Giada H81 im Test: Mini-PC mit Intel i5 für unter 100€ – Raspberry Pi Alternative unter Windows & Linux getestet

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Giada H81 im Test: Mini-PC mit Intel i5 für unter 100€ – Raspberry Pi Alternative unter Windows & Linux getestet

Was steckt im Giada Mini-PC?

Das Format wird als USFF (Ultra Small Form Factor) bezeichnet. Äußerlich ist er von der Größe her etwas kleiner als ein Schuhkarton. Im Inneren steckt ein Intel Core i5-4590S, das „S“ steht für Special Edition. Mit 5118 Punkten erreicht er in Benchmark einen guten Wert. Über 6x mehr als der BCM2711 des Raspberry Pi 4. Der aus dem Jahre 2014 stammende i5 taktet mit 3,0 GHz und kann im Turbo-Modus auf bis zu 3,7 GHz steigen. Trotz des Alters kann man mit so einem Prozessor noch einiges anfangen. Zumal er mit 8 GB Arbeitsspeicher üppig ausgestattet ist. Lediglich die SSD ist mit 60 GB für heutige Verhältnisse ziemlich klein. In diesem Angebot ist zudem ein neues Netzteil enthalten, sodass man hier keinen Verschleiß fürchten muss. Mein Exemplar habe ich für 67 € inklusive Versand ersteigert.

Die Front bietet neben dem Einschalter zwei LEDs (Power/HDD) und zwei 3,5″ Klinkenbuchsen zum Anschluss eines Kopfhörers bzw. Mikrofons. Wer eine externe Festplatte oder andere Geräte anschließen möchte bei denen es auf die Übertragungsrate ankommt, wird sich über die zwei blauen USB 3.0 Anschlüsse freuen.

Innenleben/Aufrüstbarkeit

Um den PC zu öffnen, gibt es insgesamt vier Schrauben. Eine davon wurde mit einem roten Garantiekleber verdeckt. Von hinten gesehen muss der Deckel schräg nach oben geklappt werden. Das gestaltet sich jedoch als fummelige Angelegenheit: In den Ecken wird der Deckel leicht nach oben gehebelt. Dabei auch etwas nach vorne, da er mit insgesamt drei Haken aus Metall eingehakt ist:

So kann man den Deckel immer weiter aufklappen. Das Hebeln kann man mit einem Schraubendreher machen. Allerdings sollte man anfangs ein Tuch oder etwas anderes benutzen, da ansonsten das Gehäuse leicht versehentlich verkratzt wird.

Schlussendlich muss man ihn mit einer Mischung aus nach vorne ziehen und nach unten bewegen vorsichtig entfernen. Für das Aufhebeln wird aufgrund der Metallhaken recht viel Kraft benötigt. Im Inneren kommt ein großer Kühlkörper, der sich mitsamt Prozessor theoretisch austauschen lässt, zum Vorschein. Zusammen mit zwei DDR3 Arbeitsspeicherriegeln. Da eine normale 2,5″ SATA-SSD als Speicher eingebaut ist, kann man hier recht günstig erweitern. Das Board besitzt sogar einen zweiten SATA-Anschluss. Um ihn zu nutzen fehlt aber neben dem Platz auch ein Stromanschluss.

Windows 10

Windows 10 Pro ist vorinstalliert, wie es in der Beschreibung angegeben war. Schon der Start ist schnell: Etwa 12 Sekunden vom Drücken des Einschaltknopfes bis zum Anmeldebildschirm. Die Automatische Anmeldung ist nach 16 s abgeschlossen, sodass man den Desktop sieht.

Ebenso die Bedienung ist sehr schnell und flüssig. Egal welchen Browser man startet, er ist gefühlt sofort geöffnet. Bereits beim Surfen wird offensichtlich, dass der i5 deutlich mehr Leistung besitzt, als der Broadcom vom Raspberry Pi: Selbst bei mehreren Browsertabs wird nichts langsamer. Der Prozessor langweilt sich eher. Selbst bei komplexen Internetseiten steigt er maximal auf etwa 60 % und auch das nur für den Bruchteil einer Sekunde. Ganz anders beim Pi 4, dort bringt schon das Laden und Rendern von Internetseiten die CPU recht stark ins Schwitzen. Mehr dazu findet ihr in meinem Test zur Desktopnutzung mit Manjaro.

Videos in Full-HD sind für den Prozessor absolut keine Herausforderung. Trotz flüssiger Wiedergabe drosselt er den Takt stark. Erst bei 4K Material steigt die Auslastung auf etwa 25 – 40 Prozent an. Ruckler gibt es mit der hohen Auflösung während des Abspielen gelegentlich. Beim Spulen sind mir in 4K ein paar Sekunden Wartezeit aufgefallen. In Full-HD trat dies nicht auf.

Stromverbrauch

Abgesehen von einer kurzen Spitze beim Booten liegt der Stromverbrauch im Leerlauf bei etwa 16,5 Watt. In diesem Zeitraum waren keinerlei Programme geöffnet. Windows führte auch keine Hintergrundaufgaben wie etwa der Download oder die Installation von Upgrades aus. Deutlich mehr, als der Lenovo M910q Tiny: Er liegt bei knapp 4 Watt im Leerlauf. In beiden Fällen wurde mit dem FRITZ!DECT 200 Messgerät gemessen, sodass die Werte uneingeschränkt vergleichbar sind.

Realistischer im Alltag ist das Surfen im Internet (linker Strich) sowie die Wiedergabe von Actionfilm-Trailern auf YouTube (rechts). Beim Stöbern im Internet ist der Verbrauch kaum höher als im Leerlauf und auch der Unterschied zum Tiny ist geringer. Hierbei wurde ein PiHole im Netzwerk verwendet. Mit Werbung wäre das Gerät wohl nicht nur langsamer, sondern würde auch mehr Strom aus der Steckdose ziehen. Wenn Videos mit 1080p im Vollbildmodus angeschaut werden, kommt es nur kurzzeitig mal zu Spitzen von maximal 43 Watt. Im Standby-Modus von Windows sind es etwa 2,4 Watt. Weckt man ihn auf, ist nach nur ca. 4 Sekunden wieder der Anmeldebildschirm zu sehen.

Der Lüfter ist im Leerlauf oder bei geringer Last leicht hörbar, sofern Stille im Raum herrscht. Bereits wenn ein Film läuft, man Musik hört oder sich unterhält, bekommt man davon nichts mehr mit.

Wie sieht es unter Vollast aus? Hier ist bei konstant 100% Auslastung mit maximal rund 69,7 W zu rechnen. Deutlich hörbar ist nun auch der Lüfter. Der Prozessor wird dabei bis zu 67 °C warm und man hört den Lüfter nun deutlich. Zum Vergleich: Der Lenovo Tiny war mit knapp 40 Watt bei Vollauslastung ein gutes Stück genügsamer.

Bei 50% Auslastung sinkt der Verbrauch auf 53,4 Watt ab, die Temperatur auf 52 °C. Folgende Grafik zeigt den Stromverbrauch im Standby (1), Leerlauf (2), auf 100% künstlicher Auslastung (3) und mit 50% Prime95 Auslastung (4).

Die Kosten sind derzeit noch schwieriger zu berechnen als sonst, da die Preise deutlich steigen. Von den 0,32 € pro kWh aus meinem Test des Lenovo Tinys sind einige mittlerweile weit entfernt: Laut Verivox lag der durchschnittliche Preis im August 2022 bei rund 0,42 €. Das kann abhängig von verschiedenen Umständen stark schwanken. Wir rechnen im Folgenden mit dem Durchschnittswert.

  • Leerlauf: 16,5 W
  • Surfen und ähnliche Szenarien mit geringem Verbrauch: Ca. 20 W
  • 50 % Last: 53,4 W

Im Alltag ist wohl der ungefähre Wert von 20 W für das Surfen am realistischsten. Wenn man mit dem Gerät 3 h pro Tag surft, sind das 0,76 € pro Monat und 9,07 € jährlich. Wer damit arbeitet und ihn im Schnitt sieben Stunden pro Tag nutzt, bezahlt 1,76 €/Monat oder 21,17 €/Jahr.

Im 24/7 Betrieb kann man diesen Wert auch ungefähr als Server verwenden, da diese oft eher im Leerlauf sind. Hier muss man mit 6,05 € monatlich bzw. 72,58 € im Jahr rechnen. Außer man führt rechenintensive Aufgaben wie z.B. Mining aus, was – neben den Folgen für die Umwelt – wohl mittlerweile auch nicht mehr lohnenswert sein dürfte. Mit konstant 50 % Auslastung wären es bereits 193,78 €/Jahr, bei 100 % Prozessorlast sogar 252,93 Euro/Jahr.

GNU/Linux & das UEFI

Wie sieht es mit Linux aus? Das ist hier besonders interessant, da Spielen – eines der Hauptgründe für Windows – auf diesem Gerät definitiv entfällt. Manjaro ist schnell installiert, nachdem man im UEFI/Bios die Startreihenfolge ändert. Mit der [ENTF] Taste lässt es sich öffnen. Das Bios stammt aus dem Jahre 2015 und ist recht rudimentär, aber in meinen Augen ziemlich übersichtlich. Praktisch: In den erweiterten Einstellungen unter Hardware Monitor lässt sich das Verhalten des Prozessorlüfters regeln. Reduziert man Fan start PWM von 100 auf 50, ist der Lüfter im Leerlauf gar nicht mehr hörbar. Die Temperatur steigt nur wenig.

Manjaro läuft ebenfalls flüssig und wie man es erwarten würde mit geringem Ressourcenverbrauch. Alles funktioniert, wobei man WLAN sowie Bluetooth bei diesem Gerät vermisst. Wer es benötigt, muss dies über USB-Sticks nachrüsten.

Fedora 36 habe ich ebenfalls kurz getestet. Als Desktopumgebung kommt dort Gnome zum Einsatz – verglichen mit Xfce von Manjaro eher ressourcenhungrig. Für den Giada H81 ist das kein wirkliches Problem: Auch hier ist die Bedienung schnell, es kommt zu keinen störend langen Wartezeiten.

Fazit

Der i5 des Giada H81 ist zum Testzeitpunkt etwa 8 Jahre alt, aber war damals schon leistungsfähig. Zusammen mit den 8 GB Arbeitsspeicher reicht er für typische Aufgaben wie Surfen, Mails lesen, Videos etc. völlig aus. Es sind sogar genug Ressourcen für komplexere Dinge wie z.B. Entwicklungsumgebungen vorhanden. Lediglich für CPU-Lastige Dinge ist der eingebaute Prozessor nur sehr eingeschränkt möglich. Für aufwändigere Spiele ist aber nahezu jeder Mini-PC mangels dedizierter Grafikkarte zu schwach.

Als Mini-Server kann er theoretisch auch eingesetzt werden. Jedoch macht sich hier der im Vergleich mit dem Lenovo Tiny mehr als doppelt so hohe Stromverbrauch bemerkbar: Bei 42 Cent pro kWh macht das etwa 73 € pro Jahr gegenüber 25 € beim Tiny – somit ungefähr 48 € Mehrkosten. Im Desktop-Betrieb fällt der Unterschied deutlich geringer aus. Vor allem bei gelegentlicher Nutzung.

Ich würde das Gerät daher bevorzugt als kleines Desktopsystem verwenden. Die Erweiterbarkeit ist gegeben, hier gibt es gegenüber dem Tiny leider zwei entscheidende Nachteile: Es ist deutlich schwieriger, das Gehäuse zu Öffnen. Darüber hinaus ist die Verfügbarkeit zumindest derzeit deutlich schlechter.

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