Wandel von Lieferung zu SB und wieder zu Lieferung zurück

[Shiny-Flakes]

Hi,

bin ich der einzige dem es auffällt, dass wir im Einzelhandel langsam aber sicher wieder zur Haustür-Lieferung zurückkehren? Früher war das ja üblich, dass einige Lebensmittel frei haus geliefert wurden wie beispielsweise Milch vom Milchmann. Dann kamen die Supermärkte und jeder kaufte für sich selbst ein. Nun scheint es aber so, dass die Menschen keine Lust mehr haben selbst in den Supermarkt zu fahren und lieber wieder sich Sachen liefern lassen.

[Fritz]

Mit der zunehmenden Mobilität, ca. ab 1965, gingen die Haustür-Lieferungen zurück. Jeder fuhr in den Supermarkt um günstig einzukaufen.
Heute da Zeit knapp ist, schätzen wieder viele Kunden die Lieferung nach Hause.

[s4ndm4n]

Richtig, nur dass es sich tendenziell eben nicht mehr um lokale Lieferanten, sondern um große Anbieter handelt, die durch unschlagbar billige Angebote den Markt dominieren und dem Einzelhandel (besonders kleineren Geschäften) dadurch die Existenzgrundlage nehmen.

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Aber vielleicht habe ich etwas weit ausgeholt und bin etwas abgeschweift xD

[qmiq]

Existenzgrundlage weg nehmen zieht bei mir nicht. Die Wirtschaft ist geprägt von Angebot und Nachfrage und regelt darüber seine Evolution. Wenn also der Tante-Emma-Laden nun darunter leidet, dann war der einfach nicht mehr Zeitgemäß. Die Leute sollten sich halt mal den Kundenbedürfnissen anpassen, das schaffen ja andere auch. Bedeutet ja nicht gleich, dass man in den Ruin gehen muss.

Finde den ursprünglichen Punkt interessant, hab ich gar nicht so betrachtet. Aber wie es ja auch schon hieß, nun wird die Zeit knapp, da bezahlt man wieder mehr und lässt liefern. Allerdings funktioniert das ja mittlerweile richtig gut, so dass man nicht einfach jede Woche zwei Liter Milch vor die Tür gestellt bekommt, sondern jeden Tag was anderes kochen kann bzw. komplett frei ist, was die Lieferung betrifft. Ich hatte mir das schon mal für die Arbeit überlegt. Statt meine Pause zu opfern und Getränke zu kaufen könnte ich einmal ne große Bestellung machen und mir das Zeug auf Arbeit liefern lassen.

[Nexus96]

Die Leute sollten sich halt mal den Kundenbedürfnissen anpassen, das schaffen ja andere auch.

Theoretisch schlüssig, hat in der Praxis aber einen kleinen Denkfehler. Es setzt nämlich voraus, dass die Masse der Konsumenten alle wichtigen Kriterien kennt und anhand dieser einkauft. Das ist natürlich z.B. ein Lieferservice, wie ihn Tante Emma nicht hat. In der Hinsicht funktioniert deine Theorie in der Praxis auch recht gut. Allerdings gibt es gerade im Lebensmittelbereich noch weitere Kritieren wie beispielsweise Quelle und damit zusammenhängend oft auch Qualität sowie Umweltverträglichkeit der Nahrungsmittel. Das ist vielen Deutschen egal, sie wollen viel Fleisch und das möglichst billig.

Diese Haltung hat nicht nur negative Konsequenzen für die Umwelt, sondern eben so für die Qualität des Lebensmittels: Da wird in Massenzuchtanlagen gehalten wo die Tiere unter beschämenden Bedingungen sicher krank werden. Daher enthalten sie bereits präventiv einen Coctail aus Medikamenten, die natürlich auch im Fleisch enthalten sind. Dazu noch geldgierige Unternehmer, die Gammelfleisch verkaufen. Regelmäßig gibt es größere Skandale, und dazu die vielen kleinen welche nicht groß medienwirksam verbreitet werden.

In dieser Hinsicht ist die Mehrheit der Deutschen leider völlig unmündig - Und das obwohl es um unser eigentlich höchstes Gut geht, nämlich die Gesundheit. Damit zu spielen ist mir zu riskant, daher beziehe ich Fleisch und Gemüse von einem örtlichen Bauer. Den kenne ich mittlerweile auch und da weiß man was drin ist. Von Lebensmitteln die eine halbe Reise um den Erdball hinter sich haben kann man das nicht behaupten. Von der unnötigen Ressourcenverschwendung ganz zu schweigen. Bei der Lieferung von Lebensmitteln würde ich mir in dieser Hinsicht eine Kooperation mit den örtlichen Bauern wünschen, dann ist das ein sehr gute Idee. Aber bevor ich Äpfel aus dem Nirvana mir online bestelle gehe ich doch lieber zu unserem Bauer, das ist deutlich gesünder und gegenüber meinen Nachkommen moralisch vertretbar.

[Tony Montana]

Es kommt in der Menschheit vor, dass Dinge interessant werden und Verbreitung gewinnen weil sie neu sind, und nicht unbedingt weil sie besser sind. Als die Autos für Privatpersonen kamen, war man durch die Mobilität frei. Man sah es also als Comfort an, einfach ins Auto steigen und kaufen zu können was man gerade braucht oder möchte. Sicher ist das praktisch, wenn mir gerade etwas ausgeht und ich kaufe es, sodass ich es direkt habe. Aber wenn man seine Einkäufe etwas plant, ist so ein Lieferservice doch etwas feines: Man spart sich nicht nur die Zeit des Einkaufens, sondern auch die Fahrt zum Supermarkt was wiederum Geld kostet (Auto-kosten oder Busfahrkarte z.B.). Die Lebensmittel werden bis vor die Haustür geliefert.

Dieser Vorteil hebt sich vor allem in unserer modernen Welt hevor, die von Schnelligkeit und Hektik geprägt ist. Das stressige Einkaufen nach der Arbeit fällt weg, stattdessen kann man den Einkauf z.B. im Bus auf dem Weg zu arbeit nebenbei erledigen. Abends bringt alles der Lieferant, sodass man die Zeit welche man sonst mit Einkaufen verbracht hätte nun anderweitig nutzen kann. Ist zwar nicht viel aber wenn man sagen wir 1 Stunde pro Woche mit einkaufen verbraucht, verschwendet man auf eine durchschnittliche Gesamtlebenszeit doch einige Tage damit...

[Gameboy9]

Ich befürworte das, denn es ist auf beiden Seiten effizienter: Wenn man nicht gerade neben einem Supermarkt wohnt muss man mit dem Auto fahren oder gleich eine Fahrkarte für Bus/S-Bahn kaufen. Zeit kostets auch noch, gerade wenn sich wieder Schlagen an den Kassen bilden. Wir müssen nur aufpassen, dass die gesparte Zeit auch langfristig unsere Freizeit bleibt. Denn wenn die Firmen es schaffen durchzusetzen dass man ja nun ein paar Stunden länger pro Woche arbeiten könnte wenn man diese Zeit dank Online-Einkaufens übrig hat, profitieren wir davon nicht, im Gegenteil.