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  1. #1
    Avatar von DMW007
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    Standard Elektromüll: Die große Recycling-Lüge, an die wir alle glauben

    Wir leben in einer Wegwerf-Gesellschaft, in der Geld das einzige Limit beim Konsum zu sein scheint: Funktionierende Dinge werden zunehmend ausgetauscht, weil uns relativ triviale Eigenschaften wie das Design nicht mehr gefallen. Insbesondere im Vergleich mit dem neu vorgestellten Gerät erscheinen minimal ältere Generationen veraltet. Smartphones sind dafür ein Paradebeispiel. Hat man ein Handy früher über viele Jahre behalten, tauschen 60% der Befragten ihr Smartphone nach 12 und weniger aus. Die Unternehmen unterstützen gerne beim Konsum und erschweren neben der Reparatur sogar den Austausch von Verschleißteilen. Selbst wer Smartphones nicht als Wegwerf-Produkte behandelt, sieht aus wirtschaftlichen Gründen oft von einer Reparatur ab und kauft neu.

    Unser System suggeriert uns, das sei kein Problem: Man müsse nur das alte Gerät in die richtige Tonne werfen, dann wird das schon recycelt. Obwohl wir einen Ruf als Meister im Sammeln & Trennen von Müll haben, sieht die Realität katastrophal aus: Selbst 30 Jahre nach Einführung des gelben Sacks wird ein erheblicher Teil verbrannt. Das verursacht nicht nur Emissionen, sondern zerstört die Rohstoffe - statt sie in einen Kreislauf fließen zu lassen. Beim Elektroschrott sammelt Deutschland gerade einmal 30% der anfallenden Menge. Selbst die werden nicht vollständig ökonomisch wiederverwertet, sondern die Rohstoffe teils mit primitivsten Methoden im Ausland entnommen. Verheerend sind die Schäden für Menschen und Umwelt. Durch die wertvollen Rohstoffe ist sogar die organisierte Kriminalität an der skrupellosen Ausbeutung beteiligt.

    Während diese verheerenden Probleme seit mindestens 10 Jahren bekannt sind, verfehlt Deutschland seit 5 Jahren in Folge die per EU vorgegebene Recyclingquote von 65% um Welten. Doch wir unternehmen nicht nur so gut wie nichts, um die Folgen unseres Konsums von Elektrogeräten zu lösen - im Gegenteil: Immer mehr Geräte werden immer kürzer genutzt und erzeugen stetig neue Rekorde an Elektroschrott - 2022 waren es 62 Millionen Tonnen. Ein Anstieg um 82% seit 2010 mit steigender Tendenz. Alleine Microsoft motiviert durch die künstlich hohen und erzwungenen Systemanforderungen ihres Windows 11 die Verschrottung von ca. 240 Millionen funktionsfähigen Windows 10 PCs. "Künstliche Intelligenz" benötigt derart viel Rechenleistung, dass es sich lohnt, Server immer schneller zu ersetzen. Oft werden diese bereits nach 3 Jahren verschrottet. Prognosen zufolge könnte die Menge an Elektroschrott dadurch um den Faktor 1.000 steigen.

    Diese Entwicklung ist fatal: Sie schadet Menschen, zerstört unseren Lebensraum und vernichtet endliche Rohstoffe. Derzeit benötigt die Welt so viele Ressourcen, dass der Planet 1,7 mal vorhanden sein müsste. Würden alle Menschen so Leben wie wir Deutschen, wären sogar drei Erden notwendig. Es ist daher dringend nötig, die bereits seit langem vorhandenen Probleme anzugehen und weitere Eskalationen zu stoppen. Ansonsten werden uns die Naturgesetze auf absehbare Zeit abrupt stoppen, mit schwer absehbaren Folgen für unsere auf Wachstum & Konsum ausgelegte Wirtschaft.


  2. #2
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    Standard Antwort von @stevenwinderlich2891

    Antwort von @stevenwinderlich2891:
    Tja und Microsoft hilft noch mit durch ständig höhere Anforderungen KI und Co. und alle anderen grossen Konzerne auch man muss ja jedes Jahr ein neues Handy kaufen einen PC Fernseher und so weiter....

  3. #3
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    Standard AW: Elektromüll: Die große Recycling-Lüge, an die wir alle glauben

    Das sind die Kernprobleme: Konzerne motivieren aus Profitgier dazu und viele Konsumenten nehmen es gerne an. Wenn man nicht über die Folgen nachdenkt, ist es ja durchaus angenehm, ein z.B. etwas abgehangenes und abgegriffenes Billig-Handy gleich durch ein neues zu tauschen. Gilt natürlich analog für andere Geräte wie z.B. PCs, Laptops, TVs usw. Dort kommt noch hinzu, dass die Hersteller diese Geräte kürzer pflegen. Funktioniert irgendwann die Netflix-App auf dem Fernseher nicht mehr, hat der Kunde einen Grund für was neues. Der Hersteller spart sich die Wartung älterer Geräte. So macht es MS mit Windows 11 auch: Nur noch neuere Prozessoren unterstützen, also reduzieren sich die Kosten in der Entwicklung/Pflege. Bis Windows 11 hatte Windows generische Systemanforderungen. Die CPU z.B. konnte eine aktuelle Generation aus dem letzten Jahr sein - oder ein uralter Xeon, der damals High-End war und daher hoch taktet.

    Beide verstärken sich gegenseitig. Wer das Geld hat, der kauft nach ein paar Jahren oft gerne mal was neues, weil das alte "langweilig" geworden ist. Das Versprechen auf Verbesserungen oder gar Funktionen die das alte Gerät nicht (mehr) kann, ist dann oft der Stups, der den Stein ins Rollen bringt. Dies ist die Kehrseite des Überflusses. Als vor Jahrzehnten Geräte teuer waren, kam keiner auf die Idee, sie nach wenigen Jahren zu ersetzen. Im Gegenteil, falls es Probleme gab, wurde repariert.

    Das war eine ganz andere Mentalität. Sehr deutlich hat das mein Opa demonstriert, als er mir das Handbuch eines alten Radios zeigte. Es war umfangreich und zeigte nicht bloß die Bedienung, sondern umfangreiche Schaltpläne lagen dabei. Man konnte als Laie viele defekte Teile relativ leicht austauschen. Anscheinend war das auch bei früheren Computern so. Selbst der Quellcode soll mitgeliefert worden sein. Es war natürlich lizenzpflichtige Software, die man nicht als gemeinfrei modifizieren & veröffentlichten durfte. Dennoch ist das eine erstaunliche Offenheit, die seit vielen Jahren kaum noch vorstellbar ist. Heute braucht man Spezialwerkzeug, Geschick und einige Zeit, um bloß Verschleißteile wie Akkus auszutauschen. Auch das lieferte die Industrie mit dem Argument von etwas dünneren und teils (Spritz-) Wasserdichten Geräten. Viele haben das angenommen und so ist nach kurzer Zeit der Tausch eines Akkus für den durchschnittlichen Nutzer von einer billigen 2-Handgriffe Tätigkeit zum Ding der Unmöglichkeit geworden... mit Cloud, "KI" & co. kommen wir in eine ganz neue Stufe der Abhängigkeit, wo man ohne den Hersteller dieser Black Box so ziemlich gar nichts mehr machen kann, egal wie versiert.


  4. #4
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    Standard Antwort von @Knobis-Garloc

    Antwort von @Knobis-Garloc:
    DANKE für diesen Beitrag

  5. #5
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    Standard Antwort von @mr.h.3424

    Antwort von @mr.h.3424:
    Meine Smartphones, habe ich bisher immer nur gebraucht gekauft und nutze Diese bis echt nichts mehr geht. Und auf älteren Rechnern läuft Linux. Alles was geht wird so lange wie möglich genutzt. Nicht weil ich jetzt besonders gut bin, als Mensch. Mein Geld wächst halt nur nicht an Bäumen. Und weil es gut ist den ein oder anderen Ersatzrechner zu haben, immerhin schon bezahlt. Was noch dazu kommt, mit alter Hardware geht manches leichter, zum beispiel an Komponenten rankommen, weil nicht alles verklebt und verschraubt ist, dass nichts mehr geht.

  6. #6
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    Standard AW: Elektromüll: Die große Recycling-Lüge, an die wir alle glauben

    Das ist ein interessanter pragmatischer Grund, auf den ich im Beitrag keinen Fokus gelegt habe - der es aber in einem eigenen durchaus wert wäre: Mehr Konsum heißt letztendlich mehr Lohnarbeit und weniger Lebenszeit für eigene/private Dinge. Wer Dinge länger nutzt, senkt seine Kosten. Damit kann die Reduzierung der Arbeitszeit realistischer werden. Ob nun in Form von einer 30/32h Woche, so lange sie nicht ohne Lohnabzüge flächendeckend existiert. Oder in Richtung Frugalisten, die sparsam leben, um deutlich vor der Rente (so im Bereich von +- 40 Jahren) auf keine Einnahmen mehr angewiesen zu sein.

    Oder je nach Einkommen lässt sich zumindest vermeiden, dass man Einbußen in der Lebensqualität hinnehmen muss - etwa Umzug in eine Region mit geringeren Wohnkosten oder Verzicht bei anderen privaten Ausgaben.


  7. #7
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    Standard Antwort von @Hofer2304

    Antwort von @Hofer2304:
    Warum wird beim Gelben Sack ein Großteil nur thermisch verwertet? Wie groß ist der Anteil an Fehlwürfen?
    Wie kann man ältere Hardware länger nutzen? Man kann beispielsweise auch mit einem schwachbrüstigen Handy einen einfachen Programmierkurs durcharbeiten. Auch eine einfache PDF lässt sich am Handy erstellen. Das Problem ist eher, wie mache ich aus einem Handy einen einfachen Laptop?

  8. #8
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    Standard AW: Elektromüll: Die große Recycling-Lüge, an die wir alle glauben

    Die gibt es auch, schon weil der Gelbe Sack bis heute nicht im Detail jedem klar ist. Manche sehen ihn immer noch als "Plastik-Müll". Das stimmt teilweise, weil viele Verpackungen die rein gehören aus Plastik sind. Allerdings eben nicht auf alle Gegenstände, wie z.B. Kleiderbügel. Oder Verpackungen, die für eine andere Entsorgung ausgelegt sind (etwa ins Altpapier). Dazu kommen weitere Faktoren, wie die Qualität des Materials. Teils werden Verbundsstoffe eingesetzt, die aufwändiger zu Recyceln sind. Je nach Preis des Rohstoffes lohnt sich das kapitalistisch derzeit schlicht (noch) nicht. Ähnlich wie auf Schrottplätzen nur ein Teil der intakten Ersatzteile ausgebaut werden, weil beim Rest der Wert auf dem Gebrauchtmarkt gering ist. Zu dem Thema könnte man wohl einen eigenen Beitrag machen.

    Smartphones zum Programmieren nutzen, würde ich nicht machen. Das ist auf solchen eingeschränkten Geräten eine Qual. Da sind gebrauchte PCs/Laptops deutlich besser. Die bekommt man oft günstig, vor allem durch Microsofts künstlich hohe Windows 11 Anforderungen. Ich sehe nicht, dass wir aus Smartphones einen PC machen müssen - von beiden gibt es genug auf dem Gebrauchtmarkt. Die Geräte könnte man dafür weiternutzen, wofür sie gedacht waren - wenn sie funktionieren. Defekte Geräte repariert kaum jemand, wenn für z.B. einen defekten Bildschirm ein erheblicher Teil des ehemaligen Neupreises (der ja nicht mal mehr dem Wert eines gebrauchten entspricht) zahlen müssen. Also werden die aus kapitalistischen Gründen entsorgt.

    Und das ist noch die Spitze vom Eisberg. In Unternehmen ist es üblich, nach grob 3-6 Jahren alle Geräte pauschal zu tauschen. Nur ein Teil wird gebraucht verkauft, einige pauschal verschrottet. Um das besser zu machen müssen wir also Reparaturen stärken und Anreize schaffen, keine funktionsfähigen Geräte zu entsorgen. Sowie die Hersteller motivieren, Geräte möglichst lange nutzbar zu machen. Alleine 60% der befragten haben ihr Handy nach 12 Monaten oder weniger getauscht. Wenn das keinen Defekt hat, ist da ja kein Alter, wo ein Gerät nicht mehr nutzbar ist. Das könnte man weiterhin nutzen, wenn man wollte.


  9. #9
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    Standard Antwort von @heimwerkermatze

    Antwort von @heimwerkermatze:
    Hab meinen 10 Jahre alten PC mit gebrauchter Hardware nochmal aufgerüstet und strebe jetzt die nächsten 10 Jahre an!

  10. #10
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    Standard Antwort von @wolfganggosejacob779

    Antwort von @wolfganggosejacob779:
    Es müssen nicht die rechtlichen Bedingungen verschärft werden. Die Ausbildung von Inschinjören muss dahin gehen, dass diese erst einmal ein Gefühl dafür bekommen, dass Geräte reparierbar werden. Dazu gehören insbesondere die BWL Studenten, die lieber den Verkauf, als die Reparatur fördern, um den eigenen Arbeitsplatz zu sichern. Nicht wie bei Autoscheinwerfern, wo man vor Jahrzehnten noch Glühbirnen einzeln wechselte und heute das ganze Modul tauschen muss, weil man nicht an die Birne herankommt.

    Das muss auch in den Produktinformationen transparent bis zur Kaufentscheidung vermittelt werden - incl der zu erwartenden Reparaturkosten (zB pauschal 250 oder nach Aufwand (eine Schraube für 50 Cent und das Display für 300))
    Steckernetzteile müssen nicht in der Steckdosenleiste, in der Ecke schlafen, sondern brauchen ein 4 poliges Kabel oder eine (andere mechanische) Fernbedienung, damit der Strom primärseitig unterbrochen werden kann ... und zwar vom Stecker aus und nicht an der Steckdose.... usw usw.
    Es müssen nicht immer die großen Lösungen sein. Auch kleine Lösungsansätze machen durch die vielfache Wirkung Sinn. Genauso, wie die Umkehrung des Einklebens von Akkus, um sie wieder wechselbar zu machen.

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