"CheckNow": Schufa will manipulativ Kontenbewegungen analysieren, "Datenschutzhürden" überwinden

Fremden einen Blick aufs Konto gewähren? Was befremdlich wirkt, hat die Schufa als neues Geschäftsmodell entwickelt: Wer einen schlechten Score hat, kann von der Schufa sein Konto ausspähen lassen. Anhand der Buchungen entscheidet das CheckNow getaufte Projekt, ob der sogenannte Risikokunde doch eine Chance auf einen Vertrag bekommt oder nicht. Dabei wird jede Transaktion in eine von 65 Kategorien eingeteilt. Manche davon sind "gut", andere wie z.B. Glücksspiel können dagegen die Beurteilung des Kunden verschlechtern. Der Mobilfunkanbieter o2 ist Projektpartner.

Den Verbraucher drängen, die Hosen komplett fallen zu lassen

Während die Schufa betont, die Daten werden nur einmalig und total sicher verarbeitet, geht sie bereits einen Schritt weiter: Mit einem Häkchen werden die Kontoauszüge bei der Schufa dauerhaft gespeichert und noch tiefer verarbeitet. Beispielsweise können sie dauerhaft in den Score einfließen. Dieses Häkchen ist außerdem manipulativ angebracht, sodass viele es ungewollt anklicken werden.

Und das ist kein Versehen, sondern exakt so gewollt. In einer internen Präsentation der Sparkasse wirb die Schufa sogar, damit "Datenschutzhürden" überwunden zu haben. Außerdem heißt es zum freiwilligen Kästchen:

Zitat:

Ihr Verbraucher wird sich da durchklicken, weil die Leute sind faul und bequem. Die haben keinen Bock auf sowas, und die wollen einfach den Service haben. Und sie klicken das durch.

Werden ohnehin schon geschwächte Menschen manipuliert und ausgenutzt?

Internet- und Mobilfunkanbieter, Kreditgeber sowie Vermieter und weitere Branchen fordern vor dem Vertragsabschluss oft eine Schufa-Auskunft an. Erachten sie deren Wert für zu schlecht, erhält der Kunde schlechtere Konditionen - oder wird gleich vorneweg abgelehnt. Die Zielgruppe von CheckNow hat also Probleme, im Leben (wieder) Fuß zu fassen. Hier wiegt meiner Meinung nach die Manipulation noch schwerer, da ein Stück weit die Notlage anderer ausgenutzt wird.

Es trifft nicht nur selbst verschuldete Menschen

Zu glauben, wer davon betroffen ist hat es verdient, ist blauäugig: Identitätsdiebstahl, Betrug, fehlerhafte Angaben und veraltete Einträge sind nur ein paar Beispiele, die jeden Menschen treffen können. Wenn es dadurch zu einem schlechten Score kommt, merkt das der Betroffene oft nicht. Die böse Überraschung kommt erst, sobald ein Vertrag wegen seines schlechten Scores nicht zustande kommt.

Großes Missbrauchspotenzial

Auch wenn die Schufa in der Bevölkerung eher verpöhnt zu sein scheint, weiß sie bisher relativ wenig. Zwar sind einige persönliche Daten dabei und auch die Anzahl der Konten, Kreditkarten usw. Sie hat jedoch keine Ahnung, wie viel Geld die Menschen haben - geschweige denn, wie viel davon sie ausgeben und wo sowie wofür. Durch die Kontoauszüge erhält sie jedoch detaillierte Informationen. Je mehr der Mensch per Karte oder digital bezahlt, um so genauer sind diese. Daraus lässt sich ein umfangreiches Persönlichkeitsprofil erstellen.

Und das muss nicht zum Vorteil der Menschen sein. Wer z.B. regelmäßig Geld für Medikamente ausgibt, könnte als gesundheitlich angeschlagen gelten. Möglicherweise lehnt eine Bank dadurch einen größeren Kredit ab. Per Salami-Taktik würde über die Jahre eine Art Social-Credit System entstehen, wie es in China Alltag ist.

Während China dafür häufig kritisiert wird, bewegt sich Deutschland langsam aber konstant in eine ähnliche Richtung. Aktuell scheint die Bundesregierung Corona zu nutzen, um zahlreiche fragwürdige Gesetze im Akkord-Eilverfahren durchzuboxen - weitgehendst unbemerkt von der Bevölkerung. Alle Gesetze haben gemeinsam, entweder die Bevölkerung mehr zu überwachen, mehr Daten zu sammeln oder die Freiheitsrechte der Menschen zu beschränken.

Wie bewertet ihr CheckNow von der Schufa? Würdet ihr daran teilnehmen oder seht ihr eine Gefahr für Verbraucher?
Die Schufa wirbt mit dem Slogan "Wir schaffen Sicherheit". Ist es unter diesen Umständen akzeptabel, den Verbraucher manipulativ zur Preisgabe von noch mehr Daten zu bewegen?
Ist es generell angemessen und sinnvoll, dass ein privates Unternehmen so viele Daten über die Bürger sammelt und damit massiven Einfluss auf das tägliche Leben hat?