein geringes Streik-aufkommen haben - weil wir in einem verdammt gut situierten Land leben. Andere Länder sind deutlich schlechter dran, siehe Mindestlohn, Fremdarbeit, Flüchtlingsaufnahme etc... Also alles logisch erklärbar
    Was m ich am meisten erstaunt ist eigentlich immer noch die Tatsache dass wir ein MINI_Land sind, wenn man mal die Weltkarte anschaut - und dieses Land ist so gut gestellt und so einflussreich - und so gut wie Arbeitslosenfrei (zumindest für die Leute die ernsthaft arbeiten wollen )
    Schon zimelich krass

  11. #9
    Avatar von Mafiaway
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    Standard AW: Streiken wir zu wenig?

    In letzter Zeit kamen halt einige Streiks zusammen, die Lokführer haben mehrmals gestreikt und auch Betreuer. Da bekommt man einen subjektiv falschen Eindruck wenn man bedenkt, wie wenig ansonsten gestreikt wird.
    Trotzdem redest du dir Deutschland schön. Deine Statistik bezüglich der niedrigen Arbeitslosenzahlen ist ebenfalls schöngerechnet. Genau wie der Haushalt, damit wir endlich mal wieder schwarze Zahlen haben. Bringt effektiv nur leider nicht viel weil das nicht den Tatsachen entspricht.
    Und wir sollen ein einflussreiches Land sein? Sieht man am NSA-Skandal wie einflussreich wir sind. Unsere eigene Bundeskanzlerin hat nicht die Eier dazu um den Amerikanern auf die Finger zu klopfen und ihnen das massenhafte Spionieren zu verbieten. Stattdessen versteckt sie sich hinter Obama und sitzt die Kriese einfach aus. Oh ja wir sind wirklich sehr einflussreich, extrem krass

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