Selbst Microsofts Führungskräfte hassen Windows

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Selbst Microsofts Führungskräfte hassen Windows

Zuerst haben sich Windows-Fans über die Skrupellosigkeit des Konzerns geärgert. Nun trauen sich selbst Mitarbeiter des Konzerns, ihre Abneigung offen auszusprechen. Noch vor wenigen Jahren wäre ein solches Outing undenkbar gewesen und hätte zur sofortigen Kündigung geführt. Insbesondere, nachdem besagte Führungskraft zugibt, lieber das Betriebssystem eines Konkurrenten zu nutzen. Das ist beim genaueren Hinsehen allerdings ein Wolf im Schafspelz.

Merill Fernando (Product Manager bei Microsoft) wurde im April 2025 berühmt, nachdem er obigen Beitrag auf X/Twitter veröffentlicht hatte. Das Bild soll beschreiben, wie er sich fühlt, wenn nach einer Stunde gezwungener Windows-Nutzung zu Apples MacOS zurückgekehrt wird. Offensichtlich findet er Apples Betriebssystem deutlich besser, als das seines Arbeitgebers. Der Post hat derzeit über 727.000 Aufrufe. Im Zuge der starken Reichweite ergänzt Fernando später weitere Details, darunter ein Bild seines Arbeitsplatzes.12

Dieser besteht aus einem privaten Mac sowie einem beruflich genutzten Apple-Notebook. Letzterer stammt von Microsoft. Viele Angestellte in der IT können frei wählen, ob sie GNU/Linux, Windows oder MacOS als Betriebssystem einsetzen. Wer Sicherheit ernst nimmt, verbietet Windows, wie etwa GitLab. Der Manager Fernando nutzt primär Apples MacOS. Falls es technisch für seine Tätigkeit notwendig ist, kann er auf einen Microsoft Surface Laptop sowie eine virtuelle Maschine in der Cloud zugreifen. Zusätzlich läuft auf dem Apple-Notebook mehrere VMs mit Windows 11 und Ubuntu.

In den Antworten kommentiert er: Ballmer hätte ihn für diesen Tweet gefeuert.3 Gemeint ist Steve Ballmer, der bis 2014 CEO von Microsoft war. Nachdem Bill Gates durch eine historische Klage zum Marktmissbrauch von Microsoft als Führungskraft untragbar wurde, übernahm Steve Ballmer im Jahr 2000.4

MacOS als Scheinlösung gegen Windows

Mit Windows 10 begann Microsoft schrittweise mit der Entmachtung der Nutzer und einer stark gesunkenen Softwarequalität. Der bisherige Tiefpunkt ist Windows 11, wodurch Betroffene zunehmend aufwachen. Sie suchen nach Alternativen. Während viele GNU/Linux als freies Betriebssystem entdecken, setzt ein Teil auf MacOS. Mit Merill Fernando hat diese Minderheit einen prominenten Vertreter gewonnen, der sogar für die Konkurrenz arbeitet.

Dieser Begeisterung kann ich wenig abgewinnen. Zunächst ist MacOS proprietäre Software, wie Windows. Wesentlicher Unterschied: Hier bestimmt Apple, was der Nutzer damit machen darf – statt Microsoft. Das Grundproblem unfreier Software wird nicht gelöst. Man hat einen Diktator gegen einen anderen ausgetauscht, statt die Diktatur als falsches System in Frage zu stellen.

Dementsprechend gibt es bei MacOS auch genügend Einschränkungen & Probleme, ein paar Beispiele:

  • Apple bestimmt, wie lange ein MacBook neue Betriebssystemversionen erhält. In dieser Hinsicht sind sie sogar schlimmer als Microsoft: Beim Kauf ist unklar, wie lange ein Gerät noch unterstützt wird. Erfahrungswerte gehen von ca. 7 Jahren aus. Derzeit alle Modelle ab 2018.5 Kommt euch das bekannt vor? Sollte es, Microsoft hat die Windows 11 Obsoleszenz von Apple kopiert.
  • 2021 erklärte Apple, freiwillig ohne Rechtsgrundlage die lokalen Daten auf Geräten ihrer Kunden durchsuchen zu wollen. Damit wäre die Unschuldsvermutung aufgehoben. Edward Snowden kommentierte dies treffend mit: „Apple hat der Privatsphäre den Krieg erklärt“.6
  • Wer mehr Speicher möchte, muss beispiellos unverschämte Aufpreise bezahlen: 250 € für 8 GB Arbeitsspeicher sind keine Seltenheit.7 Das ist ein Vielfaches dessen, was der Speicher selbst für Privatkunden kostet. Zur Krönung erhöht Apple diese Mondpreise zudem immer wieder.8
  • Kunden haben innerhalb des MacOS-Universums keine Wahl, da Hardware verlötet & per DRM künstlich zugenagelt wird. Mal eben für wenige Euro einen zweiten RAM-Riegel einbauen, wie es bei PCs möglich ist, hat Apple zerstört.
  • Da Apple auch bei der Hardware eine Monopolstellung hat, gibt es keine Alternativen Hersteller, wie im PC-Bereich. Nutzer müssen entweder unliebsame Änderungen schlucken, oder komplett wechseln.
  • Das Ungleichgewicht nutzt Apple auch im Betriebssystem aus, um ihren eigenen Anwendungen Sonderrechte zu gewähren.910 Dies schränkt die Freiheit der Nutzer weiter ein und schwächt sogar die Sicherheit.11

Fazit: Unterschiedlich schlecht

Microsoft konnte selbst seinen Fans lange Zeit ungestraft in den Hintern treten. Doch dort wird das langsam, aber zunehmend realisiert – selbst für die eigenen Mitarbeiter ist Windows längst nicht mehr die erste Wahl. Getreu dem Motto besser spät als nie sind alle, die Windows noch immer nutzen, gut beraten, sich aus den Fesseln des Quasi-Monopolisten zu befreien.

Apple mag verlockend einfach erscheinen. Lediglich den Peiniger auszutauschen, schafft bestenfalls derzeit etwas weniger Probleme – jedoch keine wirkliche Freiheit. Das ist wie wenn ein Raucher zum Alkoholiker wird: Beides ist nicht gut, sondern bloß unterschiedlich schlecht. Nur freie Software stellt den Nutzer an erster Stelle, statt Firmenpolitik, Abhängigkeit & knallhartem Gewinnstreben.

Quellen

  1. https://x.com/merill/status/1913926468255522970 ↩︎
  2. https://x.com/merill/status/1914280356813131951/photo/1 ↩︎
  3. https://x.com/merill/status/1913928571648962705 ↩︎
  4. https://news.microsoft.com/announcement/steve-ballmer-named-ceo/ ↩︎
  5. https://www.coolblue.de/beratung/was-sind-die-update-richtlinien-von-macos-fuer-macbooks.html ↩︎
  6. https://netzpolitik.org/2021/edward-snowden-apple-hat-der-privatsphaere-den-krieg-erklaert/ ↩︎
  7. https://www.mactechnews.de/news/article/Apple-verdoppelt-Preis-fuer-Speicheraufruestung-bei-manchen-MacBook-Pro-Modellen-175137.html ↩︎
  8. https://winfuture.de/news,149734.html ↩︎
  9. https://www.ifun.de/little-snitch-5-vorerst-chancenlos-gegen-apples-extrawurst-161837/ ↩︎
  10. https://www.ifun.de/arrogante-sonderrechte-apple-laesst-sich-von-keiner-firewall-aufhalten-161182/ ↩︎
  11. https://www.mactechnews.de/news/article/macOS-11-2-Apple-entfernt-wohl-Firewall-Ausnahmen-fuer-die-eigenen-Apps-176802.html ↩︎

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