RSS Einfach erklärt: Funktion und RSS-Feeds – Die bessere Alternative zu Sozialen Netzwerken, um Web-Inhalten zu Folgen?

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RSS Einfach erklärt: Funktion und RSS-Feeds – Die bessere Alternative zu Sozialen Netzwerken, um Web-Inhalten zu Folgen?

Wie folgt ihr verschiedenen Inhalten im Web wie z.B. Nachrichtenseiten, Blogs, Podcasts und anderen? Auf einer einzelnen Plattform wie z.B. YouTube kann man Kanäle abonnieren und sich Neuigkeiten per Mail oder App-Benachrichtigung zusenden lassen. Schwieriger wird es übergreifend bei verschiedenen Webseiten. Dafür gibt es verschiedene Lösungen, eine davon heißt RSS. In diesem Beitrag erfährst du, wie RSS funktioniert, welche Vorteile es bringt und ich werde es an einem praktischen Beispiel demonstrieren – RSS-Feeds lassen sich innerhalb weniger Minuten nutzen!

Wie bleibt man auf dem Laufenden?

Für die anfangs gestellte Frage gibt es Grunde vier Möglichkeiten, die alle verschiedene Nachteile aufweisen:

  1. Eine Liste aller bevorzugten Seiten erstellen und diese regelmäßig aufrufen: Sehr aufwändig, vor allem wenn es eine größere Anzahl an Quellen gibt.
  2. Auf Sozialen Netzwerke wie Twitter, Mastodon, Facebook & co folgen: Nutzen nicht alle Seiten, die Feeds sind oft personalisiert/mit Werbung versehen und die Betreiber sammeln massig Daten über euer Verhalten
  3. Man abonniert Newsletter-Mails: Vermischung mit (wichtigen) Nachrichten und zudem die Gefahr, dass eure Mail-Adresse für Spam missbraucht wird (etwa durch Datenlecks oder Verkauf)
  4. RSS-Feeds von jeder Quelle abonnieren

Teils werden auch andere Dienste für Newsletter benutzt, früher etwa WhatsApp. Dies ist seit geraumer Zeit nicht mehr möglich: Facebook geht rechtlich gegen solche Angebote vor, um mit einem eigenen kostenpflichtigen Versand für Geschäftskunden mehr Geld zu verdienen.

Nahezu alle Nachteile von Variante 1 bis 3 entfallen bei RSS: Ihr habt einen RSS-Client, der regelmäßig alle eure hinterlegten Seiten auf neue Inhalte überprüft. Sie werden auf einer einheitlichen Oberfläche dargestellt und können sortiert/gruppiert werden, etwa nach Inhaltstyp. Der Client zeigt euch Meta-Infos wie Titel und Zeitstempel, auf Wunsch auch eine Vorschau. Ist ein Artikel interessant, könnt ihr diesen komplett lesen. Über RSS könnt ihr Nachrichtenseiten, Blogs, Podcasts und anderen Inhalten folgen. Sogar YouTube-Kanäle sind über folgende Adresse möglich:

https://www.youtube.com/feeds/videos.xml?channel_id=UCojIU5d16KMXYcsjPkovmqQ

Die Identifikation des Kanals (channel_id) ist in der Adresszeile zu finden, wenn man die Kanalseite aufruft.

Warum keine Sozialen Netzwerke?

Dies hat verschiedene Gründe: Es gibt verschiedene Soziale Netzwerke, die nicht von jeder Seite genutzt werden. Am Ende hat man eine Fragmentierung auf zig Dienste. Eventuell nutzen manche Seiten gar keine Sozialen Netzwerke oder publizieren dort nur bestimmte Inhalte von besonderer Relevanz. Mit steigender Anzahl an Seiten kann es schon alleine deswegen schwierig werden, alle an einer Stelle zu bündeln.

Selbst wenn das funktioniert, setzen kommerzielle Soziale Netzwerke heutzutage stark auf Personalisierung. Nicht alle neuen Beiträge werden in eurem Feed chronologisch sortiert angezeigt – ein Algorithmus entscheidet dies anhand vieler Kriterien völlig intransparent und blendet als wenig relevant eingestufte Dinge aus. Facebook hindert sogar aktiv Forscher daran, die von außen per Reverse Engineering versuchen wollen, die Funktion des unter Verschluss gehaltenen Algorithmus zu verstehen.

Die Tochter Instagram führte kürzlich umfangreiche Änderungen durch, wodurch Videos deutlich häufiger im Feed angezeigt werden, als Videos. Außerdem rückt der Soziale Fokus des Folgens in den Hintergrund: Man sieht öfter Inhalte von Unbekannten, die der Algorithmus für wichtig erachtet – statt von Personen, denen man folgt. Zwar mag auch das Entdecken neuer Inhalte seine Berechtigung haben. Aber es behindert jene, die nur sehen möchten, was ihre bevorzugten Seiten für neue Inhalte liefern.

Schlussendlich darf man nicht vergessen: Die Algorithmen sind darauf optimiert, dem Sozialen Netzwerk maximalen Profit zu generieren. Sie zeigen euch also Dinge, die euch so lange wie möglich auf der Plattform halten – was vermutlich nicht unbedingt in eurem Interesse ist. Viele haben es sicher schon einmal erlebt, wie sie nur kurz die neuesten Beiträge auf Instagram, Twitter oder einem anderen Netz prüfen wollten – und statt 10 Minuten eher eine Stunde oder länger dort verbrachten. Das ist kein Zufall, sondern sie wurden absichtlich so entwickelt. Dies nennt man Addictive Design.

So funktioniert RSS

RSS gibt es seit den späten 1990er Jahren. Es setzten sich Anfang der 2000er Jahre durch, um eine Übersicht über das stetig wachsende Web zu haben. Seit der aktuellsten Version 2.0 steht die Abkürzung für Really Simple Syndication, zu deutsch etwa: Wirklich einfache parallele Veröffentlichung.

Die Zielseite generiert einen sogenannten RSS-Feed: Das ist ein XML-Dokument, in dem die Metadaten der Inhalte aufgelistet werden. Bei einer Nachrichtenseite sind das beispielsweise Titel, Datum, Autor und oft eine Kurzbeschreibung zur jeweiligen Meldung. Neben RSS gibt es noch das Atom-Format. Sie sind sich sehr ähnlich und unterscheiden sich im Kern nur dadurch, dass Atom bei Inhaltselementen den Typ (Text oder HTML) angibt. Mit HTML kann beispielsweise der Vorschautext Formatierungen wie Fett/Kursiv enthalten. Die meisten RSS-Reader können mit beiden Formaten umgehen.

Auf eurem Gerät wird ein RSS-Client eingerichtet. Dort fügt ihr aller RSS-Feeds ein, denen ihr folgen möchtet. Der Client fragt jeden Feed regelmäßig ab um zu prüfen, ob seit dem letzten Mal neue Inhalte erstellt wurden. Diese zeigt er euch einheitlich gebündelt an – oder gruppiert/sortiert, je nachdem wie ihr dies bevorzugt und einrichtet. Auch Benachrichtigungen sind möglich. Im Gegensatz zu den gängigen kommerziellen Sozialen Netzwerken ist RSS also dezentral: Ihr holt euch die neuesten Inhalte bei jeder Seite einzeln ab – anstatt dass die Seitenbetreiber diese auf Twitter & co. posten, von wo ihr sie dann in eurem Feed seht (oder auch nicht).

Da RSS auf XML basiert, eignet es sich auch hervorragend, um Inhalte maschinell zu verarbeiten und in andere Seiten zu integrieren: Beispielsweise die neuesten Forenbeiträge im Portal anzeigen oder umgekehrt.

Verwenden von RSS in der Praxis

Wo finde ich den RSS-Feed?

Der RSS-Feed ist ein eigenes XML-Dokument. Manchmal kannst du jedoch die normale Web-Adresse in den Reader einfügen, wenn dieser Autodiscovery unterstützt: Im Quelltext der Seite ist ein genormtes HTML-Element eingebaut, dass dem RSS-Client verrät, wo er seinen Feed findet.

Bevorzugt würde ich jedoch bei den Inhalten, die du im Überblick behalten möchtest, nach dem RSS-Feed suchen. Oft ist er bei den Sozialen Netzwerken zu finden und über das folgende oder ein ähnliches Symbol erkennbar:

Wie und wo der Feed dargestellt wird, variiert stark: Bei manchen im oben Bereich, andere platzieren ihn an der Seite oder im unteren Bereich. Auf Heise Online ist er auf der Startseite, ungefähr in der Mitte:

Teilweise ist er auch versteckt, etwa im Menü. Findest du ihn nicht, hilft es oft, in einer Suchmaschine den Namen der Seite mit dem Stichwort „RSS Feed“ einzugeben. Beim Spiegel landet man dann beispielsweise auf dieser Seite. Sie listet alle Adressen auf. Bei kleineren Seiten gibt es einen einzigen Feed für den gesamten Inhalt. Größere bieten gleich mehrere an, womit man etwa nur bestimmte Themengebiete oder andere Arten von Inhalten abonnieren kann:

Auch Soziale Netzwerke verfügen über RSS Feeds: Auf Reddit beispielsweise gibt es Feeds für die Startseite und jedes Subreddit, in dem man einfach einen „Ordner“ .rss an die Adresse anhängt. Ebenfalls ist es möglich, Benutzern zu folgen. Wer auf Wikipedia aktiv ist, findet hier Informationen, wie man den Feed einer Seite beobachten kann.

Wenn alle Stricke reißen, hilft möglicherweise das Öffnen des Quelltextes (Rechtsklick) und eine Suche mit STRG + F nach „RSS“. Obwohl die Nutzung von RSS eher nachgelassen hat, bieten sehr viele Seiten die Funktionalität weiterhin an. In einigen CMS ist sie integriert oder leicht nachrüstbar. Nutzt eine Seite beispielsweise das verbreitete WordPress, verfügt sie automatisch über einen RSS-Feed.

Solltest du bei einer Seite mal nicht fündig werden, gibt es Drittanbieter-Projekte, die Inhalte auslesen und daraus einen Feed erstellen können. Ein Beispiel ist RSS-Bridge: Das Open Source Projekt kann beispielsweise Suchmaschinen oder Twitter einbinden, die keine eigenen Feeds anbieten. Vereinzelt kommt das leider vor – denn vor allem kommerzielle Seiten haben ein Interesse daran, dass ihr deren Hauptseite möglichst oft aufruft oder die App nutzt. So steigen die Werbeeinnahmen und ihr seht vielleicht doch ein polarisierendes Bild bzw. Video auf der Startseite, dass ihr anklickt. Alternativ gibt es auch verschiedene Webdienste die ebenfalls automatisch Feeds generieren. Damit seid ihr jedoch von diesem Dienst abhängig und teils verursachen diese Kosten bzw. es gibt Beschränkungen für die kostenfreie Verwendung.

Einfügen des Feeds im RSS-Client

Es gibt viele RSS-Clients, von quelloffenen über kostenlosen bis hin zu Bezahlsoftware. Die Meisten beinhalten eine grafische Oberfläche. Doch wer es minimalistisch mag, findet mit Newsboat eine minimalistische Konsolenanwendung vor. Viele Mail-Programme haben bereits einen Client integriert, darunter Thunderbird sowie Outlook. Auch Webdienste, womit sich die Feeds auf verschiedenen Geräten abrufen und abgleichen lassen. Das würde den Rahmen an dieser Stelle jedoch sprengen.

Fluent Reader: Ein einfacher und quelloffener RSS-Client für Windows, Linux und MacOS

Fluent Reader ist ein einfaches sowie optisch ansprechendes FOSS-Projekt, in dem ihr mit nur wenigen Klicks RSS-Feeds abonnieren könnt.

Standardmäßig werden die Einträge aus den Feeds in einer Kacheloberfläche angezeigt, die auch vorhandene Artikel/Vorschaubilder einblenden:

Das wirkt modern und demonstriert: RSS ist zwar ein über 20 Jahre alter Standard – doch deswegen muss er sich bei der Verwendung in der Praxis keineswegs so anfühlen. Wem die Kachelansicht zu viel Platz benötigt, der kann über das Auge oben rechts beispielsweise zur Listenansicht wechseln. Hier sieht man die Artikel in einer Seitenleiste und deren Inhalt bzw. Vorschau beim Anklicken im rechten Bereich.

Bei vielen Feeds mag das noch immer recht verschwenderisch wirken. Abhilfe schafft die kompakte Ansicht, bei der sämtliche Medien ausgeblendet werden und man lediglich Quelle, Titel und einen Zeitstempel sieht:

Eine Gruppierung zur besseren Übersicht ist ebenfalls in den Einstellungen möglich. Dort ist übrigens zu empfehlen, ein Automatisches Abrufintervall zu setzen. Das steht standardmäßig auf „Nie“ – somit würde das Programm nur beim Start die neuesten Einträge laden, ohne spätere Aktualisierungen. Setzt man diesen Wert auf etwa 30 Minuten, werden eure Feeds jede halbe Stunde auf neue Beiträge geprüft.

Thunderbird

Auf der Startseite von Thunderbird kannst du dort auf die Kachel Feeds klicken, falls die Einrichtung noch nicht erfolgt ist.

Wurde das Programm bereits eingerichtet, öffne die Konten-Einstellungen über das Menü Bearbeiten > Konten-Einstellungen. Dort muss zunächst ein Konto hinzugefügt werden. Dies ist im Grunde nur ein Bereich, in dem Thunderbird die Feeds verwaltet. Dazu in der Einstellungsseite links unten auf Konto-Aktionen > Feed-Konto hinzufügen klicken.

Der Name ist beliebig, ich habe das Konto hier Meine RSS-Feeds genannt. Auf der Seite Konten-Einstellungen klickst du nun auf dies soeben angelegte Konto. Hier kannst du ein paar Dinge einstellen, etwa wie oft Thunderbird auf neue Inhalte prüfen soll. Der Standard ist 100 Minuten, du kannst ihn auf Wunsch reduzieren (z.B. auf 30 Minuten). Als nächstes Klicke auf Abonnements verwalten, um deine ersten Feeds hinzuzufügen.

Unter Feed-Adresse fügt ihr die Adresse ein. Die zuvor festgelegten Standardeinstellungen werden automatisch eingefügt. Auf Wunsch kann man sie hier aber auch für einzelne Feeds verändern, um etwa wichtigere Feeds häufiger zu aktualisieren. Bestätigt unten mit Hinzufügen.

Thunderbird versucht nun die Feeds zu laden. Autodiscovery wird bislang leider nicht unterstützt – ihr müsst also zuvor die exakte Adresse des RSS-Feeds ermitteln. Hat das funktioniert, wird der Feed in euer Konto eingefügt. Lasst euch von der Struktur nicht verwirren: Das Dialogfenster zeigt euch eine weitere Ebene an – bei uns etwa „U-Labs“ als Ordner, in dem sich der U-Labs Feed befindet. Dieser „Ordner“ dient aber nur der internen Verwaltung, in eurer Feed-Leiste erscheint direkt der Feed ohne Ordner.

Um weitere Feeds hinzuzufügen, oben auf das Konto (hier Meine RSS-Feeds) oder alternativ den Ordner klicken, falls bereits welche eingerichtet sind. Dann kann der Schritt wiederholt werden.

Nach dem Bestätigen mit Schließen oben auf die Registerkarte links klicken, um das Konto mit dem Feed zu öffnen. Dort seht ihr links nun die Feeds und könnt auf den soeben hinzugefügten klicken, um dessen Inhalte zu sehen:

Über einen Klick auf die Spalte Datum lässt sich die Sortierung umkehren, sodass neue Inhalte oben statt unten angezeigt werden. Klickt man einen Eintrag an, wird dieser als gelesen markiert und es erscheinen weitere Informationen wie etwa ein Vorschautext oder der Link zum originalen Artikel:

Über einen Rechtsklick auf das Konto lässt sich die Liste mit eigenen Ordnern strukturieren, Feeds können per Drag & Drop verschoben werden.

So behält man auch mit einer großen Anzahl an Feeds den Überblick. Wer keinen eigenen Eintrag pro Seite (den man zum einsehen anklicken muss) möchte, kann zudem auch Ordner erstellen und beim Hinzufügen diesen Ordner anklicken. Dann fügt Thunderbird darin bunt gemischt alle Einträge der verschiedenen Feeds hinzu.

Fazit

RSS kann recht unkompliziert verwendet werden und ist nach wie vor stark verbreitet, auch wenn manche Seiten ihre Feeds etwas verstecken. Es ist eine unabhängige Alternative zu Mails, Sozialen Netzwerken oder dem händischen Prüfen verschiedener Seiten. Sicherheit und Datenschutz sind gegeben: Man bekommt schlichtweg die neuesten Inhalte angezeigt – ohne KI, Personalisierung, Empfehlungen, Werbung oder anderen Dingen, welche vor allem bei kommerziellen Sozialen Netzwerken an der Tagesordnung sind und den Nutzer ablenken.

In diesem Beitrag haben wir uns darauf beschränkt, die Feeds auf einem Gerät zu lesen. Doch RSS-Clients sind für alle gängigen Plattformen verfügbar. Ein noch folgender zweiter Teil wird aufzeigen, wie man RSS-Feeds auf verschiedenen Geräten abgleichen kann. Beispielsweise um morgens im Zug mit dem Lesen zu beginnen und später am PC mit den restlichen Einträgen fortzufahren.

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