Funktioniert 14 Jahre abgelaufene Druckertinte noch?

Tintenpatronen für Tintenstrahldrucker haben ein Verfallsdatum. Doch wie lange kann man dies überschreiten? Für andere Beiträge blieben mir keine brauchbaren Alternativen, als dies selbst herauszufinden: Ich habe Druckerpatronen mit dem Haltbarkeitsdatum 2011 gekauft – für einen 35 Jahre alten Drucker. Sie sind Originalverpackt, zum Testzeitpunkt allerdings bereits 14 Jahre lang abgelaufen.

Die Vorgeschichte

Der HP DeskJet 500 ist einer der ersten Tintenstrahldrucker für Einzelblätter, wie wir sie heute meist mit A4 kennen. Ich hatte ihn vom Sperrmüll gerettet. Es war mein erster Drucker, der damals bereits alt war – doch er funktionierte und kostete nichts.

Vor allem die Branche der Tintenstrahldrucker entwickelte sich über viele Jahre hinweg zu einem starken Feind der Verbraucher: Kleinere Patronen mit weniger Inhalt, fest verbaute Resttintenbehälter usw. Lange habe ich das unterschätzt bzw. nicht so sehr wahrgenommen. Es gab immer Hacks, das zu umgehen: Drittanbieter-Tinte und Toner, selbst auffüllen, Reset von Chips usw. In der jugendlichen Naivität habe ich dabei übersehen, dass der durchschnittliche Nutzer davon weder etwas weiß. Noch großartig an seinem Drucker herum bastelt, bis er eine Lösung gefunden hat. Insbesondere, wenn der zum kleinen Preis beim Discounter gekauft wurde.

Aktuelles Beispiel: Aldi bot mit dem HP Deskjet 2821e ein Multifunktionsgerät (Drucken, Scannen & Kopieren) für gerade einmal 55€ an.¹ Lidl kontert mit einem Epson Expression Home-XP3205 (ebenfalls 3-in-1) und verlangt sogar bloß rund 50€.² Reine Drucker ohne Scanner sind noch billiger. Bei diesen Preisen lohnt sich Fehlersuche oder Wartung kaum noch – die Geräte sind zum Wegwerfprodukt verkommen.

Früher war nicht alles besser, aber Drucker definitiv

Die technische Innovation hat viele Bereiche verbessert: Kleinere Geräte mit mehr Leistung sind möglich. Ein Raspberry Pi beispielsweise wäre vor 20 Jahren noch unvorstellbar gewesen. Erst Recht in der Leistungsklasse eines heutigen Raspberry Pi 5. Allerdings haben sich manche Produkte durch zunehmende Kommerzialisierung in Gelddruckmaschinen für Konzerne verwandelt – auf Kosten der Verbraucher. Ein Paradebeispiel dafür sind Tintenstrahldrucker.

Der HP DeskJet 500 nutzt eine 40ml große schwarze Patrone, Nr. 26 genannt. Sie ist durchsichtig und besitzt im inneren keinen Schwamm – wie ein Tank ist die Patrone mit Tinte gefüllt. In meiner Erinnerung hat die originale HP Patrone ungefähr 40-50€ gekostet. Sie war in jedem Mediamarkt zu haben, teilweise auch in Schreibwarengeschäften und Supermärkten. Bereits wenige Jahre nach dem 1990 eingeführten Drucker haben sich die Patronen deutlich verkleinert. Heute ist es üblich, dass sie nur noch einen kleinen Bruchteil der Tinte enthalten. Der Preis hat sich dagegen nur marginal vergünstigt, wenn überhaupt. Letztendlich zahlen wir Verbraucher also viel mehr. Als Kollateralschaden entstehen gigantische Müllberge, weil für die gleiche Menge einer früheren Patrone heute eine ganze Kiste voll verbraucht wird.

Wo gibt es originale HP Nr. 26 Patronen?

Zu dieser mehr als dreisten Entwicklung wollte ich einen Beitrag machen und die Entwicklung am alten HP demonstrieren. Am besten wäre das mit einer originalen Patrone des Herstellers. Bei Nachbauten könnte man theoretisch argumentieren, diese seien modifiziert und mit mehr Tinte gefüllt. Ich suchte nach Tinte im Internet und war erst mal positiv überrascht: Es gab mehrere Anbieter für die benötigte „Nummer 26“ Patrone. In Anbetracht des Alters hatte ich das nicht erwartet. Der günstigste Shop lag bei rund 23€ pro Patrone zzgl. Versand. Allerdings nur noch nachgebaute Patronen – HP selbst hat jedoch die Produktion der #26 längst eingestellt.

Weiter ging die Suche auf Kleinanzeigen, dort gab es überraschenderweise noch originale Patronen von HP selbst. Die wiesen ein längst abgelaufenes Haltbarkeitsdatum auf – offensichtlich Restbestände, da der Hersteller die Produktion längst eingestellt hat. Die aktuellsten stammten von 2011. Der Verkäufer wollte keine einzelnen versenden, sondern nur seinen Rest von 6 Stück zusammen – dafür vergünstigt für 40€. Weit mehr als ich brauchte, aber ich versuchte es. Die übrige Tinte könnte zum Drucken von Dokumenten genutzt werden, bei denen Qualität zweitrangig ist (z.B. Versandscheine).

Andere Angebote waren pro Stück teurer (ca. 8-15€), allerdings noch Älter (die Älteste 2007). Ich hatte keine Ahnung, ob 14+ Jahre bei Tinte ein Problem sind. Da es originale & ungeöffnete Tinte ist, vermutete ich, sie würde weitaus länger halten und probierte es aus.

Wir packen 14 Jahre lang abgelaufene Patronen aus

Die Verpackungen war wie versprochen OVP. Sie sind verschlossen und der innere Beutel zeigte keinerlei Auffälligkeiten. Als ich ihn öffnete, zeigte sich recht schnell: Die lange Lagerung hatte den Patronen gar nicht gut getan. Größere Mengen Tinte sind am Druckkopf ausgetreten. Sie haben sich unter der Schutzfolie verklumpt.

Während das mit einem Tuch vorsichtig abgewischt werden konnte, war die Tinte viel weiter gekommen. Sie ist auch unter sowie über das Flachbandkabel gelaufen, welches den Druckkopf mit den Kontakten an der hinteren Seite verbindet. Die obere Schicht ließ sich noch leicht entfernen. Doch die Tinte hat das gesamte Kabel umflossen. Bereits kleinste Bewegungen reichen aus, um die extrem dünnen Drähtchen abzureißen. Da auch die Kontakte mit einer erheblichen Schicht bedeckt waren, konnte selbst das eingetrocknete nicht bleiben. In mehreren Versuchen ist dabei keine Patrone ganz geblieben. Selbst mit größter Vorsicht riss mindestens einer der Kontakte.

Das ist extrem ärgerlich, da sich alles andere in gutem Zustand zu befinden schien: Die Tinte in der Patrone ist komplett flüssig – keineswegs dick wie die ausgetretenen Reste. Der Druckkopf sieht nach der Reinigung einwandfrei aus und lässt Tinte auf ein Tuch heraus. Ohne Kontakte sind die Patronen allerdings nicht verwendbar. Die angetrocknete Tinte hat für Unebenheiten gesorgt. Würde man sie nicht entfernen, kann kein Kontakt hergestellt werden. Außerdem dürfte sie sich durch den Druck beim Einsetzen im Drucker verteilen und ihn verschmutzen.

Was lässt sich damit noch anfangen?

Da sich die Tinte in der Patrone selbst in einem guten Zustand befindet (flüssig statt vertrocknet), ist sie wahrscheinlich grundsätzlich noch nutzbar. Man könnte sie in einer anderen Patrone weiter nutzen. Hierfür ist es notwendig, eine kompatible Patrone zu kaufen. Ist die kompatible leer, kann die originale HP-Tinte umgefüllt werden. Das ist mit einem gewissen Aufwand verbunden. Außerdem muss sie dafür angebohrt sowie anschließend wieder verschlossen werden. Das sichtbare Loch auf der Oberseite der Patrone dient zum Druckausgleich – nicht zum Befüllen.³

Fazit

Tintenpatronen lassen sich bestimmt einige Zeit über dem Verfallsdatum noch verwenden. Ähnliches kennt man von anderen Branchen. 14 Jahre sind jedoch definitiv viel zu viel. Die Zeit der originalen HP 26 Patronen ist damit definitiv vorbei. Für den DeskJet 500 kommen damit nur noch kompatible Drittanbieter-Patronen in Frage. Da das Experiment fehlgeschlagen ist, rate ich vom Kauf derart alter Tinte ab. Vermutlich dürften eine Überschreitung von maximal wenigen Jahren tolerierbar sein. Und auch das nur bei entsprechender Lagerung. Bei Tinte für andere Drucker sollte auf das Verbrauchsdatum geachtet werden.

Das Problem scheint einigen entweder unbekannt zu sein. Oder sie versuchen, damit trotzdem noch ein paar Euro zu verdienen. Bei der Suche habe ich noch ältere gefunden: Ablaufdatum 2007 und 2009⁴ waren dabei. Die älteste besitzt 2003 als Ablaufdatum.⁵ Manche Verkäufer geben dies nicht in der Beschreibung an. Wurde die Packung komplett fotografiert, lässt es sich dort erkennen (ggf. mit herunterladen, zoomen/drehen).