Warum glauben wir Regierungen mehr oder weniger blind?

[DMW007]

Mir ist schon öfters aufgefallen, dass Aussagen von Regierungen meist mehr oder weniger blind geglaubt werden, ohne diese großartig zu hinterfragen oder zu prüfen. Für mich ist das völlig unverständlich. Nicht wenigen Menschen ist die Macht in hohen Ämtern zu Kopf gestiegen, sodass sie effektiv nur für ihren eigenen Vorteil arbeiten. Regierungen haben schon sehr oft gelogen, kein Wunder bei derartiger Macht. Folglich muss man als mündiger, aufgeklärter Bürger doch damit rechnen, von (s)einer Regierung belogen zu werden. Das nicht zu tun erscheint mir ähnlich absurd, wie einen Käfig voller hungriger, wilder Löwen zu betreten und nicht damit zu rechnen, von ihnen gebissen oder gefressen zu werden. Hier würde wohl keinem im Traum einfallen, dass man da rein marschiert, und sich die Löwen wie die Katze zuhause verhalten.

Die logische Schlussfolgerung wäre somit, Regierungsaussagen kritisch zu betrachten. Wenn nicht sogar die Beweislast umzukehren, sodass die Regierung den Wahrheitsgehalt ihrer Aussage belegen muss. Viele scheinen zu ihr dagegen ein Vertrauen wie zur eigenen Mutter zu haben. Dies wird scheinbar nicht mal davon erschüttert, wenn gelegentlich politische Lügen schief gehen und die Wahrheit ans Licht kommt.

Was steckt also dahinter, wieso viele Menschen in dieser Hinsicht offenbar ähnlich naiv agieren wie Kinder?
Lassen sich diese Leute von der Autorität der Regierung und möglicherweise auch Berichterstattungen die Merkel z.B. als "Mutti" bezeichnen, blenden?
Ist ihnen nicht bewusst, dass Regierungen in der Regel in erster Linie ihre eigenen Interessen vertreten, bevor die des Volkes an der Reihe sind?
Oder ist sich die Mehrheit diesen Umständen durchaus bewusst, verhält sich jedoch aus anderen Gründen passiv - Möglicherweise genau aus diesem Grund, weil sie sich machtlos gegenüber solch mächtigen Organisationen vorkommen, die letztendlich tun was sie wollen, sei es nun im Interesse der Bevölkerung oder dagegen?

[CDLF]

Ich denke nicht, dass die Menschen ihrer Regierung einfach so alles glauben.
Meines Erachtens ist eher das Gegenteil der Fall, sprich man misstraut denen eher. Dies fördert allerdings ein weiteres Problem: Nämlich Verschwörungstheorien und die Verbreitung diverser, anderer, falscher, Tatsachen. Genau das machen sich "schräge" Vertreter der Oppositionsparteien und aber vor allem auch deren Anhänger zu nutze, um gezielt Anti-Propaganda zu schüren. Solche Geschichten werden dann gern noch falscher im Freundeskreis weitererzählt, wo eben mal zur Stärkung der Glaubwürdigkeit ein Bekannter hineingedichtet wird, der dieses und jenes selbst erlebt haben soll. Wenn dann so eine Story ihren Weg in die Klatschpresse à la Tageszeitung gefunden hat, kann schon gleich ein neuer, negativer, (und unwahrer) Fakt im Volk verankert sein.

[DotNet]

Danke für deinen Interessanten Beiträge. Ich denke aber nicht, dass man Verschwörungstheorien pauschal als schlecht bewerten sollte, auch wenn der Begriff negativ belastet ist. Sicher gibt es absurde Verschwörungstheorien, die Ereignisse mit Invasionen Außerirdischer und ähnlich weit hergeholter Dinge erklären. In diesem Falle magst du Recht haben, da haben wir wirklich ein Problem, weil dies die objektive Aufklärung nicht fördert. Aber wie bei so vielem kann man hier nicht alles über einen Kamm scheren. Es gibt nämlich durchaus auch Leute, die sich zwar kritisch, aber wissenschaftlich an solche Themen wagen.

Das wiederum halte ich für sehr wichtig, um Lügen, Verschwörungen und anderem Betrug auf die Schliche zu kommen. Denn die Geschichte hat ja schon oft genug gezeigt: Es gibt in der Realität Verschwörungen, und zwar immer wieder. Prominentestes Beispiel ist die NSA: Bis vor 3 Jahren hätte man jeden als verrückten Spinner abgetan, der behauptet, die USA würden weltweit Überwachen und dies u.a. für Wirtschaftsspionage missbrauchen. Seit 2013 wissen wir es besser, aber warum? Nicht weil die US-Regierung das so wollte, die seit dem 11. September insgeheim viel in Überwachung investiert hat. Sondern weil einer aus den Reihen der NSA das Geheimnis verraten hat. Und es gab bereits vor 2013 plausible Indizien und teils sogar Beweise, dass so etwas vor sich geht. Es ist also keineswegs dumm, offizielles kritisch zu hinterfragen und sich zu überlegen, ob das schlüssig ist oder jemand etwas vertuschen möchte.

[CDLF]

Mit "Verschwörungstheorien" habe ich mich in diesem Fall eben auf recht offensichtlich falsche bezogen, die meist die Tage drauf mit einer Pressemeldung widerlegt werden. Dass Verschwörungstheorien grundsätzlich auch positiv sein können, dem stimme ich zu, solang sie zumindest Sinn machen, und nicht zu irgendwelcher Paranoia führen oder damit in Bezug stehen.

[Hanybal]

Gibt doch kaum noch Vertrauen, aber was will man machen? Es ist immer schön einfach gesagt wenn man was ändern will oder für etwas kämpfen will. Aber wenn die Regierung will dann kriegen "wir" ottonormalbürger sowieso nichts mit.

[BitNet]

Diese Menschen wurden als irgendwelche unnötige Hippster / Hippies umerzogen. Die kennen nix anderes, als shoppen, sich von irgendwelchem Shit zu konsumieren und feiern zu gehen. Das sind nurnoch zu nette Weicheier. Deren politische Einstellung kann ich nicht nachvollziehen. Die sind nicht in der Lage mit deren Toleranz oder neutrales Denken etwas zu verändern. In manchen Dingen sollte man sich besser für das eine Entscheiden, ansonsten zählt die Stimme nicht. Stattdessen glotzen die so trauervoll mit dem Blick direkt einem ins Gesicht und machen mit ihren Augenbrauen seitlich in Richtung Ohren einen Winkel wie bei einem traurigen Hündchen.

[Fritz]

Nicht alle Bürger glauben der Regierung blind. Am folgenden Beispiel ist zu erkennen, warum das so ist.

Der deutsche Bundestag hat beschlossen, die Massentötung von Hunderttausenden Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord einzustufen. Quelle.
Dieser Beschluss des Bundestages hatte zur Folge, dass Erdogan deutschen Bundestagsabgeordneten ein Besuchverbot deutscher Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt Incirlic auferlegte. Quelle.
Lediglich Verteidigungsministerin von der Leyen durfte die Soldaten besuchen. Quelle.
Der Bundestag übte Druck au Verteidigungsministerin von der Leyen aus, sie solle sich bei Erdogan für die Aufhebung des Besuchsverbots einsetzen. Quelle.
In einer Regierungspressekonferenz vom 26. August sagte stellv. Regierungssprecher Schäfer:

"Vielleicht von Seiten des Auswärtigen Amtes so viel dazu: Wir haben großes Verständnis dafür, dass Abgeordnete des Deutschen Bundestages darauf drängen, dass sie ihre Soldaten im Ausland besuchen können müssen. Das ist ein Ding der Selbstverständlichkeit weit über das Faktum hinaus, dass die deutsche Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist. Genauso richtig ist aber auch, dass wir im Verhältnis zur Türkei eine ganze Menge schwierige Themen zu besprechen haben. Eines davon steht aus Sicht der türkischen Regierung in einem ziemlich direkten Zusammenhang mit diesen Besuchswünschen deutscher Parlamentarier in İncirlik, nämlich die Armenien-Resolution des Deutschen Bundestages." Quelle.

An diesem Beispiel ist zu erkennen, wie glaubwürdig Politik ist. Gleichzeitig ist zu erkennen warum sich Menschen starke Politische Führer wünschen.
Der Bundestag beschloss das vergehen in Armenien als Völkermord zu bezeichnen. Jeder lobte den Bundestag für seinen Mut. Als jedoch Erdogan diesen Bundestagsabgeordneten ein Besuchsverbot deutscher Soldaten in einer Nato Kaserne in Incirlic verhängte, knickten sie vor Erdogan ein und ließen über den Pressesprecher des Bundestages verkünden, dass sich die Bundesregierung von dem Beschluss des Bundestages distanziere.

Für den Wahlbürger entsteht der Eindruck, auf die Politik ist kein verlass.

[Fritz]

Menschen haben Angst vor der Zukunft. Um sich die Angst vor der Zukunft nehmen zu lassen, hören sie anderen Menschen zu die ihnen eine schöne, sichere Zukunft voraussagen.

Ein Wahrsager wird immer schöne Dinge wie Gesundheit und Glück in der Zukunft sehen.

Die Religion sagt den Menschen, dass sie in einer fernen Zukunft es viel besser haben werden.

Die Politik erweckt in den Bürgern die Hoffnung, dass ihre Partei den Bürgern eine schönere Zukunft bringen kann. Die Politiker brauchen die Wahlstimme des Bürgers/ Wählers um zur macht zu gelangen. Der Politiker verspricht dem Wähler was er hören möchte. Der Wähler hört das Wahlversprechen gern und gibt dem Politiker seine Wahlstimme. Nun haben beide erreicht, was sie wollten. Der Politiker ist im Amt und der Bürger kann von einer goldenen Zukunft träumen.

"Leider erwecken nicht wenige Politiker den Eindruck, es gehe ihnen in allererster Linie nur um die Macht. ... Trotzdem geben sich auch diese Machtpolitiker gern den Anstrich, als handelten sie edel und nach ethischen Motiven. So befassen sie sich auf ihren Parteitagen gern mit den klassischen Werten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, wobei die Gleichheit heute Gerechtigkeit genannt wird und die Brüderlichkeit Solidarität." Ulrich Wickert

[Knut67]

Warum glauben wir Regierungen mehr oder weniger blind?
Weil es für viele Durchschnittsbürger bequemer ist, sich auf Meinungsmacher zu verlassen anstatt selbst zu hinterfragen und zu analysieren bzw. zwischen den Zeilen zu lesen sowie Eins und Eins zusammenzuzählen. Die Meisten sind ansonsten mit anderen Dingen beschäftigt wie Familie, Zocken, Sport, diversen Hobbys, versuchen im Shoppingbereich glücklich zu werden oder schmieren ihr banales Privatleben in diversen sozialen Netzwerken breit. Leute die noch vorwiegend in Foren wie z.B. u-labs.de unterwegs sind, zählen wohl eher weniger dazu und repräsentieren nicht Den angepassten OttoNormalkonsumenten.

[paha1998]

Naja wir vertrauen ja fast jedem blind, weil wir uns denken, dass diese Person ja eine Ausbildung gemacht hat oder den Beruf studiert hat. Ich meine wir vertrauen ja auch Rettungskräften, Lehrern, Ausbildungsleitern, Handwerkern etc. auch blind. es sei denn wir haben ebenfalls Ahnung von dem Thema. Und jetzt frage ich euch. War jemand von euch oder ist jemand von euch Politiker?