NextCloud 23 Hub II Office Collabora angetestet: Was ist neu? Wie läuft es auf dem Raspberry Pi 4?

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NextCloud 23 Hub II Office Collabora angetestet: Was ist neu? Wie läuft es auf dem Raspberry Pi 4?

Kürzlich wurde die neue Nextcloud-Version 23 vorgestellt, in der es zahlreiche Neuerungen gibt. Darunter in Nextcloud Office eine überarbeitete, tiefere Integration von Collabora Online. Das ist eine Büroanwendungssoftware, die komplett im Browser für Briefe, Tabellen Präsentation und mittlerweile auch mehr genutzt werden kann. Paralleles bearbeiten mit mehreren Personen ist möglich, ähnlich wie bei Office 365.

Im Gegensatz dazu hat es aber zwei entscheidende Vorteile: Man kann es selbst betreiben, sodass kein Datenabfluss in unsichere Drittstaaten wie die USA stattfindet. Die Kontrolle über die eigenen Daten geht somit nicht verloren. Außerdem ist kein Abo notwendig, welches regelmäßige Kosten verursacht wie bei Microsoft – mit schwer kalkulierbaren Preiserhöhungen in der Zukunft.

Ich nutze dies bereits in meiner produktiven Nextcloud in Version 22 und habe mir daher mal ein Testsystem auf einem Raspberry Pi 4 aufgesetzt. In diesem Beitrag möchte ich mir zum einen die neue Integration anschauen, aber auch ausprobieren, wie das ganze auf dem Raspberry Pi läuft.

Welche Neuerungen gibt es in Nextcloud Hub II Office (Collabora Integration) der Version 23?

Fangen wir mit dem positiven an: Die neue Collabora-App wirkt besser integriert. Es gibt keine blaue Nextcloud-Leiste mehr, die viel Platz bei wenig Nutzen verbraucht. Das kommt dem Platz zugute, den man für das Dokument selbst nutzen kann.

Unübersehbar ist das komplette Neudesign als größte Neuerung. Es wird wieder auf klassische, textbasierte Kontextmenüs gesetzt – statt auf die von Microsoft bekannten Menübänder, auch Ribbon genannt. Ob das besser oder schlechter ist, bleibt Geschmackssache. LibreOffice-Benutzer werden sich dadurch jedenfalls leichter zurecht finden, als jene, die Microsoft-Programme gewohnt sind.

Das neue Design schafft „Ribbons“ und Farben weitgehendst ab.
Die Menüleiste bis Nextcloud 22 erinnert an Microsoft Office
Zum Vergleich: So sieht Microsoft Word aus dem immer aktuellen Office 365 in der Desktop-Version aus
Die Online-Version von Word setzt ebenfalls auf Ribbons, wenn auch in reduzierter Form

Dabei sind auch die Farben verschwunden, das neue Design setzt fast ausschließlich auf schwarz und weiß bzw. grau. In diesem Zuge wurden einige Symbole ausgetauscht, hier ein paar Beispiele:

Neues Layout
Versus altes, bunteres Layout

Neue Anwendung: Draw

Dieses Design zieht sich durch alle Office-Anwendungen – das heißt Dokumente, Tabellen und Präsentationen. Neu ist ein neuer Datentyp Grafik, der im „+“ Menü zur Erstellung einer neuen Datei verfügbar ist. Damit lassen sich Prozessabläufe, Flussdiagramme, Poster und ähnliche Dinge erstellen:

Zum Einsatz kommt das Draw getaufte Programm. Es soll eine Alternative zu Microsoft Visio darstellen und bietet eine Import-Funktion für vorhandene Visio-Dokumente an. Grundlegend funktioniert das, was mir bei meinen ersten Tests allerdings aufgefallen ist: Beim Verschieben eines Elementes sieht man keine Vorschau der neuen Position. Das macht genaues Positionieren zur Geduldsprobe.

Weitere Änderungen

Weitere Veränderungen liegen eher im Detail: So wurde die Kompatibilität mit Excel und PowerPoint verbessert – in meinen Augen ein wichtiges Thema, da Microsoft Office noch der Quasi-Standard ist. Es ist daher wahrscheinlich, dass viele bereits entsprechende Office-Dokumente haben und diese mit NextCloud bzw. Collabora verwenden möchten.

Neben kleineren optischen Verbesserungen wurde auch an der Performance gearbeitet. In meinen ersten Tests auf dem Raspberry Pi 4 ist das beispielsweise beim öffnen von Dokumenten nicht wirklich spürbar. Allerdings muss man hier auch immer im Hinterkopf behalten: Der Pi hat nur begrenzt Leistung. Selbst das Öffnen eines kleinen, einfachen Dokumentes lastet den Prozessor zu 30-40 Prozent aus.

Laut Nextcloud sollen die Office-Funktionen zukünftig weiter ausgebaut und verbessert werden.

Bearbeiten von Dokumenten mit mehreren Personen

Neben der Web-Fähigkeit ist das Arbeiten mit mehreren Personen am gleichen Dokument ein Hauptgrund für den Einsatz von Collabora. Ich habe dies in der Ausbildungszeit selbst ab und an genutzt, beispielsweise für eine schriftliche Ausarbeitung mit 2 oder 3 anderen Personen. Beim klassischen Teilen oder Verschicken von Dateien kann es dabei leicht passieren, dass versehentlich jemand die Änderungen eines anderen überschreibt – oder einer am Ende vor der wenig spaßigen Aufgabe steht, dutzende Stände aus verschiedenen Dateien zusammen zu führen.

Dies funktioniert in meinen ersten Tests mit einer zweiten Person recht problemlos. Sobald ein weiterer Nutzer das Dokument öffnet, sehen alle anderen, wer gerade wo etwas macht. Ist das Dokument bei zwei Personen geöffnet und einer Tippt recht schnell mit ca. 500 Anschlägen pro Minute, bewegt sich die gesamte Prozessorauslastung des Pi 4 im Bereich von 10 bis maximal 20 Prozent.

Praktisch kann die Funktion „Immer dem Bearbeiter folgen“ sein, die man oben rechts bei den Personen findet. Wenn man beispielsweise ein Dokument gemeinsam bespricht und eine Person dies vorstellt oder Änderungen koordiniert. Man sieht dadurch das, was der Bearbeiter sieht. Scrollen oder Seitenwechsel werden also automatisch durchgeführt, falls nötig.

Welchen Funktionsumfang bietet das Office-Paket im Nextcloud Hub II mittlerweile?

Collabora wurde 2016 in NextCloud integriert, 2017 folgte meine erste Testinstallation. Seit dem hat sich einiges getan:

Absatzvorlagen lassen sich bearbeiten, etwa um Überschriften einheitlich anders darzustellen. Hier sind ähnlich detaillierte Einstellungen möglich, wie man es von den klassischen Desktop-Programmen her kennt. Dies gilt auch für das Suchen und Ersetzen, hier kann man sogar erweiterte Optionen wie Reguläre Ausdrücke verwenden.

Umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten für Absatzvorlagen

Das Anlegen von Kopf- und Fußzeilen ist mittlerweile eben so möglich wie die Verwendung von Diagrammen, Fußnoten, Sonderzeichen oder verschiedene Verzeichnisse. Selbst die aus Microsoft Word bekannten Fontworks, also Texteffekte, sind verfügbar.

Bei den Formatierungen bleiben kaum Wünsche offen. Auf den ersten Blick ist der Großteil davon vorhanden, was vollwertige Office-Programme auch liefern. Im direkten Vergleich merkt man, dass nur kleinere Details fehlen. Diese finden sich aber teils woanders wieder. „Drehen und Spiegeln“ ist etwa nicht im Formatierungsmenü, kann dafür aber im Kontextmenü von Bildern genutzt werden.

Die integrierte Rechtschreibprüfung stellt unabhängig vom Browser sicher, dass sich keine Fehler einschleichen und bietet entsprechende Korrekturvorschläge. Praktisch: Man kann die Sprache für einen markierten Auszug oder einen ganzen Absatz ändern. Wer etwa englische Auszüge in einem ansonsten deutschen Text verwendet, hat also nicht das Problem, dass diese Teile von der Rechtschreibkorrektur pauschal als falsch erkannt werden.

Zur Nutzung außerhalb der Nextcloud kann man eine Datei in mehreren Formaten herunterladen, etwa als PDF- oder Epub-Datei. Auch der Export in klassische Office-Formate ist möglich, sowohl offene als auch proprietäre.

Fazit zu NextCloud Hub II

Im Office-Bereich hat der NextCloud Hub II ein neues Design verpasst bekommen. Unabhängig davon ob man mehr oder weniger mag, gibt es einige Verbesserungen. NextCloud wird mehr und mehr zu einer kompletten Anwendungsplattform, die weit mehr als nur eine Dateiablage bietet. Und das hat Potenzial: Über NextCloud Talk lassen sich bereits jetzt Videokonferenzen und Chats durchführen, außerdem kann der Bildschirm geteilt werden. Eine Integration davon in Collabora wäre nur sinnvoll – etwa, um sich beim gemeinsamen Bearbeiten über das Dokument zu unterhalten.

Der erste Test auf dem Pi verlief recht positiv. Kleinere Dokumente sind nach maximal 3 Sekunden geladen. Nur bei umfangreicheren muss man mit längeren Ladezeiten rechnen. Im kleineren Rahmen reicht ein Raspberry Pi 4 daher durchaus aus.

Ihr möchtet die neuen Funktionen nutzen und interessiert euch für die technische Umsetzung? Derzeit arbeite ich an einem zweiten Teil, der dies aufzeigt. Dort wird auch der Build-In Code-Server vorgestellt sowie die Probleme, denen ich bei meinen Tests begegnet bin.

Collabora ist mit NextCloud Hub II zwar zum Standard Office-Paket geworden. Wem die Neuerungen nicht so sehr gefallen, für den stehen Alternativen bereit. Neben OnlyOffice und Hancom Office wird sogar Microsoft Office Online Server unterstützt, wobei Letzterer einen entsprechend ausgestatteten Windows-Server voraussetzt. Da ist man mit dem Pi raus. Die Performance ist dort verglichen mit einem x86 Server etwas schlechter. Mit Collabora kann man auf einem aktuellen Raspberry Pi 4 aber durchaus in akzeptabler Geschwindigkeit mit mehreren Personen im Browser an einem Dokument arbeiten. Für die gelegentliche Nutzung reicht das vollkommen aus.

Quellen und weiterführende Links

  • https://nextcloud.com/blog/nextcloud-hub-2-brings-major-overhaul-introducing-nextcloud-office-p2p-backup-and-more/
  • https://www.collaboraoffice.com/release-news/major-new-features-with-macros-and-draw-in-collabora-online-6-4-7-update/
  • https://www.onlyoffice.com/blog/2021/11/meet-onlyoffice-connector-v7-2-0-for-nextcloud/
  • https://docs.microsoft.com/de-de/officeonlineserver/office-online-server-overview
  • https://apps.nextcloud.com/apps/spreed

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