Raspberry Pi: Windows Remote Desktop (Remotedesktopverbindung/RDP) einrichten

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Raspberry Pi: Windows Remote Desktop (Remotedesktopverbindung/RDP) einrichten

Die grafische Oberfläche kann nicht nur über einen am Raspberry Pi angeschlossenen Bildschirm zusammen mit Tastatur und Maus genutzt werden. Wie bei Linux üblich, lässt sich diese auch aus der Ferne bedienen. Hierzu gibt es verschiedene Lösungen, unter anderem VNC. Von Windows wird VNC allerdings nicht ohne zusätzliche Software unterstützt, außerdem ist die Performance nicht die Beste. Eine bessere Alternative kommt in diesem Falle aus dem Hause Microsoft: Die Remotedesktopverbindung, kurz RDP. Jede Windows-Version besitzt einen RDP-Client, womit man sich auf entsprechende Server verbinden kann.

Obwohl die Remotedesktopverbindung aus der Microsoft-Welt kommt und dafür entwickelt wurde, um sich zur grafischen Oberfläche von Windows-Server zu verbinden, ist diese auch für Linux verfügbar. Am bekanntesten ist das Programm XRDP, welches eine freie Implementierung des RDP-Protokolles bietet.. Dieser Artikel zeigt, wie ihr XRDP auf einem Raspberry Pi einrichten könnt. Das Ziel: Sich mit einem Windows-Client über die Remotedesktopverbindung auf die grafische Linux-Oberfläche des Raspberry Pi zu verbinden.

Voraussetzungen: Das brauchst du

Im folgenden wird der Raspberry Pi 4 verwendet. Aufgrund seiner deutlich höheren Leistung ist er besser für grafische Oberflächen geeignet. Du kannst natürlich auch ein älteres Modell wie 3 oder 2 nutzen – allerdings mit entsprechenden Einschränkungen: Das System wird langsamer laufen und du bist beschränkter, beispielsweise im Arbeitsspeicher.

Vorbereitung

Automatisches booten in den Desktopmodus aktivieren

Damit die grafische Oberfläche nach dem Starten des Raspberry Pi automatisch mitgestartet wird, muss dies aktiviert werden. Sofern du den Pi von Anfang an mit grafischer Oberfläche installiert hast oder den Autostart beim Nachinstallieren bereits angelegt hast, kann dieser Schritt unter Raspberry Pi OS 10 Buster übersprungen werden. Zur Sicherheit empfiehlt es sich, dies zu kontrollieren – ansonsten müsstest du dich nach einem Neustart per SSH auf den PI schalten und die grafische Oberfläche installieren.

Achtung: Ab Raspberry Pi OS 11 darf dieser Schritt NICHT übersprungen werden! Ansonsten seht ihr nur das XRDP-Hintergrundbild und nach einigen Minuten erscheint „connection problem, giving up„. Details dazu finden sich in diesem Forumsbeitrag.

Öffne die Konfiguration des RPI:

sudo raspi-config

Navigiere darin zu 1 System Options > S5 Boot / Auto Login > B3 Desktop

Hier hast du die Wahl zwischen Konsole und Desktop, letzteres startet die grafische Oberfläche. Je nachdem ob du beim Anmelden das Passwort eingeben möchtest (sicherer) oder die Anmeldung automatisch erfolgen soll (bequemer), wählst du mit den Pfeiltasten B3 Console für den passwortgeschützten Login oder B4 Desktop Autologin um automatisch ohne Passwortabfrage angemeldet zu werden. Bestätige mit Enter.

Anschließend öffnet sich die Startseite von raspi-config. Hier zweimal auf die Tab-Taste drücken, damit <Finish> ausgewählt ist und mit Enter bestätigen, um das Konfigurationsmenü zu schließen.

Vor den beenden wird gefragt, ob der Pi neu starten soll. Falls du hier Änderungen vorgenommen hast (also von Konsole auf Desktop) solltest du an dieser Stelle mit Yes bestätigen. Ansonsten mit der Tab-Taste auf No und wieder mit Enter bestätigen.

Bereits installierte VNC-Server entfernen

Um Konflikte zu vermeiden, sollten wir alle bereits ggf. installierten VNC-Server zuvor entfernen. Im Regelfall ist dies auf dem Pi der RealVNC-Server:

sudo apt-get purge realvnc-vnc-server

Installation von xrdp

Der RDP-Server selbst wird über folgendes Paket installiert – ca 23 MB insgesamt, also überschaubar:

sudo apt-get install xrdp

Per Windows Remotedesktopverbindung auf den Raspberry Pi verbinden

Auf unserem Windows Client-Computer öffnen wir die Remotedesktopverbindung – beispielsweise durch Suchen im Startmenü

In das Feld Computer entweder den Hostname (standardmäßig raspberrypi, sofern ihr dies nicht geändert habt) oder die IP-Adresse eures Raspberry Pi eingeben und die Verbindung starten.

Beim ersten Verbindungsversuch wird eine Warnmeldung erscheinen, dass die Identität des Ziels nicht überprüft werden konnte. Dies kommt daher, weil es ein neues Zertifikat ist, welches der Client noch nicht kennt. Daher mit Ja bestätigen. Damit diese Meldung nicht bei jedem Verbindungsversuch erscheint, empfiehlt es sich den Haken bei Nicht erneut nach Verbindungen mit diesem Computer fragen zu setzen.

Nun öffnet sich ein Anmeldefenster, in dem wir uns mit einem Benutzer am Raspberry Pi anmelden um eine Desktopsitzung zu starten. Standardmäßig ist das der Benutzer pi und das Kennwort raspberrypi, sofern ihr dies noch nicht geändert habt.

Nach wenigen Sekunden öffnet sich unser Desktop. Hier kann man nun jedes unter Raspberry Pi/ARM lauffähige Linux-Programm mit grafischer Oberfläche starten:

Wie bei RDP unter Windows auch, bleiben die Programme nach dem Schließen der Sitzung geöffnet. Man kann also das Fenster Remotedesktopverbindung mit dem roten X von Windows schließen. Verbinden wir uns das nächste mal, sind alle Programme so geöffnet wie vor dem Schließen – außer natürlich, der Raspberry Pi wird per SSH neu gestartet.

Tipp: Bildschirmschoner abschalten um Ressourcen zu sparen

Standardmäßig startet unter Pixel (der Raspberry Pi Desktopumgebung) ein zufälliger Bildschirmschoner nach 10 Minuten Inaktivität. Dieser ist ziemlich komplex. Insbesondere bei einer Remotedesktopverbindung lastet das den Raspberry Pi deutlich aus. Auf einem Pi4 haben wir ca. 40% CPU-Last, sobald der Bildschirmschoner startet:

Es empfiehlt sich daher, den Bildschirmschoner zu deaktivieren. Dafür öffnet man das Anwendungsmenü > Preferences > Screensaver

Auf einem deutschen Raspberry Pi OS lautet der Pfad Einstellungen > Bildschirmschoner

Oben unter Mode bzw Modus kann man den Bildschirmschoner komplett abschalten:

Anschließend das Fenster rechts oben schließen und es erscheint zukünftig kein Bildschirmschoner mehr, der den Raspberry Pi unnötig stark belastet.

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