Ältere Windows 10/11 Versionen herunterladen: Das verschweigt Microsoft

Ältere Windows 10/11 Versionen herunterladen: Das verschweigt Microsoft

Programme laufen nur unter einer bestimmten Windows-Version? Man versucht nachzuvollziehen, was Microsoft intransparent verändert hat? Das sind nur zwei Beispiele für nachvollziehbare Gründe, um eine ältere Version von Windows 10 oder 11 zu installieren. Alleine Windows 10 besteht mittlerweile aus 14 großen Veröffentlichungen.1 Doch das ist kompliziert, da sich Microsoft quer stellt. Welche Möglichkeiten bleiben, zeigt dieser Beitrag.

Microsoft möchte euch höchstens die aktuelle Version geben

Erst seit einigen Jahren stellt der Konzern überhaupt Installationsmedien zur Verfügung. Anfangs nicht einmal direkt als ISO, sondern nur (für Windows-Nutzer) über das Media Creation Tool. Einige Zeit später bot man endlich den direkten Download eines ISO-Abbildes per offizieller Webseite an.2 Bis dahin blieben lediglich optische Installationsmedien als offizielle Quelle. Oder den mehr oder weniger seriösen Drittanbietern zu vertrauen, die sich mit dem Anbieten fremder proprietärer Software theoretisch selbst strafbar machten.

Bis heute hat Microsofts offizielles Angebot jedoch einen großen Haken: Das Unternehmen lässt euch darüber lediglich die aktuellste Version herunterladen – bei Windows 10 etwa 22H2. Wer 21H2, 21H1 oder eine noch ältere benötigt, hat bei Microsoft Pech gehabt.3 Wie so oft existieren mehrere Workarounds und Hacks, mit denen sich künstliche Einschränkungen proprietärer Software umgehen lassen. Allerdings muss man dafür Aufwand sowie ggf. Nachteile in Kauf nehmen. Schließlich agiert man gegen die Interessen eines der größten Softwarekonzernes der Welt.

UUP dump bastelt euch ein ISO zusammen

Ein kreativer Hack ist uupdump.net: Die Seite bastelt euch Skripte, um zahlreiche Installationsdateien für Windows Updates herunterzuladen. In aufwändigen Verfahren werden diese zu einem ISO-Abbild zusammengebastelt. Es ist der einzige Hack, um Windows 10/11 auf einem Raspberry Pi zu installieren. Da es als Quelle die Update-Server von Microsoft anzapft, ist es einer der am wenigsten unsicheren Wege. Daran sieht man sehr schön: Technisch wäre es ein Leichtes, euch schlichtweg alle Windows-Versionen auf der offiziellen Unternehmensseite anzubieten. Microsoft möchte jedoch eure Freiheit bei jeder Gelegenheit einschränken und tut daher vieles, um das so schwer wie möglich zu machen.

Allerdings gibt es einen Nachteil: Ihr benötigt ein installiertes Windows. Und die Seite kann euch nicht jede beliebige Windows-Version zusammen kleben, weil Microsoft die UUP-Dateien nach einiger Zeit löscht. Windows 10 geht daher nur bis 1809 (von Oktober 2018) zurück, somit sind 6 Versionen außen vor. Lediglich Windows 11 lässt sich bis zur Erstveröffentlichung mit 21H2 herunterladen. Es ist davon auszugehen, dass Microsoft dort in Zukunft ebenfalls den Löschhammer schwingt und somit Versionen fehlen werden.

Wer mit diesen Einschränkungen lebt, der kann sich über den Umweg der Skripte mit einiger Geduld das gewünschte ISO bauen lassen. Dafür sind einige Abhängigkeiten nötig, welche in readme.unix.md beschrieben werden. Unter Distributionen auf Arch Linux installiert man sie wie folgt (das aria2 Paket fehlte in der Doku) und startet den Download:

sudo pacman -S cabextract wimlib chntpw cdrtools aria2c
bash uup_download_linux.sh

Das Skript wird nun zahlreiche Pakete von den Windows Update-Servern herunterladen. Ihr benötigt dementsprechend mehrere Gigabyte freien Speicherplatz (in meinem Test mindestens 10 GB). Anschließend entpackt es diese und verpackt sie neu zu einem ISO-Abbild. Klingt kompliziert und ist es auch. Da es sich um proprietärer Software handelt, hat Microsoft leider das Recht, den direkten Download von ISO-Dateien zu verbieten. Damit wäre das ganze natürlich viel einfacher.

Universal MediaCreationTool umgeht Microsofts Beschränkungen

Mit dem Anfangs erwähnten Media Creation Tool lassen sich Installationsmedien unter Windows erstellen. Ähnlich wie auf der Webseite hat Microsoft dies jedoch stark eingeschränkt, sodass Nutzer darüber keine älteren Versionen bekommen können. Sondern lediglich aktuelle. Das Projekt Universal MediaCreationTool versucht, diese Beschränkungen zu umgehen.4 Dafür nutzt es gezielt ältere Versionen des Media Creation Tools. Was einfach klingt, erfordert rund 1.500 Zeilen Code im Skript.

Diese kreative Idee funktioniert grundsätzlich, hat allerdings drei Haken: Da sie als Batch-Datei bereitgestellt wird, funktioniert sie lediglich unter Windows. GNU/Linux-Nutzer müssen eine VM nutzen. Selbst damit ist das bereitstellen jeglicher Windows-Versionen nicht garantiert: Mehrere Versionen wurden von Microsoft auch hier ausradiert, das Herunterladen schlägt fehl. Bei den funktionierenden Versionen ist es Pflicht, Microsofts Media Creation Tool durchzuklicken. Das ist vor allem dann nervig, wenn mehrere Versionen benötigt werden: Die Software erfordert zahlreiche Interaktionen und ist langsam.

Besserung ist nicht in Sicht. Zum einen ist primär Microsoft für diese Probleme verantwortlich. Darüber hinaus hat der Entwickler des inoffiziellen Skripts offensichtlich keine Lust mehr auf Windows. Seine letzte Änderung an diesem Projekt stammt von Ende 2023. Dementsprechend fehlt die durch gravierende Mängel und umstrittene Änderungen aufgefallene 24H2 Version von Windows 11. Sie lässt sich derzeit noch von Microsofts Webseite herunterladen. Das wird jedoch bald ein Ende finden, sobald der Nachfolger erscheint.

Fenster schließt sich sofort wieder?

Auf meinem Testsystem startete es im ersten Anlauf zwar. Nach einem Neustart schloss sich das Fenster sofort wieder. Zu erkennen war lediglich eine Fehlermeldung, jedoch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Jegliche Versuche mit einem selbst geöffneten Terminal-Fenster oder call MediaCreationTool.bat erzeugten das gleiche Ergebnis. Eine super Leistung, Microsoft!

Der einzige Weg um den Fehler zu lesen bestand darin, meine Aufnahme für die Videos zu starten. Anschließend in Kdenlive das Einzelbild der Fehlermeldung heraussuchen. Warum chcp nicht gefunden werden soll, bleibt das Geheimnis von Windows. In %PATH% ist der Pfad ebenfalls eingetragen. Als kurzfristigen Hack um diesen Beitrag erstellen zu können, habe ich den absoluten Pfad in der Batch-Datei ergänzt. Es existiert lediglich ein Verweis darauf:

Das Internet-Archiv versucht zu retten

Seit 1996 versucht das Internet Archive, die Inhalte im Internet zu retten. Während wir bei klassischen Medien wie Büchern zumindest eine gewisse Archivierung haben (z.B. durch Bibliotheken), sieht es im WWW deutlich schlechter aus. Auch wenn es heißt Das Internet vergisst nicht, sind viele Inhalte bereits nach wenigen Jahren verschwunden. Das gemeinnützige Internet Archiv kämpft dabei gegen Windmühlen. Konzerne wie Microsoft haben nicht nur kein Interesse an einer Archivierung. Teils gehen Unternehmen sogar gegen die dort abgelegten Inhalte vor – proprietäre Software macht es möglich. Das Internet Archiv wird daher immer wieder verklagt und muss Dateien entfernen.

Dennoch überleben dort einige interessante Dinge. Beispielsweise die erste Windows 10 Version 1507 in sämtlichen Sprachen als Home/Pro Edition.5 Eben so ältere Windows-Versionen und andere Medien. Da Microsoft sich weigert, offizielle Medien beizusteuern, stammen sämtliche Inhalte von anderen Nutzern. Wie sicher und frei von Manipulation diese sind, ist daher fraglich. Allerdings ist es oft eine der letzten Chancen, überhaupt noch an ältere Inhalte zu kommen.

Fazit

Microsoft möchte erzwingen, dass ihr die neueste Version von Windows verwendet. Bestenfalls für nicht mehr gepflegte Versionen ist das noch ein Stück weit nachvollziehbar. Wenngleich selbst hier der (Offline) Einsatz durchaus ohne Sicherheitsrisiko möglich ist. Selbst diese Freiheit möchte der Konzern seinen Nutzern nicht gönnen und bietet keine offiziellen Weg, um an ältere Installationsmedien heran zu kommen. Die Community hat verschiedene Workarounds gefunden, um dies zu umgehen – allerdings nur Eingeschränkt sowie mit Mehraufwand.

Das ist besser als gar nichts. Dennoch zeigt sich auch hier: Der beste Weg besteht in der eigenen Archivierung. Und zwar frühzeitig, so lange die Inhalte idealerweise sogar noch offiziell verfügbar sind. Selbstverständlich gilt dies eben so für alle Inhalte, vor allem proprietäre. Bei Spielen zeigt etwa eine Studie, dass 87% von den 4.000 untersuchten gefährdet sind.6 Gerade hier ist das Ökosystem wichtig. Andere Medien sind ebenfalls kurzlebiger geworden.

Quellen

  1. https://microsoft.fandom.com/wiki/Windows_10_version_history ↩︎
  2. https://www.microsoft.com/de-de/software-download/windows10iso ↩︎
  3. https://answers.microsoft.com/en-us/windows/forum/all/where-to-download-genuineoriginal-windows-10/3cd6ec25-253c-415e-9363-d6d94cd21f94 ↩︎
  4. https://github.com/AveYo/MediaCreationTool.bat ↩︎
  5. https://archive.org/details/windows-10-1507-home-and-pro/ ↩︎
  6. https://news.instant-gaming.com/de/artikel/2100-studie-87-der-vor-2010-veroffentlichten-spiele-vom-aussterben-bedroht ↩︎

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