Microsoft: Schmeiß deinen PC weg & kaufe neu!

Als Video ansehen
Bereitgestellt über YouTube

Microsoft: Schmeiß deinen PC weg & kaufe neu!

Wenn es nach Microsoft geht, sollen hunderte Millionen (!) Nutzer ihre Windows 10 Computer am besten wegwerfen und einen neuen kaufen – natürlich mit Windows 11.1 Der Konzern geht dabei manipulativ vor: Alternativen werden verschwiegen, obwohl sie die deutlich bessere Wahl sein können. Eine davon würde Microsoft sogar Geld bringen. Alle haben dagegen eine Gemeinsamkeit, die das Unternehmen gar nicht gerne sieht – sie verursachen weder Kosten, noch gefährlichen & unnötigen Müll. Wie es viel besser gehen könnte, bewies Microsoft selbst bei Windows 95.

Manipulative Checkliste zum Windows 10 Ende

Windows 10 wird ab Oktober 2025 nicht mehr vom Hersteller unterstützt. Kürzlich hat Microsoft eine Checkliste veröffentlicht, wie Windows-Nutzer damit aus Sicht des Konzerns umgehen sollen. Am Anfang heißt es noch recht offen: Einen neuen PC zu kaufen ist nicht die einzige Option. Allerdings bloß, wenn der vorhandene PC die Windows 11 Anforderungen erfüllt. Es sind die Höchsten, die es für Windows je gab – und werden mit zunehmender Gewalt durchgedrückt. Obwohl Windows 11 technisch kaum anders ist als der Vorgänger. Mit inoffiziellen Hacks funktioniert es problemlos auf PCs, die viel älter sind, als Microsoft offiziell erlaubt.

Doch das möchte das Unternehmen um jeden Preis verhindern. Im weiteren Verlauf des Dokuments wird der Ton daher subtil schärfer. Erfüllt der vorhandene PC die überhöhten, künstlichen Windows 11 Voraussetzungen nicht, sei es Zeit tschüss zu sagen – das Recycling droht. Alternativ könne man ihn gegen Geld eintauschen, das – natürlich – für einen neuen Windows 11 Computer ausgegeben werden soll. Laut deren Checkliste gäbe es also bloß zwei Optionen.

E-Mail motiviert zum Wegwerfen

Noch extremer ließt sich eine E-Mail. Microsoft verschickt sie in den USA an Nutzer, die sich bereits unter Windows 10 zu einem Cloudkonto haben gängeln lassen. Dort wird nicht mal das Upgrade erwähnt. In wenigen Sätzen suggeriert die Nachricht: Der aktuelle PC müsse bis 14.10.2025 weg. Zeitgleich preist man Windows 11 als „sicherstes Windows ever“ an.2 Mit so neuen Argumenten wie Firewall & Antivirus – kein Scherz.

Selbst Microsoft hat bereits Windows XP eine Firewall spendiert und sie 2003 erweitert.3 Seit dem hat jedes Windows eine eingebaute Firewall – natürlich auch die Nachfolger Windows 7, 8, 8.1 und 10. Die Antivirusbranche hat sich bereits vor Jahren selbst zerlegt. Wer daran glaubt, der kann bei der nächsten Krankheit passend auf Homöopathie wie z.B. Globuli setzen. Es spricht für sich, dass dem Konzern offensichtlich selbst kein sinnvoller guter Grund für Windows 11 einfällt und derart lächerliche angebliche Sicherheitsgewinne nennt.

Microsoft verschweigt viele Alternativen, teils bessere

In Wahrheit stehen jedoch weitere Möglichkeiten zur Verfügung. Ein Teil stammt sogar aus eigenem Hause: Wer extra bezahlt, bekommt auch nach Oktober 25 zumindest noch Sicherheitsupdates. Dieses Angebot aus dem Extended Security Updates (ESU) Programm gilt bis maximal 2028 und richtet sich sogar an Privatkunden (30$/Jahr).4 Selbst aus kapitalistischer Sicht ist unklar, warum nicht zumindest diese Alternative genannt wird. Kann ein Windows 11 Nutzer so viel stärker gemolken werden, dass sich der zusätzlich gezahlte Preis eines ESU-Abos dagegen nicht lohnt? Anscheinend wohl ja.

Noch länger erhalten die LTSC & IoT-Editionen Sicherheitsaktualisierungen. Sie sind rechtlich allerdings fragwürdig, weil Microsoft deren Nutzung als Desktop-PC verbietet. Nur spezielle Verwendungszwecke erlaubt der Konzern. Ebenfalls möglich wäre die Umgehung der offiziellen Anforderungen für Windows 11. Zumindest wenn man die Drohung des Konzerns in Kauf nimmt, möglicherweise zukünftig von wichtigen Sicherheitsaktualisierungen ausgeschlossen. Außerdem müssen Upgrades händisch mit den jeweiligen Hacks manuell vorgenommen werden – mühsames Basteln, dennoch prinzipiell möglich.

Wer weder einen Datenschutz & Sicherheitsalbtraum als Betriebssystem möchte, noch sich den Gängelungen eines Konzerns unterwerfen lassen will, für den sind Microsoft-Produkte grundsätzlich keine Alternative. All das bekommt man nur mit freier Software: GNU/Linux respektiert den Nutzer und würde ihn nie aus Geldgier zu etwas zwingen. Oder gar Schnüffelsoftware wie Spyware in das Betriebssystem einbauen.

Künstlich überhöhte Systemanforderungen sucht man dort ebenfalls vergeblich, im Gegenteil: Manche GNU/Linux Distributionen sind speziell auf geringen Ressourcenbedarf für ältere PCs optimiert. Selbst wenn der so alt ist, dass er deren Anforderungen nicht erfüllt – niemand wird mit Gewalt zu etwas gezwungen. Jeder kann es trotzdem installieren & ausprobieren.

Trotz Recycling-Lüge: Millionen funktionierender Geräte wegwerfen

All das erwähnt Microsoft nicht, sondern stellt Windows 11 als Alternativlos hin. Eben so dessen künstlich hohe Anforderungen, die viele PCs nicht erfüllen können – obwohl sie einwandfrei funktionieren. Und das bis auf wenige Ausnahmen auch nach Oktober 25 noch werden. Schätzungen gibt es schon länger: Alleine in den 2 Jahren von Ende 2023 – 2025 sollen wegen Windows 10/11 zusätzliche 240 Millionen Geräte entsorgt werden – eine unvorstellbare Gesamtmasse von 480 Millionen Kilogramm Elektroschrott.5

Der ist durch den stetig zunehmenden Konsum unserer Wegwerf-Gesellschaft ohnehin bereits um 82% angestiegen – in nur 12 Jahren von 2010 – 2022.6 Das Recycling ist mit diesen Müllbergen längst überlastet. Von den 62 Millionen Tonnen Elektroschrott im Jahre 2022 wurden gerade einmal 22,3% gesammelt – was die Voraussetzung für Recycling ist. In Deutschland sind es mit 30% im Jahre 2024 nur wenig mehr.7 Seit Jahrzehnten sind die Probleme bekannt, ohne Lösung.

Die schmutzige Wahrheit ist also: Der Großteil unserer elektronischen Geräte landet in keinerlei Kreislauf. Sondern in armen Ländern. Dort werden Menschenleben & Umwelt zerstört, um durch Verbrennen ein paar Edelmetalle zu gewinnen. Daran ist Microsoft nicht alleine schuld.

Über 22.000€ pro Stück: Teure Geräte reif für den Elektroschrott

Sie gießen allerdings Öl ins Feuer, in dem Sie z.B. Geräte schlecht Reparierbar bauen. Und mit der unnötigen Entsorgung von Millionen funktionsfähiger PCs ganze Tankwagenladungen von Öl hinterher. Neben der riesigen Zahl an Windows 10 PCs betrifft dies auch andere Geräte, teils sogar aus eigenem Hause.

Das wohl extremste Beispiel ist der Surface Hub: Die erste Version erschien ab 2015, es handelt sich um einen bis zu 84 Zoll großen Fernseher mit Windows 10. Gedacht ist er für Unternehmen, um Konferenzen abzuhalten – etwa mit Microsoft Teams oder als Whiteboard. Zum Marktstart kostete die größte Variante über 22.000€.8 Da sie Microsofts überhöhte Windows 11 Anforderungen nicht erfüllen und der Konzern (anders als bei manchen anderen Surface-Geräten) keine Lust auf Ausnahmen hat, lautet die offizielle Empfehlung: Surface Hub v1 & Surface Hub 2S wegwerfen, stattdessen Surface Hub 3 mit Windows 11 neu kaufen.

Besonders brisant ist, dass Microsoft nicht nur von auslaufenden Updates spricht. Die Ankündigung erwähnt explizit: Ab 14. Oktober 2025 wird die Teams App aufhören zu funktionieren.9 Klingt sehr danach, als soll die Funktionalität künstlich noch weiter unbrauchbar gemacht werden. Technisch gäbe es keinen Grund dafür. Zwar stellen sie durch fehlende Sicherheitsaktualisierungen ein zunehmendes Risiko dar. Doch die Teams-Funktion wäre vorerst gegeben, bis irgendwann Inkompatibilitäten auftreten.

Fazit: Ein viel besseres Windows wäre möglich, aber…

1995 stellte Microsoft Windows 95 vor. Dort war Microsoft bereits wichtig und durchaus zu fragwürdigen Mitteln bereit, um den Umsatz zu steigern.10 Doch sie hatten es noch nötig, ihre Kunden zu überzeugen. Ein Verkaufsargument war daher explizit die Kompatibilität für bestehende Software & Hardware. Auf der Veranstaltung zeigten sie sogar, wie einfach sich ein Computer mit Windows 3.X auf Windows 95 aktualisieren ließe.

2025 dominieren sie den Markt längst und drängen ihre Kunden regelrecht dazu, hunderte Millionen funktionsfähige PCs zu entsorgen – obwohl dort Windows 11 technisch laufen würde. Das schadet allen anderen. Doch Microsoft kann es sich leisten, weil ihr es mitmacht. Daher werden sie ihren Skrupel, der höher denn je geworden scheint, nicht abbauen. Sondern erweitern. Warum sollte euch ein Konzern weniger melken, wenn die große Mehrheit sich melken lässt? Für den BWLer ist klar: Da ist Potenzial für noch mehr Milch, holen wir sie uns…

Quellen

  1. https://winfuture.de/news,150131.html ↩︎
  2. https://www.windowslatest.com/2025/03/19/microsoft-emails-windows-10-deadline-warning-urges-windows-11-upgrade/ ↩︎
  3. https://www.heise.de/news/Noch-detaillierter-die-neue-Firewall-fuer-Windows-XP-90495.html ↩︎
  4. https://www.golem.de/news/windows-10-esu-microsoft-will-30-usd-fuer-ein-jahr-sicherheitsupdates-2411-190379.html ↩︎
  5. https://www.pcgameshardware.de/Windows-Software-277633/News/Supportende-480-Millionen-Kilogramm-Elektroschrott-1436963/ ↩︎
  6. https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/elektroschrott-recycling-kommt-bei-steigenden-mengen-nicht-hinterher-a-dbfa3398-df7b-4474-8629-0995b5b07a05 ↩︎
  7. https://www.br.de/nachrichten/bayern/wir-sammeln-zu-wenig-elektroschrott-woran-es-oft-scheitert,UOCBCnK ↩︎
  8. https://winfuture.de/news,150438.html ↩︎
  9. https://techcommunity.microsoft.com/blog/surfaceitpro/surface-hub-support-ends-for-windows-10%E2%80%94start-your-transition/4398583 ↩︎
  10. https://www.deutschlandfunk.de/schuldspruch-fuer-microsoft-100.html ↩︎

Leave a Reply