Tödlicher Unfall mit Teslas Autopiloten: Was bisher geschah

Tödlicher Unfall mit Teslas Autopiloten: Was bisher geschah

Tesla genießt einen sehr guten Ruf: Der US-Amerikanische Autobauer ist weltweit als innovativster Autobauer bekannt. Neben Elektroautos ist das Unternehmen vor allem für weitgehende Unterstützungssysteme bekannt, die sich stark in Richtung selbstfahrendes Auto orientieren. Ende 2015 wurde mithilfe einer Software-Aktualisierung für den Tesla S beispielsweise ein Autopilot vorgestellt, der auf Autobahnen ohne Zutun des Nutzers fährt. In den letzten Wochen macht eben jenes Modell jedoch mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Wir erklären, was geschehen ist.

Der erste tödliche Unfall

Alles begann im Mai 2016 mit einem tödlichen Unfall: Der Fahrer eines Tesla S war auf der Autobahn unterwegs, und nutzt das Autopiloten-Assistenzsystem. Einen querenden Lastwagenfahrer hatte es als hochhängendes Straßenschild erkannt. Statt zu bremsen fuhr das Auto weiter, sodass die Unterkante des Anhängers die Windschutzscheibe des Wagens traf. Als Folge wurde der obere Teil des Fahrgastraumes inklusive Windschutzscheibe abgerissen. Offenbar konnte auch der Fahrer nicht mehr rechtzeitig reagieren, der bei diesem Unfall getötet wurde. Die genaue Ursache ist bislang ungeklärt. Es wird davon ausgegangen, dass der Autopilot die weiß gestrichene Seite des LKWs beim hellen Tageslicht nicht von dem Schild bzw. der Straße unterscheiden konnte.

Damit handelt es sich um den ersten durch Autopiloten verursachten tödlichen Unfall nach rund 210 Millionen Kilometern. Damit schneidet der Tesla aber immer noch deutlich besser ab als die menschlichen Fahrer. Laut US-Statistiken über alle Fahrzeuge in den Vereinigten Staaten ist ein Todesfall pro 515 Millionen Kilometer zu verzeichnen. International wird alle 97 Millionen Kilometer ein Mensch getötet. Der Autobauer bejahte die Frage nach der Existenz weiterer Unfälle. Allerdings sollen diese weit weniger schwer sein, und keine Toten zu Folge gehabt haben.

Genaue Zahlen oder Details über die Art der Unfälle sowie deren Schäden wurden nicht veröffentlicht. Bisher ist auch noch nicht klar, an welchen Unfällen der Hersteller tatsächlich Schuld trägt. In manchen Fällen ist beispielsweise aktuell noch gar nicht sicher, ob der Autopilot vor dem Unfall überhaupt eingeschaltet war. Daher ist bei Berichten über vermutete weitere Unfälle für die Tesla verantwortlich sein soll Vorsicht geboten.

Autopilot heißt nicht vollständig autonom 

Tesla weist ausdrücklich darauf hin, dass der Autopilot sich noch im Betastadium befindet. Damit wird unfertige Software gekennzeichnet. Diese enthält in der Regel zwar bereits alle wichtigen Funktionen. Allerdings fehlen häufig noch umfangreiche Tests, wodurch es vermehrt zu Fehlern kommen kann. Daher ist der Autopilot auch nicht standardmäßig aktiviert. Außerdem gibt es zusätzliche Schutzmaßnahmen. Beispielsweise muss der Fahrer trotz Autopilot das Lenkrad mit seinen Händen festhalten, um in brenzligen Situationen schnell eingreifen zu können.

Diesen Sicherheitshinweis missachten jedoch einige Kunden, teils sogar auf besonders fahrlässige Art und Weise. Im Internet sind zahlreiche Videos von Tesla-Fahrern zu finden, die während der Fahrt abgelehnt sind. Teilweise saß überhaupt niemand auf dem Fahrersitz. Im Fehlerfall wird somit zwangsweise ein Unfall verursacht, da der Fahrer nicht rechtzeitig eingreifen kann. Genau dafür sind die Fahrzeuge aber laut aktuellem Stand nicht gemacht. Die ständige Kontrolle über die Verkehrssituation sei unabdingbar, so der Hersteller.

Unfertige Software macht Behörden aufmerksam

Durch die zunehmende Berichterstattung wurden auch verschiedene Behörden auf den Vorfall aufmerksam. Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) etwa äußerte sich, den Autopiloten nicht zu genehmigen, sofern mit der Bezeichnung Beta-Software tatsächlich unfertige Computerprogramme gemeint sind. Im Rahmen einer Untersuchung wird dieser Umstand derzeit analysiert. Tesla dagegen rechtfertigt sich eben genau damit, dass sich ihr System noch in einer „öffentlichen Beta-Phase“ befindet. Je größer die zurückgelegte Fahrstrecke der Autos mit Autopilot, um so sicherer werden die Fahrzeuge.

Trotz dieser Bedenken dürfen auch Modelle mit Autopilot aktuell legal auf deutschen Straßen gefahren werden. Der Hersteller hat eine Genehmigung der niederländischen Zulassungsbehörde, die für ganz Europa gilt. Diese gilt in der gesamten EU. Autohersteller können sich aussuchen, in welchem EU-Land sie ihre Fahrzeuge zulassen möchten.

Sind Assistenzsysteme/Autonome Autos unsicher?

Auch wenn diese reißerische Frage von manchen Medien aufgrund des Unfalles gestellt wird: Nein, die Technik ist wegen eines einzelnen tödlichen Unfalles definitiv nicht als unsicher einzustufen. Zwar ist es schade, dass Tesla generell eine recht intransparente Haltung über Informationen zu Unfällen hat. So wird kein Vertrauen geschürt. Dennoch hat die Technik das Potenzial, den Straßenverkehr deutlich sicherer zu gestalten. Bislang ist dies nämlich nicht der Fall wenn man sich vor Augen hält, dass alleine 2011 in den USA über 32.000 Verkehrstote zu beklagen sind.

Natürlich sind tödliche Unfälle per se tragisch, egal ob ein Mensch oder eine Maschine am Steuer sitzt. Wir müssen uns aber vor Augen halten, dass Autos eines der unsichersten Verkehrsmittel sind. Wesentlich dafür Verantwortlich sind die menschlichen Fahrer, die Fehler machen. Computer schneiden hier deutlich besser ab. Wobei man hier auch bedenken muss, dass Assistenzsysteme in Richtung autonomes Fahren eine sehr neue Entwicklung sind. Gerade bei neuen Technologien ist mit Opfern zu rechnen. Man denke nur zurück an die Anfänge des Autos. Es waren unzählige Todesopfer durch fehlende Sicherheitsfunktionen wie Airbags oder Sicherheitsgurte zu beklagen. Alleine der Sicherheitsgurt reduziert die Gefahr tödlichen Verletzungen um mindestens 50 Prozent, schwere Verletzungen werden um 50 bis sogar 75 Prozent verringert. 

Ähnlich wie beim Fliegen sollte man daher nicht den Fehler machen, durch die hohe mediale Berichterstattung auf eine unverhältnismäßige Gefährlichkeit zu schließen. Fliegen ist mit Abstand das sicherste Verkehrsmittel – Auch wenn umfangreiche Medienberichte über jeden einzelnen Unfall sowie unser subjektives Gefühl uns gerne das Gegenteil glaubhaft machen wollen. Technik kann gut, aber nicht perfekt sein. Es wäre daher weder vernünftig noch sinnvoll, bei selbstfahrenden Autos wegen eines Unfalles das gleiche zu denken. Stattdessen sollten wir die Technologie als Chance sehen, den im Vergleich ziemlich unsicheren Straßenverkehr endlich sicherer zu machen.

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