BMAX B1 Mini-PC im Test: Preisgünstige X86 Alternative zum Raspberry Pi?

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BMAX B1 Mini-PC im Test: Preisgünstige X86 Alternative zum Raspberry Pi?

Der BMAX B1 ist ein Mini-PC für nur 149,99€ – derzeit sogar auf 127,49 € reduziert. Wir schauen uns heute an, wie gut der B1 sich in der Praxis schlägt. Unter anderen beim Arbeiten mit grafischer Oberfläche, aber auch als Mini-Server. Wie schon beim Lenovo Tiny Test werde ich ebenfalls einen Blick auf den Stromverbrauch werfen. Und da es sich – sowohl äußerlich als auch innerlich – anbietet, ziehen wir einen Vergleich zum Raspberry Pi 4.

Lieferumfang, Äußeres und Anschlüsse

Der B1 kommt in einer Box, die kleiner als ein Schuhkarton ist. Neben dem Mini-PC befindet sich bis auf das Netzteil, einem HDMI-Kabel und einer Metallhalterung kein weiteres Zubehör darin.

Neben einem Netzwerkanschluss (RJ-45) sind insgesamt vier USB-Ports vorhanden, je zwei sind 2.0 und die anderen beiden 3.0. Für Kopfhörer und Mikrofon gibt es keine getrennten Anschlüsse. Wer diese nutzen möchte, braucht ggf. einen extra Adapter. WLAN 2.4 und 5 GHz sowie Bluetooth 4.2 sind eingebaut.

Desktop-Nutzung mit Windows 10

Einrichtung und erster Start/Eindruck

Auf dem kleinen PC ist Windows 10 vorinstalliert, allerdings nur in der Home-Version. Die wurde in jüngster Zeit immer stärke von Microsoft kastriert. Unter anderen mit Kontozwang, Beta-Tests für neue Aktualisierungen, und dem Sammeln von noch mehr Telemetrie-Überwachungsdaten. Auch RDP benötigt mindestens die Pro-Version. Wer Windows nutzen möchte oder muss, dem würde ich ein Upgrade zu einer höheren Edition empfehlen.

Die erste Einrichtung von Windows dauert recht lange. Bei den Systemstarts muss man Geduld mitbringen. Auch nachdem der Desktop geladen ist, wird der Prozessor vollständig auf beiden Kernen mit 100% ausgelastet. Dies liegt an der Installation von umfangreichen Windows-Updates. Nach dem Neustart wird dies fortgesetzt, sodass die Vollauslastung insgesamt mehrere Stunden anhält. Der Lüfter ist dabei mehr als deutlich hörbar und wird danach jedoch nicht leiser. Er scheint nicht Temperaturgesteuert zu sein. Die Lautstärke empfinde ich selbst einen Meter entfernt noch als störend. Vergleichbar wie ein älterer Laptop, der Videoschnitt oder andere anspruchsvolle Anwendungen durchführt.

Eine 64 GB große SSD ist verbaut. Da Windows selbst bereits fast 13 GB belegt, bleibt nicht all zu viel für eigene Programme und Daten übrig. Hier müsste man ggf. per Speicherkarte, M2 SSD oder externen USB-Laufwerken erweitern.

Ausstattung und Bedienung

Für Windows-Verhältnisse enthält der B1 vergleichsweise wenig Blotware: Neben Google Chrome ist „nur“ die unter Windows mittlerweile übliche Software dabei, also z.B. die Office-Demo, Skype und Konsorten. Das Surfen ist etwas träge, mit einer gewissen Geduld dennoch grundsätzlich möglich. Bei Videos kommt der Mini-PC aber an seine Grenzen.

Stromverbrauch & Leistung

Als Server oder auch schlichtweg aufgrund von zunehmend steigenden Energiekosten ist auch der Stromverbrauch ein wichtiges Kriterium. Im Leerlauf benötigt der Bmax B1 etwa 7,7 Watt, der niedrigste gemessene Wert waren 7,3 Watt. Mit voller Prozessorauslastung ist nur ein geringer Anstieg auf 9,2 Watt zu beobachten. Unter Linux mit 6,9 W im Leerlauf etwas weniger.

Zwischen (1) und (2) war der Prozessor im Leerlauf, ansonsten auf 100% Auslastung.

Zum Vergleich: Der Lenovo M910 Tiny begnügt sich mit rund 4 Watt im Leerlauf und 36 Watt unter Vollast. Wobei der dort verbaute i5 verfügt über doppelt so viele Kerne und generell deutlich mehr Leistung, daher der deutlich höhere Verbrauch unter Vollast. Die geringe Differenz zwischen Leerlauf und Vollast zeigt zudem, wie schwach der Celeron J3060 des B1 ist.

Ein Raspberry Pi 4 bewegt sich in einer ähnlichen Leistungsklasse wie der B1, ist mit ca. 2 Watt im Leerlauf sowie 4 W mit 100% Prozessorauslastung jedoch deutlich sparsamer. Und besitzt zwei Kerne mehr. Dies liegt sicherlich auch daran, dass der Celeron aus dem Jahre 2016 stammt und damit mehrere Jahre älter als der Broadcom des Pi ist.

Prozessor-Benchmarks und technische Daten vom Celeron des B1 (links), dem Raspberry Pi 4 (Mitte) und meinem getesteten M910 Tiny (rechts)

Linux auf dem BMAX B1

Da es sich um X86 Hardware handelt, haben wir einen normalen PC im Mini-Format. Es lässt sich daher nahezu jede Linux-Distribution installieren. Ein spezielles Image, dass die Unterstützung für die Hardware voraussetzt, ist im Gegensatz zum Raspberry Pi nicht nötig. Über die [ENTF] Taste gelangt man ins Bios. Dort muss lediglich die Startreihenfolge geändert werden, um von einem USB-Stick zu starten.

Fazit

Knapp 150 bzw. sogar nur 128€ sind ein lukrativer Preis. Für einen Raspberry Pi zahlt man mit Zubehör kaum weniger – zumal die Pis kaum verfügbar sind. Der B1 dagegen ist dauerhaft ab Lager innerhalb von 1-2 Tagen lieferbar. Die x86 Architektur ist ein Pluspunkt, eben so wie die kompakte Bauweise. Aber leider gibt es auch einige Nachteile: Veraltete Technik, lauter Lüfter, hoher Stromverbrauch und nur wenige Erweiterungsmöglichkeiten. Der Lenovo Tiny erlaubt nicht nur den Einbau einer M2 SSD. Man kann neben einer SATA-SSD oder Festplatte zudem auch den Arbeitsspeicher erweitern. Dafür kostet der Tiny allerdings generalüberholt auch ungefähr das doppelte.

Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass Bmax weitere Modellreihen anbietet. Etwa den B2. Auch darin steckt ein recht alter Intel-Prozessor, immerhin jedoch ein deutlich potenteres Atom-Modell. Hier ist entsprechend ein Aufpreis fällig.

Mich persönlich hat der Lenovo im Gesamtkonzept weit mehr überzeugt als der Bmax B1.

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