Warum ich diese Mini-PCs nicht gekauft habe – obwohl sie auf den ersten Blick interessant aussahen (+ Kauftipps)

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Warum ich diese Mini-PCs nicht gekauft habe – obwohl sie auf den ersten Blick interessant aussahen (+ Kauftipps)

Ich schaue immer mal wieder nach lohnenswerten Mini-PCs im Internet. Vor allem im Preisbereich des Raspberry Pi finden sich interessante Angebote, die durchaus eine vergleichbare Konkurrenz sein können. Teils sogar mit weiteren Vorteilen, wie neben der X86-Architektur eine höhere Leistung. Neben der Möglichkeit mehr Arbeitsspeicher aufrüsten zu können, geht es hauptsächlich um den Prozessor. Die grundsätzlichen Möglichkeiten hatte ich in diesem Beitrag schon einmal erklärt.

Wie leistungsfähig ist der Raspberry Pi 4?

Als Mini-Server mag der Broadcom BCM2711 des Raspberry Pi ausreichen – etwa um wenige, kleinere Anwendungen bereitzustellen. Doch wird mehr Leistung benötigt oder möchte man gar virtualisieren, kommt er an seine Grenzen. Bei der Desktop-Nutzung mit grafischer Oberfläche macht sich das bereits beim Surfen bemerkbar: Das Laden von Internetseiten dauert einige Sekunden länger, als man es von halbwegs potenten PCs oder Laptops gewohnt ist. Für Geduldige oder die gelegentliche Nutzung mag das genug sein, dafür verbraucht ein Raspberry Pi 4 selbst unter Last nur wenige Watt.

Ein gut messbarer Vergleichswert sind Benchmarks: Durch sie lässt sich ein Prozessor schnell grob einordnen. Der BCM2711 erreicht in den Leistungstests auf cpubenchmark.net 834 Gesamtpunkte auf allen Kernen sowie 597 Punkte mit nur einem Thread. Für einen Einplatinencomputer ist das völlig in Ordnung.

Warum ich diesen Mini-PC nicht gekauft habe

Bei meiner Suche bin ich auf den Acer Aspire 3610 gestoßen. Auf den ersten Blick interessant: Man kann das Gerät recht einfach auseinander bauen, der Arbeitsspeicher war nicht gelötet und es schien Notebook-Hardware verbaut. Doch das Gerät kam anscheinend bereits Ende 2009 auf den Markt. Dementsprechend findet man nicht mehr all zu viel Material im Internet. Ein kurzer Test von Chip stammt aus dem Sommer 2010. Mit 4 GB Arbeitsspeicher ausgestattet schien der Mini-PC dennoch durchaus brauchbar, zumindest wenn die 500 GB Festplatte durch eine SSD ersetzt wird.

Doch der Knackpunkt ist der Intel Atom 330 Prozessor: Er besitzt nur 2 Kerne mit 1,6 GHz getaktet. Wer die Atom-Serie kennt, weiß: Diese Prozessoren waren für kleine Notebooks (Netbooks) gedacht. Im Fokus steht ein geringer Energieverbrauch, sodass sie schon damals im unteren Leistungsbereich angesiedelt waren. Daher auch die geringe TDP von 8 Watt. Im gleichen Benchmark erreicht der Atom 330 nur 371 Punkte – also etwa die Hälfte des um etliche Jahre jüngere Broadcom vom Raspberry Pi.

Auch Nachfolgemodelle wie z.B. der Atom D525 sind kaum schneller, erreichen dafür jedoch sogar einen höheren TDP. Als Desktop ist solch ein schwaches System definitiv nicht mehr zu gebrauchen. Maximal als Micro-Server, wobei ich hierbei mehr Nachteile als Vorteile sehe. Vor allem zum Preis von knapp 50 Euro gibt es bessere Alternativen.

Auch bei anderen (Mini-) PCs ist Vorsicht geboten

Ein weiteres Beispiel ist dieser Zotac ZBox mit Intel Celeron 2961Y. Die Celerons sind nicht ganz so langsam wie Atom. Sie wurden für Notebooks und Office-PCs entwickelt. Zudem ist der hier verbaute mit der sperrigen Bezeichnung 2961Y immerhin aus dem Jahre 2015. Dennoch mit 1,1 GHz recht schwach getaktet, zudem verfügt er nur über 2 Kerne. Spürbar schneller als der Raspberry Pi 4 wird dieses Modell nicht sein.

Viele Mini-PCs gibt es in verschiedenen Ausstattungen. So bekommt man die ZBox etwa auch mit dem zuvor erwähnten Atom DS525 für 50 €. Oder für insgesamt 81,90 € mit i3 3220T und einer 256 GB SSD. Zwar verfügt der i3 ebenfalls nur über 2 physische Kerne, ist jedoch mit 2,8 GHz höher getaktet. Damit geht auch ein höherer Strombedarf und somit mehr Abwärme einher. Von der Leistung her schneidet er jedoch schon mal deutlich besser ab – obwohl der i3 aus dem Jahre 2012 stammt.

Auch Fujitsu bietet mit etwa dem Futro S740 einen interessanten Thin Client an. Ursprünglich eher dafür gedacht, um in Firmenumgebungen die Verbindung zu einem Terminalserver herzustellen, eignet er sich gut als kleinerer Heimserver. Wer jedoch nicht aufpasst, landet schnell bei anderen Modellen wie dem S720. Anhand der Nummer könnte man vermuten, dass kein all zu großer Unterschied zwischen S720 und S740 liegen sollte. Doch der im S720 verbaute AMD-Prozessor ist viele Jahre älter und deutlich leistungsschwächer. Trotz des vergleichsweise niedrigen Preises ist er damit in meinen Augen kaum eine lohnenswerte Alternative.

Fazit: Augen auf beim Computerkauf

Diese Liste könnte man noch weiter führen, auch mit Tower-Computern. Alte PCs müssen nicht schlecht sein. Im Gegenteil, es gibt einige Systeme, die mehrere Jahre alt sind und noch eine hervorragende Performance liefern können. Allerdings sollte man neben dem Alter zudem auf die Leistung achten. Ein damals schnelles System kann heute noch gute Dienste leisten. Was damals schon eher langsam war, wird dagegen nicht besser. Denn die Anforderungen der Software sind in den letzten Jahren tendenziell gestiegen statt gesunken.

Derart langsame Hardware sollte man höchstens dann kaufen, wenn man sich a) der Leistung die man erwarten kann bewusst ist und b) sie zu einem attraktiven Preis verkauft wird – oder im besten Falle verschenkt. Das ist etwas anderes, als solche Geräte zu recht staatlichen Preisen auf eBay zu kaufen. Vor allem im Dauerbetrieb sollte zudem der Stromverbrauch nicht vernachlässigt werden. Ansonsten kann ein vermeintliches Schnäppchen über die Zeit schnell teuer werden. Grundsätzlich ist es wichtig, sich über den Einsatzzweck Gedanken zu machen.

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