Milliardenverluste pro Tag: Wie hat sich Facebook ein Jahr nach der Ankündigung zum Metaverse entwickelt? Ein Blick auf „Horizon Worlds“

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Milliardenverluste pro Tag: Wie hat sich Facebook ein Jahr nach der Ankündigung zum Metaverse entwickelt? Ein Blick auf „Horizon Worlds“

11 Milliarden US-Dollar Verlust in nur einer Nacht vom 26. auf den 27. Oktober 2022! Und das ist kein Einzelfall: Meta aka Facebook ist All-In gegangen, bereits seit Monaten verliert Gründer Marc Zuckerberg Milliarden – jeden Tag. Was passiert mit dem Konzern, der noch im Jahre 2021 Platz 6 der wertvollsten Unternehmen weltweit belegte?

Aus Facebook wird Meta – trotz Skandalen

Es begann vor fast genau einem Jahr: Im Oktober 2021 kündigte Zuckerberg an, der Facebook-Konzern wird fortan „Meta“ heißen. Dies wurde von manchen als Versuch gesehen, den negativen Ruf loszuwerden. Den hat sich Facebook über Jahre hinweg erarbeitet: Unter anderem durch bewusstes tolerieren und verbreiten von Hass und Gewalt, um damit mehr Geld verdienen. Eine Whistleblowerin hat dazu umfangreiche Informationen veröffentlicht, die ein erschreckendes Ausmaß offenbaren.

Bereits davor machte Facebook regelmäßig mit diversen Skandalen Schlagzeilen. Einer der Bekanntesten ist Cambridge Analytica aus dem Jahre 2018. Aber auch jüngst riss dieser Strom nicht ab. Zuletzt etwa wurde Facebook dabei erwischt, die eingebauten Browser ihrer Apps zum Tracking zu missbrauchen. Doch um einen besseren Ruf ging es dem Konzern offensichtlich weniger – trotz Häufigkeit und Extremität hatten die Skandale nur wenig negativen Einfluss, das Unternehmen konnte weiterhin wachsen.

Das Metaverse ist aus Sicht von Zuckerberg die nächste Stufe: Es soll eine digitale 3D-Welt sein, in der man alles und noch mehr machen kann, als in der analogen Welt. Erste Ansätze gibt es bereits seit längerem, vor allem in Spielen wie Fortnite oder Second Life. Facebook möchte das jedoch massiv ausweiten: Freunde treffen, virtuell Einkaufen, Konzertbesuche und vieles mehr – all das soll im Metaverse virtuell möglich sein.

Die nächste große Geldeinnahmequelle?

Der Konzern verspricht sich einen neuen Markt: 2021 nutzten 2,9 Milliarden Menschen Facebook monatlich. Früher oder später ist kein stetiges Wachstum mehr möglich. Im Metaverse wurde bereits für 2024 ein Marktpotenzial von 800 Milliarden US-Dollar erwartet. Es gibt gute Gründe, warum das noch zu früh sein mag. Doch ein lukrativer Markt scheint realistisch: Bereits 2020 wurden rund 3,3 Milliarden für Käufe in virtuellen Welten von Spielen ausgegeben. Deutlich mehr als für den regulären Spielekauf. YouTuber & co. machen es teilweise vor: So hat „Trymacs“ etwa 134.000 Euro für In-Game-Käufe bezahlt. Auch andere virtuelle Gegenstände wie NFTs liegen im Trend und werden gekauft.

In Spielen wird meist für Kleidung, Gegenstände oder schnelleren Fortschritt bezahlt. Meist wird dies mit einer eigenen Währung verschleiert: Man muss zunächst eine bestimmte Spielwährung für echtes Geld kaufen und erst mit der Spielwährung lassen sich Inhalte im Spiel erwerben. Erste Unternehmen sind dort bereits aktiv: So verkauft beispielsweise Nike seine Kleidung in virtueller Form in Roblox.

Im Metaverse können viele Dinge wie virtuelle Veranstaltungen (Freizeitparks, Filme) und viel mehr vermarktet werden. Vor allem aber auch Werbung, da im Metaverse noch weit mehr persönliche Nutzerdaten anfallen, als im derzeitigen Überwachungskapitalismus.

Weniger Einnahmen bei höheren Ausgaben

Derzeit ist die Lage aber eine ganz andere: Bereits im Juli 2022 ist Metas Gewinn um rund 1/3 gesunken, man erwartet 29 Milliarden Dollar weniger Umsatz um nächsten Quartal. Dies liegt vor allem an den laufenden Krisen: Sie wirken sich indirekt auf Facebook aus, da Unternehmenskunden bei den Werbebudgets sparen. Der Konzern erwirtschaftet hauptsächlich durch Werbung Geld, und ist somit stark von den Werbekunden abhängig.

Außerdem hat Apple die Privatsphäre etwas gestärkt, in dem Nutzer ausdrücklich zustimmen müssen, wenn Apps ihr Verhalten über verschiedene Anwendungen verfolgen möchte. Bislang geschah dies vom Nutzer unbemerkt im Hintergrund. Viele möchten dies nicht, daher verdient Facebook weniger Geld mit mobilen Nutzern.

Als Konsequenz wurden drastische Sparmaßnahmen beschlossen. Zunächst per Einstellungsstopp, mittlerweile sollen auch bestehende Mitarbeiter gekündigt werden. Zeitgleich wird viel Geld in das Metaverse investiert. Oder genauer in Facebooks Metaverse. Denn genauer betrachtet handelt es sich dabei um einen allgemeinen virtuellen Raum, kein konkretes Produkt. Facebooks Metaverse heißt Horizon Worlds. Zuckerberg machte kein Geheimnis darum, dass dieses Projekt eine langfristige Investition ist, die erst in einigen Jahren für Einnahmen sorgen wird.

Wie entwickelt sich Horizon Worlds?

Doch alleine von Jahresbeginn bis Oktober 2022 hat der VR-Bereich 9,4 Milliarden Dollar Verlust gemacht, bei nur 1,4 Milliarden Dollar. Die Brillenverkäufe wurden hier bereits mit eingerechnet. Zeitgleich sind die Ergebnisse nach einem Jahr ernüchternd: Kürzlich erntete Zuckerberg viel Spot für einen der ersten Screenshots. Die Grafik ist sehr einfach und gleicht einer Zeitreise von mindestens 20 Jahren in die Vergangenheit. Von einer Erfahrung ähnlich zur Realität, wie es versprochen wurde, keine Spur.

Das kommt auch bei Interessierten schlecht an: Seit Frühjahr 2022 haben es nur 200.000 Menschen ausprobiert, die meisten kamen danach nie wieder. Damit bleibt Horizon Worlds deutlich hinter den eigenen Zielen zurück. Selbst den Entwicklern scheint das eigene Produkt zu schlecht zu sein. Es scheint unklar, ob, wie und wann dieses Konzept erfolgreich wird.

Hält der Konzern das durch?

Als der Konzern am Donnerstag, den 27.10.2022 seine Geschäftszahlen verkündete, brach zudem der Aktienkurs massiv ein, wie seit 7 Jahren nicht mehr. Der Börsenwert des Unternehmens sank dadurch um insgesamt 70 Milliarden Dollar. Dies verstärkt den seit Ende 2021 bestehenden Trend: Innerhalb eines Jahres verliert Zuckerbergs Unternehmen etwa 1,5 Milliarden US-Dollar – pro Tag.

Es mag einerseits absurd klingen, wenn Facebook spart, um die magische Grenze von 1.000 US-Dollar Gewinn pro Stunde nicht zu unterschreiten. Andererseits spricht der Trend eine klare Sprache: Steigende Ausgaben bei zeitgleich sinkenden Einnahmen kann nicht nachhaltig funktionieren. Die Frage wird also sein: Wie viel Zeit und Geld muss in Facebooks Metaverse investiert werden, um damit Gewinn zu erwirtschaften? Und wie wird sich die personalisierte Werbung als Haupteinnahme in nächster Zeit entwickeln?

Pläne um sich von Werbekunden unabhängiger zu machen, gibt es bereits: Facebook, Instagram & co. prüfen derzeit kostenpflichtige Funktionen, für die Nutzer bezahlen.

Fazit

Für Facebook ist das Metaverse in jeglicher Hinsicht lukrativ: Es bietet Potenzial um viel Geld zu verdienen. Außerdem kontrolliert das Unternehmen die komplette Plattform – statt als Gast auf Google und Apple angewiesen zu sein, wie es bei den Mobilgeräten derzeit der Fall ist. Doch es scheint noch nicht einmal die Technik reif zu sein, trotz massiver Investitionen. Die Aktionäre werden zunehmend skeptisch, ob ihr Geld darin gut angelegt ist – all zu lange wird sich der Konzern das nicht mehr leisten können.

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