Telekom-Report: Kontroverse Sicherheitsbedenken in der Bevölkerung

Telekom-Report: Kontroverse Sicherheitsbedenken in der Bevölkerung

Die Deutsche Telekom hat zum fünften Mal in Folge ihren jährlichen Sicherheitsreport veröffentlicht. Er analysiert die Sorgen und Ängste der Bevölkerung mit Fokus auf technische Aspekte. Durch sein regelmäßiges Erscheinen lässt sich gut vergleichen, in wie weit sich die Angaben der Menschen im Vergleich zu den vorherigen Jahren verändert haben.

Wer vertraut Facebook? Kaum einer!

Anfang 2015 nutzen rund 28 Millionen Deutsche aktiv das verbreitetste soziale Netzwerk – Also mehr als jeder dritte Deutsche. Bekannterweise lebt Facebook davon, sehr viele Daten über seine Nutzer zu sammeln. Doch die klare Mehrheit scheint ihre privaten Informationen keineswegs aus Überzeugung dem US-Konzern anzuvertrauen:

Wie die oben zu sehende von Statistika aufbereitete Infografik zeigt, vertrauen lediglich 9% der befragten Nutzer Facebook im Umgang mit ihren Daten – Und bildet so mit Abstand das Schlusslicht. In Anbetracht der Nutzerzahlen ist dies jedoch kurios, scheint kaum jemand Konsequenzen daraus zu ziehen. Bei Google ist die Lage ähnlich: Google Plus ist zwar nicht annähernd so beliebt wie Facebook, doch dafür andere Google-Dienste wie etwa die Suchmaschine oder der Freemail-Dienst Google Mail.

Genau so überraschend ist, dass fast die Hälfte aller Teilnehmer ihre privaten Daten bei der Deutschen Telekom in guten Händen sehen. Diese Angabe ist jedoch nicht nur aus dem Grund fragwürdig, weil die Telekom der Autor des Sicherheitsreportes ist. Auch die Propaganda zur angeblich sicheren DE-Mail – die letztendlich nur eine kaum sichere aber dafür deutlich teure E-Mail ist – dürfte die Ansicht der Menschen geprägt haben.

Bei den restlichen Firmen ist das geringe Vertrauen teilweise nachvollziehbar – So hat Apple beispielsweise erst letztes Jahr eine kritische Sicherheitslücke über Monate hinweg ignoriert, wodurch zahlreiche private Daten von iCloud-Nutzern veröffentlicht wurden. Betroffen waren hauptsächlich Schauspieler und andere prominente Apple-Kunden.

Mehr Altersrisiken, Datenbetrug, Naturkatastrophen und Terroranschläge

Ebenfalls wurde gefragt, über welche Bedrohungen sich die Befragten große Sorgen machen. Fast die Hälfte sieht sich im Alter von Pflegebedürfigkeit, Demenz und Armut bedroht. Aber auch lebensbedrohliche Krankheiten, Einkommensverluste und die Inflation machen vielen zu schaffen. Besonders die Angst von Terroranschlägen hat sich in diesem Jahr verschärft: Sahen vergangenes Jahr lediglich 17% darin eine große Gefahr, sind es 2015 bereits 28 Prozent. Der Terroranschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo im Januar 2015 dürfte für diesen Anstieg nicht unerheblich sein – wurde das Thema in den Medien unendlich breitgetreten und löste eine Grundsatzdebatte über Themen wie die Vorratsdatenspeicherung aus.

Dies ist Anlass zur Besorgnis – Wird unverhältnismäßige Massenüberwachung und Spionage bekannterweise meist mit dem Kampf gegen den Terrorismus gerechtfertigt, obwohl der Schaden dem Nutzen eindeutig überwiegt.

Probleme werden zunehmen

Ein Großteil der Befragten ist zudem der Ansicht, dass diese Probleme sich in Zukunft noch verschärfen werden. Dies trifft nicht nur auf Altersrisiken wie Demenz zu, sondern auch auf den Missbrauch privater Daten durch Unternehmen: 70 Prozent denken, dass hier eine Verschlimmerung droht. 66% befürchten eine Zunahme von Naturkatastrophen, 63% haben Angst vor mehr Computerviren in der Zukunft. Aber auch beim Thema Terroranschläge sind 63% der Meinung, dass wir erst die Spitze des Eisberges erreicht haben. Und obwohl die Klimaerwärmung umstritten ist, sehen sich 66% von zunehmenden Naturkatastrophen bedroht.

Etwas verwunderlich ist hingegen, dass lediglich 48% eine Zunahme der ausufernden Überwachung durch den Deutschen Staat befürchten. Bei ausländischen Staaten wie etwa der US-Amerikanischen NSA sind es mit 47% gar noch etwas weniger. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Wert sogar zurückgegangen.

Fazit

Der diesjährige Sicherheitsreport zeigt ein gespaltenes Bild: Einerseits scheint zumindest die Mehrheit sich über drohende Gefahren sowie die Unsicherheit ihrer privaten Informationen bei Datenkraken wie etwa Facebook bewusst zu sein. Im Kontrast dazu ist das Verhalten der Mehrheit äußerst kontrovers, da kaum einer Konsequenzen daraus zieht. Generell scheint ein nicht unerheblicher Teil nach wie vor eine recht naive Vorstellung gegenüber den digitalen Gefahren der heutigen Zeit zu haben.

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