Der lustige Tagebucheintrag

[snakesplane]

Warum ich kein Fahrrad mehr fahre

Ich habe ein Fahrrad. Das ist an sich keine Besonderheit. Viele Menschen nennen einen Drahtesel ihr eigen. Da kommt man auf ganz unterschiedliche Arten dran: Mancher bekommt eines von seinen Eltern geschenkt, damit er pünktlich zur Uni kommt. Ein Anderer legt sich eins zu, weil er seinen Körper stählen und sich am rauen Arsch von Mutter Natur seinem inneren Schweinehund gegenüber stellen möchte.

Ich für meinen Teil habe mir eines zugelegt, als ich erfuhr, dass die nette Nachbarin von gegenüber, bei einem regional bekannten Fahrradeinzelhandelsgeschäft tätig ist. Eines Samstag Morgens stand ich da im Geschäft - Zufällig. Entdeckte meine überaus attraktive Nachbarin - zufällig.

"Ach du arbeitest hier? Echt jetzt? Was für ein Zufall!" - Tja und 20 Minuten später verlies ich das Geschäft mit 2000,- € weniger in der Geldbörse. Dafür mit einem hammer geilen, total coolen und für mich relativ unnützen Sportrennrad der Firma "Shirmarano" oder so ähnlich.

In den folgenden Wochen gingen die verführerische Einzelhandelkauffrau und ich dann tatsächlich einige Male gemeinsam auf Tour. Sie nannte das dann immer "lockeres Radeln" ich nannte es stets einen "Todesritt in die Wildnis". Wie dem auch sei, es dauerte nicht lange und ich erkannte zwei wichtige Lehren:

1. Bei Bremsmanövern bergab, ist immer (und ich kann das gar nicht genug betonen) die Hinterradbremse zu verwenden.

2. Keine Frau der Welt ist die Erniedrigung und den Schmerz wert, welcher sich in deinem Herzen ausbreitet, während du vor der versammelten 3b der örtlichen Waldorfschule, mit dem Gesicht eine sichtbare Furche in den Asphalt ziehend, eine abschüssige Straße heruntersegelst.

Seitdem fahre ich nicht mehr mit dem Rad. Also zumindest nicht mehr in der Natur. Ich habe mir jetzt so ein Trimm-Dich-Rad besorgt. So eins das sich gar nicht mehr bewegt. Das stellst du vor dem Fernseher auf und radelst los. Verletzungsrisiko gleich null - also es sei denn, dass du beim Greifen nach den auf dem Couchtisch stehenden Chips, vom Sattel fällst.
Jedenfalls habe ich erkannt dass das meine Art von Sportgerät ist:
Mit der Bierpulle in der Hand und ner Kippe in der Fresse, auf dem unberäderten Drahtesel sitzen, dabei Tour de France auf dem HD-Fernseher schauen und sich einreden: "Noch drei Wochen Training und ich kann da mitfahren."

Aber was stelle ich jetzt mit dem Rennrad in der Garage an ...?

[snakesplane]

Im Dorf wohnen die echten Bekloppten

Ich mache Urlaub auf dem Land. Morgens beim Brötchen holen im ortsansässigen Bäcker, werde ich völlig unerwartet von einer Dame vollgetextet, dass der Bahnübergang im Ort noch immer nicht mit einer Sensor gesteuerten Schrankenanlage versehen ist. Viele Menschen im Dorf hätten große Angst diese Bahnanlage mit Ihrem Fahrzeug oder Fahrrad zu überqueren. Es ergab sich daher folgender, für die Ortsbewohner vermutlich bald legendärer Dialog:


Ich: „Ich verstehe Ihre Sorge gute Frau, aber warum teilen Sie diese Informationen den nun ausgerechnet mit mir?“

Ältere Dame: „Na Sie sind doch ein junger Mann. Soll ich mich da mit meinen 80 Jahren noch drum kümmern?“ (Das kam so vorwurfsvoll, dass ich aus einem Reflex heraus mit dem Kopf schüttelte. Gleichzeitig schoss mir die Frage durch den Kopf, wie viele junge Männer vor mir bereits diesen Dialog führen mussten.)

Ich: „Vielleicht würde ein Brief an die Deutsche Bahn, oder das Rathaus ja eine Veränderung bewirken.“

Ältere Dame: „Ja also für so etwas habe ich nun wirklich keine Zeit. Ich habe schließlich einen Garten um den ich mich kümmern muss. Ich kann ja nun nicht alles machen. Außerdem wer übernimmt den die Kosten dafür? Wissen Sie wie viel ein Brief heutzutage kostet?“

(Tatsächlich sind mir die aktuellen Tarife der Postzustellung nicht geläufig. Jedoch bezahlte die Dame Ihre drei Brötchen und das geschnittene Zwiebelbrot – „nicht so dünn schneiden verstanden und geben sie mir bloß nicht den Mist von gestern“ – mit einem 50,-€ Schein. Daher stelle ich die These auf, dass auch die Beförderung eines Standard Briefs sich für die Dame noch in einem finanziell tragbaren Bereich bewegt hätte.)

Ältere Dame: „Da muss doch was geschehen. Das kann doch so nicht bleiben. Ich lebe in ständiger Angst. Meine größte Sorge ist es eines Tages vom Zug überfahren zu werden.“

Ich: „Wohnen Sie in der Nähe der Bahnanlagen?“

Ältere Dame: „Nein wieso?“

Ich: „Dann halte ich einen Zustand ständiger Angst für unbegründet. Züge trifft man meist nämlich nur in Gleisnähe an. Es ist relativ unwahrscheinlich, dass ein Zug aus einer Sektlaune heraus das Gleisbett verlässt und 500m Richtung Ortskern orgelt, nur um Sie auf dem Weg zur Apotheke zu überfahren. Derartige Fälle sind bisher kaum statistisch verzeichnet.“

Ältere Dame (inzwischen eher trotzig): „Ich sorge mich trotzdem!“

Ich: „Nennen Sie einen Fön Ihr eigen?“

Ältere Dame: „Natürlich.“

Ich: „Dann fürchten Sie sich vor Ihrem Fön! Da steht nämlich auf der Packung ‚NICHT ZUR BENUTZUNG IN DER BADEWANNE GEEIGNET - LEBENSGEFAHR‘. Damit ein Elektronikhersteller diese Warnung auf alle seine Produkte klebt, muss zuvor schon ein signifikanter Anteil der Weltbevölkerung durch badewütige Föne umgekommen sein. Ich habe noch an keinem Bahnübergang ein Warnschild gesehen auf dem Stand ‚ACHTUNG DER ZUG FOLGT IHNEN NACH HAUSE. LAUFEN SIE IM ZICKZACK UND SUCHEN SIE DECKUNG!‘. Daher gehe ich davon aus, dass Sie in Ihren eigenen vier Wänden vor Zügen relativ sicher sind. Sorgen Sie sich lieber um Ihren Fön!“