Dieses Windows läuft nur in der Cloud: Das ist Windows NXT/CPC/365

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Dieses Windows läuft nur in der Cloud: Das ist Windows NXT/CPC/365

Microsoft liebt „die Cloud“: Dank Abos und Abhängigkeit bringt ihnen nichts so viel Wachstum. Die unter der Marke Azure vertriebenen Clouddienste sind im Vergleich mit dem Vorjahr um 35% gestiegen – das übertrifft Prognosen. Im abgelaufenen Quartal erzielte der Konzern einen Nettogewinn von 24,7 Milliarden US-Dollar – ein Anstieg um 11%.1 Damit das so bleibt, drängt Microsoft seine Nutzer vor allem unter Windows kräftig mit immer neuen Maschen zu den eigenen Clouddiensten. Doch selbst das scheint nicht mehr genug.

Windows 365: Der Versuch, Windows in die MS Cloud zu schieben

Mit Windows 365 möchte das Unternehmen letztendlich den Windows-PC in die Cloud schieben. Mit Windows 11 drängt der Konzern die Nutzer zwar zunehmend dazu, die hauseigenen Clouddienste zu nutzen. Es ist das erste Windows, bei dem offiziell keine lokalen Konten mehr genutzt werden dürfen. Bereits zum Marktstart war das bei der Home-Lizenz der Fall. Während man mit der Anmeldung also bereits von den Clouddiensten abhängig ist, lagen die Programme und meisten Nutzerdaten noch auf dem PC des Nutzers. Sie wurden zusätzlich in z.B. OneDrive synchronisiert.

„Der erste Cloud-PC“: Betriebssystem & Programme aus der Cloud

Das reicht dem Konzern offensichtlich nicht mehr und er stellte 2021 bereits Windows 365 vor. Es wurde auch „Windows-as-a-Service“ genannt, weil sich MS um alles kümmert – oder der Nutzer die Kontrolle vollständig verliert.2 Wie zu erwarten war, dauerte es nicht lange, bis die ersten Sicherheitsmängel bekannt wurden.3 Der Nutzer benötigt lediglich ein Gerät, welches Maus- und Tastatureingaben in die Cloud sendet, sowie das Bildsignal von dort zurück auf den Bildschirm streamt. Wird ein Programm gestartet, läuft dies auf den Servern von Microsoft. Auch gespeicherte Daten liegen nicht mehr auf dem eigenen PC. Souveräne Unternehmen kennen dieses Konzept als Terminalserver. Hierbei liegen die Server allerdings im eigenen Rechenzentrum, statt in öffentlichen Clouddiensten.

Dieses Gerät beim Nutzer kann leistungsschwach sein. Microsoft hat jüngst mit dem Microsoft 365 Link ein solches vorgestellt.4 Es kostet 349 US-Dollar und unterscheidet sich kaum von einem günstigen Mini-PC: Schwacher Intel-Prozessor, 8 GB RAM sowie 64 GB interner Speicher. Mit dieser Ausstattung können zwei Bildschirme in 4K-Auflösung angesteuert werden.56 Weder werden Programme lokal ausgeführt, noch liegen darauf Daten. MS spricht vom „ersten Cloud-PC“.

So sieht der offizielle Thin Client von Microsoft für Windows in der Cloud aus – Quelle: Microsoft Mechanics7

Windows CPC/NXT: Das Cloud only Windows

Allerdings läuft darauf kein GNU/Linux-Betriebssystem, wie es bei anderen Thin Clients üblich ist. Stattdessen hat Microsoft ein „Cloud-Windows“ entwickelt, intern als „Windows NXT“ bzw „Windows CPC“ bezeichnet. Offiziell gibt es MS nicht heraus, ein Prototyp wurde jedoch geleakt. Hinter dem bunten Design mit wenig Text steckt eine webbasierte Nutzeroberfläche, die auf einem kastrierten Windows läuft. Dort hat MS alle Anwendungen entfernt – lediglich das Verbinden zur Windows 365 Cloudinstanz ist damit möglich.8

Sonderlich geschrumpft ist das Betriebssystem allerdings nicht: Satte 5,3 GB ist das ISO-Abbild groß und damit ähnlich schwerfällig, wie das Desktop-Windows. Bereits der Installations-Assistent legt nahe, dass wohl lediglich Windows 11 etwas umgebaut wurde und man sich bisher nicht mal die Mühe machte, dies umzubenennen:

Auch der weitere Verlauf sieht identisch mit dem Installations-Assistenten der Windows 11 Insider Preview aus:

Viel anfangen lässt sich damit allerdings nicht. In einer virtuellen Maschine scheitert die Vorschau-Version bereits an der Erkennung des virtuellen Netzwerkadapters und verlangt, eine Internetverbindung herzustellen. Ansonsten würde man bis zum Anmeldebildschirm zur Microsoft Cloud gelangen. Bereits im OOBE fehlen einige Komponenten aus dem vollwertigen Windows 11 – darunter beispielsweise der Windows Explorer, Task-Manager, Registrierungs-Editor und PowerShell. Die Konsole erscheint in schwarz/grün, wie man es aus Hacker-Filmen kennt. Allerdings mit einer weniger gut lesbaren Schrift.

Was kommt auf Windows-Nutzer zu?

Neben den Gerätekosten vor allem noch monatliche Abos. Ohne die ist der Microsoft 365 Link nutzlos. Die Abos beginnen bei 31,30€ pro Monat für eine sehr dünn ausgestattete virtuelle Maschine mit 2 Prozessorkernen, 4 GB RAM und 128 GB Festspeicher. Der größte Tarif Premium entspricht einem heute üblichen Büro-PC und schlägt mit 66,70€ monatlich zu Buche.

Bisher richtet sich das Angebot an Unternehmen. Auf die hat sich MS schon seit langem fokussiert, weil dort am meisten Geld mit klassischen Lizenzen verdient wurde und auch noch wird. Mit Cloudabos ist der Umsatz weitaus höher. Vor allem in Summe, da ja nicht mehr lediglich einmalige Lizenzen gekauft werden. Sondern die Kunden jeden Monat bzw. jedes Jahr bezahlen.

Es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis MS auch Privatkunden auf virtuellen Windows-Systemen in der hauseigenen Azure-Cloud sehen will. Mit dem Glasfaserausbau ist dies in Zukunft zumindest technisch realistisch. Ob die Kunden das brauchen und wollen, steht auf einem anderen Blatt.

Fazit

Darf es noch etwas mehr Abhängigkeit sein? Bereits aus den lokal installierten Windows-Umgebungen gängelt Microsoft seine Nutzer massiv: Künstlich hohe Systemanforderungen, Zwang zum MS Cloudkonto und Werbung sind nur ein Auszug, was man als Windows-Nutzer im Jahre 2024 aushalten muss. Dies ist bereits eine bedenkliche Abhängigkeit – doch nichts im Vergleich dazu, wenn die gesamten Systeme zu MS ausgelagert werden.

Neben den Kosten ist das sicherheitstechnisch mehr als bedenklich: Wie auch die On-Prem Software stecken Microsofts Clouddienste voller Sicherheitslücken9 und wurde bereits mehrfach gehackt – MS bekam das nicht mal mit. Wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden, sieht das Unternehmen wenig Eile, ihre Sicherheitsmängel zügig zu beseitigen.10 MS ist derart ignorant und verschweigt Informationen zu Hacks, dass er vom BSI zu Transparenz verklagt wurde.11 Der Konzern ist sogar damit überfordert, das eigene Twitter/X Konto unter der eigenen Kontrolle zu halten.12

Wollt ihr deren mangelhaft abgesichertes Betriebssystem mit noch löchriger Software eure Daten anvertrauen? Und noch abhängiger von einem derart agierenden Konzern sein, nur um eine bequeme virtualisierte Instanz per Internet von fremden Servern erreichbar zu haben?

Quellen

  1. https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/tech-konzern-cloud-geschaeft-laesst-microsoft-gewinn-deutlich-steigen/100081951.html ↩︎
  2. https://www.microsoft.com/de-de/windows-365 ↩︎
  3. https://www.bleepingcomputer.com/news/microsoft/windows-365-exposes-microsoft-azure-credentials-in-plaintext/ ↩︎
  4. https://learn.microsoft.com/de-de/windows-365/link/overview ↩︎
  5. https://winfuture.de/news,146900.html ↩︎
  6. https://winfuture.de/news,146843.html ↩︎
  7. https://www.youtube.com/watch?v=dG0vepqXw_Q ↩︎
  8. https://winfuture.de/news,147095.html ↩︎
  9. https://www.bleepingcomputer.com/news/microsoft/azure-service-tags-tagged-as-security-risk-microsoft-disagrees/ ↩︎
  10. https://www.borncity.com/blog/2023/08/03/sicherheitsrisiko-microsoft-azure-schwachstelle-seit-mrz-2023-ungepatcht-schwere-kritik-von-tenable-teil-2/ ↩︎
  11. https://winfuture.de/news,142895.html ↩︎
  12. https://www.csoonline.com/article/3494043/microsoft-account-fur-roaring-kitty-scam-missbraucht.html ↩︎

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