Fridays For Future: Schüler streiken für Umweltschutz

Fridays For Future: Schüler streiken für Umweltschutz

Etwa 300.000 junge Menschen demonstrierten am 15. März 2019 für den Klimaschutz. Mittlerweile ist die Bewegung Fridays For Future nicht nur in den Medien angekommen. Auch Spitzenpolitiker wie Merkel oder Steinmeier haben sich zu den Protesten geäußert. Viele loben das Engagement der Jugendlichen, andere kritisieren entfallene Unterrichtsstunden. Was hat zehntausende zum Schwänzen bewogen?

Greta Thunberg schwänzt für das Klima

Am 20. August 2018 besuchte Greta Thunberg statt ihres Schulunterrichts das schwedischen Reichstagsgebäude. In der Hand ein Schild, auf dem übersetzt „Schulstreik fürs Klima“ steht. Kurz darauf kündigt die damals 15-Jährige an, nach den Parlamentswahlen am 09. September 2018 jeden Freitag zu streiken – bis Schweden die Grundsätze des Pariser Klimaabkommens umgesetzt hat. Unter #FridaysForFuture postet sie Bilder und Infos in den sozialen Medien. Der Protest bekam dadurch weltweite Aufmerksamkeit.

Auch Deutsche Schüler demonstrieren

In vielen überwiegend westlichen Ländern bildeten sich lokale Gruppen. Sie schlossen sich Gretas Protesten an. Die erste Demo in Deutschland fand am 7. Dezember 2018 statt und fand zunächst nur geringe Beachtung. Doch die Bewegung wächst schnell: Am 15. Februar 2019 waren 30.000 Jugendliche auf die Straßen. Darunter nicht nur Schüler, sondern auch Auszubildende und Studenten.

Am 15. März 2019 fand der erste globale Protesttag von Fridays For Future statt. Die Zahl der Demonstrationen stieg massiv an. Alleine 220 waren in Deutschland angekündigt, daran nahmen 300.000 Menschen teil.

So reagiert die Politik

Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Steinmeier begrüßen die Initiativen zwar grundsätzlich. Allerdings kritisierte Steinmeiner das Schulschwänzen: Die Jugendlichen sollen ihr Angagement als Teil des Unterrichts fortzsetzen – oder alternativ in der Freizeit. Ähnlich äußerte sich der FDP-Vorsitzende Christian Lindner.

Mit dem Jet zum Klimaschutz-Protest

In einem älteren Interview äußerte sich der damals 18-Jährige Lindner zum Schulsystem. Dort sagte er: „Wenn man in der Schule sitzt und man sitzt seine Zeit ab, (…) dann kommt es einem so vor, als wäre die Zeit durch den Schredder gelaufen“. Steinmeier sagte auf einer Fridays for Future Mahnwache in Neumünster: Viele Erwachsene hätten noch nicht begriffen, „dass es fünf für zwölf“ sei – nachdem er mit seinem Dienstjet dort angereist war.

Bundeslanzerlin Angela Merkel hat sogar vor langem Versprochen, den Treibhausausstoß bis 2020 um 40% zu senken (gegenüber 1990). Statt zu handeln hat sie vieles verschoben, wie z.B. den Kohleausstieg. Seit 2009 sind die Emissionen daher nahezu unverändert hoch geblieben. Dennoch bestätigte Merkel Ende 2017 im Fernsehen, das Ziel irgendwie doch noch einzuhalten. Nun ist es verschoben, mit einem neuen Versprechen: Bis 2030 sollen die klimaschädlichen Gase um satte 55% reduziert werden.

Die Jugend hat das Reden satt

Genau das stört viele Jugendliche: Politiker halten große Reden, lassen aber selten Taten folgen. Und ihre Forderungen werden nicht ernst genommen. Das Paradebeispiel dafür ist Steinmeier, der per Jet anreist, um die mangelnde Einsicht der Erwachsenen beim Klimaschutz zu kritisieren. Dies wirft Fragen auf, ob er die Kritik der Schüler überhaupt verstanden hat.

Aus diesem Grunde möchte Fridays For Future den Politikern gar keine Plattform bieten. Anfang 2019 wollte Peter Altmaier (Bundesminister für Wirtschaft und Energie) nutzte eine ihrer Berliner Veranstaltungen für Interview. Die Schüler pfeiften den Minister aus: Er soll nicht reden, sondern endlich handeln. Dafür müsse er in sein Büro zurückkehren. Die Proteste sind erst entstanden, weil die Politik nur redet, aber ihre Arbeit nicht richtig macht.

Scientists for Future: Unterstützung aus der Wissenschaft

Über 23.000 Wissenschaftler und sogar Direktoren von Forschungseinrichtungen sind sich einig, dass die Jugendlichen mit ihren Bedenken richtig liegen. Was derzeit für den Klima- und Umweltschutz getan wird, ist bei weitem nicht ausreichend. Manche denken, ohne die Einmischung der Bürger wird die Wirtschaft daran nichts ändern. Die jugendlichen Demonstranten seien alles, was wir haben.

Schulen sind gespalten

Die Haltung der Schulen zu den Protesten ist unterschiedlich. Manche besuchen diese sogar im Rahmen des Unterrichts. Andere dulden es zumindest, dass einige Schüler schwänzen. Viele Schulen halten sich aus dem Thema jedoch komplett heraus. Die Teilnahme am Streik ist somit eine normale Fehlzeit, die entschuldigt werden muss – oder als unentschuldigte Fehlzeit entsprechende Konsequenzen wie etwa eine Anmerkung im Zeugnis verursachen kann.

Rechtlich ist die Lage durchaus nicht ganz eindeutig. Zwar gilt grundsätzlich die Schulpflicht. Sie kann aber ausgehebelt werden, wenn die Demonstration spontan und zeitlich kritisch ist – also eine Teilnahme nach der Schulzeit zu spät wäre. Dies hat das Verwaltungsgericht Hannover bereits 1991 entschieden. Zwar sind die Fridays For Future Bewegungen geplant. Allerdings lautet die Argumentation der Schüler: Wir können nicht für die Zukunft lernen, wenn wir aufgrund fehlender Politik keine haben. Juristen sehen diese Begründung als Relevant für die Entscheidung an.

Konkrete richterliche Entscheidungen gibt es zu den noch recht jungen Protesten bislang nicht. Rechtsexperten raten, protestierende Schüler ernst zu nehmen – und keineswegs die Teilnahme am Unterricht durch Maßnahmen wie gezielt am Freitag angesetzte Klausuren zu erzwingen. Ansonsten könne daraus ein Generationenkonflikt mit nachhaltigen Folgen für den Schulfrieden entstehen.

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