Monetarisierung in Qt: Droht Werbung in FileZilla, OpenShot, Calibre, KeePassX und weiteren Programmen?

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Monetarisierung in Qt: Droht Werbung in FileZilla, OpenShot, Calibre, KeePassX und weiteren Programmen?

Die Qt-Bibliothek hat kürzlich eine neue Funktion angekündigt: Digital Advertising soll es Entwicklern ermöglichen, Werbung in ihre Anwendungen einzubinden und damit Geld zu verdienen. Ein Beispiel, wie dies aussehen könnte:

Was ist Qt und wo wird es eingesetzt?

Um die Auswirkungen zu verstehen, muss man zunächst wissen: Qt ist eine Bibliothek für grafische Oberflächen. Und zwar plattformunabhängig, d.H. es kann unter Windows, Linux, MacOS und sogar auf Android/iOS Mobilgeräten verwendet werden. Qt enthält Knöpfe, Textboxen, Schiebereger und eine Reihe weiterer gängiger Steuerelemente. Wer ein grafisches Programm entwickeln möchte, spart sich durch den Einsatz eines Frameworkes wie Qt Arbeit, da er diese Dinge ja nicht selbst programmieren muss. Außerdem kann man dadurch die Darstellung einheitlich gestalten sowie an die Optik vom Betriebssystem anlehnen. 1995 Gegründet gehört es zum Urgestein der heutigen IT und wird von zahlreichen Programmen verwendet.

Das Manjaro-Wiki enthält eine Liste von Qt-Anwendungen. Sie ist wohl nicht zu 100% vollständig, aber gibt einen Eindruck über die hohe Zahl an Programmen, die Qt verwenden. Der (S)FTP-Client und Server FileZilla, das Schnittprogramm OpenShot, die E-Book Verwaltung Calibre oder der Passwortmanager KeePassX sind nur ein paar der wohl bekannteren Beispiele. Mit KDE baut sogar eine ganze Desktop-Umgebung auf dem Qt-Framework auf.

Werden diese Programme nun alle Werbung enthalten?

Das Werbe-Modul von Qt ist nicht automatisch aktiv, sondern muss vom Entwickler in die jeweilige Anwendung eingebaut werden. Je nachdem wie viele Projekte davon Gebrauch machen, werden wir zukünftig also in mehr oder weniger Programmen solche Reklame sehen. KDE hat etwa kommentiert, es gäbe keine Pläne, in den auf Qt basierten Programmen zukünftig Werbung einzubauen.

Im Gegensatz zu KDE setzt das Raspberry Pi OS auf GTK, derzeit in Version 3. Die Standard-Desktopumgebung des Pi ist somit nicht betroffen. Es kann aber natürlich passieren, dass ihr z.B. auf dem Raspberry Pi OS eine Software benutzt, die sich zukünftig mit Reklame finanzieren möchte.

Werbung in KDE – Positiv oder Negativ?

Qt gibt an, dass viele nach einer Möglichkeit gefragt haben, mit ihren Programmen Geld zu verdienen. Sie zielen damit vor allem auf die IoT-Industrie ab – also Geräte aus dem Internet der Dinge, die Qt-Oberflächen nutzen, um z.B. einen Statusbildschirm zu erstellen oder ein Bedienfeld umzusetzen.

Grundsätzlich ist die Idee von Werbung in Software nicht neu: Seit Windows 10 hat sogar Microsoft seine Nutzer ungefragt mit Werbung beglückt, obwohl sie für das Betriebssystem – direkt oder indirekt – bereits bezahlt hatten. Handy- und Tablet-Apps enthalten bereits seit Jahren Werbung. Relativ neu ist allerdings, Werbung in ein großes Framework einzubinden.

Viele finanzieren sich aber auch darüber und können ihre Software anbieten, ohne vom Nutzer direkt Geld zu verlangen. Wer Vollzeit an seiner Software arbeiten möchte, benötigt eine sichere Einnahmequelle, um zumindest seine Lebenshaltungskosten zu decken. Oft fallen auch Kosten für die Infrastruktur eines Programms an.

Auf der anderen Seite leidet der Datenschutz, da Werbung meist personalisiert ist und viele Daten sammelt, die oft sogar an andere Unternehmen verkauft werden. Über den für Werbanzeigen eingebetteten Programmcode kann ein Sicherheitsrisiko entstehen. Manche möchten zudem schlichtweg nicht von Werbung abgelenkt oder gar belästigt werden werden, während sie eine Software bedienen. Es ist daher eine Grundsatzfrage, die – wie so vieles auch – zwei Seiten hat. In den nächsten Monaten und Jahren werden wir sehen können, welche Programme davon Gebrauch machen und wie sich dies auswirkt.

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