Neuer Raspberry Pi Imager 1.7 behebt nervige Fehler und verbessert die Benutzbarkeit

Als Video ansehen
Bereitgestellt über YouTube

Neuer Raspberry Pi Imager 1.7 behebt nervige Fehler und verbessert die Benutzbarkeit

Durch die Veröffentlichung des 64 Bit Raspberry Pi OS am 02.02.2022 ist eine weitere Aktualisierung etwas in den Hintergrund geraten: Der Raspberry Pi Imager ist einen Tag später am 03.02.2022 in der neuen stabilen Version 1.7.1 erschienen. Sie korrigiert unter anderem einen nervigen Bug, wie wir uns im Folgenden genauer anschauen werden.

Wie bekomme ich Version 1.7?

Unter Linux wird 1.7 bereits über die Paketverwaltungen verteilt. Vor allem Manjaro war hier erwartungsgemäß recht schnell. Im Zweifel könnt ihr im Titel des Programmes erkennen, welche Version ihr habt:

Wer Windows verwendet, muss die neue Version per Hand herunterladen und installieren. Allerdings erscheint ein Hinweisfenster beim Start einer veralteten Version:

Ein Klick auf „Ja“ führt zur Downloadseite. Dort kann man die neueste Version für Windows, Ubuntu (Linux) und MacOS herunterladen.

Verbesserung der „Erweiterten Optionen“

Die größten Verbesserungen gibt es in den „Erweiterten Optionen“. In vorherigen Beiträgen zur Einrichtung habe ich ja schon öfter empfohlen, dass man mit STRG + SHIFT + X das Betriebssystem auf der Karte vorkonfigurieren kann. Vor allem bei Server-Installationen ohne grafische Oberfläche ist das praktisch, da sich u.a. Hostname, WLAN und Passwort/SSH-Schlüssel festlegen lassen. So braucht man keine an den Pi angeschlossenen Peripheriegeräte.

Ein Kritikpunkt am Imager war von mir, dass diese erweiterten Optionen ziemlich versteckt und kaum dokumentiert sind. Beides wurde in 1.7 verbessert: Nach der Auswahl des Betriebssystemes erscheint rechts unten ein kleines Zahnrad. Die Tastenkombination funktioniert als Abkürzung weiterhin – wer sie nicht kennt, findet die Möglichkeit darüber trotzdem.

Klarere Benutzeroberfläche für andere Distributionen

Mein zweiter großer Kritikpunkt zu dem es mittlerweile auch mehrere GitHub-Tickets gibt: Dieses Vorkonfigurieren funktionieren nur beim Raspberry Pi OS zuverlässig. Unter anderen Betriebssystemen kommt es zu mehr oder weniger schweren Problemen.

Ein Beispiel: Ich habe angefangen Ubuntu auf dem Pi zu testen, das wurde im Forum von mehreren von euch gewünscht. Beim Starten schaltete sich der Bildschirm nach einigen Sekunden einfach ab. Wie sich nach einiger Fehlersuche herausstellte, lag das Problem am Imager. Das Skript zur Vorkonfiguration wirft dort einen Fehler, wodurch der Pi heruntergefahren wird. Schon alleine weil man die Bildschirmausgabe aufgrund der Geschwindigkeit nicht lesen kann, ein schwer zu findender Fehler. Seit mehreren Monaten gibt es Tickets dazu, jedoch bisher keine Lösung oder zumindest ein Hinweis.

Version 1.7 hat hier zwei wichtige Änderungen vorgenommen. Sie haben den neuen „Einstellungs“-Knopf nur noch für kompatible und wohl getestete Distributionen eingeblendet. Bei allen anderen wird er ausgeblendet:

Das ist schon mal sinnvoll, allerdings erscheint er nach wie vor über das Tastenkürzel. Hier wäre ein weiterer Hinweis praktisch, v.a. weil der Einstellungs-Knopf so neu ist. Immerhin gibt es damit aber zum ersten mal überhaupt irgend eine sichtbare Anzeige, an der man erkennen kann, ob die Erweiterten Optionen unterstützt werden.

Praktisch: Die Tastenkombination für die erweiterten Optionen wurde nun endlich dokumentiert. Am Ende der Readme befindet sich ein kleiner Absatz dazu.

Die zweite Änderung ist technischer Natur: Für Ubuntu wird nun CloudiIit unterstützt. Das ist ein Standard, um in einer Yaml-Datei alle notwendigen Einstellungen vorzugeben. Beim ersten Start wird sie ausgelesen und das System entsprechend konfiguriert. Ich habe mit CentOS unter Terraform bereits CloudInit verwendet. Das Format hat manchmal seine Tücken, grundsätzlich ist es eine sehr sinnvolle Idee. Damit sollten die Probleme lösbar sein, sodass sich auch Ubuntu vernünftig mit dem Imager flashen lässt.

Zur Anpassung des Raspberry Pi OS wird noch auf systemd.run gesetzt. Der Kernel-Parameter erlaubt die Ausführung eines Shellskriptes beim Start. Funktioniert, hat sich in meinen Tests aber als fehleranfällig herausgestellt. Außerdem kann man es nur unter Distributionen mit Systemd nutzen. Das ist heutzutage zwar die Mehrheit, doch es gibt Gründe, auf ein anderes Init-System zu setzen. Dies hat beispielsweise das schlanke Alpine Linux getan. CloudInit wird zwar von einigen Distributionen unterstützt, aber nicht von allen. Eine Lösung für alle Distributionen wird es wohl auf absehbare Zeit nicht geben.

Weitere Verbesserungen und Fehlerkorrekturen

Wie man dem Changelog zu Version 1.7 entnehmen kann, gibt es noch ein paar weitere Änderungen:

  • Man kann einen eigenen Benutzername angeben. Bisher wurde automatisch ein Benutzer namens „pi“ angegeben, der sich in den Voreinstellungen nicht umbenennen ließ.
  • Benutzername und Passwort können auch dann festgelegt werden, wenn man SSH nicht aktiviert
  • Es lassen sich mehrere SSH-Schlüssel zur Anmeldung authorisieren. Wird vermutlich wenige von euch betreffen, das ist eher für größere Umgebungen oder Unternehmen interessant
  • Dazu eine Reihe von kleineren Fehlerkorrekturen unter verschiedenen Betriebssystemen, z.B. kann der Imager nun besser mit automatisch gemounteten Laufwerken unter Linux umgehen.

Telemetrie: Telefoniert der Imager nach hause?

Etwas verwirrend ist die Ankündigung, der Imager würde nun Telemetriedaten erfassen. Dies ist schon seit geraumer Zeit der Fall:

Auch die Dokumentation gibt es schon länger. Neu ist lediglich, dass die Daten an raspberrypi.com statt .org gesendet werden. Vermutlich ist das damit gemeint

Wenn ihr ein Image mit dem Imager auf eine Karte schreibt, wird Name, Adresse und Kategorie des Abbildes erfasst. Außerdem sammelt das Programm grundlegende Daten eures Computers wie Betriebssystem, Version, Prozessorarchitektur, Lokalisierung (Sprache und Land), die Imager-Version und Revision des Pi. Die Revision wird vmtl. nur dann erfasst, wenn man den Imager auf einem Pi startet – das ist ebenfalls möglich, man kann ihn dort über das Paket rpi-imager installieren.

Das ist – verglichen mit leider manch anderen Anwendungen – in meinen Augen noch durchwegs akzeptabel. Falls ihr diese Daten dennoch nicht senden möchtet, beschreibt der Telemetrie-Abschnitt in der Readme, wie man dies deaktivieren kann.

Wer einen Blick in die aktuell erfassten Daten werfen möchte, findet das im Video gezeigte Dashboard hier: Raspberry Pi Imager Statistiken

Fazit

Für Ubuntu Server setzt der Imager nun auf CloudInit statt der bereits seit längerem bekannten kaputten systemd.run Lösung. Die Erweiterten Optionen sind auch ohne Tastenkombination erreichbar und in ihnen selbst gibt es leichte Verbesserungen. Es hat sich also einiges an meinen großen Kritikpunkten getan, die ich bisher v.a. bei anderen Betriebssystemen hatte.

Andererseits bestätigen sie mein Fazit, dass ich beim Alpine Linux Beitrag bereits äußerte: Der Imager ist primär auf das Raspberry Pi OS zugeschnitten. Hier arbeite ich mit Image2Card bereits an einer Lösung, da es viele weitere Distributionen gibt. Diese lassen sich mit dem Imager nicht richtig flashen oder zumindest nicht vorkonfigurieren – was gerade für headless Server unpraktisch ist. Immerhin wird mit dem Wechsel zu CloudInit nun auch Ubuntu Server hinsichtlich der „Erweiterten Optionen“ unterstützt. In meinen Augen ist Version 1.7 daher in der Hinsicht ein Fortschritt.

Leave a Reply