Die Raspberry Pi Welle ist da: Das verändert alles!

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Die Raspberry Pi Welle ist da: Das verändert alles!

Der Raspberry Pi ist seit Jahren nur sporadisch und in sehr geringer Stückzahl verfügbar, oder zu massiv gestiegenen Preisen. 2021 habe ich zum ersten Mal darüber berichtet, mittlerweile ist durch zahlreiche Aktualisierungen eine ganze Beitragsreihe entstanden. Der letzte stammt von Juni 2023 und versprach Millionen von Pis. Die ersten davon sind nun da, wie dieser Beitrag aufzeigt. Alles sieht danach aus, als ob wir am Anfang eine massiv verbesserten Liefersituation stehen!

Sogar Amazon verkauft wieder zu deutlich günstigeren Preisen

Amazon ist als Verkaufsplattform alleine den Regeln unseres Marktsystems unterworfen. Selbst dort waren Raspberry Pis teilweise nicht lieferbar, oft konnte man sie jedoch bestellen. Allerdings zu extrem hohen Preisen von teils über 200 Euro pro Stück. Es ist daher eine Erwähnung wert, dass man auf der größten Online-Shopping-Plattform den Raspberry Pi 4 mit 4 GB Arbeitsspeicher für derzeit 80,89€ (wenige Tage zuvor, während dieser Recherche noch 83,90€) inklusive Versandkosten bestellen kann. Der durchgestrichene Preis gibt einen Eindruck aus der bisherigen Zeit.

Als jemand, der die Raspberry Pi Preise vor der Pandemie kennt, wird man rund 84 Euro ohne Zubehör vielleicht noch immer als zu teuer empfinden. Tatsächlich wurde der Raspberry Pi 4 mit 4 GB Arbeitsspeicher im Jahre 2019 beispielsweise für knapp 60 Euro angeboten. Der Kleinere mit 2 GB RAM kostete rund 50 Euro und die zwischenzeitlich eingestellte Variante mit 1 GB Arbeitsspeicher war für etwa 40 Euro zu haben. Dies bezieht sich jeweils auf den reinen Produktpreis, je nach Shop wurden dazu noch Versandkosten fällig.

Tatsächlich ist er damit noch etwas teurer als vor der Pandemie. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, woher wir kommen: Bereits 2021 stieg der Preis der 4 GB Variante bei freien Händlern auf 90 Euro. Und das war erst der Anfang. In den darauffolgenden Monaten sank das Angebot, während die Nachfrage stieg. Dementsprechend steig der Handelspreis. Es dauerte nicht lange, bis Pis für 3-Stellige Beträge verkauft wurden – wohlgemerkt sprechen wir jeweils von den „nackten“ Geräten ohne jegliches Zubehör. Diese Lage war daraufhin für weit mehr als ein Jahr die neue Normalität. Gelegentlich bekamen einzelne autorisierte Händler ein paar hundert Exemplare. Die Nachfrage konnte damit jedoch nicht ansatzweise bedient werden. Oft waren die Vorräte in höchstens ein paar Stunden ausverkauft, teilweise sogar in Minuten.

Warum es nun nachhaltig anders werden wird

Ist das Problem nur gelöst oder ist es nachhaltig gelöst, mag man sich nun fragen. Schließlich gab es solche kleinen Lieferungen schon öfter, bei denen viele Interessierte leer ausgingen. Viele Anzeichen sprechen dafür, dass wir am Beginn der angekündigten großen Raspberry Pi Welle stehen.

1. Die Stückzahlen sinken nur langsam

Während der Erstellung dieses Beitrages habe ich einen großen Raspberry Pi Shop beobachtet. Am Samstag Mittag hatte dieser noch 231 Exemplare vorrätig. 24 Stunden später am Sonntag noch 211 Stück. Es sind also gerade einmal 21 Stück verkauft worden – und das an einem Wochenende. Wohlgemerkt hat dieser Shop bereits am Montag, den 03.07.2023 gegen Abend per E-Mail Newsletter über die neue Lieferung informiert. Noch vor kurzem wären die Lager allerspätestens am Dienstag wieder leer gewesen.

Nun sind sie zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Beitrages fast genau 9 Tage lieferfähig. Das ist bemerkenswert. Bei früheren kleinen Lieferungen waren diese oft schon im Verlaufe des Tages von jenen ausverkauft, die durch ihren Beruf dazu in der Lage waren. Viele sahen die Benachrichtigung erst am späten Nachmittag oder Abend – und ärgerten sich, dass sie zu dem Zeitpunkt schon nichts mehr bekommen hatten.

Ausgenommen davon sind nur größere Pakete, bei denen der Pi mit viel Zubehör zu einem entsprechend höheren Preis verkauft wurde. Diese haben sich schlechter verkauft. Kleinere Bündel mit beispielsweise Netzteil oder Gehäuse wurden dagegen ebenfalls stark nachgefragt. Vor allem dann, wenn nur noch diese lieferbar waren.

2. Eine breitflächige Lieferfähigkeit ist gegeben

Ebenfalls neu ist, dass nicht nur ein oder zwei Shops gefüllte Lager haben. Derzeit gibt es alleine den Raspberry Pi 4 bei drei verschiedenen Händlern. Raspishop bietet ihn etwa für 72,99 Euro an. Der Preisvorteil zu Amazon ist allerdings geringer, als es auf den ersten Blick scheint: Es werden nämlich pauschal 5,90 Euro Versandkosten fällig. Erst ab einem Bestellwert von 150 Euro entfallen diese. Wer sich nicht mit reichlich Zubehör eindeckt oder mehrere Pis kauft, muss daher Versandkosten bezahlen.

3. Beschränkungen werden gelockert oder fallen sogar komplett

Mehrere Pis? Hier liegt die nächste Neuigkeit: 3/4 offiziellen Verkäufern haben Beschränkungen der Stückzahl angehoben oder gar komplett entfernt. Raspishop verkauft drei Stück pro Person bzw. Haushalt und auch das gilt nur für einen Monat.

Welectron macht das Limit von der Variante abhängig: Der Raspberry Pi 4 ohne Zubehör ist weiterhin auf 1 Stück pro Kunde begrenzt. Das offizielle Paket mit Gehäuse, Netzteil, Kühlkörper und HDMI-Adapterkabel (20 Euro Aufpreis) kann zweimal gekauft werden, eben so wie andere Kits. Auch hier sind von den Varianten zum Zeitpunkt meiner Recherche über 100 Stück verfügbar.

Bei Funk24 sind die Beschränkungen komplett entfernt worden, für 66,90 Euro könnt ihr euch beliebig viele Raspberry Pi 4 (4GB) bestellen. Auch hier sind die Preise exklusive Versandkosten, die Pauschale beträgt 6,90 €.

4. Mehrere Modelle sind parallel lieferbar

Der Fokus auf das aktuellste Modell 4 soll nicht davon ablenken, dass man derzeit auch das Compute Modell 4 und den Zero W kaufen kann. Ebenfalls teurer als vor der Pandemie, aber immer noch deutlich günstiger, als es in der Zwischenzeit der Fall war. Auch auf den Raspberry Pi 3 trifft dies zu. Der Vorgänger ist mit langsamerem Prozessor und 1 GB Arbeitsspeicher zwar schwächer ausgestattet. Es gibt jedoch nach wie vor Projekte, wofür das völlig ausreicht. Beispielsweise, wenn der Fokus auf den GPIO-Ports liegt oder man einen Pi-Hole betreiben möchte. Mit 44,50 Euro ist er dafür deutlich günstiger als der Raspberry Pi 4. Letzterer ist derzeit nur mit 4 GB Arbeitsspeicher erhältlich, die anderen Varianten sind derzeit noch nicht lieferbar.

Zumindest nicht in Deutschland: „The PiHut“ hat beispielsweise derzeit nur den Raspberry Pi 4 mit 2 GB RAM für 43,88 € auf Lager. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: Der Shop befindet sich in Großbritannien. Das Land ist seit dem Brexit nicht mehr Teil der EU und auch die Übergangsregelungen sind ausgelaufen. Durch die nun notwendige Verzollung wird der Kauf komplizierter und teurer.

Randnotiz: Offizielle Preiserhöhungen

Nicht vergessen sollte man bei den Preisen, dass die Raspberry Pi Organisation aufgrund der generell gestiegenen Ressourcenpreise offizielle Preiserhöhungen vorgenommen hat: Der Raspberry Pi Zero kostet 15 US-Dollar, statt der bis Ende 2022 üblichen 10 $. Der Preis der 2 GB Version des Raspberry Pi 4 wurde als Geburtstagsgeschenk Anfang 2020 von 45 US-Dollar auf 35 Dollar reduziert. Damit wollte an die gesunkenen RAM-Preise an die Community weitergeben. Als die Preise jedoch wieder anstiegen, musste die Reduzierung Ende 2021 wieder zurückgenommen werden – eine temporäre Maßnahme.

Fazit: Wir sind noch nicht auf dem Höhepunkt, aber schwimmen auf der ersten Welle

Mehrere Shops können größere Mengen Raspberry Pis seit mehreren Tagen liefern – bereits das ist eine Zeitenwende. Ein Teil hat die Beschränkungen zumindest gelockert, vereinzelt sogar aufgehoben. Dazu sind die Preise massiv gesunken. Die erste Juli-Woche beginnt mit einer Reihe an massiven Verbesserungen, die es in der Form seit Jahren nicht mehr gab.

Zwar sind noch nicht alle Varianten und Modelle verfügbar, auch von den Millionen Stück sind wir noch etwas weg. Alles deutet jedoch darauf hin, dass wir auf dem versprochenen Weg sind. Akut sind die Lager jedenfalls gut gefüllt, womit der Bedarf von vielen gedeckt werden konnte und noch kann – ein gewaltiger Fortschritt. Es wird voraussichtlich eine Frage von Wochen, allerhöchstens noch Monaten sein, bis auch diese Probleme dauerhaft gelöst sind – und die Zeiten von 3-Stelligen Preisen für einen Raspberry Pi 4 ohne Zubehör vorbei sind.

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